Auslaufmodell Wasserbett?

2023-04-25

An sich wird man doch alles, von dem man sich trennen möchte, auf Ebay los, sofern die eigene Preisvorstellung einigermaßen realistisch ist. Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, mich gar manchmal gewundert, welchen Kram manch einer noch so haben will. Nur mein geliebtes Wasserbett will niemand haben. Binnen einer Woche gab’s zwei (selbst das ist echt wenig…) obligatorische Blitzanfragen. Die „Interessenten“, die dir spätestens eine Minute nach Einstellen des Angebots ihren großen Bedarf an exakt diesem Artikel, den sie explizit nie benennen, bekunden. Die, die dir mitteilen, ihr Budget betrüge leider nur ein Drittel des Kaufpreises, hätten sie aber deine Handynummer, könnten sie dir umgehend erklären, wohin du den Artikel, für den du gar keinen Versand angeboten hast, schon mal hinschicken sollst. Und sonst? 29 Besucher des Angebots. Das sind bestimmt alles arme Wasserbettbesitzer, die verzweifelt beobachten wollen, ob es noch eine Chance gibt, das ziemlich unflexible Möbelstück an Mann und/oder Frau zu bringen.

Dabei ist mein super gut gepflegtes Wasserbett toll. Ich liebte und liebe es, schlafe darin wie ein Stein. Sämtliche in Wasserbettwerbeprospekten angepriesenen Vorteile kann ich nur bestätigen, Vorurteile wie „Ein Wasserbett schaukelt und gluckert ständig“ uneingeschränkt ausräumen. Solche Wasserbetten gibt’s bestimmt auch, das liegt dann aber an einem schlecht gewählten Wellendämpfungsgrad oder Luftblasen im Wasserkern nach unsachgemäßer Befüllung oder Wartung.
Das Schlafen im Wasserbett ist ein Traum. Du liegst sanft – regelrecht eingebettet – in einer passgenauen Mulde, die deine eigenen Körperkonturen vorgeben. Deine Tiefschlafphasen sind deutlich länger als auf einer „normalen“ Matratze, da du dich im Schlaf kaum bewegst. Jeder bewegt sich im Schlaf, klar. Im Wasserbett aber ist der Drang des Körpers, seine Position zu verändern, geringer, weil es keine störenden Druckpunkte gibt. Du liegst quasi auf einer Wolke, die Blutzirkulation deiner Hautkapillaren rund um die Auflageflächen wird nicht durch das Matratzenmaterial gehemmt. Und das Bett ist schön kuschelig warm, wenn du hineinkriechst. Weder der Partner muss zwecks angeordneten Vorwärmens den Bildschirm mit dem spannenden Fernsehkrimi vorzeitig verlassen, noch der Hund erhält ein Alibi. Die Suche nach der Wärmflasche, der Gang zum Wasserkocher in der kalten Küche bleibt dir erspart, dein Bett ist warm, denn es ist immer beheizt. Ich fürchte… Ja, das Bett muss winters wie sommers beheizt werden. Natürlich kann die Temperatur je nach Zimmertemperatur reguliert werden, aber mindestens 25° C muss das Wasser des Bettes beständig haben. Das hat irgendwas mit der besonders guten Leitfähigkeit von Wasser zu tun. Klar habe ich’s im Sommer mal ohne Heizsystem probiert. Eine Nacht. Ich bin tatsächlich aufgewacht, weil ich fror.

Und warum soll das phantastische Bett nun weg?
Nun, da gibt’s mehrere Gründe. Unter anderem den Wunsch nach Umgestaltung und Renovierung des Schlafzimmers. So einen 400-Kilogramm-Koloss verschiebt man aber nicht mal eben so und das Abpumpen und Auffüllen des Wassers ist aufwändig. Deshalb sollte man den Standort eines Wasserbetts auch mit Bedacht wählen, was ich nicht getan habe. Oder vielleicht doch? Eigentlich gab’s im kleinen Schlafzimmer gar keine andere Möglichkeit. Allerdings habe ich mich schon oft geärgert, dass das Kopfende direkt am Fenster ist. Ich schlafe grundsätzlich bei geöffnetem Fenster. Aber so ohne Schlafmütze (das geht doch gar nicht…) erfriere ich im Winter. Schließe ich das Fenster, ersticke ich. Und die Füße zeigen zur Tür. Seit Mama gestorben ist, denke ich immer wieder an den alten Spruch (den sie mich gelehrt hat?) „So liegt man nicht, so wird man rausgetragen.“ Mit diesem Gedanken aufgewacht (oder aber mit bereits sehr bedrohlichen Frostbeulen am Kopf), habe ich meine Körpersenkrechte bereits um 180° gedreht. Und schon hat die Prinzessin auf der Erbse ein Problem: In dieser Position höre ich das Surren der kleinen Heizung im Wasserkern, die anspringt, sobald die eingestellte Temperatur unterschritten wird. So ein-, zweimal in der Nacht. Dachte ich. Seit man dem Rummel um unerhört hohe Strompreise nicht mehr entfliehen kann, wache ich deutlich öfter auf… ;-)

Ich fürchte, das ist der Grund, weshalb das Bett keinen neuen Liebhaber findet und – sofern ich es nicht verschenken kann – ein unschönes Ende erfahren wird. Naja, mal abwarten. Vielleicht braucht der ein oder andere Leser ein Wasserbett in seiner mit Solarenergie versorgten Gartenhütte.