🧤Ich habe meine Samthandschuhe verloren

in #deutsch5 years ago (edited)

Nachträglich eingefügtes Vorwort:
Der vorliegende Stoff geisterte als vertüddeltes Knäuel im Kopf der Verfasserin umher, die die Gedankenfetzen nutzte, dem gewählten Ich-Erzähler eine fiktive Geschichte zu knüpfen, in der dieser ordentlich vom Leder zieht, da er sein dickes Fell abgelegt hat.


Ich habe meine Samthandschuhe verloren und so bin ich jüngst jemandem verbal zu stark an den Kragen gegangen. Eben dieser ist mir aber nun mal geplatzt und jener weichgespülte Schürzenjäger, der gut betuchten Damen gern mal zu tief in den Ausschnitt schaut, statt sie mit Verstand zu umgarnen, fühlte sich sogleich auf den Schlips getreten.

Endlich hatte ich mich auf die Socken gemacht, mir diesen Typen vorzuknöpfen und ihm zu erklären, dass unsere Sichtweisen nicht unter einen Hut zu bringen sind. Doch er hat keinen A... in der Hose, nimmt nie etwas auf seine Kappe. Während ich mir jeden Schuh anziehe, wobei der ein oder andere auch mal ganz schön drückt, läuft er ständig in welchen herum, die ihm ein paar Nummern zu groß sind. Immer, wenn eine Sache Haken und Ösen hat, ist er um Ausreden nicht verlegen - die schüttelt er aus dem Ärmel.

Sobald etwas in die Hose geht, hat er eben diese voll. Andere müssen den Kopf für ihn hinhalten und kriegen eins auf die Mütze. Statt mal die Hemdsärmel aufzukrempeln, seinen Mann zu stehen und zu erfahren, wie es ist, selbst mal dumm aus der Wäsche zu gucken, lügt er allen etwas in die Tasche. Seine Unart, mich unter der Gürtellinie zu beschimpfen, um danach den Mantel des Vergessens drüber decken zu wollen, kann er sich an den Hut stecken!

Das ging mir so auf den Senkel und nun ist mir die Hutschnur gerissen. Ich lasse mir einfach nichts mehr in die Schuhe schieben, musste mein Nervenkostüm daher etwas strapazieren, weil es mir fern liegt, einfach so das Handtuch zu werfen.

Eine gütliche Einigung in diesem Disput ist noch lange nicht in trockenen Tüchern, die Beziehung beider Kontrahenten hängt weiter am seidenen Faden.
Dummerweise handelt es sich bei dem Herrn in ewig weißer Weste, dem ich nicht mehr die Stiefel lecken werde, um meinen Chef, und ich verwette mein letztes Hemd, den Gürtel demnächst ein wenig enger schnallen zu müssen.


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09.10.2019


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Respekt vor deiner Courage, dem Chef mal anständig die Meinung zu geigen! Soziale Kompetenz und Charakterstärke können es jedenfalls nicht gewesen sein, die diesen Typ in den Direktorensessel gehievt haben.

Ich nehme an, du stehst in einem Beamten-Dienstverhältnis. Eine Entlassung laut Beamtendienstrechtsgesetz (BDG) ist meines Wissens nur aufgrund einer Verletzung der Amtspflicht oder einer strafrechtlichlichen Verurteilung möglich. Auf der anderen Seite ist im BDG auch ein Mobbingverbot für Vorgesetzte festgeschrieben.

So wie du es schilderst, scheint die Situation verfahren. Eine gütliche Einigung mit Verbleib an dieser Schule, ein Schulstandortwechsel oder ganz raus aus dem Staatsdienertum? Ich wünsche dir jedenfalls, dass sich in dieser nervenaufreibenden Angelegenheit sehr rasch eine Entscheidung in deinem Sinne abzeichnet.

Hallo liebe Anna,

vielen Dank für deine ausführliche Rückmeldung!

Hm, ja, ich bin doch nicht so ein guter "Dichter", sonst hättest du definitiv die Situation als rund um die textilen Redewendungen gestrickte Geschichte erkannt.

Aber in jeder Geschichte steckt ein wahrer Kern: Natürlich stark übertrieben, könnte es vor einiger Zeit so gewesen sein. Jetzt allerding habe ich eine sehr nette Chefin. Was nicht heißt, dass es nicht auch mit ihr Konflikte gibt, denen ich mich dann tatsächlich couragiert stelle - 18 Jahre Personalratsvorsitz schult und kommt nicht von ungefähr ;-)

Über die Kündigung des Beamtenstatus können wir uns aber gern mal an anderer Stelle unterhalten...

Liebe Grüße und nichts für Ungut,

Chriddi

Voll reingefallen, liebe Chriddi. 😂 Offenbar hat mich der Inhalt so mitgenommen, dass ich weniger auf die Sprache geachtet habe.

Beim neuerlichen Durchlesen und dem Wissen um deine Intention springen einem die textilen Redewendungen förmlich ins Auge. Du bist eine sehr gute Literatin und ich eine unaufmerksame Leserin, so schaut es aus!

Was bin ich froh, dass wir uns um deine Existenz keine Sorgen machen müssen. ;-)

Liebe Grüße,
Anna

Voll reingefallen

Und das war überhaupt nicht beabsichtigt! Ob all der derartigen Rückmeldungen, habe ich schon ein ganz schlechtes Gewissen... Es freut mich aber total, dass du nun drüber lachen kannst - das werden wir am Ende hoffentlich alle!
Als "unaufmerksame Leserin" bezeichne dich bitte nicht - und auch niemand anderen. Man liest natürlich auch oft das, was man lesen will und so scheine ich bei vielen einen Nerv getroffen zu haben. Irgendwas schwirrte ja auch in meinem Kopf herum... ;-) Ich kann dir aber versichern, dass ich mögliche Sorgen um meine Existenz nicht auf diese Weise im Internet breit treten würde.
Hab einen schönen Tag,
LG, Chriddi

Guten Morgen liebe Chriddi,

es gibt überhaupt keinen Grund für ein schlechtes Gewissen. Ganz im Gegenteil!

Wer eine Geschichte aus der Ich-Perspektive so glaubwürdig und spannend zu erzählen vermag, versteht die hohe Kunst des Schreibens. Chapeau! Die Identifikation mit dem Autor, ein Merkmal dieser Erzählperspektive, ist dir in höchstem Maße gelungen.

Ich kann dir aber versichern, dass ich mögliche Sorgen um meine Existenz nicht auf diese Weise im Internet breit treten würde.

Das "weiß" ich eigentlich und auch den #humor tag hatte ich registriert und trotzdem habe ich das Geschilderte für bare Münze genommen. Vielleicht auch, weil es so nah an meiner Lebenswirklichkeit ist.

Dir auch einen schönen Tag, bald ist wieder Wochenende. ;-)
Liebe Grüße,
Anna

Dummerweise handelt es sich bei dem Herrn in ewig weißer Weste, dem ich nicht mehr die Stiefel lecken werde, um meinen Chef ...

Du wirst sehen wie befreiend es Dir bald vorkommen wird diesen Arsch nicht mehr lecken zu müssen und den Gürtel etwas strammer zu ziehen kann, auch wenn es nicht so scheint, wunderbares bewirken.
Ich drücke Dir die Daumen und sende bewundernte, wie aufbauende Grüße gegen Duckmäusertum, in deine Richtung! 😎

Danke, lieber Muelli!
Auch unter der Kategorie #humor ist immer eine gewisse Wahrheit zwischen den Zeilen zu entdecken...
Ein Stiefellecker bin ich ganz bestimmt nicht, allerdings löse ich Konflikte - ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen - in der Regel nicht über textile Redewendungen. Noch benötigt der Dichter also keine Hosenträger... ;-)

Verflixt.
Ich hatte nach dem lesen deines textilen Beitrages tatsächlich noch gedacht, wie ungewöhnlich er doch erscheint und vielleicht sollte ich in Zukunft auch mal auf die Tag´s achten.

Nun nach erneutem lesen, unter anderen Voraussetzungen, konnte ich herzhaft lachen und bin froh mir keine Sorgen mehr über dein Wohlbefinden machen zu müssen. 😎

Mir fällt ein Stein vom Herzen - ich freue mich so, dass du am Ende ordentlich lachen konntest.
Denke, ernsthafte Sorgen um mich und mein Wohlbefinden würde ich im Netz nicht auf diese Weise bearbeiten. Nein: Ich weiß es! Die Sorgen dürfen also einsetzen, wenn gar nichts Persönliches mehr von mir kommt... ;-)

Vielleicht bist du ihm auf den Schlips getreten? In diesem Fall wäre es das Beste, wenn du erst mal die Fliege machst.

Sehr guter Tipp! Am besten zunächst auf leisen Sohlen davonschleichen und dann Hackengas geben, bis die Socken qualmen...

Richtig so. Irgendwann ist der Drops mal gelutscht und auch wenn Höflichkeit eine Tugend ist, kann man mal ruhig Jemanden seine Meinung geigen ;)

Und wenn die Flötentöne mit textilen Redewendungen gelingen, muss man auch nicht gleich die Segel streichen... ;-)

Solche Typen gehen gar nicht.
Ich halte es in solchen Fällen gerne mit dem Spruch:
“Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende.”
Aber warte erstmal ab, er wird schon wissen was er an dir hat und wenn nicht, dann weiß es ein anderer hoffentlich bald zu schätzen. Es gibt noch andere Arbeitgeber.

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Ich gebe dir in allem Recht und bedanke mich augenzwinkernd für Rückmeldung und Rückhalt.
Aber sagen wir mal so: Die Situation hätte durchaus ähnlich sein können, unter dem Aspekt #humor wollte ich hier jedoch nur meine geistigen Ergüsse zu textilen Redewendungen verewigen.
Ich scheine einige Leser gedanklich in die Irre geführt zu haben und hoffe nun, dass sich meine Geschichte nicht zur selbstverwirklichenden Prophezeiung mausert... ;-)

Wer Tags liest ist klar im Vorteil. ;-) Da bin ich dir auf den Leim gegangen.

Hoffen wir mal das Beste und das du keinem Menschen mit einem solchen Sockenschuss begegnen musst.

Da bin ich dir auf den Leim gegangen.

Das war echt nicht beabsichtigt. Und da du bei weitem nicht die einzige bist, die mich als Verfasserin mit dem Ich-Erzähler gleichsetzt, habe ich schon ein richtig schlechtes Gewissen und dachte bereits in den frühen Morgenstunden über Editierung nach.
Aber jetzt ist's zu spät. Und am Ende können wir hoffentlich alle herzlich drüber lachen :-)

Och, ich kenne tatsächlich ähnliche "Sockenschuss-Typen". Sehr unangenehm. Vielleicht kennen wir sogar alle solche, sonst wären wir nicht alle getriggert...

Jetzt fühle ich mich doch noch irgendwie genötigt, das nicht unkommentiert stehen zu lassen.
Dein Text ist super, ich schäme mich eher, dass ich so unaufmerksam war, sonst hätte mir das sofort auffallen müssen.
Unbewusst habe ich die starke Bildsprache auch registriert, aber der Trigger war einfach zu stark, denn klar kennt jeder solche Typen.

Haha ... Viel "Stoff", würde ich sagen ;-)

Ein paar weitere Kleidungsstücke hätt's aber noch gegeben ... ;-)
(Die waren dir bestimmt auch eingefallen; aber der Text sollte wahrscheinlich nicht zu lang werden.)

Hihi, danke! Zum Glück hat mir beim Verfassen kein Stoff da Hirn vernebelt ;-)
Hm, Bekleidung fällt mir schon noch ein, aber keine passenden Redewendungen. Das Hängen an Mamis Rockzipfel passte nirgends. Vielleicht hätte ich dies aber doch verarbeiten zu sollen, um den Text etwas fiktiver und skurriler erscheinen zu lassen - dann hätte ich jetzt nicht so viel "Erklärarbeit"... ;-)

Servus Christiane,

das hast du großartig hingekriegt, wie man an den Kommentaren deutlich sieht! Auch ich bin dir auf den Leim gegangen (wenn auch nicht auf den Schlips getreten), aber meine Gewohnheit, gleich auch noch zumindest einen Teil der Kommentare und Antworten zu lesen, hat mir sogleich den roten Faden an die Hand gegeben!

Das erinnert mich an unseren Haus- und Hofsatiriker @leroy.linientreu, dem es auch schon einige Male gelungen ist, mich (und sicher auch andere) ins Grübeln zu bringen, wie er das denn jetzt meint, oder aber in die Irre zu führen, vor allem anfangs. Das ist gekonnte Satire!

Deshalb habe ich auch seinen Abschiedsbeitrag (immer noch) nicht kommentiert, da ich geneigt war, hier eine weitere raffinierte satirische Finte zu erkennen (wie es andere hier schon vorher ähnlich taten), aber genügend Zweifel blieben dann doch. Durch seine Transfers an den steemchiller habe ich erkannt, dass es ihm tatsächlich ernst war. Möge er sehr bald zurück sein!

Auch wenn es bei dir nicht Satire ist, ist es doch recht ähnlich gelagert. Als Dichterin und sehr wahrscheinlich auch als Satirikerin und Aphoristikerin würdest du ganz sicher nicht am Hungertuch nagen und dein Auskommen am seidenen Faden hängen, so wie du mit unserer Sprache auf Tuchfühlung zu gehen verstehst! ;-)

Hallo Hans,

du glaubst gar nicht, wie glücklich mich dein Kommentar macht! Ich war schon ganz verzweifelt - wollte ich doch definitiv niemanden ins Bockshorn jagen! Nur ein bisschen rumspinnen und mit Sprache spielen...

Der Vergleich mit Leroy ist für mich eine große Ehre, auch wenn wir uns grundsätzlich auf eher unterschiedlichen Textebenen befinden. Aber das ist ja auch gut so, die Vielfalt macht's.
Ich kann mich gut an einen Beitrag erinnern, den Leroy, der Meister der spitzen Feder, veröffentlichen "musste". Sinngemäß fragte er "Liest hier eigentlich irgendjemand #satire als Kategorie?" Ganz schön hart...
Jepp, leider, leider hat Leroy sich wieder zurück gezogen. Ich wünsche mir auch sehr, dass dies (wieder) nicht endgültig ist. Grundsätzlich ist es bestimmt gut, hier mal eine Pause einzulegen.

Vielen Dank für deinen letzten Absatz, der mich leicht erröten lässt. Ähnliches habe ich schon mal aus dem engsten Freundeskreis gehört, wenn ich tatsächlich (aus ganz anderen Gründen) mal wieder mit meinem Job und dem System drum herum hadere. Vielleicht sollte ich es einfach mal glauben... ;-)

Danke für deine Rückmeldung,
liebe Grüße,
Chriddi

Bitte, gern! Aber mir fiel in der Nacht ein, dass ich mich mit

Auch ich bin dir auf den Leim gegangen

falsch ausgedrückt habe, da mir bewusst war, dass du es nicht darauf angelegt hattest.

Cool geschrieben, ich habe mich echt amüsiert und deine zahlreichen Redewendungen von Schuh bis Hut sehr genossen. ;-) Geniale Idee und klasse umgesetzt. Und ich merke wieder mal, wie toll die deutsche Sprache ist. Danke dir! LGG

ich habe mich echt amüsiert

Vielen, vielen Dank für die Rückmeldung, genau das war bezweckt!
Ich bin vermutlich ein wenig zu sehr mit der möglichen Realität auf Tuchfühlung gegangen, so dass der Stil für viele Leser in den Hintergrund geriet und ich nun mit weißem Taschentuch wedelnd "Aufklärungsarbeit" leiste. Aber so kommen wir wenigstens alle ins Gespräch... ;-)
LG, Chriddi

ich nun mit weißem Taschentuch wedelnd "Aufklärungsarbeit" leiste.

Mir ist auch erst im Laufe des Lesens aufgefallen, wie viele und aus gleichen Bereichen gewählte Wortbilder du genutzt hast. So schreibt normal (selbst du als bekennende Wort- und Contentliebhaberinnicht) niemand. ;-) Dann viel Spaß noch beim Wedeln LGG

Hallo Christiane,

die Art und Weise, wie du die Hürden über gepflasterte Plattitüden, gepolsterte Redewendungen und neu gestrichene Phrasen aus dem alltäglichen Gebrauch zu einer Anklage an Unbekannt nimmst, macht dir mit Sicherheit so schnell keiner nach!
Das Problem besteht (meiner Ansicht nach) darin, dass du die Leser mehrheitlich auf eine falsche Spur lenkst, ohne die Möglichkeit des Korrektivs zu nutzen. Stell' dir vor, ich würde mich angesprochen fühlen, müsste daraufhin professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und anschließend den Wörtersee entwässern, da mir das Angeln fremd erscheint.

Beste Grüße

Wolfram

den Wörtersee entwässern, da mir das Angeln fremd erscheint.

Um Himmels Willen, das wäre eine unvorstellbare Katastrophe! Allein der Gedanke daran, ich könnte dafür auch nur ansatzweise verantwortlich gemacht werden, lässt mich erschaudern.
Und so habe ich deinen professionellen Rat sogleich umgesetzt! Hoffentlich noch rechtzeitig genug, um nicht allzu viele Leser unwillentlich aufs Glatteis geführt zu haben.
Vielen Dank für deine konstruktive Rückmeldung, hat mich sehr gefreut.
LG, Chriddi

Wunderschöne Metapherüberschwemmung! Habe den Text sehr genossen 😊

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Das freut mich sehr, vielen lieben Dank!