Halloween-Mythos: Der Clifton Bunnyman
Timothy C. Forbes
Der Clifton Bunnyman
Die Geschichte des Bunnyman geht viele, viele Jahre zurück. Ursprünglich spielte sie nicht bis 1931, nachdem bereits viele Morde begangen worden waren. Die Echtheit der Geschichte lässt sich in der Bibliothek „Old Clifton Library“ nachweisen. Sie befindet sich in der Stadt Clifton, im Norden des US-amerikanischen Bundesstaats Virginia. Was ich euch im Folgenden mitteilen werde, ist alles wahr. Obwohl ich den Hasenmann niemals gesehen habe, glaubt jeder in Clifton daran, dass es ihn gibt.
(Zur Verständlichkeit der Geschichte: Die Brücke hat eine einspurige Straße, die unter zwei Bahngleisen durchführt. Sie befindet sich im Wald neben einem Schotterweg.)
Damals im Jahre 1903 gab es inmitten der Stadt Clifton eine Irrenanstalt, tief in der Wildnis eingebettet. Ziemlich bald nach dem Bürgerkrieg begannen Leute, das Gebiet zu bewohnen, die Bevölkerung war auf etwa 300 Menschen bemessen. Es war eine sehr kleine Stadt. Nichtsdestotrotz mochten die Leute den Gedanken daran nicht, dass sie ein paar Meilen weiter auf der Straße eine Irrenanstalt stehen haben. Also kamen sie alle zusammen und unterzeichneten einen Antrag auf die Verlegung der Anstalt. Der Antrag wurde genehmigt, und eine neue Anstalt wurde gebaut, die man jetzt unter dem Namen „Lorton Prison“ kennt. Sie ist eine Anstalt für Häftlinge, die auf ihr Urteil warten.
Im Herbst im Jahre 1904 wurden die Insassen zusammengerufen und in einen Bus gepackt, der sie zum Lorton bringen sollte. Irgendwie hatte der Fahrer auf dem Weg, nicht allzu weit weg vom Startpunkt, versucht, vor irgendetwas auszuweichen, und der Bus kippte, und schon bald überschlug er sich auf seinem schrecklichen Kollisionskurs.
Die meisten Häftlinge waren verletzt, doch brachten es fertig, aus dem Bus zu entkommen. Sie flüchteten in die Wälder. Am nächsten Morgen begann eine Untersuchung der örtlichen Polizei, und man fing an, die geflohenen Häftlinge zusammenzutreiben. Stunden wurden zu Tagen, Tage wurden zu Wochen, Wochen wurden zu Monaten. Jeder wurde nach vier Monaten wiedergefunden, bis auf zwei Personen, Marcus A. Wallster und Douglas J. Grifton. Auf der Suche nach den beiden Männern stieß die Polizei hin und wieder zufällig auf tote Hasen, halb gegessen und verstümmelt.
Endlich fanden sie Marcus selbst tot bei der Fairfax Station Bridge aufgefunden. In seiner Hand hielt er ein selbstgemachtes Hammer- und Messerartiges Werkzeug, zusammengesetzt aus einem scharfen Stein und einem ziemlich robusten Ast als Griff.
Sie dachten sich nichts, und scherten sich nicht darum, wie er gestorben war, sondern bloß darum, dass man ihn gefunden habe und sich nicht länger um ihn sorgen müsse.
Sie hatten einen Namen für Marcus gehabt, doch hätten später begriffen, dass sie den Falschen den Bunnyman genannt hatten.
3 Monate vergingen, und die Polizei gab am 7. April 1905 die Suche auf. Alle vermuteten, dass der Hasenmann inzwischen tot sei, wenn nicht weggelaufen, also ging ihr Leben in der Kleinstadt weiter. Oktober nahte, und Leute begannen, aus dem Nichts aufgetauchte tote Hasen zu finden, und sie fingen an, das Verborgene zu fürchten.
Halloween kam, und in dieser Nacht gingen wie gewohnt ein paar Jugendliche zur Brücke, um zu trinken und zu machen, was im 18. Jahrhundert Leute in ihrem Alter machten. Innerhalb von Minuten schlug es Mitternacht, und die meisten Jugendlichen waren schon gegangen, nur drei von ihnen blieben noch bei der Brücke.
Genau um Mitternacht erschien angeblich ein helles Licht unterhalb der Brücke, wo die Halbstarken waren, und nach wenigen Sekunden waren sie alle tot. Die Kehlen aufgeschlitzt mit einer Art Werkzeug, das sie beim entflohenen Sträfling Marcus gefunden haben. Nicht nur waren ihre Hälse aufgeschlitzt, sondern über ihre Brust zogen sich lange Schnitte, die ihre Gedärme offenbarten. Zudem ließ der Hasenmann die beiden Kerle von einer Seite der Brücke mit einem Seil um den Hals hängen, sodass sie zur Unterführung hinab hingen, mit den Beinen über den vorbeifahrenden Autos baumelnd.
Das Mädel wurde auf die gleiche Art aufgehängt, auf der anderen Seite der Brücke. Dies ereignete sich an Halloween 1905. Danach hätte man ein Jahr lang nichts mehr von ihm gehört oder gesehen.
Halloween 1906 nahte, und Eltern sowie Teenager erinnerten sich an den Vorfall, der sich ein Jahr zuvor an der Brücke ereignet hatte. An seiner Brücke. An der Brücke des Hasenmannes.
In dieser Nacht verblieben sieben Teenager bis kurz vor Mitternacht bei der Brücke. Ohne sich groß Gedanken zu machen blieben sechs unterhalb der Brücke, während eine von ihnen, Adrian Hatala, eine gute Entfernung von der Brücke einhielt, in der Hoffnung, genug Zeit zu haben, wegzulaufen, falls sich das gleiche ereignen sollte. Sie sah nur dies: ein trübes Licht ging über die Gleise auf der Brücke, und als es 12 schlug, blieb es mitten auf der Brücke stehen, und verschwand, als zur gleichen Zeit ein greller Blitz unter der Brücke aufleuchtete. Sie hörte die ohrenbetäubenden Schreie aus der Brücke, welche nur einige Sekunden lang andauerten. Fünf Sekunden später hingen sie alle in der gleichen Manier von der Seite der Brücke, wie auch die Leichen von einem Jahr zuvor.
Erschrocken rannte sie heim. Sie erzählte niemandem, was sie gesehen hatte, sie stammelte stattdessen hier und da ein paar Worte, die das Volk zusammenreimte, um sich ihre Geschichte zu erdenken. Weder verstand man es, noch glaubte man ihr. Sie warfen ihr Mord vor, und sperrten sie in die Anstalt von Lorton.
Adrian blieb in dieser Anstalt zurück. Sie ließen die Anklage fallen, doch es war zu spät. Der Wahnsinn ergriff endlich Besitz von ihr. Selbst wenn man sie entlassen hätte, wäre sie außer Stande gewesen, ein würdiges Leben zu führen. Sie verbrachte ihre verbleibenden Jahre in der Anstalt, bis sie 1953 an einem Schock starb.
Niemand weiß genau, was sie zu Tode erschreckte. Angeblich starb sie im Schlaf, und träumte wohl von der haarsträubenden Nacht. Vielleicht wurde sie endlich vom Bunnyman eingeholt.
Im Jahre 1913 geschah das gleiche, diesmal mit neun Teenagern, wieder in der Halloweennacht. Nach diesen Todesfällen mieden die meisten Menschen die Brücke an Halloween. 1943 zogen 6 Jugendliche an Halloween umher. Ein paar Stunden später waren sie alle tot, genau wie alle anderen. Untersuchungen wurden angestellt, doch wie auch sonst ergaben sie nichts.
Im Jahre 1976 spielte sich die gleiche Situation ab, diesmal mit nur 3 Personen.
Der einzige weitere Vorfall ereignete sich im Jahre 1987. Janet Charletier verbrachte die Nacht mit ihren vier Freunden. Halloweennacht brach herein, und nachdem sie Kinder um ihre Süßigkeiten erleichtert hatten, fuhren sie raus, um die Nacht zu feiern. Sie blieben um 23 Uhr bei der Brücke, und warteten auf Mitternacht. Sie glaubten nicht an den Mythos, also beschlossen sie, es selbst herauszufinden, und sie wollten die einzigen sein, die dem Hasenmann getrotzt hätten. Sie hatten etwa 55 Minuten lang gewartet, fast bis Mitternacht, als Janet plötzlich ein wenig Angst bekam. Sie hatten sich gegenseitig Streiche gespielt, wie schreiend aus dem Gebüsch zu springen, also war sie schon ein wenig aufgeregt.
Es schlägt Mitternacht, als sie schon völlig ausgeflippt ist. Sie war fast raus aus der Unterführung, als die Lichter unter der Brücke richtig hell geworden sind. Sie sieht, wie ihre Haut von der Brust anfangend aufreißt, doch nichts hat ihre Haut durchdrungen.
Sie schafft es endlich aus der Unterführung raus. Völlig verängstigt rennt sie gegen eine hängende Leiche und verliert das Bewusstsein. Als sie aufwachte, fand sie heraus, dass sie geblutet hatte, und ihre Haare weiß geworden waren. Sie hatte Glück, dass ihre Schnittwunde geringfügig war. Sie verließ die Brücke und kehrte nie mehr zurück.
Man hat sie gesehen, wie sie jeden Morgen auf einem Schaukelstuhl auf ihrem Balkon sitzt, und einfach nur in Richtung Brücke starrt, die einige Meilen weit entfernt ist.
Bis heute kann man sie jeden Morgen auf diesem Stuhl sitzen sehen. Von da an bleibt die Geschichte unberührt und unverändert.
In der Nacht an Halloween sieht man einige Leute, die bei der Brücke abhängen, die rauchen, trinken, doch innerhalb von Minuten, bevor es 12 schlägt, gehen sie alle. So war es während der letzten fünf Jahre, in denen ich die Brücke an Halloween besucht habe. Selbst wenn es nicht an Halloween ist, sondern an irgendeiner anderen Nacht, kann man die Gegenwärtigkeit des Todes spüren, welcher den Nachthimmel des 31. Oktober erwartet, der sich danach verzehrt, dass Blut in seinem Namen vergossen wird, im Namen des Bunnyman.
Ok, das ist also die Sage. Hier ist der Mythos in kurz. Die Nacht an Halloween bricht herein. Bis Mitternacht geschieht nichts. Kurz vor Mitternacht hüpft angeblich ein oder mehrere Hasen unter die Brücke. Kurz vor Mitternacht geht die Seele des Hasenmannes (ein schwaches Licht) über die Gleise auf der Brücke. Wenn es 12 schlägt, hält seine Seele mitten auf der Brücke inne, und verschwindet, nur um wieder unter der Brücke aufzutauchen. Von hier an erleuchtet seine Seele das ganze Gebiet, so hell, dass du ihn nicht einmal sehen kannst. Dann bringt er dich sofort um, indem er deine Kehle und deine Brust aufschlitzt, nur um dich vom Rand der Brücke zu hängen. Man kann sogar die abgeriebenen Stellen im Stein sehen, von denen die Körper am Seil herabhingen, und umherschwangen. Wer auch immer unter der Brücke ist kommt nicht lebend raus.
Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, das hier zu lesen. Und merke dir: alles, bis auf den Mythos an sich, befindet sich in den Akten der Stadt Clifton, von dem Tag an, an dem es begonnen hat. Die alte Bibliothek in Clifton steht noch, und hat diese Akten auf Mikroplanfilm. Ich habe selbst nachgesehen, und es ist immer noch ein Mysterium. Ich denke darüber nach, mich damit an Unsolved Mysteries zu wenden. Lass mich wissen, wenn du etwas dazu sagen kannst.
Timothy C. Forbes, Virginia, USA.
Originaltitel: The Clifton Bunny Man
Autor: Timothy C. Forbes
Link zum Original: http://www.castleofspirits.com/clifton.html
Übersetzer: Creepostad M
Lizenz: https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/legalcode.de