Willst du Reis, musst du rein in den Schlamm 👹🍣🎎 Mein Japan

in Deutsch Unplugged3 years ago

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Anfang Mai steht in Japan eigentlich die sogenannte "Goldene Woche" an, eine Ballung von mehreren Feiertagen, welche vielen Japanern endlich einmal eine wohlverdiente Pause verschafft. Aber insbesondere auf dem Land ist zu dieser Zeit an ein Verschnaufen nicht wirklich zu denken, da jetzt der neue Reis ausgepflanzt werden muss. Die meisten Reisfelder werden zwar "hauptberuflich" betrieben, aber es gibt eine Menge Familien welche traditionell auch heute noch Reisfelder bestellen und später abernten. Damit versorgen sie sich nicht nur sich selber, sondern auch Verwandte und Freunde mit dem wichtigsten Nahrungsmittel des Landes.

Wer "nebenberuflich" Reisfelder zu bestellen hat, muss das natürlich neben seinem normalen Beruf tun, also am Wochenende oder auch unter der Woche, bevor es zur Arbeit geht oder nachdem man zurück ist. Glücklicherweise fällt nicht jeden Tag so viel zu tun an, aber zwei Mal im Jahr, zur Auspflanzung und zur Ernte hat man dann doch für einige Tage ordentlich zu tun.

Früher mussten die Menschen die ganze Arbeit von Hand verrichten und das Auspflanzen dauerte dadurch mehrere Wochen, in den man sich durch die Reisfelder durchquälen und seinen Rücken strapazieren durfte. Heutzutage gibt es dafür Maschinen, die die Arbeit in kürzester Zeit erledigen und man muss nur dafür sorgen, dass der Nachschub an frischen Reispflänzlingen nicht ausgeht und dass nachher kontrolliert und korrigiert wird, wo die Maschine nicht so richtig hingekommen ist. Dafür darf man sich dann doch noch einmal direkt ins Feld begeben und insbesondere in den Ecken selber nachpflanzen.

Da wir in diesem Jahr so gut drauf waren, haben wir uns einfach angeboten, um bei diesen finalen Arbeiten ein wenig zu helfen und zur Hand zu gehen. Auch wenn ich selber auch gerne einmal bei der maschinellen Auspflanzung dabei sein wollte, aber wir hatten dann doch die Gelegenheit genutzt, um endlich mal wieder eine so notwendige kleine Reise zu machen. Zum Abschluss unseres Kurzurlaubes war das Wetter dann auch endlich so richtig auf unserer Seite und den letzten Tag haben wir dann wie geplant und verabredet auf dem Land und an der frischen Luft verbracht.

Die Reisfelder werden vor dem Auspflanzen geflutet und sehen aus der Ferne aus wie kleine Seen, aus denen nun überall kleine grüne Pflänzlein herausragten. Aber wie erwähnt gab es hier und dort Stellen, die noch nachbearbeitet werden mussten, und dort war nun unsere Hilfe gefragt.

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Der auszupflanzende Reis sah auf dem ersten Blick aus wie frisches grünes Gras, welches man sich auch in seinem Garten vorstellen konnte. Die Ballen konnte man aber leicht teilen, und so habe ich mir immer eine Handvoll Pflänzchen abgemacht, um nach kurzer Erklärung ein wenig aktiv zu werden.

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Je Stelle benötigt man zwei oder drei dünne Pflänzlinge, welche man mit den Wurzeln leicht in den weichen Boden drückt, damit sie dort anwachsen können. Eigentlich eine ganz einfache Sache, aber je länger man dabei ist, desto mehr spürt man dann doch seinen Rücken. Aber da ich diese Arbeit ja nicht täglich zu bewältigen habe, war ich eigentlich die ganze Zeit guter Dinge und habe mich an dieser Tätigkeit sogar erfreut. Das gute Wetter und die nette Gesellschaft haben dazu natürlich auch ihren Teil beigetragen.

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An einigen Stellen hatte die Maschine ein wenig geschludert und einige Streifen ausgelassen. Dort mussten wir dann richtig rein in das Reisfeld und in den Schlamm, in welchem man leicht bis zu den Knien versinken konnte. Glücklicherweise hatte ich die richtigen Stiefel und die richtige Kleidung dazu an, so dass meine größte Sorge war, nur nicht meine Gummistiefel zu verlieren. Diese haben sich nämlich im Schlamm so richtig wohlgefühlt und wollten am liebsten dort steckenbleiben.

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Aber mein Einsatz im Schlammfeld wurde belohnt und ich bin ohne Verluste zurückgekehrt. Auch wenn ich anschließend unten herum etwas brauner und verkrustet aussah, aber das konnte man mit einem Wasserschlauch ganz gut wieder abspülen. Und da ein wenig Bewegung ja immer gut ist, fühlte ich mich am Ende sogar noch besser als am Anfang.

Ich mag auch den Blick über die Reisfelder. Zuerst sind die Pflanzen noch klein aber bald wachsen sie in die Höhe und vor einem erstreckt sich dann ein fast endlose grün-gelbes wiegendes Meer. Bis dann im September die Erntemaschine zum Einsatz kommt. Aber das ist dann ein anderes Thema.

Im Augenblick genieße ich noch den beruhigenden Blick über die weiten Wasserflächen, auf denen sich die unzähligen kleine Reispflanzen im Wind biegen. Der Landstrich, in dem ich zur Zeit verweilen darf, hat wirklich eine sehr charmante Seite, welcher ich mich nur zu gerne hingebe.

Unsere Welt ist immer noch wunderbar, hoffentlich erhalten wir sie uns noch für eine lange Weile!

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 3 years ago 

Hast du deinen Rücken wieder gerade gebogen? Die Arbeit im Reisfeld, ohne Maschienen, erinnert mich stark an Runkeln verziehen (vereinzeln). Damit habe ich mir früher in den Ferien ein bißchen Geld verdient. Runkeln sind die großen Futterrüben, die in langen Reihen in Büscheln zu 5 - 6 Stück gepflanzt werden. Wenn das Grün ca 10 -15 cm aus dem Boden schaut, erfolgt das Vereinzeln, d.h. bei jedem Büschel läßt man nur die größte Pflanze stehen, der Rest wird entfernt. Eine langweilige Arbeit und nach 8 Std wußte man, was man getan hat. Man arbeitete immer im kleinen Pulk nebeneinander und konnte sich unterhalten, das war dann nicht so eintönig.

 3 years ago 

Dem Rücken geht und ging es zum Glück ganz gut. Letztendlich war es auch gar nicht so lange gewesen, aber in meinem Alter sollte ich vielleicht trotzdem vorsichtig sein. Das Rübenverziehen kann ich mir gut vorstellen, das war mit Sicherheit nicht Wirbelsäulenfreundlich :) Aber ich denke trotzdem eine Erfahrung, die du vielleicht nich missen möchtest. Zusammen macht ja auch vieles viel mehr Spaß!
Beste Grüße aus dem Fernen Osten!

 3 years ago 

Das Rübenverziehen machte ich in einem Alter, da wußte ich noch garnicht , daß es eine Wirbelsäule gibt. Nach getaner Arbeit wurde in der großen Küche gemeinschaftlich gegessen, als Essen noch sehr rar war in Deutschland, und das war schön und daran erinnere ich mich oft und gerne.

 3 years ago 

Das hätte mir auch Freude gemacht! Wie lange dauert es bis zur Erntereife?

 3 years ago 

Anfang Mail wird ausgepflanzt und Anfang September wird geerntet. Im Süden Japans gibt es auch Gegenden, da wird zwei Mal im Jahr geerntet. Aber dafür ist bei uns die Reisqualität besser. Gibt halt genug kaltes und klares Wasser in den Bergen :)