Menschlichkeits-Montag: Mein Opa und das englische Süppchen

in #deutsch6 years ago (edited)

Menschlichkeit sind oft die kleinen Dinge

Servus und grüß euch, liebe Steemians!
Wie gestern bereits angekündigt, habe ich den Montag mal kurzerhand zum Menschlichkeits-Montag ausgerufen und die Homo-sapiens-Challenge gestartet. Bevor ich euch meine dieswöchige Geschichte erzähle, erkläre ich aber allen, die noch nicht wissen, worum es geht in einem kurzen Absatz, wozu es meine Initiative gibt und wie die Teilnahme funktioniert.

Worum geht es mir beim Menschlichkeits-Montag?

Ich möchte, dass sich Steemit im allgemeinen und der Hashtag #deutsch im besonderen wieder mit positiveren Emotionen und mit mehr Menschlichkeit füllt, weil ich finde, dass wir manchmal ein bisschen darauf vergessen zu scheinen, dass die geschriebenen, gesprochenen oder gebärdeten Worte üblicherweise von Menschen kommen. (Mit Ausnahme der Graupapageien von Irene Pepperberg und der leider schon verstorbenen Koko - aber ich schweife ab.)* Jede Woche - ab nächsten Montag - sammle ich die Beiträge der Woche und stelle euch diese Sammlung in einem Post zur Verfügung.

Was zu tun ist?

  • Schreibt etwas über einen Moment der Menschlichkeit, den ihr erlebt hat. Ein paar Gedankenanstöße sind in besagtem Originalpost zu finden. Oder ihr überlegt euch selber was - ganz wie ihr möchtet. Es muss keine große Sache sein - manchmal sind es die kleinen Erinnerungen, die etwas ganz besonderes sind.
  • Verwendet die Tags #deutsch und #menschlichkeit
  • Erzählt anderen davon!

Mein Opa und das englische Süppchen

Als mein Opa noch lebte, hatte ich einen Freund aus England. Er sprach zwar relativ wenig Deutsch und mein Opa kein Englisch, aber das machte nichts, weil sie sich auch so ganz gut verstanden - und das obwohl mein Opa seit Jahren dement war und es dadurch für viele Leute ziemlich schwierig war, sich mit ihm normal zu unterhalten. Eines Tages kochten wir Scouse - also eine Suppe mit Corned Beef - für die ganze Familie. (Was viele unterschätzen ist die englische Küche - da schmeckt schon einiges ganz gut!) Unser Opa war eigentlich ein sehr schwacher Esser, als er krank wurde. Die Portionen wurden auch immer kleiner. Als er aber das Scouse gekostet hat, war der Teller schnell leer - und er hat sich selbst nachgenommen, obwohl seine Motorik schon ziemlich eingeschränkt war. Das Süppchen war ein regelrechter Zaubertrank für ihn. Wenn ich daran zurückdenke, muss ich jedes Mal lächeln. Besonders überrascht hat es mich aber, dass er mich jedes Mal fragte: "Wie geht's dem Engländer?" An ihn konnte er sich trotz Demenz bis zu seinem Lebensende immer erinnern.

Opa-2.jpg
Das Bild beschreibt die Beziehung zwischen meinem Opa und mir ziemlich exakt: Das sind mein Opa und ich beim Nikolaus Feiern vor ungefähr... na sagen wir mal vorsichtig Ende der 80er Jahre. Foto: Papa

So, und bevor mich das jetzt jemand fragt:

So macht man Scouse

Man benötigt:

  • 1 große Zwiebel (oder 2 kleine)
  • 1 Bund Karotten (400-500 g)
  • 3-4 Dosen Corned Beef
  • 500 g Kartoffeln
  • Worcestershire Sauce
  • 1 Suppenwürfel (oder ausreichend -granulat)
  • Etwas Öl
  • Salz
  • Pfeffer
  • Wasser
  • 1 großen Topf
  • Etwas Geduld

Und so geht's:

  1. Zwiebel, Karotten und Kartoffeln schälen und in kleine Stücke schneiden
  2. Mit etwas Öl im Topf anbraten
  3. Einen guten Schuss Worcestershire Sauce dazu (das ist optional - falls das jemand nicht hat / nicht mag / nicht extra kaufen will)
  4. Corned Beef reinwerfen.
  5. Mit Wasser auffüllen, so dass alles bedeckt ist
  6. 1 Suppenwürfel dazuwerfen
  7. Köcheln lassen bis alles durch ist (hier kommt die Geduld ins Spiel)
  8. Mit Salz und Pfeffer abschmecken
  9. Mahlzeit!

...und falls gerade noch jemand seinen Opa vermisst:

Sort:  

Für mich zeigt die Geschichte sehr gut, wie unterschiedlich Demenz bei verschiedenen Personen ablaufen kann. In meiner Familie gab bzw. gibt es zwei Fälle von Demenz, meine Großtante und meine Oma. Letztere lebt noch, es ist aber eher ein Hinvegetieren. Angefangen hat es wohl vor 5 Jahren, gesehen hab ich sie seitdem nur auf Fotos, auch wegen der Entfernung. Ist so auch irgendwie leichter für alle Beteiligten ...
Beide Frauen haben die letzten 2-3 Jahre ihres Lebens in speziellen Einrichtungen verbracht und ich meine, daß es bei meiner Großtante letztlich schneller ging mit dem Tod.
Ich habe die jetzt demente Oma als gütig und streng in Erinnerung, den Opa dazu nie kennengelernt; der andere Opa war ebenfalls gütig und streng, eben beide eher Familienoberhäupter. Die Großtante war seine Schwester und sie blieb in der Demenz so fröhlich und positiv gestimmt wie vorher auch. Sie hatte ich noch einmal mit besucht, als sie schon kaum noch wen erkannte, und es hat mir etwas leid getan, daß sie zu dem Zeitpunkt auch nicht mehr aus dem Zimmer raus kam - es gab einfach keine Aktivierungsangebote.

Ja, es gibt leider relativ wenig für demente Menschen. Ich verstehe, dass sie aufwendiger zu betreuen sind, aber nur daliegen und auf den Tod warten ist auch traurig und unwürdig. Unser Opa war ja damals zu Hause. Mit dem haben wir so viel gemacht wie möglich. Ging aber auch nur, weil unsere Oma ihn halt gepflegt hat... Diese Voraussetzungen hat auch nicht jeder. Schwierige Sache. :-/

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Schöne Geschichte! Kann gut deine Situation nachvollziehen. Meine Opas sind beide leider schon verstorben. Der eine war am Ende auch dement und dachte immer ich wäre seine Tochter (meine Mama). Das war anfangs schräg, aber irgendwie auch schön wie sehr er sich über sie gefreut hat :)

Schön, dass du das Gute darin gesehen hast. Es ist nicht einfach, mit Demenz umzugehen. Umso wichtiger ist es auch für die Betroffenen, dass sie jemanden haben, der damit halbwegs zurechtkommt. Freue mich schon auf mehr Opa-Geschichten :-)

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