März 2018: Bitcoin in Venezuela
Wo könnte Bitcoin sich als Währung etablieren? In einem "Failed State"
Publiziert von Cady Voge auf Wired.com am 22. März 2018 unter dem Titel »Where could Bitcoin succeed as a Currency? In a Failed State«
übersetzt von @besold
Wenn Juan Pinto sich an der Kinokasse anstellt, holt er sein Smartphone hervor und verkauft gerade so viele Bitcoin, daß er gerade so viel Bolivars hat um damit den Eintritt zu bezahlen, sobald er an der Reihe ist. Pinto lebt in Venezuela, aber er hält kein Geld in der Landeswährung. Der 29-Jährige kündigte vor drei Jahren seine Arbeit als Maschinenbauer um sich voll und ganz den Kryptowährungen zu widmen, weil er, wie er sagt, "sich in die Technologie verliebt hatte". Venezuelas zerfallende Wirtschaft spielte dabei ebenfalls eine Rolle. "Als Venezolaner, der in so einer Situation steckte, war ich durchaus bereit, einige Risiken auf mich zu nehmen", erzählt er mir über Skype.
In den USA ist Bitcoin vor allem ein spekulatives Investment, dessen rasch ansteigende Preise oft als Blase bezeichnet werden. Doch in Venezuela, wo die Inflation letztes Jahr 2.616% erreichte, sind Kryptowährungen eine Möglichkeit, Devisenverbote zu umgehen. In manchen Fällen ist es sogar eine Überlebenschance. Dies machte Venezuela zu einem interessanten Versuchsfeld für Kryptowährungen als echte Währung und als Wertaufbewahrungsmittel. Weil die Regierung ständig Bolivars druckt, fällt ihr Wert ins Bodenlose. Kürzlich hat die Regierung eine 100.000-Bolivar-Note herausgegeben, die derzeit auf dem Schwarzmarkt weniger als 50 US-Cent wert ist. Bitcoin-Besitzer haben dort hingegen etwas, was außer ihnen kaum jemand besitzt: Eine Währung, die etwas wert ist.
Die Nationalwährung, offiziell "starker Bolivar" ("Bolivar fuerte") genannt, hat 98% seines Wertes gegenüber dem Dollar auf dem Schwarzmarkt verloren, und der IWF prognostiziert der venezolanischen Wirtschaft eine Schrumpfung von 15% im Jahre 2018. Sogar die Regierung von Präsident Nicolás Maduro scheint das Vertrauen in den Bolivar verloren zu haben, da sie letzten Monat eine eigene Kryptowährung eingeführt hatte: den "Petro". Maduro sagt, sein digitales Geld sei mit den Bodenschätzen des Landes gedeckt, wie Erdöl, Gold und Diamanten.
Der Petro dürfte in der Tat eine Neuheit sein: Ein digitaler Token, der von einer Regierung zentral kontrolliert wird steht in einem ideologischen Gegensatz zu der Idee hinter Kryptowährungen. Bitcoin basiert auf einem Hauptbuch, Blockchain genannt, das auf Millionen von Rechnern gespeichert ist. Von ihrer Konstruktion her wird die im Zuge der Finanzkrise von 2008 entstandene Währung von keiner einzelnen Person, Firma oder Regierung kontrolliert. Viele Venezolaner, die sich in den letzten Jahren Bitcoin oder anderen Kryptowährungen zuwandten, taten dies genau aus dem Grund, weil Regierungen damit nichts zu schaffen haben.
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Pinto begann Bitcoin zu verdienen, indem er sie von zuhause aus "schürfte", das heißt, auf seinem Rechner lief ununterbrochen eine Software, die komplexe Rechenaufgaben löst. Auf diese Weise verdient man mit der Zeit Bruchteile dieser Währungseinheiten. Er hat auch noch sechs Schürfmaschinen, aber die hat er sicherheitshalber zu einem Geschäftspartner nach China geschickt.
Die niedrigen Stromkosten in Venezuela machen das sozialistische Land zu einem der beliebtesten Orte um die stromintensiven Schürfrechner aufzustellen, aber gleichzeitig auch zu einem der gefährlichsten. Von zuhause aus Bitcoins zu schürfen ist eine einfache Möglichkeit, in Venezuela etwas nebenher zu verdienen, doch Pinto sagt, daß das auch eine ähnlich Wirkung haben kann wie etwa eine Zielscheibe an der Haustür. Maduros Regierung, die die Kraftwerke kontrolliert, hat spitz gekriegt was der enorme anstieg im Stromverbrauch einzelner Wohnungen bedeutet. Behörden, die über Informationen über den Stromverbrauch verfügen, klopfen dann an und beschlagnahmen entweder die Maschinen oder erpressen die Besitzer. Manchmal verhaften sie sie auch. Pinto sagt, er hätte bereits zu viele dieser Geschichten gehört, und für ihn sei das Schürfen in Venezuela daher das Risiko nicht wert.
Ein Software-Entwickler aus Caracas, der aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden wollte, schürft Kryptowährungen auf fünf verschiedenen Maschinen, die er in den Häusern von fünf verschiedenen Freunden installiert hat. Im Schnitt schürfen die Maschinen jeden Monat zwischen 300 und 500 US-Dollar in Kryptowährungen. Er und andere schlaue Schürfer verteilen ihre Maschinen, so daß kein sprunghafter Anstieg im Stromverbrauch registriert wird.
Manche der Wohnungen, die eine solche Maschine beherbergen, stehen leer, weil die Besitzer das Land verlassen haben. Die Hausbesitzer bekommen bis zu 30% des Verdienstes des Entwicklers, und die Maschinen sorgen auch für Stromverbrauch, so daß das Haus nicht den Eindruck erweckt es sei verlassen. In anderen Worten, übermäßiges Schürfen ist riskant, doch das Schürfen im rechten Maß kann Haus und Hab und Gut davor schützen, gestohlen zu werden.
Der Entwickler sagt, er hätte ein gutes Gehalt, von dem er in Venezuela gut leben kann. Daher tauscht er keine Kryptowährungen mehr in Bolivar um. Er hält seine Kryptowährungen als Investment. Sollte er sich dazu entschließen auszuwandern, braucht er dann nicht extra ein Bankkonto zu eröffnen oder Überweisungen zu tätigen, um an seine Ersparnisse zu gelangen.
Kein Brot weil kein Mehl"
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John Villar ist ein Computer-Techniker der mit seiner Frau und drei Kindern in Caracas lebt. Im Jahre 2013 merkte er, daß ein Bruchteil einer Bitcoin, den er Jahre zuvor aus Spaß geschürft hatte, plötzlich 100 US-Dollar wert war. "Mit 100$ kannst Du in Venezuela wie ein König leben", lacht Villar. Er sagt, er bräuchte lediglich 50$ für den Monatseinkauf für eine fünfköpfige Familie.
Villar stellte das Schürfen vor ungefähr vor einem Jahr ein, aus den selben Gründen, aus denen Pinto seine Maschinen nach China geschickt hat. Derzeit kommt der größte Teil seines Einkommens von Prämien, die er für das Reparieren komplexer Programmierfehler von Firmen wie etwa Counterparty erhält, die die Blockchain-Technologie nutzen. Er sagt, er wird für seine jüngste Reparatur 500 Counterparty Tokens erhalten. Diese sind momentan etwa 6.500$ wert.
Villar lebt sehr gut für venezolanische Standards, sagt aber, daß ein großer Teil seines Einkommens für den Kauf und Versand von Medikamenten für seine Frau benötigt wird, die unter Multipler Sklerose leidet. Diese Medikamente gibt es in Venezuela bereits seit etwa zwei Jahren nicht mehr. Um an diese Medikamente und an andere Haushaltsartikel zu gelangen, verkauft Villar Bitcoins für US-Dollar, kauft dann diese Produkte online und läßt sie dann an eine US-Firma schicken, die die Ware dann direkt zu ihm nach Venezuela liefert[1].
Ein anderer Venezolaner, der in der Kreativbranche tätig ist, stieß im März 2017 auf Bitcoin, als ein Kunde darum bat, in Bitcoin bezahlen zu dürfen. Ein Bitcoin war damals etwa 1.000 US$ wert. Seitdem ist es auf 8.500 US$ gestiegen, was dieses Projekt umso lukrativer machte. Seither hat dieser Mann bei zwei weiteren Projekten Bitcoin als Bezahlung akzeptiert, und begann damit, auch andere Kryptowährungen zu kaufen und sie mit Gewinn weiterzuverkaufen. Er wirbt allerdings nicht damit, daß er Bitcoin akzeptiert, weil er vermeiden möchte, daß sich das herum spricht. Auch hier wieder werden Sicherheitsgründe angeführt.
Der Gestalter saß in seinem Büro in Caracas, als ich ihn fragte, was wohl die Zukunft für Venezuelas Wirtschaft bereithalten mag. Er erzählte mir, daß er von seinem Schreibtisch aus die darunterliegende Straße überblicken könne, wo Menschen regelmäßig Abfälle nach Eßbarem durchsuchen. Es sei selten, so sagt er, eine Mülltüte zu sehen, die noch nicht aufgerissen wurde, wenn man durch die Stadt geht.
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"Das ist sehr deprimierend", sagt er, "und ein Beweis dafür, wie schlecht es um das Land bestellt ist. Es gibt sehr viel Hunger und Armut, und ich denke es wird mit der Zeit schlimmer werden."
Menschen, die für ihre Arbeit in Dollar, in anderen Devisen oder in Kryptowährungen bezahlt werden, leben in einer anderen Realität als die, die in Bolivars bezahlt werden.
Pinto sagt, daß es ihm Leid täte um die Leute, die in Bolivars verdienen und darum kämpfen, um über die Runden zu kommen. "Jedes Mal, wenn ich in einen Laden oder in ein Restaurant gehe, höre ich Menschen, die sich über die Preise beschweren, wie etwa 'das ist unmöglich!' - über ein Essen, das 4$ kostet. Das ist zwar nicht allgemein viel, aber in Venezuela sind vier Dollar viel Geld." Der Mindestlohn im Land liegt derzeit bei ungefähr fünf Dollar im Monat.
Die Plattform, die Pinto nutzt, um Bitcoin in Echtzeit in Bolivars zu wechseln heißt Localbitcoins. Hier treffen sich Käufer und Verkäufer und legen ihre eigene Wechselkurse fest. Das ist sehr praktisch in einem Land, in dem der Wert der Landeswährung sich täglich ändert.
Pinto startete ein Unternehmen mit dem Namen "Dr. Miner"[2], und verlangt eine einmalige Gebühr dafür, um ein einzelnes Schürfgerät in einem Haus zu installieren. Der Besitzer braucht nichts von Kryptographie oder Mining zu verstehen. Die Software läuft auf der Maschine und der Besitzer kann zwischen 200$ und 900$ im Monat verdienen, sagt er. Die Maschinen kosten etwa zwischen 100 und 300 US-Dollar.
Von seinen Freunden und Familie seien etwa noch 10% in Venezuela. Die meisten von denen, die es sich leisten konnten, haben das Land verlassen. Seine gesamte Familie ist in Spanien und er erzählt, daß er wohl auch bald dorthin aufbrechen würde. Doch derzeit muß er sich noch, wie andere die geblieben sind, um das Familienvermögen kümmern. Auch dafür sind Kryptowährungen eine große Hilfe. Als er herausfand, daß ein potentieller Mieter für das Apartment seines Vaters in Caracas ebenfalls Bitcoin hielt, einigten sie sich darauf, daß die Hälfte der Kaution (sechs Monatsmieten) in Bitcoin zu entrichten wäre. nachdem sie sich geeinigt hatten, schickte der Mieter Pinto die Bitcoins. Dieser wiederum schickte sie seinem Bruder in Madrid, wo sie sein Bruder dann auf Localbitcoins in Euros wechselte. Pintos Vater bekommt die Miete augenblicklich auf sein spanisches Konto, und umgeht somit Gebühren und Wartezeiten die bei internationalen Überweisungen gewöhnlich anfallen.
Der Reiz solcher Kryptowährungen in einem kranken Land wie Venezuela ist wohlbegründet: Man muß nicht der Regierung oder den Banken vertrauen, und sie geben den Menschen an chaotischen Orten eine gewisse Kontrolle. Derzeit ist Bitcoin meist für die venezolanische Mittel- und Oberschicht zugänglich, also meist jenen mit Hochschulabschlüssen und oft auch Doppelpässen, oder mit Zugang zu Bankkonten außerhalb Venezuelas. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch, und vielleicht wird Bitcoin, anders als andere Erfindungen, seinen Zugang zum Mainstream eher durch die Länder finden, deren Wirtschaft versagt, statt durch die Länder mit einer aufstrebenden Wirtschaft.
Wired.com (Kalifornien): »Where could Bitcoin succeed as a Currency? In a Failed State«
Ältere Berichte zum Thema Bitcoin und Venezuela:
- Januar 2018: BitCoin in Venezuela
- Dezember 2017: BitCoin in Venezuela
- September 2017: BitCoin in Venezuela
- August 2017: BitCoin in Venezuela
- April 2017: BitCoin in Venezuela
[1] Bei besagter Firma handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um MyUS.com.
[2] Keine Fundstelle
Sehr guter Artikel. Danke für die Übersetzung.
Die Frage ist, ob sich da nicht einfach die Regierung selber bereichert hat... Ich hoffe mal nicht, wäre wichtig für alle Kryptos!
Gar nicht, BTC ist ein Prototyp und entgegen seiner Intention nicht zum Bezahlen geeignet. Durch die Abhängigkeit des Wertes von Fiatwährungen kann sein Kurs so beeinflußt werden, daß niemals stabil damit bezahlt und gerechnet werden kann. Man muß das PRINZIP des BTC heranziehen und seiner ursprünglichen Idee gemäß einen Coin schaffen, der keine Fiatwährungen als Referenz für den eigenen Kurs benötigt, der dezentral hergestellt, kursstabil und zum Zahlen verwendet werden kann. der BTC ist ein Anlage- und Spekulationsprodukt geworden, kein Zahlungsmittel, als das er gedacht war
Der Wert ist ja nicht abhängig von Fiat. Er wird nur in Fiat bemessen. Das ist ein Unterschied, ebenso wie Preis und Wert übrigens nicht das selbe sind. Daß niemals damit stabil bezahlt werden können soll, das halte ich ebenfalls für eine Fehlannahme, denn die Schwankungen liegen ja nur daran, daß einerseits alles, also auch Bitcoin, in Dollar bewertet wird, und andererseits die Akzeptanz von Bitcoin sehr begrenzt ist. Edelmetalle werden ebenfalls in Dollar bewertet, und das macht sie zum Bezahlen ungeeignet. Aber das bedeutet nicht, daß Edelmetall an sich nicht zum Bezahlen geeignet ist. Das hat man schließlich Jahrhunderte lang getan. Spätestens wenn es dem Dollar so ergeht wie dem Bolívar, wenn also der universelle Wertmaßstab kaputt ist, dann muß ein neuer Maßstab her, und dann muß man alles im wahrsten Sinne des Wortes neu bewerten. Wäre interessant zu wissen, was der neue Maßstab sein wird. Vielleicht kWh?
Preisvergleich für BTC, LTC, ETH und BCH versus USD auf Gdax (Kalifiornien) und Golix (Simbabwe)
Was ein Bitcoin kostet bestimmen ausschließlich Angebot und Nachfrage. Eine Kursstabilität bei einer Kryptowährung herstellen zu wollen gleicht deshalb derzeit also der Quadratur des Kreises. Man kann nicht vorhersehen oder bestimmen wieviel Dollar & Co. die Leute für eine Einheit einer bestimmten Währung bereit sind zu bezahlen. Da kann die Kryptowährung selbst nichts machen, weil es nichts mit ihr zu tun hat.
Was ein Bitcoin kostet ... sagt ja schon alles. Wenn ich im "realen" Leben für meine Leistung == Arbeit, Handel, Verkäufe, Dienstleistungen .. in Fiat bezahlt werde, muß ich zwangsläufig, um mein Leben zu finanzieren, in Fiat rechnen, zumindest in jenen Teilen, wo keine andere Zahlungsart möglich ist, also zB beim Wohnen, bei der Energie, bei den Steuern, bei den Sozialversicherungen. Mein Leben wird als Basis also Fiatwährung und deren Größen = vorgegebene Werte, aufweisen. Auf dieser Basis kann ich die "Kosten" des BTC berechnen, ob ich ihn kaufe oder - gegen Fiatgeld für Energie - welche selbst herstelle.
Das wäre mal Punkt eins
Punkt zwei ist ganz einfach: Wenn ich mir heute, wie auch immer, sagen wir mal 10.000 BTC anschaffe und beabsichtige mir in 2 Jahren eine Eigentumswohnung zu kaufen, werde ich als Normalbürger nicht sehr erbaut davon sein, wenn der BTC an einem Tag 3.000 Fiat wert ist und nächste Woche 25.000 und dann wieder auf 8.000 fällt, Ich werde als Normalbürger daher eher zu einer Fiat-Bank gehen und mir entweder einen Kredit nehmen - womit ich wieder Fiatgeld erzeuge und LANGFRISTIG mir natürlich auch das Wasser abgrabe, denn der Crash kommt unaufhaltsam, aber im überschaubaren Zeitraum und im Sinne meines Bedarfes an einer Wohnung werde ich das nicht als Kriterium heranziehen. Ich werde also NICHT in Crypto sparen und investieren, sprich meine Wohnung mit BTC bezahlen, sondern um überschaubaren Fiat-System: so und so viel berechenbar Euro für meine Leistung/Arbeit/Dienstleistungen etc und so und so viele Euro nötig für Wohnung macht so und so viele Jahre sparen oder Kredit zu so und so viel Zinsen -
Solange der Wert der Cryptos von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, sind sie zum Bezahlen im täglichen Leben ungeeignet und werden daher lediglich von wenigen Spekulaen benutzt werden und ein paar Glücksrittern, die bei einer Preisralley wir zu Jahresende 2017 denken, sie könnten jetzt schnell ein Vermögen machen, wenn sie bei 15.000 pro BTC noch aufspringen, es aus purer Gier verabsäumen, ihn bei 20.000 zu verkaufen und bei 25.000 keinen Abnehmer mehr finden - und dann auf einem 8.000er und 50% Verlust sitzenbleiben. BTC sind aufgrund ihrer vorprogrammierten Herstellungsart spätestens seit der Erfindung der sündteuren Miner und des hohen Schwierigkeitsgrades ab ca 2012 für normale User nicht mehr fabrizierbar, also schon in der Herstellung nur noch in der Hand von Privilegierten, die über teure Miner und billige Energie verfügen können. War nicht so gedacht, wurde aber so.
Daher muß eine Cryptowährung , die auch wirklich zum Bezahlen, Sparen und Wertanlegen taugt, also eine ernsthafte Konkurrenz zu Fiat werden kann, unabhängig von Fiatwährungen einen Nullmeridian besitzen, an dem sie sich orientiert, unabhängig von Herstellung und Spekulanten einen stabilen Kurs halten können und unabhängig vom Energiepreis oder der Anschaffung teurer Geräte in gewissen Ausmaß dezentral hergestellt werden können.
Du und ich - wir reden zwar beide von Cryptos, aber es erinnert an den Spruch:
Wissen bedeutet, daß Tomaten zu den Früchten gehören
Weisheit bedeutet, daß man Tomaten nicht in den Fruchtsalat tut
Wissen bei Cryptos mag all das bedeuten, was du geschrieben hast
Weisheit bei Cryptos bedeutet: sie müssen als Währung taugen, unabhängig von jeder anderen Instanz einschließlich des Fiatgeldes.
Nein, nichts schwankt "per se", sondern immer nur relativ zu etwas. Ich lebe im Pfund-Raum, also schwanken für mich Dollar und Euro, während für Dich vermutlich Pfund und Dollar schwanken. Das ist schon richtig, aber jede Währung schwankt immer nur im Vergleich mit anderen. Und da der Dollar nun mal die Weltleitwährung ist, und auch das Yoghurt im Kühlregal bei Aldi letztlich in Dollar bemessen wird, kann man es derzeit nicht in Bitcoin auszeichnen, denn man müßte den Preis mehrmals täglich ändern. Aber nicht weil "Bitcoin schwankt", sondern weil man eine unbewußte Linie vom Joghurt über den Euro hin zu Bitcoin zieht.
Warum man es in Fiat umrechnet ist unwichtig. Fakt ist, daß man das so lange tun wird, so lange allgemein mehr Fiat als Krypto genutzt wird. Also werden bis dahin nicht nur Kryptos in Fiat umgerechnet, sondern auch Edelmetalle. Und wie schon gesagt: Auch Edelmetalle sind unter solchen Umständen zum Bezahlen ungeeignet, aber sie sind nicht grundsätzlich zum Bezahlen ungeeignet. Es ist ja nur die Frage, was man als Maßstab benutzt. Benutzt man Gold als Maßstab, dann kann man damit auch wunderbar und stabil bezahlen. Genau das selbe gilt für Bitcoin.
Der Denkfehler besteht m.E. darin, daß man ausgerechnet Fiat, was eine völlig instabile Größe ist, zum Maß aller Dinge macht. Eine Kryptowährung mit "Nullmeridian" kann man nicht einfach programmieren oder erfinden - woran sollte man die festmachen? Man kann ihren Wert entweder gesetzlich festlegen, was sich kaum machen läßt, oder man kann ihren Wert dem Markt überlassen, und dann schwankt sie nun mal, so lange der Markt in Dollar denkt. Das Problem ist also nicht die jeweilige Währung, sondern der Maßstab. Und der wird sich erst ändern, wenn die Weltleitwährung Dollar wie der Bolivar ins bodenlose stürzt. Denn auch der Bolivar richtet sich trotz all seiner Wertlosigkeit nach dem Dollar. Bricht der jedoch weg, dann findet der Markt schnell einen neuen Maßstab, und wenn das Bitcoin wäre, dann hätte sich das mit der Volatilität erledigt - nicht weil sich Bitcoin geändert hat, sondern weil der Dollar als Wertmaßstab nicht mehr taugt.
Da bin ich mir nicht sicher, denn nach dieser "Weisheit" wären Gold und Silber auch nicht als Währung tauglich. Aber die waren doch über Jahrhunderte hinweg Währung, und zwar eine stabilere, als jedes Papiergeld es je sein könnte.
Selbst wenn der Bitcoin in Dollar auf Null fallen würde: In Ländern, die keine ordentliche Währung haben wie Simbabwe kostet eine Flasche Wasser, sagen wir, 10000 Satoshis. Egal, ob der BTC in Dollar 20000 oder 5000 kostet oder eben auf Null fällt. Dort gibt es keine Alternative.
Auf Null fallen kann er nicht, weil ich dann alle Bitcoins für 0€ kaufen würde, allerdings würde in diesem Prozeß des Aufkaufens der Preis extrem ansteigen.
In diesen Ländern orientiert man sich dennoch am Dollar, auch wenn man selber gar keine Dollar besitzt. Das kenne ich noch aus Brasilien. Interessant wird es allerdings, wenn der Dollar so wertlos wie der Bolívar wird - was wird dann der Maßstab? Ein Kilowatt? Eine Kilowattstunde? Keine Ahnung, es ist allerdings eine spannende Frage, denn noch ist der Dollar der universelle Wertmaßstab.