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RE: Ideologie 051 - Über das Jagen, Hetzen und Agitieren in der Politik

in #deutsch7 years ago

Danke für den Kommentar!
Es freut mich, dass du auch wenn es wie so oft eine negative Sache ist, ähnliches beobachtest wie ich. Das mit der Hetze habe ich längere Zeit als etwas sehr unschönes betrachtet. Einerseits wird die Agitation, solange sie einem gefällt, als legitimes Stilmittel angesehen, andererseits als hoch strafwürdig, wenn sie einem nicht behagt.

Wer so vorgeht, ist in seinem Denken objektiv nicht markt- oder konkurrenzfähig, sondern braucht einen Machthebel, um sich in seiner Position halten zu können. Wenn ich einen Rest liberales Denken in mir trage, muss ich aber wenigstens den anderen die Freiheit zugestehen, die ich für mich selber auch in Anspruch nehme.

Viele Konflikte entstehen auch daher, dass man überhaupt nicht über das eigene Vorgehen und Denken im Klaren ist, sondern chaotisch im Hamsterrad herumrennt, völlig vereinnahmt. Wenn man ohne die Position des anderen, des Vertragspartners, des Teammitglieds oder der Kontaktperson in einer anderen Firma in geringem Masse nachvollziehen zu wollen in Interaktionen hineingeht, braucht man sich über resultierende Konflikte oder lausige Kooperation nicht wundern. Es gibt kaum etwas, was ich lästiger finde als Sticheleien im Alltag, die viele Systemlinge exzellent beherrschen. Mir raubt das nur Energie und ich habe keinen Zweck davon erkannt, ausser dass die Systemlinge damit ihr Ego streicheln.

Leider sehe ich viele Leute, die kaum einen Ansatz von eigener Identität zu haben scheinen. Sie plappern das nach, teilweise wort-wörtlich, was ihnen der TV sagt und noch schlimmer, sie verteidigen das aufs militanteste, als wäre es ein substantieller Teil ihrer selbst. Das ist es wohl auch, wenn man sich ansieht, wie der TV in vielen Haushalten wie ein Altar im Wohnzimmer thront. So kann das Hereinholen der Propaganda vielleicht durchaus mit dem Besuch einer religiösen Veranstaltung verglichen werden.

Sort:  

Eine gute Lehre war mir vor der Bundestagswahl vor 4 Jahren. Ich hatte lange vorher, da war die AfD noch in den Kinderschuhen, eine massive Geldmenge gespendet. Ich hatte auch öfters in die Facebook-Seite der AfD, die damals die populärste Parteienseite des Wahlkampfs und immer mehr im Trend war und die dann maßgeblich für den Stimmenanteil der Partei im Endergebnis (neben den Auftritten von Lucke in mehreren Talkshows) gewesen ist, hineingeschaut. Irgendwann meldete ich mich dort mit einem, übrigens nicht sehr kontroversen, Meinungsbeitrag zu Wort. Es war einfach nicht das, was alle dort dachten. (Wahrscheinlich irgendetwas zum Geldsystem oder so.) Die Leute haben dann wohl auf meine Webseite geschaut, nicht direkt bestätigt gefunden, daß mein Denken komplett identisch mit dem offiziell von der Partei verlautbarten war, und mich übelst beschimpft. (Ich habe mich schleunigst verzogen und diese Plattform nie wieder aufgesucht. Außerdem wieder etwas über Parteien gelernt.)

Eigentlich war das gar nichts Neues oder Ungewöhnliches; mir ist das auch auf Computerforen passiert (ich brauchte nur zu erwähnen, daß ich seit 40 Jahren Profi bin und Computer nicht nur als Hobby, sondern gewerblich betreibe), als ich irgend etwas mit der Notwendigkeit von Kundenbetreuung oder Marketing gesagt habe.
Dasselbe wird einem bei Foren zur Gesundheit, Ernährung, ja sogar zu Sport und Fitneß passieren. Am Anfang des Webs, Mitte der 90er, ging das mit dem Ton noch, aber jetzt bilden sich überall verschworene Grüppchen, es gibt festgelegte Denkweisen, interessanterweise gibt es auch überall die einschlägigen Foren-Gurus und Matadore, die so etwa zigtausend Beiträge geschrieben haben und einen tagein tagaus mit ihrer Weisheit belehren.

Jede Abweichung wird als Bedrohung empfunden.

Ich beschwere mich nicht und ich jammere nicht. Ich sehe nur, was da passiert, und halte mich heraus. Es ist besser, man produziert und kreiert selbst und überläßt das Reagieren und Diskutieren der Masse, die anscheinend nicht anders will und kann.

Natürlich will man sich nicht mantrenhaft beschweren und immer wieder die gleiche Leier anstimmen. Aber mich wundert immer wieder, wie teilweise sehr arrivierte Leute in grossem Ausmass dogmatisch sein können, insbesondere gegenüber Novizen und Laien. Aber auch gegenüber Leuten, die vielleicht wirklich andere Erfahrungen gemacht haben und das auch begründen können.

Sind die wirklich so schwach oder worin liegt das geradezu krampfhafte Bedürfnis, alle mitzunehmen oder die Vorstellung, dass erst dann Ordnung herrscht, wenn alle auf Linie gebracht wurden? Worin soll der höhere Wert in der Konformität bestehen? Darin, dass jegliche Innovation abgetötet wird? Für mich ist das ein Mysterium.

Dass nicht gerade viele Leute auf meine Inhalte gewartet haben, kann ich auch bei Steemit sehen. Ich merke ganz genau, dass ich nichts massenfähiges zu bieten habe. Es gibt zwar eine treue, kleine Anhängerschaft, aber eigentlich ist es beschämend, als immer noch Top 800 Steemian in Sachen Reputation (in deutsch wohl Top-100) seit etwa 1,5 Monaten keinen Post mit zweistelligem Erlös mehr erzielt zu haben. Dabei gibt es keinen sinnvollen Kommentar bei mir, den ich nicht beantworte, aber ich habe keine Zeit, um viel bei anderen herumzukommentieren. Oder es liegt daran, dass ich meine Beiträge immer auch selbst vote. Das kommt bei einigen ja schlecht an, wobei ich dazu sagen muss, dass es auf die $ -.15 oder so, die ich damit schöpfe, wohl kaum ankommt.

Du meinst noch, je mehr Qualität Du lieferst, desto mehr Beifall und Erfolg erntest du. Ab einem bestimmten Level (von Wert, Leistung, Fleiß, Wahrheit, Wissen) ist es aber eher umgekehrt. Du könntest Goethe, Beethoven (oder von mir aus Jesus oder Buddha, in heute zeitgemäßer Version) sein, und die würden Dich in 0,3 Sekunden wegklicken. Keine Zeit, kein Interesse, wo ist der nächste grelle Reiz, die nächste Sensation. Berühmt werden die, die diesen Bedarf decken.