#01 "Alltag im Leben eines Stoners"

in #deutsch7 years ago

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"Ich kiff seitdem ich 13 bin, seitdem hab ich nur eins im Sinn, du weißt schon..."

Ich wache auf. Es ist ca. 11 Uhr morgens und ich bin noch komplett breit vom Abend davor, den ich mit meinen "Freunden" verbracht hatte, wie jeden Tag seit ca. 4 Jahren. Ich bleib einfach solange liegen, bis ich mich fast einpisse oder die Nikotinsucht mich auf den Balkon zieht. Nach der ersten Kippe am Tag hat auch meine Mutter mitbekommen, dass ich endlich mal wach bin. Da sie gerade am Kochen ist, fragt sie ob ich Hunger habe, aber mittlerweile hab ich nur noch Appetit wenn ich vorher gekifft habe. Ich verbringe vielleicht noch maximal eine Stunde zuhause, denn ich hab 0 Bock hier zu sein. Die Stimmung zwischen mir und meinen Eltern ist nicht gut, mit meinem Vater wechsel ich gefühlt 5 Worte pro Woche, ratet mal warum.

Ich nehme meinen Rucksack und steig ins Auto. Noch immer fühlt sich mein Kopf nicht klar an, aber es ist mir egal. Bekifft Auto zu fahren war bei mir schon seit Tag 1 meines Führerscheins Standard, teilweise konnte ich es nichtmal vor der Fahrschule lassen. Ich fahr zum See, geh die letzten Meter bis zum Bauwagen zu Fuß, chill mich erstmal hin, und bau einen.

"Pape raus, Haze rauchen, den Sound im Zimmer aufdrehen, könnt schlimmer aussehen. Scheiß auf Schule, scheiß auf Noten, scheiß auf alles, pack die Dinge die dich stressen in n' Blättchen und vergiss sie."

Schon kommt der erste von meinen "Freunden". Ich bin einer der jüngsten im Freundeskreis, den man eigentlich auch nur Kifferrunde nennen könnte, denn es ist das Einzige was uns verbindet, das Kiffen. Es ist keine richtige Freundschaft. Ein paar Stunden später sind die meisten da, und alles was wir tun ist Musik hören und kiffen. Es dauert nicht lange bis der erste frägt "Kann jemand helfen?". Sofort kommt ein "jo" von mir und ich hole meine Waage und ein dickes Einmachglas voll mit Ott raus, genauer gesagt 100 Gramm "Hab neues, wieder Haze" sage ich etwas lustlos dazu. "Machst mir n' Fuchs?". Ich gib ihm einen Zipper mit 4g und er mir 50 Euro. Schon lange rauche ich zu viel um es mir eigentlich leisten zu können. Früher als ich noch zur Schule ging, klaute ich einfach irgendwann Geld aus der Spardose meiner Eltern, am Ende waren es 1100 Euro, mittlerweile verticke ich das Gras, und zwar das Beste im Umkreis. Mein ganzer Freundeskreis und noch weit darüber hinaus kauft bei mir ein. 100 Gramm halten maximal 3 Tage, dann muss ich wieder für Nachschub sorgen. Ich kann soviel kiffen wie nur möglich, und trotzdem kriege ich es nicht hin mit der ganzen Sache kein Geld zu verdienen, es verkauft sich einfach zu schnell.

Während es schon Abend wird, bekommen ich und noch ein paar meiner Kollegen einen Fressflash, diskutieren dann eine gefühlte halbe Stunde wo wir hingehen, vergessen eine weitere halbe Stunde dass wir Hunger hatten weil wir so breit sind, und fahren darauf hin wie immer zum nächstgelegenen Dönerladen. Mein früherer bester Freund fragt mich ob ich ihm Geld leihen könnte, weil er sein Geldbeutel anscheinend vergessen hat. "Haja safe" antworte ich, obwohl ich genau weiß, dass er seinen leeren Geldbeutel dabei hat und ich das Geld, ohne tausend mal zu fragen, eh nicht wiedersehen werde. Aber es juckt mich nicht, denn im Endeffekt ist es eh sein Geld und 10 Euro tun mir schon lange nichtmehr weh. Nachdem uns das Essen wieder etwas mehr Nüchternheit verschaffen hat fahren wir zum Sportplatz, der nicht weit weg ist. Im Handumdrehen hat sich jeder seinen eigenen Joint gedreht und direkt im Auto angehauen, denn auf Stehen hat niemand Bock. Dass man zusammen Joints raucht, so wie ich das Kiffen eigentlich kennen gelernt hab, ist eher zur Seltenheit geworden. Immer wieder vibriert mein Handy und ich bekomme schlecht umschriebene Anfragen nach Weed. "Hast du heute noch 30 min Zeit?" von einem Typen der mir das alle 2-3 Tage schreibt und sonst nichts. Selbst der dümmste Polizist würde das raffen, aber die Polizei spielt keine Rolle. Ungefähr im 30 Minuten Takt kommt ein Auto und verschwindet nach 2 Minuten wieder. Die Kasse klingelt. Pro Gramm mach ich 3,50 Euro reinen Gewinn.

Als es schon spät ist, fragt mich mein früherer bester Freund, der nun schon seit einem Jahr an seinem Führerschein sitzt, ob ich ihn nach Hause fahren könnte. Obwohl ich überhaupt keinen Bock habe mache ich es einfach, denn mir war eh schon klar, dass er mich und nicht die Anderen fragen wird. Er weiß, dass ich zu ihm nicht nein sage. Ohne Danke zu sagen verlässt er das Auto und verabschiedet sich. Auf dem Rückweg sehe ich, dass bei mir im Wohnzimmer noch Licht brennt, also fahre ich noch nicht nach Hause. So wie ich aussehe habe ich kein Bock noch meiner Mutter über den Weg zu laufen, "gibt eh nur unnötiger Stress", denke ich mir. Auf irgendeinem Feldweg baue ich mir noch den vielleicht letzten Joint für heute, zähle mein Geld, wiege nach wieviel Gras noch übrig ist und überprüfe meine Schuldenliste, auf welcher ich heute mit Sicherheit schon wieder vergessen habe, etwas zu verändern. Es ist nicht nur einmal passiert, dass mir eine Person Geld in die Hand gedrückt hat und auf meiner Liste eigentlich auf 0 war. Was soll's, die meisten werden schon ehrlich sein.
Ich fahre in die Einfahrt unseres Hofes, stelle mein Auto ab und bin so leise wie möglich. Ich hole mir noch eine Tafel Schokolade die gerade noch so gegessen bekomme, bevor ich einschlafe, wohlwissend, dass ich von den ganzen Joints heute auch morgen Früh noch etwas merken werde. Trotzdem wird mein Tagesziel morgen genau das gleiche sein wie heute, nämlich high zu sein. Ich bin zufrieden und habe nicht das Gefühl, dass irgendwas in meinem Leben außer Kontrolle läuft.

"Und fickt die Welt wieder mal mein' Schädel, versteck ich mich hinter weißem Rauch."

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:D das hier beschriebene Leben weißt erstaunliche Ähnlichkeiten mit meiner Biografie auf xD...
1A Schreibstil !! Und nicht vergessen zu viel ist nie gut...

Nice post! I will follow you from now on.

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