Wenn der Teufel an der Börse steppt...

Oft lese ich irgendwo im Netz, dass Leute völlig fragend an der Seite stehen und keine Erklärung dafür haben, was da gerade an der Börse von sich geht. Ich stehe dann grinsend an der Seite und habe zumeist zumindest eine Ahnung. Das elementare Missverständnis an der Börse ist eben, dass die Zukunft bereits eingepreist ist. Oder noch deutlicher: Informationen werden eingepreist.

Wenn die Corona-Zahlen exponentiell wachsen, dann glauben einige Menschen, dass sie nun einfach nur ein wenig die Totenzahlen hochrechnen müssen und denken, dass die Kurse künftig fallen werden müssen. Immerhin wird es noch mehr schlechte Nachrichten geben. Die wird es auch gewiss dann geben, aber es sind eben keine Informationen mehr. Denn diese triviale Mathematik preist der Markt umgehend ein. Das dort ein Knick in der Kurve ist, das wäre eine neue Information!

Nun stehe ich selbst an der Seite und bin erstaunt. Mein Pessimismus ist auf einem Höchststand. Zuviele zu schlechte Nachrichten in den letzten Tagen. „Whatever it takes“ mittels Geldpresse ist nicht unbedingt etwas über das ich mich freue. Hilfspakete von staatlicher Seite sind auch nicht etwas über das ich mich freue (primär weil ich nichts kriege, sie aber bezahlen darf). Prompt reagierte die Börse gestern auch und zeigte sich verstimmt.

Und wer immer noch nicht glaubt, dass die Börse verrückt ist, muss nur einen Blick auf den DAX werfen. Fast 11% schoss dieser heute nach oben. Darunter u.a. Daimler mit 23%, Münchener Rück mit 18%, Volkswagen 17%. Das sind für DAX-Unternehmen schon echte Hausnummer. Zumindest in einem Sprung und nicht aufs Jahr gerechnet. Wo kommt den nun die Begeisterung her. Von der lächerlichen „Alien-UFO-Show“ des Altmaier heute? Der Traum von verstaatlichten Unternehmen?

Ich bin am Rätseln. Als es vorbörslich bereits sehr grün aussah, habe ich innerlich geschmunzelt und gespottet: „Ah, wieder einmal Turnaround Tuesday!“ Immerhin ist dies seit Beginn der Krise nicht der erste Versuch, dass einige der Bullen sich in die Messerwand stürzten, nur um dann mächtig einen auf die Fresse zu kriegen. Heute waren da aber mehr Bullen als Messer.

Natürlich werde ich mir morgen einen feixen, wenn das absolute Rot triumphiert. Mir fehlt in in der Story „Corona“ noch das große Grand Finale. Es stehen immer noch viel zu viele Leute mit Geld an der Seitenlinie und wollen rein. Ein richtiges Finale ist Drama pur, Erschütterung, absolute Resignation und Tränen. Und nun fliegen die Sektkorken? Ich bin mal gespannt, wie nachhaltig das sein wird.

Trotzdem kommt natürlich FOMO hoch. Da sind einige wirklich gute Preise gewesen und vielleicht hat man doch zu lange gewartet und hätte ein paar Finger reinstecken müssen. Zudem einen das ungute Gefühl beschleicht, dass inzwischen einfach soviel Geld gedruckt wurde, dass einfach jeder Geld hat. Das würde auch erklären, warum Gold teilweise ausverkauft ist.

Kudos an all jene, die heute ein Jahresgeschäft gemacht haben. Sollte dies nachhaltig sein, stelle ich mich erfürchtig in die Ecke. Mal verliert man, mal gewinnen die Anderen. Nichts desto trotz muss man auch das aktuelle Drama an der Börse einmal zu schätzen wissen. Das der Plot momentan in irgend einer Weise vorhersehbar ist, das glauben eben nur die Propheten. :)