Die Utopie eines reinen Kryptostaates – ein Gedankenexperiment

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In diesem Artikel möchte ich einem Gedanken nachgehen, der einem „Imagine“ von John Lennon sehr nahekommt, nämlich eine Welt in der es kein Fiat Geld mehr gibt.

Inwiefern würde sich die Gesellschaft verändern, wenn eine digitale Währung existieren würde, die als alleiniges Zahlungsmittel überall akzeptiert wird? Als erstes fällt mir auf, dass klassische Banken in diesem System überflüssig sind. Wieso sollte man sein hart erarbeitetes Geld in einem Bankkonto aufbewahren, wenn man es einfach in seiner Tasche haben kann und es dort sicher ist.

Die Menschen vertrauen der Blockchain, denn das einzige was passieren kann ist, dass das ganze Netzwerk abstürzt. Da man offensichtlich dem Internet nicht den Stecker ziehen kann gibt es keinen Grund daran zu zweifeln, dass das Wertmittel sicher ist.

In unserem heutigen System, in dem man Geld als Schulden, bestehend aus elektronischen Nummern in einem zentralen Bankensystem, einfach aus dem Nichts erschaffen kann ist es, wenn man genauer darüber nachdenkt eine komische Tatsache, dass man Menschen vertraut, die man nicht kennt und bei diesen zentralen Systemen sein hart erarbeitetes Geld "aufbewahrt".
In meiner Vorstellung hat sich in der Version der Zukunft, die ich mir hier erdenke, irgendwann in der Geschichte des Fiat Geldes ein weltweiter Bankrun entwickelt, wegen Gründen wie z.B extreme Preisinflation auf Lebensmittel, Zweifel an der Rückzahlungsfähigkeit mancher Staatsschulden oder ähnliches. In Folge dessen verloren die Menschen das Vertrauen und sahen ein, dass es das Geld auf der Bank eigentlich gar nicht gibt. Banken verloren ihre Daseinsberechtigung.

Wenn es keine Banken mehr gibt, gibt es dann noch einen Staat?



Meine Antwort ist: Ja, es muss einen Staat geben, denn das natürliche Interesse eines Staates ist Gerechtigkeit unter einem Gesellschaftsvertrag. Es wird allerdings schwer bei einer Kryptowährung Steuern zu verlangen. Aus diesem Grund gibt es innerhalb der Blockchain einen Pool, der die Staatskasse darstellt. Die Einnahmen kommen schlicht und einfach aus jeder Transaktion in der Blockchain. Die Regeln, wie dieser Pool ausgezahlt wird, unter welchen Bedingungen etc. wird von Parlamenten entschieden. Die Staatskasse ist transparent, jedoch alle restlichen Transaktionen anonym.

Was ist mit Zinsen und Kreditgeschäften, wenn es keine Banken mehr gibt?



In einem geschlossenen Kryptosystem sehe ich es so, dass es keine wirkliche Inflation mehr gibt. Die maximale Menge der zirkulierenden Coins ist irgendwann erreicht und Miner verdienen nur noch an den Transaktionskosten. Das Blockchainsystem selber reguliert Miner-Kartelle, in dem es z.B. als Bedingung eines neuen Blocks festlegt, dass die Hash Power von x unterschiedlichen Stellen kommen muss.

Ohne Inflation kann man Zinsen in diesem System also nur verdienen, wenn man Risikokapital zur Verfügung stellt. Ein Pool von Risikokapital im System selber kann es allen Menschen erlauben Coins auszuleihen. Ein Mechanismus, der verhindern würde, dass man nicht zu viele Coins ausleihen kann wäre ein „Proof of Transaction“. Also je mehr Transaktionskosten man generiert, desto mehr darf man ausleihen. Eine Firmenwallet mit hohen Auszahlungssummen an Mitarbeiter hätte eine höhere Kreditwürdigkeit. Andere Projekte können mit ICO‘s finanziert werden, die in meiner Zukunftsvision Aktien komplett ersetzt haben. Finanzprodukte sind dezentral und nicht mehr nur den großen Banken in vollem Maße zugänglich. Rechte auf Immobilienbesitz beispielsweise sind ebenfalls auf einer transparenten Blockchain gespeichert.

Natürlich träume ich in dieser Vision auch von einer Adoption einer gemeinsamen Kryptowährung auf der ganzen Welt. Die Vorteile kann man sich leicht vorstellen: weniger Korruption durch transparente Staaten, effizientere Ressourcenallokation und eventuell auch Voting-Mechanismen, die Parlamente und Kommunen auf der ganzen Welt vernetzen, wenn es um wichtige Themen wie Klimawandel und Sicherheit geht.

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Durchaus einige interessante Überlegungen. Selbst wenn ein solches System auf einer ganz anderen Technologie irgendwann fusst, so sollte man eben zumindest eine Vision vor Augen haben in welche Richtung es gehen soll. Von daher danke für deinen Beitrag.

Danke für das Feedback. Ich denke, dass ein eben solches System mit Blockchain Technologie irgendwann seinen Weg zu uns findet. Vielleicht stehen uns aber auch noch Jahrzente der Regulierung und Zweifels über Blockchain bevor. Denn selbst nach der Erfindung des Automobils wurde diese neue Erfindung vom Staat und Interessenverbänden in Grund und Boden reguliert, irgendwann konnte die Enwticklung zu motorbetriebenen Karrosen jedoch nicht mehr aufgehalten werden.

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"Es wird allerdings schwer bei einer Kryptowährung Steuern zu verlangen. Aus diesem Grund gibt es innerhalb der Blockchain einen Pool, der die Staatskasse darstellt. Die Einnahmen kommen schlicht und einfach aus jeder Transaktion in der Blockchain. Die Regeln, wie dieser Pool ausgezahlt wird, unter welchen Bedingungen etc. wird von Parlamenten entschieden. Die Staatskasse ist transparent, jedoch alle restlichen Transaktionen anonym."

Dazu muss man die Leute erstmal zwingen einen Staatscoin zu verwenden. Mit freien Coins kann der Staat keine Steuern nur mit Zwangsmaßnahmen einnehmen. Wer sich da weigert, dem kann man nicht einfach das Konto einfrieren. Man muss also Wohnungen stürmen, Auto und andere Vermögensgegenstände konfiszieren usw. Das schöne daran ist dann, dass für jeden, der an das Gute im Staat glaubt, der Zwang und die Gewalt viel offensichtlicher wird. So wird das dann schnell der Weg in einer Gesellschaft, die immer mehr auf Freiwilligkeit anstatt auf Zwang und Gewalt beruht :-)

Danke für die Antwort. Habe das erst jetzt gesehen.

Ich stelle mir schon jetzt vor wie lustig es wird, wenn auf einmal alle Menschen Bitcoins benutzen (wenn es dann mal wirklich nutzbar ist mit atomic swaps, lightning network etc) und der jetzige Staat dann nicht mehr da ran kommt :)

Ich stelle mir das so vor wie der Wechsel von D-Mark zum Euro, eben von Euro zum "Staatscoin". Wahrscheinlich werden die Parlamente in der jetzigen Form dem nicht zustimmen, weil sie Macht dezentralisieren würden und ihre Geschäfte nicht transparent machen wollen, die von mächtigen Lobbygruppen aus der Wirtschaft durchsetzt sind.

Man kann den Staat gut oder böse sehen, ich denke, wenn die Kontrolle des "Staatscoins" bei den tatsächlichen Nutzern ist, dann ist der Staat eben nicht nur eine Institution der mächtigen Interessensgruppen, sondern die Bürger selber. Vielleicht ist der heutige Staat ja dann irgendwann gezwungen Bitcoin oder eine andere Kryptowährung tatsächlich als gesetzliches Mittel zu akzeptieren und ein Bürgerentscheid über einen Staatsfork wird in die Verfassung eingehen.. Wer weiss schon die Zukunft ;D