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RE: Die Lizenz zum Leben nur durch das Abhängigkeitsverhältnis

in #deutsch7 years ago

Hui liebe @variola, sehr schwere Kost zum Abend die man (oder viele) erst einmal verdauen müssen. Soll nicht negativ klingen - ich finde ein sehr guter, fundierter und toller Beitrag der viel Hintergrundwissen vermittelt.

Ich stehe der Organspende witzigerweise auch sehr zwiespältig gegenüber. Zum einen ist es mir tatsächlich relativ Lachs was mit mir nach meinem Ableben passieren wird (im Sinne von "es kann meinetwegen alles ausgebaut werden"), zum anderen aber irgendwie doch nicht.
Frag mich nicht warum, es ist so - ich weiß aber das ich mich da definitiv noch mal mit auseinandersetzen werde.

Was meiner Meinung nach ausschlaggebend hier in Deutschland ist, ist das man sich einfach mit dem Tot nicht auseinandersetzt. Es darf hier keiner sterben, es gehört nicht zum Leben. Das habe ich vielfach im Klinikpraktikum miterlebt - Angehörige bitten darum auf jeden Fall alles zu tun, auch wenn Oma mit 94 im Koma liegt und man sich eigentlich denken kann das der klapperige Körper nicht mehr all zu viel verkraftet. Ich hab da eine andere Ansicht (bekommen), man kennt all die Krankheiten die Leute nur noch dahinsiechen lassen - da muss man vielleicht auch mal froh über einen schönen Tod sein.

Beispiel aus einem Eisatz, Frühjahr, Ende April, Oma und Opa machen Mittagsschlaf, Oma gedenkt für immer liegen zu bleiben. Sonne schien, schöner Tag, Sie sah selig auf Ihrem Sofa aus. Bestes Ableben. So möchte ich auch sterben.

Aber auch da - es darf nicht sein. Da sehe ich das Problem. Die Menschen verdrängen den Tod, egal in welcher Form. Wäre das anders würde man sicher auch über Organspende anders denken können und man könnte sachlich über Gesetzesänderungen diskutieren und vielleicht was ändern.

Solang sich keiner damit beschäftigen will wird es nur verdrängt.

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Lieber @altobee, trotzdem Danke, dass Du Dich mit der schweren Kost zu der Uhrzeit auseinandergesetzt hast (: und einen super Kommentar abgegeben hast.

Ja bei dem "Recht auf Tod" ab nem gewissen Alter (und Diagnose) ist schwer aber ich sehe da was Deine Ansicht betrifft eher en Wandel, denn die Angehörigen wollen dem beispielhaft 90-jährigen Opa noch mehr Behandlungen ersparen - ebenso auch Sparen - und das Krankenhaus braucht Geld, also machen sie unnötige Untersuchungen - und da wo es notwendig wäre, eher zu wenig.

Das interessante ist auch, dass man sich damit überhaupt nicht auseinander setzt , solange man selber nicht betroffen ist und im Bekanntenkreis ebenso solche Fälle nicht hat. Dann geht es ja salopp gesagt denjenigen nichts an. Aber die Kehrtwendung kommt dann, wenn man Selbst betroffen ist und ich weiß nicht, wie das Gefühl dann dabei ist zu wissen, dass man sich davor nicht mit Organspende beschäftigt hat.
Es gibt Politiker und Mediziner, die sich ne offene Diskussion darüber sogar wünschen.

Naja gut, mein Klinikpraktikum ist nun auch schon 13/14 Jahre her - dann ist es ja gut wenn man da schon realistischer geworden ist seitens der angehörigen. Das Klinken Geld brauchen ist ja auch schon immer so - da wird ja leider oft Betriebswirtschaftlich herum diagnostiziert. Wird man auch nur durch Aufklärung der Betroffenen und Angehörigen in den Griff kriegen das diese ein Vorhaben kritisch hinterfragen und wissen wollen wozu man was macht und was damit ausgeschlossen werden soll.

Generell sollte halt viel offener damit umgegangen werden. Und vielleicht muss auch ein Wandel in der ganzen Trauerkultur her. In Südamerika wird ja nun offen auf der Straße getanzt wenn jemand verstirbt. Find ich sowieso alles ein bisschen freundlicher wenn man das Reich der Toten etwas positiver sieht. Möglicherweise fällt es dann auch leichter sich Gedanken um den Kadaver für danach zu machen 😂