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RE: Wodurch entsteht Leiden? - Aus der buddhistischen Lehre von Anatta

in #deutsch7 years ago (edited)

Ich hatte in meiner Studienzeit mal eine kurze Diskussion mit einem Professor für Neuere deutsche Literatur zum Thema "das wahre Selbst". Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr vom deutschen Idealismus (Kant, Hegel, Leibniz, Schelling) beeinflusst und sprach ganz selbstverständlich vom "wahren Selbst". Der Professor meinte allerdings, dass es so etwas nicht gäbe.

Ich frage mich hingegen, auf was man denn dann geistig zurückfällt, wenn man nichts mehr hat, wenn einem (gefühlt) alles genommen wird, man im Leben stark von Ereignissen oder Menschen enttäuscht wird. Ist das dann nicht das Selbst?

Ich weiß, dass es viele Religionen gibt, die es als Ideal ansehen, das Ich aufzugeben. Aber was macht man denn dann in der konkreten Situation mit dieser Information, dass es kein Ich gibt? Ich finde das unglaublich schwer umzusetzen. Ich vermute, weil es in unserer Gesellschaft häufig nur ums Ich geht und nicht um die Gemeinschaft.

In der Werbung werden wir ständig persönlich angesprochen, obwohl gar keine persönliche Beziehung vorliegt. Muss man also quasi immerzu anti-gesellschaftskonform denken, um sich vom Ich zu lösen? Aber damit würde man ja wieder in der Isolation landen.

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Danke für deinen Beitrag. Regt zum Denken an. Mir fällt da gerade der Film "Revolver" ein. Bei diesem Film hat am Ende einer der beiden Hauptakteure eine Erleuchtung und befreit sich von seinem "Ich". Ganz am Ende im Outtake kamen noch einige Gehirnwissenschaftler zu Wort. In der modernen Gehirforschung wird demnach das "Ich" und das "Selbst" unterschieden. Das "Ich" gaukelt dir die ganze Zeit nur vor, "Du" zu sein. Dabei ist aber das "Ich" nur der Interpretator von allem was man sieht, hört, erlebt, fühlt. Wenn man sich aber vom "Ich" befreit, ist man frei von Ängsten, frei vom Urteilen über alles, frei von Interpretationen des Erlebten. Wollte mich immer einmal genauer damit beschäftigen, da es schon ein sehr interessantes Thema ist und ich selbst oft und intensiv von Gedankenschleifen geplagt bin.