Mit welcher Fähigkeit können wir alles schaffen?

in #deutsch7 years ago


Gerade treibt mich das Thema um, warum wir werden, wer wir sind.

Was prägt uns, was formt uns, was ist unveränderlich in unserem Charakter angelegt, von Geburt an.

Wenn man zwei Kinder nehmen würde, sie unter den exakt gleichen Bedingungen aufwachsen ließe, würden sie am Ende vermutlich nicht denselben Charakter haben. Die Art und Weise wie sie mit den Bedingungen umgehen, würde sich unterscheiden, selbst dann, wenn sie eineiige Zwillinge wären. Es scheint also etwas zu geben, was uns als Individuum ausmacht, einen unzerstörbaren Kern in unserer Seele.

Sozialisation im Kindesalter findet auf vielen Ebenen statt und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Ich hatte die Ehre, in den letzten 18 Jahren viele Kinder durch ihre Kindheit begleiten zu dürfen, und ich darf immer wieder Erwachsene kennen lernen, die mir ihre Geschichte erzählen.

Es ist klar, dass wir alle zu einem größeren Teil die Summe unserer Erfahrungen sind, was unser instinktives Handeln anbelangt. Natürlich können wir im Idealfall unser Verhalten reflektieren, erkennen und daraus dann eine Veränderung bewirken, aber als Kind, sind wir unserem Instinkt und der Umgebung ausgeliefert. Wir saugen die Wahrheit unserer Eltern auf wie ein Schwamm, versuchen uns ihnen anzugleichen, damit sie uns lieben und adaptieren so ihre Verhaltensmuster.

Wie Menschen mit ihren Lebensbedingungen umgehen und wie sie diese Interpretieren, ist extrem unterschiedlich. Dadurch werden Erfahrungen auch unterschiedlich einsortiert. Eine Situation, die der Eine als Lappalie abtut, kann für den Anderen sehr traumatisierend sein und ihn bis ins Erwachsenenalter hinein belasten.

Worauf ich eigentlich hinaus will, warum entwickeln sich manche Menschen mit einer traumatischen Kindheit zu gesunden, stabilen Erwachsenen, während Andere ihr Leben nicht in den Griff bekommen, leiden, in Abhängigkeiten und schädliche Beziehungen hinein rutschen und ihres Lebens nicht froh werden?

Immer wieder ist mir dieses Phänomen begegnet. Die Frage nach dem Warum, stelle ich mir auch, im Bezug auf mich selbst. Ob ich mich jetzt als psychisch besonders gesund und stabil bezeichnen würde, sei dahingestellt. Aber ich funktioniere, führe ein doch sehr erfülltes Leben und würde mich insgesamt als glücklichen Menschen bezeichnen, wobei das Leben immer besser wird, je älter ich werde.

Gibt es eine ausschlaggebende Komponente, die es uns ermöglicht, alle traumatischen Erfahrungen gesund zu überstehen, egal wie schwerwiegend sie sein mögen?


Und was ist, wenn diese Komponente fehlt?

Früher wusste ich auf diese Frage keine Antwort, heute habe ich für mich persönlich eine gefunden. Dass bedeutet nicht das es DIE ANTWORT für alle Menschen ist oder die Ursache, wenn Menschen nach traumatischen Erfahrungen sich etwas antun. Es ist einfach nur meine ganz persönliche Antwort.

Ich habe all die Dinge überwunden, weil ich immer in der Lage war, Menschen zu finden die mir gut tun und von denen ich lernen kann. Egal ob es ein Lehrer war, ein Nachbar oder ein Freund. Ich wusste immer, wer mir helfen kann, die Situation zu meistern und daraus zu lernen.

Ich glaube, aus vielen Gesprächen mit anderen und meinen eigenen Beobachtungen heraus, dass Menschen, die ihr Leben in keine erfüllende Richtung lenken können, genau da einen Mangel haben. Dass ihnen die Fähigkeit fehlt, sich entsprechende Hilfe zu holen oder die gereichten Hände zu nehmen.

In meiner Wahrnehmung hat das den einen Unterschied gemacht, der mich immer wieder weiter getragen hat. Mit den richtigen Menschen im Leben können wir jede Krise meistern und jeden Berg erklimmen.

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(Bildquelle Pixabay CC0 Lizenz)

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Ich bin der Meinung, dass die Persönlichkeit schon während der Schwangerschaft geprägt und geformt wird.
Auch wenn zwei Menschen identisch aufwachsen und erzogen werden so ist die Schwangerschaft nicht oder kaum beeinflussbar. Dazu zählen auch die Stimmungsschwankungen der Mutter und auch alles andere was sie in dieser Zeit erlebt und fühlt.
Ich bin auch davon überzeugt das selbst bei Eineiigen Zwillinge im Körper der Mutter nicht alles gleich abläuft.

Ja das denke ich auch. Glaubst du an eine Art Seele oder betrachtest du das eher rational?

Ich glaube tatsächlich an eine Art Seelen!

Ich habe vor Jahren mal ein Sachbuch über "Seelen" gelesen.

Dabei ging es ua um Seelenreisen und um die Existenz von "Seelen" was vor dem Leben und nach dem Leben dieser "Seele" vor sich geht.

Also wenn ich mich richtig erinnere war es so das die "Seele" an sich das Lebewesen ist und diese existieren überall um die Erde herum. Wenn eine "Seele" beschließt auf der Erde zu leben, kommt sie in einem Baby zur Welt und kann sich nicht an die Existenz davor erinnern.
Dann lebt es sein Leben und wandert nach dem Tod wieder zurück zu den anderen. Dann aber mit vollem Bewusstsein das sie schon auf der Erde gelebt und gestorben ist.
eine solche "Seele" kann so oft es will und auch wann es will auf der Erde geboren werden.

Das kling ganz schön abgedreht...

Der Schriftsteller hat eine Technik angewandt mit der er jeder Zeit mit seiner "Seele" die anderen besuchen konnte und mit diesen auch kommuniziert hat...
Aber der schreiber ist leider schon vor Jahren verstorben...

Also, keine Ahnung was daran wahr ist und es gibt natürlich viele die kein Wort von ihm glauben. Aber ich finde es sehr interessant denn es gibt viele parallelen zu dem was ich vorher gedacht und gefühlt habe.

Was denkst du denn?
Meunst du da könnte etwas dran sein?

Vielleicht ist der Charakter dann von Beginn an in Stein gemeißelt und man kann wenig bis gar nichts mehr daran verändern?!

Ich weiss es nicht genau.
Mein Verstand hält das alles mit der Seele und so für ...naja...aber mein Gefühl wünscht sich auf jeden Fall das es eine Leben vor und nach dem Tod gibt, die Wiedergeburt und alles. Ich mein, ich kann mir auch nicht erklären, wie das mit dem Universum und dem Urknall und alles möglich ist... Ich hoffe es gibt das alles...

Interessanter Beitrag! Ich denke, ein sehr wichtiger Punkt um mit allen möglichen und unmöglichen Situationen fertig zu werden ist die Fähigkeit, die Situation oder sich selbst von Herzen anzunehmen. Annehmen ist für mich aber nicht gleichbedeutend mit akzeptieren. Akzeptieren hat einen Beigeschmack von "Hinnehmen", und das meine ich nicht. Damit geht man ja wieder in die Opferrolle. Aber etwas in Liebe anzunehmen (was sehr sehr sehr sehhhhhr schwierig sein kann), ist meiner Meinung nach einer der besten Wege, ein Thema aufzulösen. Ich empfinde das am Schwierigsten bei mir selbst. Eigene Taten, Fehler, Eigenschaften oder was auch immer anzunehmen, heißt natürlich auch, mir selbst zu verzeihen - daran habe ich manchmal ganz schön zu knabbern. Aber wenns geschafft ist, ist es eine große Befreiung und nachhaltige Veränderung. Andere Menschen können schon hilfreich sein, aber ich mache mich ungern von anderen abhängig. Es ist natürlich schön, wenn ein Mensch mir dabei hilft, ein Stück weiter zu mir selbst zu finden. Ich bin überhaupt der Meinung, Beziehungen (nicht nur zwischen Partnern) sind die beste Möglichkeit, vieles über sich selbst herauszufinden ... wenn man hinsieht, weil oft sind es auch nicht so angenehme Seiten ;)

Ja, sehe ich auch so.
Wir können uns selbst ja nur in Beziehung zur Aussenwelt erfahren, also im Kontext zu anderen Menschen.
Abhängigkeit finde ich ein schwieriges Wort. Zu lieben ohne Abhängig zu sein, ist bhu....darüber könnte man direkt einen eigenen Artikel schreiben :D

... oder ein Buch ;)

"wir alle zu einem größeren Teil die Summe unserer Erfahrungen sind" + "einen unzerstörbaren Kern in unserer Seele" = die Summe der Erfahrung vieler vergangener Leben.

Ich denke schon ohne schlaue buddhistische Bücher. Ich habe diese vergangenen Leben gesehen - ihre eigenen und andere.

Elternverhaltensmuster sind nicht zufällig. Ihre Wahl in diesem Leben hängt vollständig von unserem vergangenen Verhalten ab. Jeder von uns verdiente seine Eltern, Genetik, Geschlecht, Land, Talente und Charakter.

Ich habe mit verschiedenen schwierigen Kindern gearbeitet - Devianten und Autisten. Sie haben eine andere Vergangenheit.

Ja das kann ich mir auch gut vorstellen.
Das wir nicht zufällig in eine Situation hineingeboren werden.
Wenn man das annehmen kann, wird das Loslassen sehr viel einfacher.

Die richtigen Menschen im Leben helfen definitiv. Je nachdem tut es deshalb auch gut manchmal weg zu kommen. Du hast ja aufgrund deiner Erfahrung Kinder in der Sozialisation beobachten können und gerade in dem Alter spielt es bestimmt eine Rolle, was du ja auch schon in vorherigen Posts angesprochen hast. Zusätzlich hilft es denke ich die Fähigkeit zu entwickeln Perspektive auf eine Situation zu werfen. Cooler post :D

Ja stimmt, ich mein, ohne Umgebung fällt es uns schwer, uns zu definieren.
Und wenn wir die richtige Umgebung haben, sieht die Sache direkt ganz anders aus.

Hey, ich weiß nicht, ob die Verlinkungen in Beiträgen auch funktionieren, aber wollte dich hier auch nochmal darauf hinweisen, dass ich einen Beitrag mit Bezug zu deinem erstellt habe bzw. über das von dir beschriebene Phänomen. LG
https://steemit.com/deutsch/@deepculture/die-faehigkeit-oder-eigenschaft-mit-der-wir-vieles-schaffen-koennen-resilienz

Wenn der Beitrag etwas sinnvolles zum Post beiträgt, dann ist das durchaus ok. Aber eben auch nur dann :)

Ich freu mich für dich das du es geschafft hast deine schatten hinter dir zu lassen!

Ich hab in meiner Kindheit, zusammen mit meinem Bruder auch einige Schicksalsschläge durchlebt unter denen ich lange litt.

Vieles was du schreibst erinnert mich daran wie auch ich meinen Weg gegangen bin.

Es ist sehr wichtig seine Vergangenheit nicht nur zu akzeptieren, sondern sie auch wirklich zu verstehen, um anschließend seinen bewusst gewählten Weg gehen zu können.

Grüße

Ja das stimmt, selber zu entscheiden, wie man den Weg weiter geht ist super wichtig!

Ich habe dazu mal wieder eine andere Meinung - und da es mir schon länger in den Fingern juckt, packe ich das jetzt auch endlich in einen Artikel.

Na, da bin ich gespannt.

Noch nicht gelesen? Ist doch schon lange da ...

Ne ich hab grad super viel um die Ohren und hink total hinterher.

Hi Rachel, sehr interessantes Thema, dass du dir da wieder gesucht hast. Und auch wenn mich nicht selbst betrifft, da ich eine ganz wunderbare und behütete Kindheit hatte, so gehörte ich jedoch schon einige Male zu den Leuten, die von den von dir beschriebenen Personen "aufgesucht" und um Hilfe gebeten wurden. Je nachdem was mir möglich war, habe ich auch helfen können und auch wenn es nur ums Zuhören ging.

Oh wie spannend, quasi bissl von der anderen Seite.
Wenn man so jemandem hilft, muss man immer auch schauen, ob man das kann und will.
Nur wenn man selber stabil ist und die Energie hat, macht das Sinn.

Absolut. Und wenn ich das Gefühl bekomme, dass jemand mir nicht mehr gut tut oder ich überfordert bin, dann ziehe ich auch die Reißleine. Alles andere ist ja für beide Seiten ungesund.

Ja stimmt, da stimme ich dir zu :)

Gibt es eine ausschlaggebende Komponente, die es uns ermöglicht, alle traumatischen Erfahrungen gesund zu überstehen, egal wie schwerwiegend sie sein mögen?

Eine Möglichkeit ist die direkte kalte nackte Konfrontation, wie es bspw. durch Meditation gelingt. Nach langjähriger Praxis ist durch das In Sich gehen ein Akzeptieren seines Selbst und seiner Umwelt möglich.

Meiner Auffassung nach, lassen sich damit Neurosen oder Zwänge leichter begegnen und verarbeiten.

Oh das ist spannend.
Meditieren ist so eine Sache, aber ja, damit kann man definitiv viel erreichen.

vielleicht suchen wir uns die Menschen, die uns im Leben bei irgend etwas helfen sollen, sogar schon vorher aus. Quasi bevor sich unser Bewusstsein entwickelt.

Am Ende ist aber die Frage, ob wir diese Menschen auch an uns ran lassen und uns helfen lassen... In unserer Gesellschaft bedeutet Hilfe annehmen häufig Schwäche zeigen. Und Schwäche ist verpöhnt. Ich für meinen Teil finde es besonders stark sich Schwächen einzugestehen und mithilfe anderer Menschen die Krisen in meinem Leben zu meistern...

Musste ich aber auch erst lernen..

@asperger-kids toll, dass dein Leben immer besser wird je älter du wirst.. genieße es weiter! 😎

Oh das denke ich ein Stück weit auch, dass es eine Existenz vor und nach diesem irdischen Leben gibt.
Und ja, es ist für mich zumindest unglaublich schwer, diese Hilfe anzunehmen. Aber gar nicht weil ich denke, es wäre schwach, sondern eher wegen der Stärke und dem Mut die genau dass erfordert.