SEELEN-STRIPTEASE - 1. Termin beim Trans-Spezialisten

in #deutsch7 years ago (edited)

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Gestern hatte ich meinen ersten Termin bei Psychiater.

Ich hab keine Ahnung, was ich erwartet hatte, immerhin war ich mit anfang zwanzig schon einmal in Therapie und wurde als Kind mehrmals zu Psychologen geschleppt, ich besitze als quasi reichlich Erfahrung mit sowas.

Trotzdem ist es immer wieder merkwürdig und macht mich persönlich nervös. In diesem Fall aber besonders. Ich wusste ja, dieser Mann hat eine gewisse Macht über mein Leben, er muss das medizinische OK geben für dass, was ich haben will. Ich kann nicht einfach hingehen und mir die Behandlung kaufen, sondern es müssen am Ende mehrere Fachpersonen damit einverstanden sein und der behandelnde Psychiater ist die erste Instanz.

Die Gemeinschaftspraxis war klein, schlicht und neutral eingerichtet.
Ich war zu früh, weil die Deutsche Bahn ausnahmsweise keine Verspätung hatte und wenige Minuten nach mir, betrat ein augenscheinlich lesbisches Pärchen den Raum.

Wer von den Beiden den Termin hatte, war offensichtlich.
Vermutlich setze ich mich hier jetzt in tausend Nesseln aber die zwei spiegelten für mich das absolut typische Lesben-Paar wieder. Die eine sehr weiblich, oberflächlich, so Pornodarstellerinmässig gekleidet und die andere war eindeutig der männliche Part. Raspelkurze Haare, Piercing, Jeans mit Hosenträger und Hemd und hellbraunen Holzfällerstiefel. Ausgesprochen lässig, kaugummikauend und breitbeinig setzte sie sich neben die Tussy-Freundin, verschränkte die Arme vor der Brust und hielt einen Monolog über Muskelaufbau und Männer im Fitnesscenter.

Für die nächsten 20 Minuten unterdrückte ich den Impuls, schreiend wegzurennen, und dachte mir nur, oh mein Gott ... was mach ich hier eigentlich? Das machohafte Gehabe führte bei mir zu leichtem Brechreiz und ich fragte mich, ist das männlich? Denn jeder würde an dieser Person auf den ersten Blick die männlichen Züge erkennen, während das bei mir definitiv nicht der Fall ist. Ich kam dann für mich zum Schluss, dass dieses Verhalten kein grundsätzliches Zeichen für Männlichkeit ist, sondern für Dummschwätzer und Deppen.

Ich möchte hier an dieser Stelle erwähnen, dass mir die Sexualität anderer Menschen per se egal ist und ich damit absolut keine Probleme habe, jedem bitte wie er sich hingezogen fühlt. Es geht mehr um die Beobachtung dieser, vermutlich transsexuellen Person die so im Kontrast zu mir selber stand und für mich Fragen aufwarf und mir mit ihrem Verhalten unangenehm war.

So ein Termin beim Psychiater ist etwas Merkwürdiges.


Dieser Mensch kennt mich ja nicht, ich bin nur ein Name auf seinem Terminkalender. Man hat keine Verbindung, keine Nähe aber irgendwie auch keine Distanz.

»Weshalb sind Sie nochmal hier Frau ... wie war bitte nochmal Ihr Name?«
»XXXX«
»Ach ja genau. Dann erzählen Sie mal.« Sprach er und setzte sich mir gegenüber, überschlagene Beine, einen leeren Notizblock auf dem Knie, sehr fülliger Bauch, Halbglatze und schneeweiße Haare.
»Ehm ja also...« Meine Handyhülle ist magnetisch und wenn ich nervös bin, klappe ich permanent den Verschluss auf und zu, klapp, klapp klapp.. »Also ich fühle mich als Mann aber sie sehen ja, ich bin im Körper einer Frau.«
»Aha, Transmann also. Und wie denken Sie, kann ich Ihnen helfen?«
»Ähm... Sie sind doch hier der Arzt.«
»Ich werde sehr direkte Fragen stellen. Wir haben nicht viel Zeit und ich möchte die 40 Minuten voll ausnutzen um mir ein Bild von Ihnen zu machen. Wollen Sie ihr Geschlecht ändern, Hormone nehmen, Brüste weg, Penisaufbau, Namensänderung, oder wissen Sie noch nicht, was davon Sie brauchen?«
»Doch ich möchte gerne Testosteron und eine Mastektomie, natürlich dann auch die Vornamensänderung, das wär ja sonst merkwürdig.«
»Dann haben Sie sich schon informiert. Sehr gut, seit wann fühlen Sie sich im falschen Geschlecht?«


Ich kann euch eins sagen, besonders angenehm war das nicht. Der Mann stellte mir Fragen, die kann ich hier gar nicht wiedergeben, weil jenseits von jugendfrei. Zurückhaltung und Scham sind keine Begriffe die ich mit ihm in Verbindung bringen würde und obwohl ich ein sehr offener Mensch bin, kam ich mehrmals ins Schleudern, weil mich die Direktheit überrumpelt hat. Er hat immer wieder abrupt im Gespräch die Richtung gewechselt. Einmal stellte er mir eine Frage zu meiner Mutter und als Nächstes wollte er wissen, ob eine Brustverkleinerung statt einer Anpassung an die männliche Brust auch eine Option sei. Ich muss etwa so geguckt haben:

»Sehr gut, Ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wollen sie wirklich keine weibliche Brust, was für einen Mann ja auch keinen Sinn ergeben würde. Könnten sie sich vorstellen, mit einer Frau Geschlechtsverkehr zu haben und mögen sie Brüste an Frauen?«

Nach den 40 Minuten war ich froh, dass dieses Gespräch keine 60 Minuten dauerte und bei mir will das was heißen, weil ich normalerweise jeden und alles in Grund und Boden quassel.

Am Ende kam ich mir ziemlich nackt vor, während mein Gegenüber ein Fremder blieb. Natürlich muss das so sein, ist mir schon klar und dennoch fühlte es sich etwas verletzend an. Immerhin vertraute ich diesem Menschen Dinge aus meinem Leben an, die für mich schmerzhaft sind und unglaublich persönlich. Persönlicher als alles was ich jemals hier teilen würde. Ich gebe ihm damit Macht über mein Leben und muss darauf vertrauen, dass diese Macht nicht gegen mich verwendet wird.

Ich bekam einen neuen Termin für ende März und die Nummer eines sogenannten Endokrinologen. Der ist Facharzt für Hormone und muss abklären, ob ich überhaupt Testosteron nehmen darf. Hätte ich z.B Schilddrüsenprobleme, wäre das eine Kontraindikation für eine Testosteron-Therapie und damit müsste dann zuerst die Schilddrüse behandelt werden.

Die erfreuliche Nachricht für mich, der Endokrinologe hat mir einen Termin gegeben, die schlechte Nachricht, der frühestmögliche Termin war anfang MAI....


Vielleicht sollte ich auch direkt einen Beratungstermin zur Mastektomie (Brustentfernung) machen lassen, der wäre doch dann eh frühestens im Juli möglich.... also die Beratung, nicht die Op...

Ich mein, bei mir ist das kein Drama, etwas scheiße find ich es schon, ich weiß lieber sofort, ob ich überhaupt gesund genug für Testo bin, sicher ist sicher.... aber was ist mit den Menschen, bei denen die Sache akut ist? Wenn jemand stärker darunter leidet als ich, sind 8 Wochen eine verdammt lange Zeit.

Ich kann jetzt nicht sagen, ich freue mich auf den 2. Termin aber ich bin sehr erleichtert das der Psychiater mein Vorhaben unterstützt und der Meinung ist, ich sei ein eindeutiger Fall und mache einen klaren, adäquaten Eindruck.

Was ich sehr spannend finde, generell, die Unterschiede zu Deutschland.
In DE gibt es oft die Vorgabe, mindestens 1 Jahr in therapeutischer Behandlung sein zu müssen, bevor man Testosteron nehmen darf.

Man begründet es hauptsächlich damit, dass der Psychiater eine große Verantwortung trägt und mit seinem OK einem Menschen erlaubt, seinen Körper massiv zu verändern. Dazu seien eben mindestens 13 Sitzungen nötig. Hier in der Schweiz gibt es diese Regen nicht mehr. Es wird davon ausgegangen das ein Erwachsener, psychisch gesunder Mensch mit einer transsexuellen Selbstwahrnehmung durchaus in der Lage ist, für diese Entscheidung selber die Verantwortung zu übernehmen. Dennoch wird eine psychologische Begleittherapie vorgeschrieben, was ich durchaus gut finde.
Ich bin aber froh, werde ich als mündiger Mensch mit klarem Verstand behandelt und nicht als psychisch kranke Person. Damit hätte ich nämlich wirklich große Schwierigkeiten.

Denkt ihr eher, jeder sollte selber sein Tempo bestimmen dürfen und ist für seine Entscheidung eben selber verantwortlich oder findet ihr diese zeitlichen Vorgaben in Deutschland besser, die einem zwangsweise jede Menge Bedenkzeit verschaffen?

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(Bildquelle Pixabay CC0 Lizenz)

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Zuerst einmal "Chapeau!" für Deinen Mut, Deinen Weg hier zu teilen...ich kann mir vorstellen, dass das ein ziemlich hartes Stück Weg ist.

Deine Frage ist nicht leicht zu beantworten...in Deutschland hat es allgemein die Tendenz, die Menschen vor sich und ihrer Selbstverantwortung schützen zu wollen. Ich bin grundsätzlich eher ein Freund eines mündigen Menschenbildes und so finde ich es gut, wenn Du, mit therapeutischer Unterstützung, selbst entscheiden "darfst", was Du brauchst, um Dein Leben vollständig und glücklich zu leben. Um diese Mündigkeit allerdings zu erlangen, braucht es wiederum eine geeignete Erziehung und ein geeignetes Umfeld und nicht den blinden Glauben, dass die Ärzte schon wissen werden, was gut für mich ist.

Mit einem etwas weiteren Horizont, bin ich ganz klar für das Schweizer Modell.

Danke, ich hoffe das es anderen was bringt wenn ich den Weg teile und mir selber hilft das Reflektieren ja sowieso.

Ein guter Psychiater sollte erkennen, ob du die Mündigkeit besitzt, diese Entscheidungen vernünftig zu treffen. Man braucht auch hier zwangsweise eine Begleittherapie und der Typ müsste mir quasi einen Riegel vorschieben, wäre ich voll in einer Depression, hätte eine Bipolare Störung oder irgendwas dergleichen. Aber wenn ich seiner Meinung nach klar im Kopf bin und alle Risiken kenne, habe ich die Möglichkeit, das Tempo mitzubestimmen neben den Zeitlichen Gegebenheiten der Spezialisten.

Ich finde, das klingt gut und bin schon sehr gespannt, wie es für Dich weitergeht.

Ich kann mir absolut gut vorstellen wie nervös du warst vor diesem Termin. Und das Gefühl der Verletzlichkeit danach.

Trotzdem super toll von dir das du es durchziehst. So wie es sich liest hat der Doc es richtig erkannt.

Ich denke, eine solche Entscheidung trifft man nicht nebenbei oder spontan. Da steckt schon super viel dahinter und jeder der nur in einer ähnlichen Situation ist wie du und sich den Schritt auch traut, sollte auch ernst genommen werden. Wozu warten?
Eine Begleittherapie ist sicher gut. Aber warum soll man nur weil es die Vorgabe sagt 1 Jahr warten müssen?
Ich denke der Prozess bis man sich klar ist und auch den Schritt wagt, bis hin zu den OPs und alles was notwendig ist, ist schon ein seeehr langer weg. Ich persönlich verstehe die Vorgaben nicht.
Vermutlich kann ich allerdings auch nur bedingt mitreden.

Danke für deine Gedanken und ich bin immer noch der Meinung das es sooo mutig von dir ist. :D
wow wow wow :D

Ja genau, dass geht eben eh alles nicht schnell und es sind so riesige Schritte, die geht man nicht einfach so.
Ich weiss ja z.B, nehme ich Testo, wird meine Stimme absinken, vielleicht in 2 Wochen vielleicht in 6 Monaten aber sie wird. Und wenn sie unten ist, geht sie nie wieder hoch. Also dass überlege ich mir doch dann seeeeeehr genau.
Eine Therapie finde ich unerlässlich. Und wenn der Therapeut zur Ansicht käme, ich wäre psychisch nicht in der Lage, diese Entscheidung adäquat treffen zu können, würde er mir zum Selbstschutz einen Rigel vorschieben. Was absolut richtig ist! Selbst wenn dir niemand extra zusätzliche Wartezeit aufbrummt, dauert der Prozess 1.5-2 Jahre....

Und vielen dank, ich hoffe, ich kann damit euch mehr Verständnis für dass was dahinter steckt geben und damit für mehr Toleranz sorgen. Ich glaub, dass ist eine wichtige Aufgabe von uns Betroffenen. Wenn wir nicht offen sind, können alle anderen es nie verstehen.

Genau so sehe ich das auch. Ich finde es auch gut das du darüber schreibst.
Zum einen ist es spannend, weil man als nicht betroffener ja gar nicht weiß was da alles dahinter steckt und passiert.
Und zum anderen ist Aufklärung ein super wichtiges Thema. Außerdem kann man dich so vielleicht doch ein wenig unterstützen. :D

Ich hab mal gelesen, daß Trans-Männern die Stimme wieder etwas höher/kieksiger wird, wenn kein Testosteron genommen wird und der Spiegel so absinkt.

@asperger-kids Respekt, dass du dein Erlebnis hier geschildert hast. Ich persönlich habe dazu noch nie etwas gelesen und finde es auch dadurch echt interessant.
Zu Deiner Abschlussfrage:
Einerseits finde ich schon, dass jeder Mensch jederzeit über sein eigenes Leben bestimmen dürfen sollte bzw. muss (der Satz klang jetzt komisch glaube ich).
Im Anbetracht der immer mehr präsent werdenen "Genderwahn" Leuten, die ein solch sensibeles Thema - wie der persönlichen sexuellen Orientierung - ad absurdum führen wäre es jedoch kontraproduktiv. Denn eine schnelle (eventuell sogar sofortige) Entscheidung könnte auf Grundlage der "gehirngewaschenen Meinungsmacher" getroffen werden - ohne sich selbst wirklich mit dem Thema zu beschäftigen. Quasi eine Art Mode-Erscheinung, ein Trend.

Ich hoffe du weißt, was ich damit meine...

zur Info:
bei der Stelle

Hier in der Schweiz gibt es diese Regen nicht mehr.

fehlt ein "L". (ist lieb gemeint und nicht klugscheißerisch)

Da ich niemanden in meinem Umfeld kenne, den ich soetwas fragen könnte, erlaube ich mir folgende Frage(n): (verstehe aber auch vollkommen, wenn mich das nichts angeht und/oder Du darauf nicht antworten möchtest)

  • ab welchem Alter hast du realisiert, dass es bei dir so ist, wie es ist?
  • entwickelt man dadurch eine Art Selbsthass (gegen sich selbst und/oder Geschlechter allgemein)? - oder gar gegen die eigenen Geschlechtsmerkmale?
  • Wie siehst du Debatten, wie z.B. öffentliche Toiletten für das 3. Geschlecht, Umschreibung der deutschen Grammatik bzw. Veränderung der deutschen Sprache (alles muss mit *Innen versehen werden etc.) oder Gleichstellung der Geschlechter um jeden Preis?
  • Würde es Dich beleidigen, kränken oder sonst irgendwie "angreifen", wenn beispielsweise ich Dich bei einem persönlichen Treffen als Frau wahrnehmen würde und Dich daher evtl. als Frau anspreche?

Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Liebe und viel Energie bei deinem Vorhaben. Es wäre schön, wenn du uns auch in die folgenden Schritte mit einbeziehst.

Beste Grüße
Jerry

Ich hoffe mit meiner Offenheit für etwas mehr Verständnis zu sorgen und evtl. Betroffenen oder ihren Angehörigen weiter zu helfen.

Eine schnelle, sofortige Entscheidung wird es nie geben, selbst ohne diese Jahresfrist dauert das Ganze Monate. Ich habe ja nur die Zusage, dass der Endokrinologe meine körperliche Gesundheit daraufhin prüfen darf, ob ich überhaut Testosteron nehmen kann/darf oder nicht. Ich habe kein Rezept für Testo bekommen. Das wird sicher noch 3 Monate dauern, mindestens. In der Zeit wird es diverse weitere Termine geben in denen der Onkel Doktor mein geistige Gesundheit abwägt um sicher zu gehen, dass ich diese Entscheidung bei klarem Verstand und voller Mündigkeit treffe.
Wäre ich z.B chronisch depressiv, würde zuerst dieser Zustand behandelt.

ab welchem Alter hast du realisiert, dass es bei dir so ist, wie es ist?

Sobald mir klar war, dass es Geschlechter gibt wusste ich, ich bin kein Mädchen. Mit etwa 4 Jahren habe ich das erste Mal geäußert, dass ein Mädchenname nicht zu mir passt, weil ich keines bin. Und vorher war mir wohl einfach nicht wirklich bewusst, das es Geschlechter gibt und ich davon betroffen bin.

entwickelt man dadurch eine Art Selbsthass (gegen sich selbst und/oder Geschlechter allgemein)? - oder gar gegen die eigenen Geschlechtsmerkmale?

Hm bei mir schon, körperlich. In der Pubertät habe ich viel mit Selbstmordgedanken oder dem Wunsch nach Selbstverstümmelung gekämpft. Meine Brüste (hass ist so ein grosses Wort) quälen mich seit sie gewachsen sind.

Wie siehst du Debatten, wie z.B. öffentliche Toiletten für das 3. Geschlecht, Umschreibung der deutschen Grammatik bzw. Veränderung der deutschen Sprache (alles muss mit *Innen versehen werden etc.) oder Gleichstellung der Geschlechter um jeden Preis?

Ich finde eine extra genderlose Toilette eine gute Idee. Es ist für mich jetzt schon eine Frage, wo geh ich auf Klo wenn ich weder Mann noch Frau bin optisch? Das finde ich unangenehm für alle. Ich würde dann wohl versuchen, behinderten Klos zu nutzen oder hoffen das es wie im Zug, gar kein Geschlecht für das Klo gibt.

Würde es Dich beleidigen, kränken oder sonst irgendwie "angreifen", wenn beispielsweise ich Dich bei einem persönlichen Treffen als Frau wahrnehmen würde und Dich daher evtl. als Frau anspreche?

Nö ich seh aus wie ne frau, ich werde als Frau wahrgenommen und verwende selber noch meinen weiblichen Namen. In der Angleichungsphase wird es dann halt komisch ne weile..und am Ende, wenn jeder Fremde in mir einen Mann sieht, so wie früher jeder in mir einen Jungen sah, wäre ich auch nicht beleidigt wenn alte Bekannte das nicht hinkriegen.

Danke für den Support und ich werde euch natürlich weiterhin mitnehmen.
Ich entscheide ja frei, was genau im Detail ich mit euch teilen will und was mir zu privat ist.

Liebe Grüsse und vielen Dank für den tollen Kommentar.

Guten Abend :)
Es war sehr interessant und schön deinen Beitrag zu lesen, vor allem weil du ihn schön und lebensecht geschrieben hast.
Ich finde es sehr sehr spannend andere Menschen über ihre Videos oder Beiträge auf dem Weg zu ihrem wahren Geschlecht zu begleiten.

Deine Frage nach dem Tempo finde ich interessant. Eigentlich impliziert es ja die Frage, ob man glaubt, dass die andere Person ihre Meinung unterwegs noch ändert. Das ist sehr schwer zu beantworten. Denn ich kann mir vorstellen, dass das Gefühl ein falsches Geschlecht zu haben nicht zwangsweise " genetischen" Ursprungs ist (oder besser gesagt unabänderbar ist?). Bei Vielen ist es bestimmt der Fall, aber es ist auch möglich, dass Stellvertreter Rollen in einem (meist Familien-)System zu solchen Wahrnehmungen führen. Im Prinzip ist das kein Problem, denn das Leid im falschen Körper zu sein bleibt ja trotzdem echt. Nur sollte der Konflikt als Stellvertreter sich irgendwann auflösen, kann man eben nicht mehr zurück kehren. Aber ob ein Therapeut jetzt in den Sitzungen solche verwicklungen überhaupt rausfindet.
Auch bei Minderjährigen transgender Menschen ist es ein schwieriges Thema. Hätte man mich bis zu meinem 14. Lebensjahr betrachtet, hätte man sehr gut zu dem Schluss kommen können, dass ich ein Transgender - Kind bin. Ich hab die ganze Palette erfüllt von früher Kindheit an schon. Mit 14 veränderte sich das langsam, trotzdem kam das Gefühl das falsche Geschlecht zu meinem Körper zu haben, episodisch immer wieder. Gelöst hat es sich als ich über Aufstellungen an der Uni erfahren hab, dass ich einen Zwillingsbruder im Mutterleib hatte. Jetzt bin ich glücklich in meinem Körper und stark in meiner Weiblichkeit. Das Männliche hat einen Platz gefunden und ich bin froh darum die Möglichkeit gehabt zu haben, meine Kinder zu gebären.

Wie mein Leben anders verlaufen wäre, weiß ich natürlich nicht, aber ich kann mir auch vorstellen, dass ich in einer Männlichen Variante meiner selbt auch gut hätte leben können.

Insgesamt bin ich auf jeden Fall dafür, dass Erwachsene Menschen auch erwachsen behandelt werden und Ernst genommen werden, wie auch immer die Lage ist , sie sollten das letzte Wort haben wie sie ihr Leben gestalten wollen, ganz egal was Jemand anderes sagt.

Aber ich für mich, bin froh sowas nicht von außen beurteilen zu müssen.

So, das war jetzt der längste Kommentar den ich hier bisher geschrieben hab. Ich lass dir mal nen follow da und freu mich auf mehr :)

Hui danke für den tollen Kommentar.
Ich glaube, bei diesem Gefühl kommen unfassbar viele Komponenten zusammen und es ist unmöglich da zu sagen, was die Ursache dafür ist.

Für mich weiss ich, ich habe 20 Jahre versucht, als Frau glücklich zu werden, Mutter zu werden, Ehefrau zu sein und ich weiss inzwischen, ich kann das so einfach nicht. Die Vorsellung, das was ich wirklich fühle so nie ausleben zu können ist so belastend, das ich keine andere Option sehe.

Im Endeffekt ist es mir auch wurscht, was die Ursache ist. Ich hab 32 Jahre gewartet bis ich mir sicher war und alles Versucht habe was sonst so geht. Therapien, verschiedene Berufe, verschiedene Lebensarten, 10 Jahre Ehe...ich hab alles versucht um meinen Körper so anzunehmen wie er ist.

Genau das denke ich auch, die Ursache ist völlig belanglos. Es geht ums Lebensglück. Jeder von uns hat aufgrund von irgendwelchen Zusammenhängen irgendwelche Themen mit seiner Umwelt, sie sind der Ursprung warum wir auf etwas reagieren, etwas schön finden oder auch wütend reagieren. Das macht Leben aus. Wieso also nicht in einem anderen Geschlecht glücklich werden als mit dem , mit dem man geboren wurde. Hauptsache glücklich sag ich immer :) Denn das ist es was ich mir für meine Kinder in ihrem Leben wünsche, dass sie glücklich sind und jeder sollte es auch für sich selbst wollen. Deshalb : Alles alles Gute auf deinem Weg!

Genau so sehe ich dass auch :)

Auch ich kann nur sagen: Respekt dafür, wie offen Du mit diesem Thema umgehst. Das ist auch gut so, da Du ja Deine Entscheidung getroffen hast.

Ich bin mit dem Thema eigentlich überfordert, da ich mich damit noch nie beschäftigt habe und nur am Rande mal was im Fernseher (den ich nur selten nutze) gesehen und gehört habe.

Ich denke, man muss unterscheiden, um welchen Menschen es sich handelt: Einen mündigen Erwachsenen, der sich schon lange damit auseinandergesetzt hat und genau weiss, was für ihn das Richtige ist, wie in Deinem Fall, oder eben einen Menschen, dem, wenngleich großjährig, die nötige Reife fehlt, eine solche Entscheidung für sich zu treffen.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du bald in dem Körper wohnen darfst, in dem Du Dich wohl fühlst und dabei glücklich und zufrieden wirst.

Hey, schön das du trotzdem dein Feedback da lässt, freut mich sehr.
Ein Psychiater sollte eben genau das erkennen. Kann der Mensch eine verantwortungsbewusste Entscheidung treffen oder nicht. Leidet jemand z.B unter einem Trauma, sollte man zuerst das aufräumen und schauen, ob danach die Gefühle noch da sind. Aber dafür macht man ja diese Begleittherapie.
Danke für die lieben Worte.
Schafe, konnte ich gestern nicht am Meetup kommen, wär so gern dabei gewesen :(

Du hast vollkommen recht und ich ich bin sicher, Du machst für Dich genau das Richtige!

Betreffend das Meetup: Ja, das war schade, aber was nicht geht, geht hat nicht! So freue ich mich schon ganz doll, Dich beim nächsten Mal zu sehen. Psst: Detlev hat was vom 20. April gesagt - mit vielleicht schon frühlingshaftem Wetter! 😉

Der Termin wird normalerweise im Laufe der kommenden Woche offiziell von Detlev herausgegeben. 😉

Respekt. Also Eier brauchste offenbar nicht, die hast Du eben bewiesen.

100% Upvote.

Hehehe danke :D

Das mit den Wartezeiten ist schon ganz schön heftig, aber bei uns hat man das fast bei jedem Arzt egal wohin man will. Da muss man schon privat versichert sein damit es schnell geht.
Ich denke dass man als Erwachsener seine Entscheidungen selbst treffen kann. Ein ganzes Jahr ist schon eine halbe Ewigkeit und für jemanden der sich unwohl fühlt bestimmt die Hölle.
Es gibt sicher auch welche die sich nicht so sicher sind und es sich eventuell noch einmal anders überlegen, aber die wird man bestimmt bei einem einzigen Termin auch heraus finden, wenn die so genau nach haken.

Wünsche dir alles Gute.

Ja stimmt, is irgendwie oft krass, wie ausgebucht Spezialisten sind.
Der Psychiater ist in erster Instanz da um zu erfassen ob ich geistig gesund genug bin, um die Verantwortung für diese Entscheidung tragen zu können. Dafür benötigt er schon mehrere Termine und ich bekomme den Support auch nur mit seiner Bedingung, dass er diesen Prozess begleiten kann. Finde ich auch total korrekt so. Und wer unsicher ist, der sagt das, diese Entscheidung ist so extrem das niemand denkt, joa mach ich mal, ma gucken. Du kannst ja manche Dinge nicht rückgängig machen, von daher denkt man da vorher gut nach. Und die Ärzte müssen ja sicherstellen das du alle Risiken kennst.

hi Rachel,
sehr mutig dich so zu entscheiden. Manchmal kommt mir dein Leben wie ein Film vor. Weltreise - Rückkehr - Trennung - im falschen Körper. Danke für deine Offenheit.

Hehehe der Film ist teilweise ziemlich schlecht, muss ich sagen :D
Und wenn man mein gesamtes Leben betrachtet, hat es noch viel mehr Filmcharakter, das alles ist eher eine art logische Fortsetzung meines bisherigen Lebens.

Ich hoffe das meine Offenheit für mehr Toleranz sorgt und evt. sogar Betroffenen oder Angehörigen helfen kann, besser damit umzugehen oder so.

Hi,
schwierige Frage. Keiner weiß, was in 20 Jahren ist und ob man dann noch dahinter stehen kann. Da bringen auch Wartezeiten wenig.
Einen Tipp möchte ich dir aber geben, wenn du Hormone bekommst, bestehe auf ein Gel zum einschmieren. Das ist aufwändiger, hat aber deutlich weniger Nebenwirkungen als alles was gespritzt wird und das ist auf Dauer schon ausschlaggebend.
Zu deiner Beobachtung im Wartezimmer, manchmal kommt es mir so vor als würden sich Transfrauen so verhalten wie Männer denken das sich Frauen verhalten und die Transmänner verhalten sich gern so wie Frauen denken das sich Männer verhalten. Alles ein wenig überspitzt und alle ein wenig auf Hormonen (Pubertät) 😉
Ich wünsch dir viel Erfolg und viel Kraft auf deinem Weg.
Lg

Ja klar, aber dieses Risiko muss man halt bewusst eingehen. Bevor man den Weg dann tatsächlich geht, wird man ja ausreichend aufgeklärt und dann muss man versuchen so zu entscheiden, dass man für sich dazu stehen kann, egal was in 20 Jahren kommt.

An den Spritzen stört mich vor allem, das sie am Anfang stärker wirken und gegen Ende halt weniger, mit dem Gel hast du kontinuierlich denselben Status quasi.

Ja, so bissl kam mir das vor, so extra Macho.....naja, jedem wie er will gell :D

Ziemlich interessant, das ganze mitverfolgen zu duerfen.

Ich kam dann für mich zum Schluss, dass dieses Verhalten kein grundsätzliches Zeichen für Männlichkeit ist, sondern für Dummschwätzer und Deppen.

Naja es ist halt ein ziemlisches Klischee :D aber seh ich auch so.

Und wie denken Sie, kann ich Ihnen helfen?«
»Ähm... Sie sind doch hier der Arzt.«

Also da musste ich direkt schmunzeln, weil ich an dieses Lied gedacht habe (1:56min-2:14min)

Denkt ihr eher, jeder sollte selber sein Tempo bestimmen dürfen und ist für seine Entscheidung eben selber verantwortlich oder findet ihr diese zeitlichen Vorgaben in Deutschland besser, die einem zwangsweise jede Menge Bedenkzeit verschaffen?

Also grundlegend bin ich der Meinung, dass eben jeder fuer sich selbst verantwortlich sein sollte.
Ich schliesse nicht aus, dass es Fälle gibt die sich dann doch noch umentscheiden und am Ende froh darueber sind, sogesehen ist es wahrscheinlich relativ typbezogen, andererseits ist es das Leben eines jeden selbst, es ist zeitlich begrenzt und man hat nur das eine, deshalb sollte man damit machen duerfen was man will.

Ui, danke für die tolle Antwort.
Es ist ja eh so, dass der Arzt nicht beim ersten Termin dir ein Rezept gibt für eine lebenslange körperliche Veränderung. Wen der Arzt den Eindruck hat, du hast eine chronische Depression, eine posttraumatische Belastungsstörung, bist Schizophren oder so, dann wird er dir kein Rezept ausstellen sondern das erst angehen wollen. Aber jeder hat sein eigenes Tempo und wenn jemand geistig alle Sinne beisammen hat, alle Risiken kennt, dann sollte er diese Entscheidung auch verantworten dürfen.

Stimmt schon.

Wobei ich mir auch garnicht so sicher bin, wie geisteskrank geisteskranke Menschen wirklich wären, wenn sie ihr Leben direkt so leben wuerden wie sie es möchten..
..aber damit triffte ich schon wieder in ein komplett anderes Thema ab :D

Ist auch nur ne Theorie, also nicht dass ich fuer diese Aussage hier von irgendeinem Psychiater auf Steemit gesteinigt werde :D

Oh da bin ich voll bei dir...selbst mein Psychiater meinte, er kenne da einige psychiatriegeschädigte Personen :D

Man kanns halt scheinbar nie allen auf einmal recht machen :D