Suchterkrankungen: Wenn die Sucht gewinnt, verliert das Leben!

in #deutsch7 years ago (edited)

Momentan werde ich zum zweiten Mal im Leben mit dem Thema Sucht konfrontiert.

Nicht mich selber betreffend, sondern jemanden, den ich liebe.
Zum zweiten Mal stelle ich fest, gegen die Sucht kann ich nur verlieren. Sobald sie das Leben eines Menschen erobert, habe ich keine Chance, dagegen anzukommen. Bei meinem Erzeuger habe ich 25 Jahre gebraucht, um zu begreifen, dass ich keine Chance habe, egal was ich tue. Dieses Mal war ich erheblich schneller.

Und doch beschäftigt mich die Frage, warum habe ich nicht gemerkt, was mit diesem Menschen passiert, den ich so sehr geliebt habe und warum konnte ich nichts tun, wieso steh ich dem so machtlos gegenüber?

Was bedeutet Sucht überhaupt?


-Primär unterscheiden wir zwischen der körperlichen und der psychischen Abhängigkeit von Substanzen aber auch von Handlungsweisen.

Die Sucht nach Drogen, Alkohol, Essen ist dabei genauso gefährlich wie die Magersucht, die Sucht nach Zocken im Casino oder am Pc/Laptop oder wenn jemand süchtig nach einem Schmerzreiz ist. Natürlich ist nicht jede Sucht gleich schnell eine Bedrohung für Leib und Leben, doch jede davon ruiniert dich langfristig sozial wie auch finanziell und gesundheitlich.

Das Schwierigste an einer Sucht ist, sie rechtzeitig zu erkennen.
Wo hört der normale Gebrauch auf und wo fängt die Sucht an?

Diese Schwelle ist fließend und oft erkennt man sie erst, wenn es zu spät ist.

Es ist ja völlig in Ordnung, abends mal ein Glas Wein zu trinken, bewusst weniger zu Essen, um das Übergewicht zu reduzieren, sich viel zu Bewegen oder abends zur Zerstreuung ein Spiel am PC zu spielen.

Solange ich diese Momente genieße und kein schlechtes Gefühl bekomme, wenn ich sie nicht ausüben kann, ist dagegen nichts einzuwenden.
Doch der Grad zum Missbrauch ist schmal. Wie schnell betrinkt man sich um Frust oder Kummer zu vergessen, wie schnell benutzt man Essen um das emotionale Leid zu lindern oder Kontrolle zu erlangen, wie schnell spielt man stundenlang um zu vergessen?

Ich z.B habe das Problem bei Energy-Drinks. So wie andere Menschen Kaffee trinken, habe ich das Bedürfnis, ritualisiert diese blöden Dosen zu genießen. Ich bilde mir ein, ich könne besser Arbeiten und das Geräusch beim öffnen der Dose, stimmt mich auf einen Arbeitsprozess ein. Doch diese Teile sind nicht gesund für mich, ich will immer mehr davon und wenn ich sie zu oft konsumiere merke ich, dass ich einen Drang danach bekomme. Das Gefühl, ich brauche einen, wirklich dringend.

Unser Körper hat ein sogenanntes Suchtgedächtnis. Er merkt sich funktionierende Muster, die zu einem Erfolgserlebnis führen und wir möchten diese dann gerne wiederholen. Je öfter wir das Muster wiederholen, umso geringer wird unsere Hemmschwelle und umso größer wird der Druck in uns, dem Verlangen nachzugeben. Bevor wir uns versehen sind wir in der Situation, in der „ohne nichts mehr geht“.

Im Grunde genommen kann man sagen, eine Sucht entsteht durch ein fehlgeleitetes Belohnungssystem unseres Gehirns. Die Hormonausschüttung bei der glücklichmachenden Tätigkeit/Substanz steigt unangemessen in die Höhe und der allgemeine Hormonspiegel zwischen diesen Phasen sackt besonders tief ab. Je öfter wir diese Muster bedienen umso stärker schlagen die Kurven nach Oben und unten aus.

Manches Suchtverhalten ist in unserer Gesellschaft legitim wie, „vor dem ersten Kaffee morgens, geht bei mir gar nichts.“ Manche Muster sind in einem vernünftigen Ausmaß ja sogar gesund, wie Sport, um Stress abzubauen, runter zu fahren und sich zu bewegen. Aber auch Sport kann zu einer Sucht ausarten, die uns massiv schadet.

Wann reden wir von einer Sucht?


Von einer Suchterkrankung sprechen wir in dem Moment, in dem das Verlangen danach die Vernunft aushebelt. Wenn die Ratio nicht mehr greift bei der Entscheidung und wir alles andere ausblenden und vernachlässigen.

Das ICD 10 Diagnosehandbuch der Medizin & Psychiatrie spricht von einer sogenannten Abhängigkeit und speziell vom Abhängigkeitssyndrom für substanzgebundene Abhängigkeiten. In diesem Kontext vermeidet man den Begriff der Sucht, um deutlich zu machen, dass die Betroffenen effektiv erkrankt sind und Hilfe benötigen.

Ein Mensch in dieser Abhänigkeit, hat nicht mehr wirklich die Wahl, durch seine Erkrankung fehlt ihm die Möglichkeit, wirklich frei und selbstbestimmt zu Entscheiden, was gesund und gut für ihn und für seine Liebsten ist.

Co-Abhängigkeit:

Als Angehörige gerät man sehr leicht mit in diese Spirale der Vernichtung, wie ich sie jetzt mal umgangssprachlich nenne. Ohne es zu bemerken, unterstützt man den Menschen bei seinem Suchtverhalten und trägt dazu mit bei, obwohl man das nicht möchte. Man erkrankt quasi als Teil dieses Systems mit, verliert sich selber in irrationalem Verhalten, Rechtfertigungen und wenn man nicht aufpasst, verliert man selber sehr schnell den Boden unter den Füssen.

Was tun, wenn ein geliebter Mensch in eine Abhängigkeit gerät?

Ich selber habe das Suchtverhalten mitgetragen indem ich automatisch alle Anforderungen weggenommen, alles darum herum geregelt habe und obwohl ich es nie wollte, habe ich dem geliebten Menschen dabei zu gedient, sich selber mehr und mehr zu verlieren. Als mir bewusst wurde, dass irgendetwas nicht mehr stimmt, war es längst zu spät und ich kämpfte nicht mehr gegen kleine Windböen an, sondern schrie in einen Orkan und alles flog mir um die Ohren. Erst jetzt, von Außen kann ich meinen Anteil erkennen, sehe den Weg, der uns hier hingeführt hat und nachdem ich den Sturm verlassen habe, vermag ich ihn doch nicht mehr zu stoppen. Das Einzige was ich tun kann, mich selber rausnehmen, schützen und hoffen das der Mensch aufwacht und selber erkennt, dass er Hilfe braucht.

Schwierig wird die Lage, wenn der Mensch durch die Sucht zu einer unmündigen Person wird oder noch minderjährig ist. Ab wann lässt man jemanden zwangseinweisen, zum Eigenschutz. Eine zwanghafte Behandlung kann nie zu Erfolg führen. Solange der Betroffene nicht von innen heraus eine Veränderung will, hat man praktisch keine Chance.

Hilfe durch Nichthilfe.


Dies bedeutet nicht, dass man den Betroffenen im Stich lässt, sondern, dass man sich einfach aus der Unterstützung der Sucht hinaus begibt und das kann sehr hart sein. Wenn die Person dann Hilfe will und Unterstützung braucht, um gegen die Krankheit anzugehen, darf und sollte man für sie da sein.

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(Bildquelle Pixabay CC0 Lizenz)

Quellen:
http://www.kmdd.de/jugendliche-was-ist-sucht.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Abh%C3%A4ngigkeit_(Medizin)
https://www.apotheken-umschau.de/Sucht

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Shaka

Dies ist ein generischer comment an die TOP 100-Platzierten und damit ohne Bezug zum gevoteten Beitrag

Selbiges gilt für mich, da ich mich ja @shaka bei seiner Aktion angeschlossen habe! Gratulation :)

Wow, danke, freut mich total so gewertschätzt zu werden in dieser Community ♡ Danke das du da bist und hier so viel beiträgst!

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Resteem.
Sucht ist was schlimmes, das mit Energie Drinks ist nen gutes Beispiel diese sind aus pharmakologischer Sicht schon mehr als nur Koffein. Auch die meisten Süßigkeiten sind auf Sucht konzipiert. Baby"Nahrung", mit Sicherheit auch Tierfutter, in der Mast auch recht üblich Pfadwege zu stimulieren dass mehr und mehr gefressen wird.

Prinzipiell ist alles was man automatisch macht positiv rückgekoppelt...sonst würde man es nicht machen. Einfach nicht aufgeben

Ja also für mich sind die Dinger nicht ohne, die beeinflussen das Gehirn schon ziemlich. Und ja, die ganze TV Werbung, zielt auf Suchtverhalten ab, wir sollens ja immer wieder konsumieren.

Guten Tag ihr lieben, kann da voll und ganz mitfühlen! Meine Freundin ist von Energydrinks mal dehydriert und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der Grund war das Sie an dem Tag nur Energydrinks zu sich genommen hatte, es waren 4-5 Drinks. Waren grad auf einem Trip in den Ruhrpott, Freunde besuchen! Den ganzen Tag nichts vernünftiges gegessen oder getrunken, nur Energydrinks!!! Im Krankenhaus haben wir dann erfahren das die Drinks dem Körper Wasser entziehen. Das führte dann zu dem Zusammenbruch! Seid vorsichtig ^^ Zum Thema Drogen Abhängigkeit kann ich leider auch was sagen. Hab einen Kollegen, Amphitamin abhängig!! Es tut wirklich in der Seele weh dabei zu zu schauen wie sich jemand selbst zerstört. Wenn man Hilfe anbietet fühlt er sich so angegriffen das es zum Streit führt! Mittlerweile ist der Fokus auch nur noch auf Stoff gerichtet. Woher bekomme ich was, wie bezahl ich das, wo kann ich mir Geld leihen....... Ich kann nur sagen, gebt nicht auf und gebt die nicht auf die Euch am Herzen liegen, auch wenn es sehr viel Kraft kostet!

Hui ja, ganz dramatisch finde ich den Konsum bei Kindern/Jugendlichen, wirklich ein Problem, m.M.n.
Und ehrlich gesagt, mehr als 4-5 Drinks die Woche, würde ich gar nicht trinken wollen, da sagt mir jeder Instinkt, wow, stopp.

Und ja, es ist wirklich traurig, zu sehen, was Sucht mit Menschen macht :(

Sehr schön und engagiert beschrieben, daher mein Resteem.
Ein Mediziner riet mir, wenn schon Energy Drinks, dann immer 1:1 mit Wasser strecken. Dann kommt der Körper besser damit klar. Die aufputschende Wirkung basiert, wenn ich das richtig verstehe, auf Koffein und dem enormen Zuckergehalt. Ich denke, bei unserem Ernährungsberater in der Steemit-Austria Community @smallstepschance finden sich weit natürlichere Energizer... ;)

Ui danke Liebes.
Das mit den Drinks war nur ein Beispiel, aber ich sehe mich nicht als süchtig, da ich jederzeit beliebig den Konsum komplett einstellen kann, ohne irgend eine Form von Stress zu empfinden. Der Drang, zu konsumieren ob man will oder nicht, scheint mir ein wesentlicher Faktor zu sein.

Ich denke, vielleicht nützt der Hinweis Energy Drinks-affinen LeserInnen!
Die mitunter aggressiven Rechtfertigungen der Süchtln sollten auch noch erwähnt sein. Ich kenne einen Raucher, der es als Majestätsbeleidung auffasst, wenn er nicht immer und überall rauchen kann. Als Szene-VIP missachtet er sämtliche Rauchverbote und verkündet, dass Rauchen die Lunge stärkt.
Weitere Aspekte: Verheimmichen und Selbstbetrug.
Ich selbst kämpfte Jahre, um das Rauchen wieder lassen zu können. Doch so tief ich in der Sucht steckte, mir war es eher peinlich.
Es ist eben ein vielschichtiges Thema und Fortsetzungen von dir stoßen sicher weiterhin auf Resonanz!

Oh es ist wirklich ein vielschichtiges Thema, weiss gar nicht genau, was/ob ich dazu beitragen könnte, mal sehen :)

Hallo Rachel, danke für diesen Artikel. Eine Sucht ist sehr komplex und man sollte die Arbeit als unterstützende Person nicht unterschätzen. Du kannst dieser Person auch nicht dazu zwingen - die Sucht bekämpfen zu wollen - dies muss von alleine geschehen. Du kannst sicher versuchen, die Person in einer Art von Unternehmungen miteinzubeziehen und so einen positiven Beitrag zum Kampf beitragen. Viel Kraft und liebe Grüsse

Naja man kann einiges versuchen aber irgendwann kommt man wohl an den Punkt, wo man nicht mehr an den Süchtigen heran kommt. Je nach Beziehungsart ist der Selbstschutz sehr wichtig.

Ja, da hast du vollkommen Recht! Die Gefahr kann sehr gross sein, dass man sich selber vergisst. Du musst dir selbst Sorge tragen. Liebe Grüsse

was suchterkrankungen auslösen, auslösen können, habe ich am eigenen leibe erfahren... jedoch nicht durch die eigene sucht.... Meine eigene Sucht auch wie deine nach Energydrinks und Cola hat mich jedoch in die Diabetis getrieben.. so hab ich seit 2010 kein Energydrink und keine Cola mehr getrunken.... Anfangs nicht einfach...
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Ja, das is schon schwer. Sucht kann sehr viel zerstören und wenns mal Thema war, ist man wohl lebenslang gefährdet.
Ich trinke beides, denke ich, in angemessener weise und Zero,ob dass nun gesünder is...wollen wir jetzt nicht erörtern :D

Ich kenne die Gefühle der Verlorenheit die man mit sich trägt, wenn man einen suchterkrankten Menschen liebt/betreut oder er/sie ein guter Freund ist. Nicht, weil ich Menschen mit Suchtproblemen kenne, sondern weil ich selber Erfahrungen mit verschiedensten Süchten hatte. Ich gehe besser nicht darauf ein, welche Süchte das waren, aber sie waren sehr unangenehm und gehen über einfache Energydrinks hinaus.

Der Titel passt gut, da man oft in sich oft fragt: "Hat mein Leben verloren" ?.

Letztendlich sind Süchte an Gewohnheiten und Zeiten gekoppelt, wie z.B bei der Zigarette. Zigaretten werden immer zur gleichen Situation und zu selben Uhrzeit geraucht. Das war der erste Schritt den ich für meine Selbstheilung verstehen musste. Der zweite Schritt war der, zu verstehen, dass nicht irgendwann von alleine eine Eingebung kommen wird und ich plötzlich von meine Sucht befreit bin. Der dritte Schritt, war aktiv daran zu arbeiten und sich alternativen/Ablenkung zu suchen ( leider wurden diese meist, durch andere Süchte ersetzt). Wichtig ist auch zu Wissen, dass man eine Sucht niemals komplett ablegen wird, sondern nur lernt sie zu kontrollieren.


Das wars mal zur mir. Ich hoffe es Stört dich nicht, dass ich ein bisschen vor mir erzählt habe. Ich hatte gerade ein Gefühl, das tun zu müssen 😅.
Es ist schön, dass du so ein wichtiges und interessantes Thema ansprichst. Der Artikel ist dir gut gelungen, auch wenn er teilweise traurig war.

Liebe Grüße
John B.

Das finde ich gut, wenn du von dir erzählst. Sicher fühlen sich auch Andere davon angesprochen. Mit allem, was wir überwinden, helfen wir ein Stückchen auch anderen...

Danke für deine tolle Antwort und den Einblick in dein Leben.
Ich glaube, wer Suchtgefährdet ist, wird immer wachsam bleiben müssen und wie du sagst, aktiv an sich arbeiten. Naja, Sucht ist traurig, sie entzweit Menschen und zerstört Familien.

Ohje. das klingt grausam...

Leider kenne ich das selbst. Die Herausforderung ist dabei wirklich, sich selbst nicht zum Opfer oder Verfolger zu machen. Du bist nicht schuld daran und brauchst diese Schuld auch nicht zutragen. Denn dann bist du nämlich schnell in dem Teufelskreis:

wenn du dich selbst an den (Sucht)Problemen anderer kaputt machst, bist du auch nicht mehr in der Lage zu helfen, wenn dein Gegenüber denn dann soweit ist Hilfe anzunehmen.

Deshalb ist es alles andere als egoistisch zuerst immer an sich selbst zu denken. Nur wenn es dir wirklich gut geht kannst du auch Gutes für andere tun!

Kopf hoch liebe Rachel... Ich bin mir sicher du findest einen guten Weg für dich damit umzugehen. der erste Schritt ist getan, DU hast es gesehen und eingesehen...

Ah na, ich bin raus gegangen aus der Suchtbeziehung :)
Und ich habe da keine schlechten Gefühle oder gar Schuld, ich weiss ich kann und konnte nix tun. Es tut nur weh um die Beziehung.

Ich moechte beitragen das sehr oft der Etwickelung einer Sucht die Folge von einem fehlendem sozialen Umfeld ist. Wenn dem Menschen Zuwendung und Aufmerksamkeit fehlt dann ist das der ideale Boden wo eine Sucht keimen kann. Viel schwieriger dagen bei Menschen, die sich wohlfuehlen und in einem gesundem Sozialen Umfeld bewegen...das Verlangen die Dopamin-belohnung woanders zu holen ist nicht da.

Ja stimmt, je besser du sozial aufgehoben und eingebunden bist, umso besser.