Ein russisches Dorf in Aserbaidschan und Molokanentum

in #deutsch5 years ago

Das Dorf #Ivanovka ist das einzige große Dorf in #Aserbaidschan, wo die #Molokanen geblieben sind. Die Bevölkerung des Dorfes liegt über 4000, darunter zwei- bis dreitausend Molokanen (Diese Zahl ist aber nur geschätzt, denn unter den ansässigen Molokanen gibt es viele, die zu den Baptisten und Orthodoxen konvertierten).
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(Aussicht auf das Dorf)
Die Enstehung des Dorfes begann bereits im Jahre 1834. 1847 wurde das Dorf Iva­novka von Ivan Perschin gegründet. Im Jahre 1887 öffnete die erste öffentliche Schu­le.
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(Die zentrale Straße des Dorfes)
Die Entstehung der Sowjetunion und Anschließung Aserbaidschans bedeutete für die Molokanen auch eine grundlegende Veränderung in der Form der Landwirtschaft, so wurde 1932 die kollektive Landwirtschaft (Kolchos) in Ivanovka implementiert. Die kollektive Landwirtschaft in Ivanovka unter der Führung Nikolaj Vasiljevitsch Nikitin war in der ganzen Sowjetunion bekannt und wurde auch als „Kolchos Millionär“ be­zeichnet.
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(Die Weizenfelder der Kolchose in Ivanovka)
Nikolaj Nikitin, der Vorsitzende der kollektiven Landwirtschaft von Ivanovka, war gleichzeitig Abgeordneter des Obersten Sowjet der Aserbaidschanischen SSR und wurde im Jahre 1971 mit der Auszeichnung „Held der sozialistischen Arbeit“ ge­ehrt. Nikitin verstarb 1994, als Aserbaidschan bereits unabhängig geworden war und Kolchos trotzdem weiter funktionierte.
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(Nikitin auf einer Postkarte)
Heutzutage herrscht in Ivanovka eine be­scheidene Landwirtschaft vor, die ansässige Produktion genießt in Aserbaidschan einen guten Ruf und ist allen bekannt. So werden in Ivanovka allerlei Milchproduke, Getreide, Sonnenblumenöl, Honig usw. produziert.
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(Straße von Kalinina)

Geschichte der Entstehung des Molokanentums
Diese religiöse Bewegung entstand in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in #Russland, entwickelte sich aber erst in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts merklich weiter. Die Gründer des Molokanentums sind unbekannt. In einem Verhör im Jahre 1765 seitens des Bischöflichen Konsortiums in Tambow, an dem die Ver­dächtigen Ilarion Pabirochin und Semjon Uklein teilnahmen, wurde die offizielle Ver­breitung dieser religiösen Bewegung datiert. Semjon Uklein, der früher zu den Duchoborzen gehörte, ist es gelungen, in kürzester Zeit durch seine Organisationsfä­higkeit unterschiedliche religiöse Gruppierungen unter seiner Führung zusammenzu­scharren.
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(Ein Molokane im Dorf Ivanovka)

Begriff Molokanentum

Es gibt verschiedene Theorien über die Entstehung des Begriffes Molokanen­tum:

Die erste Version geht davon aus, dass Orthodoxe Christen die Anhän­ger dieser Bewegung „Milchtrinker” nannten (auf Russisch heißt Milch „Moloko“), denn in der Fastenzeit war es den Orthodoxen untersagt, Milch zu konsumieren, was aber für die Molokanen kein Verbot darstell­te;
Die zweite Version hat mit dem Ansiedlungsort der Molokanen am Fluss Molotschnaya (Milchfluss) zu tun;
Die Molokanen selbst beschreiben ihre Religion mit Attributen von Milch: die weiße Farbe steht dabei für Sauberkeit.
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(Molokanen beim Gottesdienst in Ivanovka)
Besonderheit des Molokanentums

  • Die Taufe bei den Molokanen ist ohne Wasser begleitet und wird spirituell durchgeführt;
  • Molokanen haben keine Kirche, es gibt stattdessen ein bescheidenes #Gebets­haus;
  • In der molokanischen Gemeinde gibt es keinen hierarchischen Rang, alle sind gleich;
  • Sie geben und machen kein Opfer, außer in spirituellen Ritualen;
  • Sie akzeptieren und haben keinen Vermittler zwischen dem Gott und den Gläubigen;
  • Sie akzeptieren kein Kreuz, keinen Tempel, keine Ikonen;
  • Beim religiösen Dienst benutzen sie keine religiösen Dinge, die bei klassi­schen #Christen der Fall sind;
  • Sie lesen aber die Bibel;
  • Sie dürfen keinen Alkohol, kein Schweinefleisch und keinen Tabak konsumie­ren;
  • Die Frauen sollen Kopftuch und Männer den Bart tragen;
  • Es ist Molokanen untersagt, an feierlichen Veranstaltungen teilzunehmen;
  • Die Fastenzeit für Molokanen beschränkt sich auf den Leidensweg von Jesus.
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    (Molokanen im Dorf Ivanovka)
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    (Auf dem Foto bin ich mit dem Priester der Molokanen im Dorf Ivanovka)
    Die Texte und Fotos wurden bereits auf meinem Blog unter den folgenden Links veröffentlicht:
    http://www.masimovasif.net/ein-russisches-dorf-in-aserbaidschan/
    http://www.masimovasif.net/molokanen-geschichte-und-gegenwart/
    Der Text und Fotos gehören mir
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Super Artikel! Hab dir mal nen Follow da gelassen in der Hoffnung mehr in der Richtung zu sehen :)

Ich habe bei solchen Völkern / Regionen immer das Gefühl, dass das Leben dort sehr viel einfacher und entspannter abläuft als bei uns in den großen Städten. Liege ich damit richtig?
Was haben solchen Menschen für Probleme im Alltag?

Das Leben ist in der Gemeinde tatsächlich viel einfacher und harmonisch. Nach der Auflösung der Sowjetunion wurden die Kolchose abgeschafft und kam die Marktwirtschaft. Ivanovka ist die einzige Kolchose in Aserbaidschan. In solcher Situation ist diese Landwirtschaft leider nicht konkurrenzfähig. Die verelendete Situation der Kolchose in Ivanovka hat auch ihre Auswirkung auf soziale Lage der lokalen Bevölkerung. Aus dem oben aufgeführten Grund wandern viele junge Molokanen in die große Städte und nach Russland aus.

Sehr interessant und schön mit Bildern ausgeschmückt 👌

Danke für deinen sehr interessanten Artikel.
Die Kultur der Molokanen hast du sehr gut dargestellt.
Vielen Dank für deine Eindrücke.
Viele Grüße.

Danke. Es freut mich, dass es dir gefallen hat.

Die Molokanen scheinen ja ein gemütliches Völkchen zu sein. Sehr interessanter Bericht, danke für den Einblick.

Danke. In nächstem Bericht schreibe ich über die Duchoborzen, die sich Molokanen ähneln.

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