RE: 🎒 Erinnerungen an meine Schulzeit, im 2. Weltkrieg bis zum Kriegsende im Mai 1945, Teil I eine schwierige Zeit.🎒
Lieber Jochen,
vielen, vielen Dank für diese Zeitreise, bei der es mir mehrfach eiskalt den Rücken hinuntergelaufen ist!
Es ist enorm, was für Ängste, Nöte, Entbehrungen und noch viel mehr im Krieg durchlebt werden und wie mensch es tatsächlich schafft, auch so heranzuwachsen und zu überleben. Wie extrem diese Erfahrungen wirklich sind, kann sich niemand vorstellen, der den Krieg nicht kennt. Und ich will ihn nicht kennenlernen! Glücklich bin ich darüber, dass ich zumindest Mitgefühl für all jene empfinden kann, die sich auch heute in Kriegsgebieten befinden und niemals gegen offene Asylpolitik und Grenzen wettern würde, wenn damit nur eine Seele gerettet werden kann.
Ich werde mal versuchen, ob ein Resteem dir noch viel mehr interessierte Leser bringt, die du definitiv verdient hast! Ich hoffe, dir selbst hat es gut getan, deine Erinnerungen schriftlich festzuhalten - das ist am Ende, was wirklich zählt.
Ganz liebe Grüße und nochmals DANKE,
Chriddi
Liebe Chriddi, ich freue mich, daß dir mein Beitrag gefallen hat, schließlich hast du auch großen Anteil daran. Wenn du mich nicht zwei mal kräftig angeschubst hättest, ich weiß nicht, ob ich mich aufgerafft hätte in der Vergangenheit zu kramen. In der Familie wurde früher ganz wenig über diese Zeit gesprochen, ein Beleg dafür, das alles hinter sich lassen zu wollen. Ich danke dir, auch für den Resteem. Das ist immer hilfreich.
Herzliche Grüße Jochen
Das ist ein ganz typisches Phänomen. Dadurch geht viel verloren und es gibt nunmal immer weniger Zeitzeugen, von denen man lernen kann, von denen man Erkenntnisse für ein friedlicheres Leben übernehmen kann.
Klar kann ich die Einstellung verstehen. Ein wenig hilft "totschweigen" vielleicht, bedenkt man auch, dass eigentlich jeder Überlebende heute definitiv psychologische Hilfe für die Aufarbeitung an die Hand kriegen würde.
Am Ende zerbrechen aber so viele Seelen, da für das Unterbewusstsein "Aus den Augen, aus dem Sinn" eben doch nicht reicht. Das merkt man, finde ich, daran, dass sehr viele Leute, die den Krieg aus welcher Perspektive auch immer miterlebt haben, erst im hohen Alter anfangen, zu erzählen bzw. ihren Erzählungen plötzlich schreckliche Details hinzufügen, die sie zuvor immer ausgelassen haben.
Ich habe so viele Beispiele aus der eigenen Familie (Meine Großmutter ist mit sechs Kindern, teils Jugendlichen, aus Pommern geflüchtet. Zwei der bis dahin acht Kinder verstarben vorher an Typhus, zwei Kleinkinder überlebten die Flucht nicht, weil sie verhungerten. Meine Mutter ist erst nach dem Krieg zur Welt gekommen. Mama leidet ein wenig, weil auch der einzige noch lebende, viel ältere Bruder bis heute schweigt und sie sich in gewisser Weise um ihre eigene Familiengeschichte betrogen fühlt), auf die ich ohne Absprache aber nicht detailliert eingehen will. Ich glaube aber reden, sich die Last vom Herzen reden, hätte dem Einzelnen bei der individuellen Aufarbeitung helfen können. Viele griffen leider zu anderen Verdrängungsmöglichkeiten.
Schwieriges Thema! Und ich bin weiter froh, dass du dich herangewagt hast! Wer weiß, vielleicht kommt der Stein ja noch richtig ins Rollen... ;-)
Liebe Grüße,
Christiane
Das trifft die Sache sehr gut. Mir ist Schlimmeres erspart geblieben, wie Flüchtlingslager, Übergriffe von Soldaten der "Siegermächte" oder ähnliches. Ich denke wir haben nicht soviel über diese Zeit geredet, weil wir andere Sorgen hatten. Wo kriegt man die lebenswichtigen Dinge her, Essen, Kleidung, Wohnung. Die erste eigene Wohnung bekamen wir 1952, also rund 10 Jahre nachdem wir ausgebombt worden waren. Bei Familienfeiern, das fing auch in der Zeit an, wurde vom Krieg erzählt wenn Väter und Onkels zusammen kamen. Nach dem 3. Bier und 2. Korn wurde schon mal ein Spähtrupp durchs Wohnzimmer gelaufen. Es waren meist alle Waffengattungen vertreten, vom Panzergrenadier, U-Bootfahrer bis zum Luftwaffensoldat und Funker.
Du hast es geschafft den Stein ins Rollen zu bringen, nachdem auch mein Sohn gesagt hat: Mach ruhig weiter, und Folker @wulff-media schrieb in seinem Kommentar auf meine zaghafte Andeutung einer Fortsetzung: Also her damit. Warum auch nicht, von da an ging es bergauf.