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RE: Ist der Bitcoin Future Handel an der CME gefährlich für den Bitcoin?

in #deutsch7 years ago (edited)

Lieber Freiheit50, ich bin zwar nicht sonderlich aktiv, aber das Thema bereitet vielen Sorgen, also möchte ich kurz etwas Expertise einfließen lassen.

Bereits heute starten CBOE Bitcoin Futurs, allerdings werden hier pro Contract nur eine Bitcoin gehandelt und die Margin-Requirements sind 44%. Also muss man, sobald man mit einem Future tradet, bei seinem Broker 44% des Wertes einer Bitcoin in Dollar vorrätig haben, was enorm viel ist, bzw. einen sehr kleinen Hebel bedeutet. Der Index für die Future-Preise dort wird allerdings nur auf dem Gemini-Exchange (gehört den Winkelvoss-Zwillingen) abgebildet und ist damit sehr manipulierbar, was mir nicht gefällt. Der Future hat zwar Cash-Settlement, wie bei CME, also verlässt keine Bitcoin, sonder nur Dollar hier die Hand der Trader, aber man könnte sehr einfach über Gemini das Underlying-Asset manipulieren, weil die Liquidität fehlt.

CME baut einen weltweiten Index über Exchanges auf, die Fees auf Trading haben, damit man nicht künstlich Volumina erzeugen kann. Hier werden Contract-Größen in Form von 5:1 getradet, also beinhaltet 1 Contract 5 BTC. Die Margin-Requirements betragen 33%, was bedeutet, dass man aktuell bei einem Preis von 15.000$ pro BTC (15.00050.33) 25.000$ bei einem Broker als Margin pro Contract vorrätig haben muss. Das ist auch viel zu hoch im Vergleich zu zum Beispiel simplen Crude Oil Futures, die mit einem Leverage von 1000:1 getradet werden können.

Es wird auch Circuit-Breaker geben, das bedeutet, dass alle Trades ab einer volatilen Bewegung des Underlying-Asset von über 20% an einem Tag egal in welche Richtung gesperrt werden und die Positionen danach erst am nächsten Tag mit eventuell riesigen Verlusten liquidiert werden kann.

Deswegen halte ich das alles noch sehr unattraktiv für institutionelles Wall-Street Geld.

Leider können Futures auch nicht mit den amerikanischen Retirement und 401K Accounts getradet werden, die ein unfassbares Volumen besitzen würden... das ist erst mit der Einführung von ETFs möglich.

Hätten die Futures kein Cash-Settlement, sondern echtes Delivery des Underlying-Assets, dann wäre das das größte legitime Gateway von FIAT in BTC und wir würden in kurzer Zeit die 1.000.000 USD / BTC erreichen.

Futures werden allerdings für ETFs benötigt und noch wichtiger als Hedge. Für BTC-Miner sind Short-Positionen durch Futures überlebenswichtig, weil diese so durch einen geringen Premium den Weitererhalt ihrer Infrakstruktur garantieren können.

Nasdaq wird übrigens als nächstes Bitcoin Future einführen, aber ich kenne deren Spezifikation nicht und die ersten Ethereum Future sind auch in greifbarer Nähe.

Also keine Panik davor haben, denn das ganze Produkt ist noch viel zu unreif und ungehebelt. Außerdem muss für jeden Short-Contract ein entsprechender Long-Contract eröffnet werden und dadurch sind beide im ausgeglichenen Interesse das Underlying-Asset in ihre Richtung zu bewegen.

Solang die Liquidität weiterhin so gering ist und es keinen effektiven Weg gibt eine große Menge an Bitcoin zu leihen, um wirklich große Shorts durchführen zu können, wird das nur ein weiter kleiner Schritt sein und mehr nicht.

Liebe Grüße
@cobalus

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Vielen Dank und 100% Upvote für deinen sehr ausführlichen und mit zahlreichen Fakten unterlegten Kommentar, der meinen Artikel deutlich aufwertet. Die Eröffnung des Futures heute Nacht und die Kursentwicklung des BTC gibt dir wohl fürs erste Recht, dass meine Befürchtungen überzogen sind.

Ich denke auch, dass niemand in Panik verfallen sollte. Ich sehe diesen Schritt in Richtung traditioneller Finanzmarkt eher positiv. Futures sind der erste wichtige Schritt, um das Mining zu deckeln. Das hattest du ja auch schon erwähnt. Der nächste Schritt sind dann echte Krypto-oder Hybrid-ETFs, wodurch dann tatsächlich auch Bitcoins usw. von Seiten der Großinvestoren gekauft werden. Sobald das geschieht, wird bei annähernd gleich bleibendem Angebot die Nachfrage exponentiell steigen. Die bisherige Marktkapitalisierung der einzelnen Kryptos ist zwar schon sehr hoch, wenn man es aus der Sicht der Kryptowährungen betrachtet. Sie ist aber im Vergleich zum Rest der Finanzwelt noch kaum wahrzunehmen. Sobald das große Geld in Bitcoin & Co fließt, was durch ETFs durchaus denkbar ist, werden wir mit Sicherheit viel höhere Kurse sehen. Wie weit wird der Bitcoin 2018 steigen? 40.000? 100.000? Sobald ETFs mit Kryptos existieren denke ich eher an 1.000.000 oder noch viel mehr. Just my 2 cents...