Geld – historische Buchkritik

in #deutsch6 years ago

Ich mag Geld. Einerseits besitze ich es natürlich gerne, andererseits finde ich auch die Beschäftigung mit dem Investieren interessant, seien es Aktien oder seien es Krypto-Währungen. Daher freute ich mich, auf einem Bücherbasar ein Buch mit eben jenem Titel zu finden, geschrieben von Émile Zola, der das Werk 1891 fertig stellte. Bei meinem Exemplar handelt sich um eine in der DDR gedruckte Ausgabe, man merkt es auch am Klappentext:

„....Dort werden die Aktien und Papiere gehandelt, mit denen die Spekulanten, geldgierigen Nutznießer des Kapitalismus, die reich werden wollen, ohne zu arbeiten, ihre Gewinne zusammenraffen...“

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Beschrieben wird die Geschichte von Saccard, einem zu Beginn bankrotten Finanzmensch, der es im Laufe der Geschichte schafft, sich mit der „Universalbank“ wieder ein großes Unternehmen aufzubauen. Er begeistert die Investoren mit großen Plänen, den Nahen Osten wirtschaftlich zu erschließen, aber seine illegalen Methoden bleiben letztendlich nicht ungestraft. Die Handlung liegt zeitlich in den 1860ern und räumlich in Paris, also im imperialen Frankreich Napoleons III.. Man erfährt von zahlreichen Charakteren, die alle mit Geld und der Börse zu tun haben, einerseits die reichen Unternehmer, Spekulanten und ihre Mätressen, andererseits die Verschuldeten und wirtschaftlich Bedrängten. Die Dynamik einer Spekulationsblase wird eindrücklich geschildert, es ist interessant, wie wenig sich trotz all der technischen Veränderung zwischen dieser Geschichte im 19ten Jahrhundert und z.B. der Krypto-Blase Ende letzten Jahres grundsätzlich geändert hat. Es wird wohl immer ein nächstes BitConnect geben, so lange sich die grundlegende Psychologie des Menschen nicht ändert.

Auch wenn der Autor seine Ablehnung gegenüber Börsenspekulation deutlich zum Ausdruck bringt, schlug er mich trotzdem in den Bann einer faszinierenden, goldenen Zeit. Bücher wie diese machen mich traurig, dass es zu den Weltkriegen kommen musste und ich male mir aus, wie großartig Europa heute sein könnte, wenn sich der Friede des 19ten Jahrhunderts im 20ten fortgesetzt hätte.