Mensch als Mängelwesen… ein Kommentar

in #deutsch6 years ago (edited)

Bevor ich von dem Begriff „Pharmakon“ spreche - wie im letzten Beitrag angekündigt - möchte ich vorher das Thema „Mensch als Mängelwesen“ etwas kommentieren: War der Mensch (als Gattung) seit immer ein Mängelwesen wie ihn Arnold Gehlen charakterisierte (*) oder ist er dazu geworden?
Logisch wie es klingt, dass die Technik (bzw. Kultur allg.) beim Menschen darin begründet liegt, seine biologischen Schwächen und Unzulänglichkeiten auszugleichen, halte ich diesen Gesichtspunkt trotzdem für unzureichend, das menschliche Kulturschaffen zu untermauern. Der Mensch musste doch am Anfang seiner Geschichte überleben, bevor er sich in seiner Umwelt einrichten konnte, denn die aller ersten Menschen auf Erde haben es geschafft, sich gegenüber Naturherausforderungen und andere Lebewesen durchzusetzen, sonst hätten sie nicht überlebt und daher wäre offenbar die Menschheit heute nicht da. Ich denke, dass der Mensch eher genauso lebensfähig zur Welt kam, wie alle andere Tiere, die überleben konnten, aber erst mit der Zeit und dank seiner "Geistigkeit" konnte er nach und nach seine Umwelt organisieren, um effizienter, sicherer und angenehmer zu leben, was wiederum dazu allmählich geführt hat, dass er die Fähigkeiten verliert, die er nicht mehr benötigt, wie der Volksmund sagt: "Wer rastet, der rostet". Wir beobachten z. B. täglich, wie die wilden und starken Eigenschaften bei Haustieren zurückgehen, nach dem sie sie nicht mehr benutzen, weil sie sich sicher und nicht mehr bedroht fühlen. Hingegen gewinnen Menschen z. B. durch langjährigen Sport neue Fähigkeiten wie scharfe Reflexe, genaue Reaktionen gegen Fremdangriffe und enorme Kraft insbesondere bei Kampfkünsten. Ich denke hier v.a. an berühmten (legendären) Sportmeistern, die Kampfdisziplinen selbst erfunden oder weiterentwickelt haben, obwohl es schwer denkbar, dass ein individueller Mensch in seinem relativ kurzen Leben, alles zurückerobert, was die Menschheit in Tausenden von Jahren an Naturtalente stückweise verlernt und verliert hat. Der Mensch konnte im Laufe der Jahrtausenden seine „Überlebensnaturwaffen“ allmählich aufgeben als er sie nicht mehr nötig hatte und nach dem er sie durch sein Kulturschaffen (zumindest im materiellen Sinne) ersetzte. Anderseits wusste schon Aristoteles, dass der Mensch mehr braucht als "Brot", um zu leben, denn er hält die Vernünftigkeit bei den Menschen auch als Bedürfnis, die genauso befriedigt werden muss wie die biologischen Bedürfnisse und denkt infolgedessen z. B., dass das philosophische Leben (Gr. bios theoretikos) am glücklichsten sein solle, weil dies seine Freiheit und Vernunftfähigkeit am meisten beansprucht. Die Kultur als der exklusive Aspekt des Menschseins schlechthin ist für mich nicht nur eine Antwort auf die Frage der biologischen "Unzulänglichkeiten", sondern zugleich eine Antwort auf das menschliche Streben, sich selbst stets zu transzendieren, sonst wäre etwas wie Kunst, Musik, Mathematik u. ä. m. nicht gegeben, die zumindest am Anfang keine direkte Antwort auf biologische Bedürfnisse waren.

(*) Arnold Gehlen: Der Mensch, seine Natur und seine Stellung in der Welt.

Bis später … Ihr Homofaber!

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howdy!
ich habe auch deinen ersten post gelesen.

den solltest du nochmal machen mit dem #introduceyourself . damit etwas mehr leben in die bude kommt.

Hallo meins0815,
Danke für den Hinweis! Hab meinen ersten Beitrag unter #introduceyouself erneut gepostet...
Stimmt so? oder geht es anders? Thanks vorab!
@Homofaber