Kostenloser öffentlicher Nahverkehr in Deutschland?

in #deutsch7 years ago (edited)

Bundesregierung erwägt kostenlosen öffentlichen Nahverkehr.


Die "Bundesregierung erwägt kostenlosen öffentlichen Nahverkehr". Sie tut das deshalb, weil "sie nach Mahnungen aus Brüssel mehr für saubere Luft tun muss." Schade, dass erst eine drohende Strafe sie dazu bewegt, darüber nachzudenken, wie sich die Luftqualität in deutschen Großstäcten verbessern ließe ...

@freiheit50 fragt in einem Artikel zum Thema, ob die Idee eines für den Bürger kostenlosen Nahverkehrs "sexy" sei oder es sich stattdessen eher um Realsatire handele.
In meinen Augen ist sie sogar ziemlich "sexy", allerdings gebe ich gerne zu, dass sich die mit ihr verbundenen, zweifellos vorhandenen Mehrkosten nicht einfach 'wegzaubern', sondern vielleicht eher, unter Berücksichtigung der im Folgenden genannten Argumente, etwas 'entdramatisieren' lassen.

Welche Aufgaben sollte der Staat übernehmen?


Eine kritische Frage, die ich mir als jemand, der in der Regel für einen 'schlanken' Staat und möglichst niedrige Steuersätze plädiert, stellen muss, ist natürlich, welche Aufgaben der Staat überhaupt übernehmen sollte? Meiner Meinung nach gehört das zur Verfügung stellen und Instandhalten essenzieller Infrastruktur (z. B. Wasserversorgung, das Straßen- und Schienennetz oder die für ein funktionierendes - und möglichst schnelles - Internet nötigen Leitungen) dazu. In diesen Bereichen sollte sich eine Gesellschaft nicht von profitorientierten Privatunternehmen komplett abhängig machen. Wettbewerb würde weiterhin stattfinden: Eine vom Staat angebotene Internet-Infrastruktur könnten beispielsweise mehrere private Telekommunikationsunternehmen nutzen, um miteinander zu konkurrieren.

Dass die Bahn beispielsweise in Frankreich oder Spanien besser funktioniert als hierzulande (wo sie bekanntlich nur vier Hauptprobleme kennt: Frühling, Sommer, Herbst und Winter ...), liegt am fehlenden Zwang, Gewinn einfahren zu müssen. Es wird als ihre gesellschaftliche Aufgabe gesehen, zu funktionieren, und das tut sie in der Regel ... und das kostet selbstverständlich dann auch etwas. In Deutschland dagegen spart die Bahn als profitorientiertes Unternehmen, wo sie nur kann: Die Wartungsintervalle von Zügen und Gleisen werden immer länger, das Streckennetz wird ausgedünnt, Bahnhöfe vergammeln, und oft stehen nicht mehr genug Ersatzwaggons zur Verfügung, wenn sie benötigt werden. Verspätungen, Ausfälle von Teilen des Streckennetzes oder im Sommer versagende Klimaanlagen sind eher die Regel denn die Ausnahme. Um nicht völlig 'linklos' einfach Dinge zu behaupten hier ein Beispiel unter vielen.

Statt an der (Verkehrs-)Infrastruktur anzusetzen würde ich in anderen Bereichen staatliche Ausgaben radikal streichen. Beispielsweise würde ich die ohnehin erfolglosen Arbeitsämter (Neudeutsch: Arbeitsagenturen) komplett auflösen (ein gut gemachtes Online-Job-Portal wäre völlig ausreichend und um ein Vielfaches kostengünstiger) und Finanzämter würde im Prinzip ebenfalls niemand benötigen, wenn es endlich gelänge, die Einkommensteuererklärung drastisch zu vereinfachen und die danach noch anfallenden Steuern vollautomatisiert einzuziehen.
Darüber hinaus müssten Politiker für verpfuschte Projektplanungen, wie z. B. beim Berliner Flughafen oder "Stuttgart 21", welche die Allgemeinheit teuer zu stehen kommen, persönlich haften, so dass Verschwendung von Steuergeldern mindestens ebenso hart bestraft würde wie Steuerhinterziehung.


Quelle: pixabay.


Diskussion der Argumente, die für und gegen einen kostenlosen ÖPNV sprechen.


Dass ich selbst einen für den Nutzer kostenlosen ÖPNV trotz der damit für die Allgemeinheit einhergehenden Kosten positiv sehe, liegt unter anderem daran, dass ich ihn der oben genannten essenziellen Infrastruktur zuordne.

Hier nun einige Argumente, die aus meiner Sicht für einen kostenlosen ÖPNV sprechen:

  • Der Hauptvorteil einer verstärkten Nutzung des ÖPNV liegt auf der Hand: Sitzen viele Menschen in einem Fahrzeug, laufen weniger Schadstoff emittierende Motoren parallel als wenn stattdessen viele Fahrzeuge mit wenigen Insassen unterwegs sind. Weniger Fahrzeuge führten außerdem zu weniger Staus in den Städten.

  • Da die von Bussen pro Tag zurückgelegten Strecken klar definiert sind (d. h. viel schwächer variieren als die des Individualverkehrs), bietet sich mittelfristig die Nutzung von Elektromotoren an. Die Busse könnten sehr einfach über Nacht in ihrem Depot aufgeladen werden, wonach wieder genug Energie für den nächsten Tag zur Verfügung stünde. Leider hinkt Deutschland im Bereich Elektromobilität hinterher. Städte sollten nicht darauf warten, bis verschlafene deutsche Anbieter endlich konkurrenzfähige Elektrobusse anbieten, sondern sich am Beispiel Londons und vieler anderer Großstädte orientieren, die auf zuverlässige E-Busse von BYD setzen, welche für den Alltag absolut brauchbare Reichweiten von bis zu 400 km aufweisen. Die höheren Anschaffungspreise der Elektrobusse werden im Laufe einiger Jahre durch niedrigere Betriebskosten kompensiert.
    Das chinesische Shenzhen stellt übrigens bereits zu 100% auf Elektrobusse um.
    Wenn unter diesen Bedingungen (Verzicht auf Dieselbusse) mehr Menschen vom eigenen Auto auf den ÖPNV umstiegen, würde sich das in Form sauberer Luft (und weniger Lärm) spürbar bemerkbar machen. Sobald die Hersteller die Nachfrage befriedigen können, gilt dasselbe für Busse mit Brenstoffzellenantrieb.

  • Bezüglich des Arguments des durch diese Maßnahme wachsenden Bedarfs an Bussen zu 'Stoßzeiten' frage ich mich, warum in Deutschland ein derartiger Frühaufsteher-Wahn herrscht, dass tatsächlich fast alle Arbeitenden mehr oder weniger gleichzeitig frühmorgens zur fahren Arbeit müssen, wo doch eine Mehrheit deutlich später aufstehen würde, wenn sie könnte? :) An die Bedürfnisse der Menschen angepasste flexiblere Arbeitszeiten und mehr Heimarbeit könnten dabei helfen zu verhindern, dass es überhaupt 'Stoßzeiten' geben muss.

  • Ein - für die Nutzer - kostenloser ÖPNV würde die Allgemeinheit einiges kosten ... Allerdings dürften einige kostensenkende Parameter bei den nötigen Berechnungen ebenfalls nicht vernachlässigt werden: Fahrkartenkontrolleure, teure Fahrkartenautomaten sowie deren Wartung entfielen. Atemwegs- und andere durch schlechte Luftqualität verursachte Erkrankungen träten seltener auf, wodurch das Gesundheitssystem entlastet würde. Hartz 4-Empfänger, z. B. Erwerbslose, die zusätzlich einen Mini-Job verrichten oder "Aufstocker", können sich angefallene Fahrtkosten zu ihrer Arbeitsstelle erstatten lassen. Kosten, die im Falle eines kostenlosen ÖPNV entfielen ... ebenso wie der mit den Anträgen auf Erstattung verbundene Verwaltungsaufwand.

  • Aus der Perspektive eines Autofahrers mag es ungerecht erscheinen, für den von ihm nicht genutzten öffentlichen Nahverkehr mitzahlen zu müssen. Allerdings würde er von sauberer Luft und weniger Staus in seinem Wohngebiet profitieren, auch wenn er selbst weiterhin seinen PKW verwendete - zusätzlich hätte er nun aber auch selbst die Möglichkeit, öfter mal sein Auto einfach stehen zu lassen und kostenlos mit dem Bus zu fahren.


BYD-Bus, London.

Quelle: Von Au Morandarte from Chiswick/Romford, London, England - London General EB1 on Route 507, VictoriaUploaded by Ultra7.


Estland macht es vor!


In einem lesenswerten Interview erklärt der Chef der Verkehrsbetriebe Tallinns, der estnischen Haupstadt, weshalb sich dort die Einführung eines kostenlosen öffentlichen Nahverkehrs im Jahr 2013 als vorteilhaft erwiesen hat.
Ich fasse kurz zusammen: Eine vierköpfige Familie spare dadurch pro Jahr ein Monatseinkommen ein, durch das den Bürgern zusätzlich zur Verfügung stehende Geld werde die Wirtschaft angekurbelt. Während die Nutzung des ÖPNV zugenommen habe, stagnierten, im Gegensatz zu anderen Städten, die PKW-Neuzulassungen. Tallinn gehöre inzwischen zu den zehn europäischen Städten mit der besten Luftqualität (der vom Busverkehr verursachte Schadstoffausstoß sei von 9 auf 2 % verringert worden). Aufgrund der besseren Lebensqualität seien zahlreiche Menschen zugezogen, wodurch sich die Steuereinnahmen signifikant erhöht hätten.

Die Tallinner Transportgesellschaft erzielte im Jahr 2016 gar einen Gewinn von 13,7 Millionen Euro, dadurch ermöglicht, dass der ÖPNV nur für Anwohner kostenlos ist, während Touristen weiterhin zahlen müssen.

Schlussbemerkungen.


Wie beschrieben halte ich die Idee eines kostenlosen (bzw. steuerfinanzierten) ÖPNV, trotz des nicht so einfach beiseite zu schiebenden Gegenarguments hoher Kosten, durchaus für "sexy". Allerdings verspüre ich das starke Bedürfnis, klarzustellen, dieses Attribut der GroKo (meines Erachtens ein Garant für gähnende Langeweile und Stagnation Deutschlands) keinesfalls zuzugestehen! Erst auf Druck der EU hin wurde die Regierung überhaupt aktiv, um nun eine Idee vorzustellen, die meines Wissens bereits vor langer Zeit von der Piratenpartei ins Spiel gebracht wurde und weiterhin verfolgt wird.
Darüber hinaus stimme ich zu, dass ein kostenloser ÖPNV als isolierte Maßnahme nicht ausreicht, um das Problem der immer schmutziger werdenden deutschen Städte zu lösen. Gegen betrügerische Autofirmen müsste mit derselben Härte vorgegangen werden wie in den USA, statt deren Vorgehensweise, zu Lasten des Kunden, teilweise sogar zu unterstützen oder zumindest zu vertuschen und die Verbreitung mit auf alternativen Antrieben basierenden Fahrzeugen auf deutschen Straßen zu verzögern.

Leider werden in zahlreichen deutschen Städten nicht nur die NO2-Grenzwerte überschritten, sondern auch die Verschmutzung mit achtlos liegengelassenem oder gar bewusst weggeworfenem Müll nimmt zu. Wenn es beispielsweise um sachgerechte Müllentsorgung oder die Filterung von Kraftwerksemissionen geht, tun sich im Land, das sich so gerne als Vorreiter des Umweltschutzes geriert, erschreckende Defizite auf. Interessant, wie sich das oft immer noch als 'Umweltsünder Nummer eins' angesehene China bezüglich Umweltschutz langsam zum Positiven hin entwickelt, während Deutschland in vielen Bereichen "den Weg noch vor sich" hat.

Sort:  

Vielen Dank für diesen ausführlichen Artikel, der sehr viele Fakten, Überlegungen und Argumente enthält. Er hat in mir durchaus einen Nachdenkprozess eingeleitet. Interessant sind vor allem die vielen aufgeführten Vergleiche mit den Lösungen anderer Länder. Diese müsste man nun einer genaueren Prüfung unterziehen, da nicht immer alles so in der Realität existiert, wie es uns berichtet wird. Was mir nach wie vor nicht gefällt, ist der Umstand, dass noch mehr Geld über die Drehscheibe "Staat" geschleust wird. Sollte durch einen kostenlösen ÖPNV die Nutzung des Automobils zurückgedrängt werden, gehen natürlich auch die staatlichen Einnahmen zurück. Wir befinden uns nämlich in einem Regelsystem mit schwer zu überblickenden Wechselwirkungen. Die Idee, einen Rückgang der berufsbedingten Verkehrsbewegungen vor allem in den Stoßzeiten zu organisieren, ist nicht neu. Und jeder, der klar bei Verstand ist, wird volle U-Bahnen und Staus vermeiden, sofern ihm das irgendwie möglich ist.

Warum sollte ich als Nichtautofahrer mit meinen Steuern Autobahnen mitfinanzieren?

Das tust du nicht, denn der Straßenbau lässt sich allein durch die Einnahmen aus der Mineralölsteuer, der KfZ-Steuer und der LKW-Maut finanzieren, und es bleibt sogar noch Geld für den Rentenzuschuss übrig.

Welche Aufgaben sollte der Staat übernehmen?

Meiner entschiedenen Meinung nach möglichst wenig. Im Kaiserreich hatten "wir" Steuersätze von 10%. Es gilt bekanntermaßen

  • 0% Steuern = Kapitalismus
  • 100% Steuern = Kommunismus

Alle Zwischenwerte sind Sozialismus. Die Rufe nach dem "Nannystaat" sind immer weiter angewachsen, und wohin das führen wird, ist absehbar.

Ein ernstzunehmender Punkt ist die Frage, in wie weit die profitorientierte Privatisierung von Infrastruktur zu nicht hinnehmbaren Qualitätsverlusten führt. Das ist ein weites Feld.

Wenn in den nächsten Jahren der von vielen Mahnern erwartete globale Crash des Finanzsystems stattfinden sollte, werden wir uns über ganz andere Dinge unterhalten müssen.

Abschließend möchte ich nochmals betonen, wir anregend und fruchtbar die Diskussionen mit dir für mich immer sind.

0% Steuern = Kapitalismus
100% Steuern = Kommunismus
Alle Zwischenwerte sind Sozialismus.

Ein bisschen hart vereinfacht, dementsprechend gäbe es ausschließlich sozialistische Staaten auf unserem Erdball. Tatsächlich leben wir aber in einer Zeit des globalisierten Kapitalismus, der - schon klar - manchen immer noch nicht weit genug geht.

Mmn sollte sich der Staat überall dort zurückhalten, wo es um Einmischungen in die persönliche Freiheit der Bürger geht, aber das Bereitstellen der Infrastruktur muss letztlich von der Gesellschaft (=dem Staat) übernommen werden, weil es privat einfach nicht ordentlich funkioniert, wie zahllose Beispiele aus dem In- und Ausland zeigen. Und dafür braucht es leider entsprechende Finanzierung über Abgaben.
Der anarcho-kapitalistische Traum von der freiwilligen Steuer ist leider leicht realitätsfern - lasse mich gern eines besseren belehren, aber bislang konnte mir niemand auch nur im Ansatz belegen, wie das funktionieren soll.

Das moralische Problem der Archisten ist doch, dass sie einen Zugriff auf das Eigentum der zu beherrschenden Menschen benötigen, um die Ausübung der Herrschaft zu finanzieren.
Absolutistische Herrscher nehmen sich dieser Recht wenigstens unverblümt und ohne Umschweife. Der demokratische Archist bedient sich heuchlerisch einer Scheinlegitimation, indem er diesen Zugriff per "Mehrheitsentscheid" organisiert.

Hierzu gibt es die folgenden Sprüche:

  • Sozialisten wollen Gutes tun mit dem Geld anderer Leute
  • Drei Füchse und zwei Hasen stimmen demokratisch über das Abendessen ab.

Der von dir beobachtete weltweite Kapitalismus ist eine Sonderzone für die berühmten 1%. Ich beziehe mich aber auf die 99%.

Wenn du mir die Funktionsfähigkeit eines anarchistischen Systems, das nicht innerhalb kürzester Zeit in Verbrechen, warlords und dem universell angewandten Recht des Stärkeren ausartet, nachweisen kannst, bin ich ganz Ohr.

Ansonsten ist mir die Abgabe eines Teils meines Vermögens lieber.

Dein Einwand bzw. deine Nachfrage sind durchaus berechtigt. Wenn es dir ausschließlich um die Abwehr von Verbrechen und Gewalt geht, würde ich sogar mitgehen. Wir wären dann beim "Nachtwächterstaat".
Wer die Staatenlosigkeit lieber in der Hard-Core-Version mag, möge mal bei Hans-Hermann Hoppe (https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Hermann_Hoppe) oder vielleicht Oliver Janich nachlesen.

Um aus der Diskussion weitere Schärfe harauszunehmen:
Auch mit diesem sozialistischen Staatswesen geht es uns (noch) ziemlich gut.
Der technische Fortschritt hat einfach für so viel Wohlstand gesorgt, dass man eine riesige Verteilmasse hat.
Mehr Besorgnis erregt bei mir das Kriegsgetrommel des Westens und die spürbare Einschränkung der Meinungsfreiheit. Die Steuern sind ein Problem geringerer Priorität.

Der Staat versagt leider im Bereich Abwehr von Verbrechen und Gewalt auf ganzer Linie. Er wartet bis Dir Gewalt angetan wurde, kommt dann vorbei, nimmt den Fall auf und geht wieder. Um Deinen Schaden kannst Du dich selbst kümmern. Tritt der unwahrscheinliche Fall ein, dass der Verbrecher gefasst wird, darfst Du ihn noch mit deinen Steuergeldern eine gemütliche Gefängniszelle finanzieren.
Zusätzlich nimmt er Dir noch das Recht weg, Dich ausreichend selbst zu verteidigen. Da sind mir die Lösungen von Rothbard, Hoppe und Janich schon lieber.
Aber ich gebe Dir Recht, ein Minimalstaat wäre viel besser als der 70% Sozialismus den wir jetzt haben.

Bei letzterem gebe ich dir Recht, wobei man der Vollständigkeit halber anmerken sollte, dass die kriegstrommlerei nicht nur im Westen zunimmt. Der widererstarkte russische Bär (Ukraine, Syrien), die neue Supermacht China (südchinesisches meer) sowie alte Bekannte (Nordkorea, Iran, diverse nichtstaatliche Akteure) waren ja auch nicht gerade untätig in letzter Zeit.

Er hat in mir durchaus einen Nachdenkprozess eingeleitet.

Das freut mich, denn andere zum Nachdenken zu bringen ist das Maximum, was man von eigenen Artikeln erwarten kann. Umgekehrt stimmt natürlich auch, dass unabhängig davon, wie "sexy" eine Idee in der Theorie klingt, es immer noch der konkreten Umsetzung in der Praxis bedarf ... da muss dann jemand ganz konkret nachrechnen und mögliche Fallstricke aus dem Weg räumen.
Mich erinnert die Debatte ein wenig an die Diskussion über ein 'bedingungsloses Grundeinkommen', welche in ähnlichen Bahnen verlaufen würde: eine bestechend klingende Idee, die in Zeiten zunehmender Digitalisierung und Automatisierung mit Sicherheit früher oder später in den Fokus der politischen Diskussion geraten wird, konfrontiert mit der berechtigten Frage, wie so etwas dann zu bezahlen sei ...

Mir ist das Dilemma, einerseits einen schlanken, sich nicht für alles zuständig fühlenden Staat anzustreben und ihm andererseits solche zusätzlichen Aufgaben aufbürden zu wollen, durchaus bewusst. Da bin ich selbst auch immer noch dabei, nach meiner Position zu suchen ... Zu rechtfertigen versuche ich das im Falle eines frei nutzbaren ÖPNV mittels des 'Infrastrukturgedankens' und außerdem wegfallender Bürokratie (verzicht Kontrolleuere, Fahrtkostenerstattungen etc.). Dazu kommt der Wunsch nach sauberer Umwelt. Nun, es ist - wie immer - ziemlich komplex ... aber es ist wichtig, sich Gedanken zu machen. :)

Wie wäre es, wenn "wir" auf eine Steigerung des "Wehr"etats auf die von der NATO beschlossenen 2 Prozent verzichten, in etwa nach dem Motto

  • Schwerter zu Omnisbussen
  • Soldaten zu Busfahrern ?

Das wäre dann auch ein "Weniger" an Staat!

Irgendwie habe ich gerade sehr häufig die "" benutzt.

Das tust du nicht, denn der Straßenbau lässt sich allein durch die Einnahmen aus der Mineralölsteuer, der KfZ-Steuer und der LKW-Maut finanzieren, und es bleibt sogar noch Geld für den Rentenzuschuss übrig.

Danke! Diesen Punkt habe ich (durch teilweises Weglassen von Text) korrigiert.

Ich bin bei dem Thema ein bisschen skeptisch. Der ökologische Hintergedanke ist sicherlich nicht verkehrt, aber ob kostenloser ÖPNV dagegen eine Art "Allheilmittel" ist, halte ich doch für eher gewagt.

Wie auch schon andere, z.B. @andyjaypowell anmerken, hängt der konkrete persönliche Nutzen ja davon ab, wo man wohnt und wo man hinmuss. Mich hält z.B. weniger der Preis von der Nutzung des ÖPNV ab sondern konkret die Taktung und letztlich auch die Pünktlichkeit der Busse. Zwar wäre die Fahrzeit (abgesehen von etwas Fußweg) bei mir quasi identisch mit der Auto-Fahrzeit, aber die Tatsache, dass ich nur einmal pro Stunde und in der vorlesungsfreien Zeit noch seltener fahren könnte, macht die Geschichte für mich schon reichlich unattraktiv und unflexibel. Die Strecke mich besserer Taktung ist wiederum von der Fahrzeit deutlich länger und daher auch keine wirkliche Alternative.

Dazu käme dann noch ein deutlich komplizierterer Weg, wenn ich beispielsweise nach der Arbeit noch zum Training will, geschweige denn von dort nach Hause. Da gibt es natürlich auch andere Beispiele, wo man für Strecken innerhalb des doch eher kleinen Saarlandes an die zwei Stunden braucht, mit dem Auto aber in 45 - 60 Minuten durch wäre. Natürlich kann man dann in der Zeit noch z.B. was lesen und als Freizeit nutzen, aber ob das jeden Tag eine zusätzliche Zeit von gut zwei bis drei Stunden (Hin-/Rückweg) wert ist?

Von daher wäre sicherlich einiges zu optimieren, was sich möglicherweise natürlich auch rentieren könnte, wenn dann mehr Leute es nutzen, und vielleicht wird es auch entspannter, wenn sich andere Arbeitsmodelle entwickeln, aber das sind halt doch alles sehr viele Unbekannte in der Rechnung.
Von daher fände ich es prinzipiell gar nicht so schlecht, wenn wirklich ein paar Städte (und Umgebungen) für Modellversuche ausgewählt würden und man die Entwicklung dann mal verfolgt. Sicherlich wird sich das aber nicht innerhalb von wenigen Monaten oder gar Jahren flächendeckend umsetzen lassen.

Nun, ich denke, ein steuerfinanzierter ÖPNV stünde in der Pflicht, gewisse Qualitätsstandards einzuhalten und schlicht einwandfrei zu funktionieren. Ohne Erfüllung dieser Kriterien nutzt natürlich alles andere nichts ...

Ich bin froh, daß ich nicht in einer Großstadt wohne, sondern auf dem Land. Daher leide ich hier eher nicht unter schlechter Luft. Trotzdem bin auch daran interessiert, daß die Luftverschmutzung eingedämmt wird. Und das gilt auch nicht nur für die Verschmutzung der Luft.

Ich bin auch für einen schlankeren Staat, und versuche mir auch vorzustellen, wie wohl eine reine Privatrechtgesellschaft funktionieren könnte. Insbesondere bei der Wasserversorgung habe ich dazu bislang noch von keinem Libertären eine Lösung gehört, von der ich gesagt hätte, ja das ist es, so sollte es sein.

Die Idee des "kostenlosen" Nahverkehrs hört sich - v.a. für einen Städter - auf den ersten Blick bestimmt sehr gut an.
Ich gebe aber zu bedenken, daß dadurch die Stadtbevölkerung massiv bevorzugt würde, da es auf dem Land keine vergleichbare öffentliche Verkehrsanbindung gibt und auch nicht geben kann - sie wäre schlichtweg unwirtschaftlich.

Du schreibst (zumindest indirekt), für die Autofahrer sei es ungerecht, daß sie auch noch diesen Posten mitbezahlen müssen. Dem stimme ich zu. Die Autofahrer werden bereits steuerlich an allen Ecken und Enden über die Gebühr belastet. Sie würden sich wohl zurecht aufregen. Der Satz, die Rente wird an der Zapfsäule bezahlt, kommt nicht von ungefähr.

Ich fände es gerechter, wenn jeder nur für das aufkäme, was er auch wirklich nutzt. Und gerade auch mit der Blockchaintechnologie ließe sich das heute im Bereich Verkehr mit Sicherheit schon machen. Wer also weder Auto fährt, noch öffentliche Verkehrsmittel nutzt, zahlt auch nichts.
Das führt natürlich zu der alten Frage:
Ja, wer bezahlt denn dann die Straßen???

Nun, bei dieser Frage kapituliere ich vorerst, weil meine sowie so schon sehr lange Antwort dann völlig ausufern würde. ;-)

P.S: Mir geht es jetzt hier so wie Dir bei freiheit50. Um meine Argumentation voll aufzufahren, müsste ich auch einen eigenen Artikel schreiben. Wahrscheinlich würde einer gar nicht reichen. Es würde wohl eine Serie werden.. ;-)

Dann fange doch mal mit der Satire an! Sozusagen als Lockerungsübung.

Deinen Ausführungen stimme ich übrigens größtenteils zu.

Satire liegt mir eigentlich ganz gut.... ;-)

Aber auf jeden Fall noch ein Dankeschön an jaki01 und Dich, daß ihr mit Euren beiden tollen Artikeln diese interessante Diskussion angeregt habt!

Ich gebe aber zu bedenken, daß dadurch die Stadtbevölkerung massiv bevorzugt würde, da es auf dem Land keine vergleichbare öffentliche Verkehrsanbindung gibt und auch nicht geben kann - sie wäre schlichtweg unwirtschaftlich.

Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass eine Bahn, die flächendeckend als Alternative zum Individualverkehr anerkannt werden will, eben auch unwirtschaftliche Strecken zu bedienen hat. Sich auf die einzelne unrentable Strecke zu konzentrieren ist dabei m. E. kurzsichtig, denn ihr Ruf verbesserte sich enorm, und ihre Attraktivität erhöhte sich insbesondere für Kunden, die nicht nur ab und zu Bahn fahren, sondern ihr Auto komplett ersetzen wollen (was auf dem Land zurzeit sehr schwierig ist) und darum auf einen überall und zu jeder Zeit funktionierenden ÖPNV angewiesen wären. Wie erwähnt, steht die Bahn in Frankreich oder Spanien gar nicht unter dem Druck, Profit zu generieren, sie hat schlicht zu funktionieren.

Mir wurde übrigens zugetragen, 'ihr Benachteiligten' auf dem Land hättet zwar oft die längeren Anfahrtswege zur Arbeit (ja ... es sollte, ermöglicht durch Abkehr von der Präsenzkultur und bessere Internetverbindungen, ohnehin mehr Heimarbeit geben, aber das ist ein anderes Thema), aber dafür auch niedrigere Mieten zu zahlen - stimmt das denn nicht? :)

Erst mal Danke für Deine Anwort! :-)
Diese angeregte Diskussion ist nach meinem Geschmack...

Ich fühle mich als Landratte keinesfalls benachteiligt. Ich wohne freiwillig auf dem Land. Du hast völlig Recht. Die Mieten sind hier günstiger. Und wie ich schon geschrieben habe, haben wir hier auch keine dicke Luft. Für mich überwiegen die Vorteile des Lebens auf dem Land ganz klar.
Ich habe auch das Glück, meinen Beruf in meinen Wohngemächern ausüben zu können. Wie ich Dir schon mal geschrieben habe, ist mein Job sehr stressig. Aber ich habe ihn freiwillig gewählt.
Und darauf kommt es mir immer an.
Freiheit und Freiwilligkeit, also kein Zwang, sind für mich so ziemlich das Wichtigste.
Gerne erinnere ich mich dabei auch an Deinen letzten Artikel über die finanzielle Freiheit.
Und da mir die Freiwilligkeit und die Freiheit über alles geht, bin ich kein Freund von Umverteilungen.
Ich möchte aber noch ergänzen, daß meine Freiheit NICHT bedeutet, daß ich tun und lassen kann, was ich möchte. Ich darf natürlich NICHT die Freiheit der Anderen einschränken. Dieses Prinzip halte ich für das gerechteste, das möglich ist - wobei auch mir klar ist, daß es das Paradies auf Erden nicht geben wird.

Da gehen wir beide sehr konform; freut mich!

Danke für die Beispiele, lieber jaki01. Ich verstehe diese grundsätzliche Staatsphobie nicht. Wir sind Bürger dieses Staates und das Ding gehört uns allen. Wie könnte man sich da emotional und ideologisch getrieben dagegen stellen? Man könnte sich über all die Wirtschaftszweige echauffieren, die mehr oder weniger am Tropf dieses Staates hängen und dabei auch noch dreist vom Segen einer freien Wirtschaft künden. Statt dessen erregt man sich über jeden Eingriff des Staates in die Gesellschaft. Das ist der völlig verkehrte Ansatz im Denken überkritischer Staatsbürger. Deren Gedanken für die Entscheidungsebene sowieso völlig Banane sind. Wir sind nicht das Volk – wir sind die Bürger und was wir bestimmen, muss umgesetzt werden. deswegen serviert man uns immer öfter, worüber wir gerade nachdenken sollen.

Leider haben sich Heerschaaren an gewerbetreibenden Bürgern unseren Bürgervertretern auf den Schoß gesetzt und führen denen das Händchen. Sie tun so, als wäre dieser Staat einzig für sie zuständig und eigentlich zu ihrem Gedeihen geschaffen worden. Bei Gesetzentwürfen, bei Investitionen von Staatsgeldern, stets sitzt einer aus der Wirtschaft dabei und kassiert schon mal vorab und wenn es nur einer dieser unseligen Berater–Geier ist.

Zum Thema selbst habe ich bei @freiheit50 schon alles gesagt. Der kostenfreie ÖPNV ist ein Hoax, der uns vergessen lassen soll, was wirklich wichtig ist: Leitende Angestellte von Autobauern hinter Schloss und Riegel zu bringen und ihre Unternehmen schmerzhaft zur Kasse zu bitten. Das sollte TOP Nr. 1 sein beim Bürger. Statt dessen wird uns nun dieses schöne Märchen aufgetischt, das dem Zweck dient, die Bürger TOP 1 vergessen zu lassen. Das Thema, das gerade so schön am Verjähren ist.

Ich verstehe diese grundsätzliche Staatsphobie nicht. Wir sind Bürger dieses Staates und das Ding gehört uns allen.

In der Theorie ja, in der Praxis fühle ich mich oft ohnmächtig aufgrund von Entscheidungen, die sich in keinster Weise mit meinen Interessen decken. Als 'Staat' nehme ich meist die regierenden Politiker wahr, die sich beispielsweise unter dem Vorwand, den Bürger vor sich selbst schützen zu wollen, das Recht herausnehmen, ihn zu überwachen, in seine Privatsphäre einzudringen, seine Lebensgestaltung in bestimmte Bahnen lenken zu wollen und ihm bestimmte Dinge schlicht zu verbieten. Der Bürger wird wie ein unmündiges Kind behandelt und z. B. ständig vor dem Risiko gewarnt, in Kryptowährungen zu investieren oder an Sportwetten teilzunehmen, so als könne er keine Verantwortung für sich selbst übernehmen. Am besten wäre es jedoch, statt nur zu warnen, alles gleich ganz zu verbieten - Steuern werden selbstverstädnlich trotzdem immer gerne reichlich eingenommen, es gibt ja schließlich mehr als genug Verschwendungsmöglichkeiten. :)

Also, wie du siehst, kann ich Staatsskepsis bis zu einem gewissen Grad sehr gut nachvollziehen. Andererseits muss nicht automatisch jedes Projekt per se schlecht sein, nur weil es staatlicherseits gefördert wird. Es spricht schon auch einiges dafür, essenzielle Infrastruktur in staatlicher Hand zu belassen ...

Der kostenfreie ÖPNV ist ein Hoax ...

NOPE, lieber @afrog, in Tallinn gibt es den wirklich, sowas ist möglich! :)

Ich denke auch nicht, dass man bestimmte Themen ausblenden sollte, nur weil andere - zum Beispiel das der korrupten Autobauer - einem noch mehr unter den Nägeln brennt.

Danke für deine Antwort, lieber @jaki01.

NOPE, lieber @afrog, in Tallinn gibt es den wirklich, sowas ist möglich! :)

Das war von mir nur schlecht formuliert! So habe ich das gar nicht gemeint. Dass Politiker woanders etwas für ihre Leute tun, wollte ich gar nicht anzweifeln. Im Gegenteil! Es gibt ein paar Länder, nur eine Handvoll, da spielt die Wirtschaft eben nicht die allererste Geige im Parlament, sondern die Bürger. Hier in Deutschland ist das Thema klar ein Hoax. In die Welt gesetzt von verlogenen Politikern, die in erster Linie im Interesse einer verbrecherischen Wirtschaft agieren.

Ich hoffe, dass Deutschland diesbezüglich auch mal handelt und nicht immer nur diskutiert. Ich denke, wenn die Steuergelder sinnvoll eingesetzt werden würden, dann bräuchte sich niemand Sorgen um die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs machen. Desweiteren würden die Kosten für Kontrolleure, Automaten, .... entfallen. Dieses Geld stünde ja dann auch zur Verfügung.

Ich finde, dass die Tickets im Nahverkehr extrem teuer geworden sind, so dass viele Menschen es sich einfach nicht mehr leisten können mit dem Bus oder der Bahn zu fahren. Vom immer schlechteren Service will ich gar nicht sprechen. Ich finde die Preise ehrlich gesagt nicht mehr gerechtfertigt. Das führt irgendwann dazu, dass Leute mit wenig Geld ihre Familie nicht mehr besuchen können. Was man ja inzwischen auch schon bemerken kann. Wenn ich beispielsweise für eine 5-minütige Bahnfahrt für 2 Personen, hin und zurück, 20€ bezahlen soll, überlege ich mir das ganz genau.

Ich bin für einen öffentlich kostenlosen Nahverkehr und hoffe, dass Deutschland auch entsprechend zügig handelt. Die Vorteile liegen klar auf der Hand. Andere Länder machen es ja bereits erfolgreich vor. Traurig finde ich, dass die Regierung in unserem Land erst durch externen Zwang auf solche wichtigen Themen aufmerksam gemacht wird.

Lieber @jaki01. dein Post ist sehr sehr interessant und hat mich gerade vor dem schlafengehen noch dazu bewegt meine Worte und Gedanken dazu niederzuschreiben. Den einen Satz finde ich sehr gut :

"....Leider hinkt Deutschland im Bereich Elektromobilität hinterher." Das stimmt absolut. Weist du, hier auf Sri Lanka haben fast alle ( oder sogar alle ) neuen Fahrzeuge hier einen Elektromotor drin. Egal ob da ein Mercedes, ein BMW, ein Toyota oder sonst was daher kommt. Hier haben alle Autos einen zweiten Elektromotor drin. Ich habe noch nie so viele Fahrzeuge gesehen wie hier auf Sri Lanka mit diesen Motoren. Ob das eine Regelung ist, die Pflicht beim Neukauf ist, kann ich leider nicht beantworten, aber sieht schon fast danach aus. Egal ob 1,4 Liter oder dicken V8, die laufen hier mit Elektromotoren aus dem Stand heraus.

Da andere mit den Bussen, das hat zwar nichts mit dem "Umsonst fahren " zu tun, aber hier auf Sri Lanka gibt es eines, oder das beste Busnetz der Welt. Ich habe im Internet geschaut und es stimmt wirklich. Hier auf der Insel gibt es so gut geplante Busfahrpläne und Fahrten in jede Ecke der Insel und durch die Städte, wie nirgends auf der Welt.

Die Busse werden vom Staat und aber auch von Privaten Firmen betrieben. Zahlen muss der Kunde bei beiden, egal welchen Bus er von A nach B nimmt. Aber worauf ich hinaus will, ist der Wettbewerb. Denn dieser findest auf jeden Fall hier statt und ist auch gut so.

Was ebenso sehr gut ist, die Zugfahrten innerhalb des Landes. So günstig und auch wirklich günstig haltet der Staat die Zugfahrten für die Fahrgäste. Hier kommt keine Nachrichten, wie bei DB, der Ticketpreis sei wieder um ein par Cent gestiegen, obwohl es vor ein paar Monaten schon einmal gestiegen war... hier bleiben die Preise wo sie sind, am Boden. Damit auch die Einheimischen die Fahrten leisten können. Eine gute Basis, auch wenn es nicht ganz umsonst ist.

Toller Artikel von Dir, ich lese solche Themen sehr gerne.

Interessant: Ich hatte keine Ahnung, dass in Sri Lanka das Busnetz so gut ausgebaut ist!

Hallo,

ich stimme dir voll und ganz zu. Deinen Post finde ich großartig! Prima auf den Punkt gebracht!

Ja, ich finde es auch echt traurig und bedauernswert, das sie meistens erst dann im Denkprozess aktiv werden, wenn es schon fast zu spät ist. Warum kommen denn die Leute, die etwas bewirken können, dann erst auf den Gedanken etwas zu ändern, wenn man es ihnen Stück für Stück "vorkaut"? Mal selber aktiv werden und " Gefahren" im Vorfeld erkennen und handeln, das erwarte ich eigentlich von erwachsenen Menschen. Und das nicht nur, weil sie unverhältnismäßig gut bezahlt werden, nein, sondern weil es einfach mal ihre Pflicht dem Bürger/Steuerzahler ist. Aber wahrscheinlich müssen sie eh erstmal wieder abwegen, ob es sich wirklich rentiert, den Öffentlichen Nahverkehr kostenlos zu machen. Nicht das sie am Ende noch das Nachsehen haben *ironischer Unterton. Andererseits wird ihnen aber hoffentlich etwas mehr Druck gemacht, sodass ihnen keine andere Wahl bleibt, als etwas in der Richtung zu ändern.
Ich drück die Daumen, das sie ihren Hintern in Zukunft vllt. mal etwas schneller hochkriegen und aktiv werden, bevor es kurz vor zwölf ist!

Danke für diesen interessanten Beitrag. Ja, kostenlos wäre natürlich top - aber auch schon ein wenig günstiger wäre eine Verbesserung. Ich habe ein Jahr in Berlin gearbeitet und wollte mit den öffentlichen Verkehresmittel zur Arbeit - leider waren Verstpätungen die Tagesordung und das konnte ich mir nicht leisten. Klar sind die Streckennetze in Deutschland grösser, verglichen mit der Schweiz - trotzdem sind die Preise verhältnismässig sehr hoch. Mein gutes altes Fahrrad, war dann doch noch die beste Option ;-). Liebe Grüsse

Ich glaube auch das wir am Ende mit einer Neugestaltung der Preispolitik zufrieden sein dürfen. Ich kann jetzt nur für Bochum reden, hier ist es ein offenes Geheimnis, dass der ÖPNV zum größten Teil von Subventionen getragen wird. Die könnten aus eigener Kraft überhaupt nicht überleben, aber dies ist auch den überzogenen Fahrpreisen geschuldet. Wir haben hier Kurzstrecken die sich so gestalten, dass man bei diesem Tarif nach dem Einstieg drei Haltestellen fahren darf, benutzt man aber unsere S-Bahn so gibt es den Kurzstrreckentarif nicht. So bezahlt man in einem Bochumer-Vorort der über zwei S-Bahnhaltesten verfügt für eine Fahrt von noch nicht einmal zwei Minuten volle 2,70 Euro.

Wenn am Ende vielleicht ein Monatsticket für 10 Euro rausspringen würde, sollten eigentlich beide Seiten ganz gut damit leben können! Aber wie immer haben WIR das ja nicht zu bestimmen, sondern DIE denen wir unser Vetrauen geschenkt haben. :-)

@jaki01 danke für den Artikel. Ein paar Anmerkungen hätte ich zu machen:
Du schreibst in bezug auf essenzielle Infrastruktur:”In diesen Bereichen sollte sich eine Gesellschaft nicht von profitorientierten Privatunternehmen komplett abhängig machen.” Nun ich würde sagen, das essenzielleste sind doch die Lebensmittel. Warum ist die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln so gut, obwohl wir uns hier komplett auf private, profitorientierte Unternehmen verlassen?
Die Aussage, dass die Luftqualität immer schlechter wird ist einfach falsch. Denke einfach mal ein paar Jahrzehnte zurück, an die Zeit des verbleiten Benzins, Autos ohne Katalysator und Rußfilter, etc..
Auch die Aussage, dass durch “kostenlose” Busse und Bahnen den Menschen mehr Geld übrig bleibt und dass das die Wirtschaft ankurbelt, ist falsch. Man kann in einer Volkswirtschaft einen Euro nur einmal ausgeben. Was der Staat den Bürgern “kostenlos” anbietet, muss er ihm hintenrum wieder wegnehmen. Man verteilt bei einem “kostenlosen” ÖPNV die Kosten nur anders. Mir als Radfahrer wird dann über die Steuern etwas mehr weggenommen, dafür bleibt dem Nutzer von ÖNPV etwas mehr. Um es mit Milton Friedman zu sagen:
”There is no free lunch.”
Auch finanzierst Du als Nichtautofahrer nicht die Autobahnen, der Staat nimmt über die Mineralölsteuer viel mehr Geld ein, als er für den Straßenbau ausgibt.
Zum Talliner Beispiel:
Auch hier entstehen für die Bürger versteckte Kosten.
Durch den vermehrten Zuzug nach Talin steigen z.B. die Mieten. Das mag für einige gut sein, für andere schlecht, aber wieder “no free lunch”.
Ein weiteres Problem kann auftreten, wenn das Steuerungssignal des Preises fehlt, eine Übernutzung stattfindet. Das sehen wir ja auf unseren Straßen, da es zu jeder Tages und Nachzeit gleich viel Geld kostet, die Straßen zu nutzen, haben wir zu bestimmten Zeiten immer Stau. Würde ein privates Unternehmen die Straßen besitzen, könnte es z.B. über eine digital gesteuerte Maut die Preise zu Stoßzeiten erhöhen und zu anderen Zeiten senken, so dass zu jeder Zeit der Verkehr relativ gleichzeitig rollt.
Wem es zu einer bestimmten Zeit zu teuer ist, der fährt halt nicht, bzw. benutzt andere Verkehrsmittel. Das Problem ist meines Erachtens nicht, dass der Staat zu wenig für den Transport seiner Bürger tut, sondern, dass er keine echte Konkurrenz zulässt. Als Beispiel dient hier das jahrzehntelange von Fernbusreisen, um das Monopol der Bahn zu schützen, oder das Uberverbot in vielen Städten, um das Taximonopol zu schützen.

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Ein wirklich netter Artikel, um die Menschen auf die Thematik aufmerksam zu machen. Was natürlich immer fehlt in solchen Fällen ist die Möglichkeit eine echte Kostenrechnung aufzumachen, da man nicht einfach den Preis für ein Jahresticket auf die Zahl der Bundebürger umlegen kann. Denn ich denke es ist wie so vieles, nicht so teuer wie man ursprünglich meinen könnte und man könnte darüber nachdenken, was es kosten würde die ländliche Versorgung mit öffentlichen Nahverkehr auf ein angemessenes Maß zu bringen, was ja einer der Kritikpunkt hier in den Kommentaren ist.
Wie du allerdings bereits sagtes, mit der GroKo, auf deren Scheitern ich immer noch hoffe, wird das wohl nichts. Wir haben dann zwar nicht mehr die Schnarchnase Dobrint für Infrastruktur, wenn ich es richting im Kopf habe, aber auch in anderen Ministerien ist nicht soviel herumgekommen, wie man sich das hätte wünschen können. Stichwort: Ministerium für Verbraucherschutz, wo die Chefin so viele tolle Ideen in ihrem Abschlussbericht hatte und sie nicht auf die Frage der Oppisition antworten wollte, warum es ihr dann trotz Leerlauf nicht in den Sinn kam diese Sachen umzusetzen.
Bevor ich aber mich zusehr hineinsteigere wollte ich meinen ersten Gedanken, nach dem Lesen dieses Stücks hinterlassen. Mit ein bisschen Umarbeit könnte man hierraus eine Petition für den Deutschen Bundestag basteln und sie in ihrem Online Forum abgeben, auch wenn das Seitenlayout eine Katastrophe ist und ich mich für jeden Augenkrebs entschuldige, der durch das Aufrufen dieser Seite entsteht. Meine Erfahrung bisher ist, dass man so mehr Informationen und ggf. Argumente für seine Ideen bekommt, da der Ausschuss mehr Informationen zur Verfügung hat und diese dann auch in ihrer Begründung teilt.

Interessante Gedanken! Falls du jetzt noch den Artikel upvotest mache ich dasselbe mit deinem Kommentar ... :)

ist er bereits gewesen.