Was Finanzminister und 'Experte' Olaf Scholz über Kryptowährungen zu sagen hat ...

in #deutsch6 years ago (edited)

Nachdem ich bereits vor einiger Zeit darüber berichtet hatte, wie aufgeschlossen Länder wie z. B. Liechtenstein Kryptowährungen gegenüber stehen, wo beispielsweise Premierminister Adrian Hasler ausdrücklich das Joint Venture 'Binance LCX' begrüßte, beleuchte ich heute einen eher dunklen Ort, in dem Politiker schon mal von "Neuland" sprechen, wo andere das Potenzial von Zukunftstechnologien zu erkennen vermögen - ihr ahnt es schon, es geht um Deutschland, wo es bis heute aufgrund furchteinflößender bürokratischer Hürden nicht gelang, auch nur einen einzigen Bitcoin-Automaten aufzustellen.

Innovationsfeindliche, ahnungslose deutsche Politiker und apathische, desinteressierte Wähler verhindern den Fortschritt!


Fragt ihr euch auch des Öfteren, warum ein früheres Hochtechnologieland wie Deutschland in nahezu allen zukunftsträchtigen Technologiebereichen mittlerweile den Anschluss verloren hat?
Es spielt keine Rolle, ob wir nun über Computerchips oder andere Hard- und Software, Smartphones, Akkutechnologie oder die Produktion von Solarzellen sprechen, es herrscht gähnende Leere in nahezu allen Zukunftstechnologiebereichen. Zudem ist das Land nicht dazu in der Lage, eine leistungsfähige Infrastruktur aufzubauen (flächendeckendes schnelles Internet, frei zugängliches WLAN, ...) bzw. instand zu halten (Deutsche Bahn, ...).
Deutschland, es reicht nicht, für immer die besten Waschmaschinen der Welt herzustellen, es gilt, sich neuen Herausforderungen zu stellen!

Meiner Meinung nach trägt das derzeit an den Hebeln der Macht sitzende Politik-Personal (und damit natürlich auch, was nicht verschwiegen sei, der 'normale' Durchschnittsbürger, durch sein immer gleiches, uninspiriertes Schafswahlverhalten) ganz erheblich zu diesem Stillstand bei.

Aktuelles Beispiel: Finanzminister Olaf Scholz.


Anlass für diesen Artikel sind im Rahmen eines Bürgerdialogs geäußerte Ansichten von Olaf Scholz, SPD, über Kryptowährungen.
Ich finde es erschreckend, wie jemandem, der als Finanzminister(!) doch wenigstens über ein Mindestmaß an Ahnung von und Interesse an neuen Entwicklungen innerhalb seines Sektors aufweisen sollte, nichts bessers einfällt, als im Internet und sonstigen Medien verbreitete Plattitüden abzusondern, statt sich eine eigene fundierte Meinung zu diesem Zukunftsthema zu erarbeiten. Er gab sich wahrlich allergrößte Mühe, auch nicht ein einziges der Top-Klischees über Kryptowährungen auszulassen. Darüber hinaus gehendes Wissen über die Materie, ist - selbst in homöopathischen Dosen - leider nicht vorzufinden.
Bezüglich der Zukunftsperspektiven von Kryptowährungen gab sich der 'Experte' skeptisch:

Kein Klischee bleibt unbedient ...


"Ob das als Währungsmodell eine Perspektive hat, würde ich heute bezweifeln". Wusste ich's doch, Kryptowährungen sind zum Scheitern verurteilt - ganz im Gegensatz natürlich zur von Erfolg zu Erfolg eilenden SPD ... ;-)

Über die kommenden 20 bis 30 Jahre wolle er nicht sprechen, aber derzeit ... Ja, das wäre ja auch wirklich zu viel verlangt von einem bodenständigen Politiker, sich Zukunftsvisionen hinzugeben. Beim Internet oder der Akkutechnologie kann man ja auch später immer noch einsteigen ... lasst doch erstmal die anderen machen ... warum also jetzt im Bereich der Blockchaintechnologie in Aktionismus verfallen?

Außerdem seien ja die Rechenkapazitäten so teuer und energieintensiv ... Ach, sind sie das? Und warum stört es ihn nicht, dass die Rechenzentren der traditionellen Banken mehr Strom verbrauchen als der 'böse' Bitcoin? (Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es nicht nur Bitcoins gibt ...)

"Und die Gefahr ist groß, dass es so eine Tulpeninflation wird" ... Och nö, bitte nicht schon wieder. Scholz ist sich offensichtlich auch für diesen ausgelutschten Asbach Uralt-Vergleich nicht zu schade! Ist es denn wirklich sooo schwer zu verstehen, dass man mittels Tulpenzwiebeln keinen schnellen, günstigen, mittlerlosen und fälschungssicheren, weltumspannenden Zahlungsverkehr bewerkstelligen kann, es sich bei diesen Pflanzen also, anders als bei Kryptowährungen und Blockchaintechnologie, offensicht nicht um eine Zukunftstechnologie handelte?
Ich fürchte, da wurden ihm zu viele Nonsensartikel wie z. B. dieser von "finanzen.net" zugespielt, dessen Autor unter anderem schreibt: "Zwischen dem kommerziellen Tauschhandel mit Tulpenzwiebeln und der Blitzüberweisung per Bitcoin-Wallet liegen zwar mehrere Jahrhunderte, an der Psychologie des Marktes und der Unvernunft des Menschen hat sich jedoch nichts geändert." Ja, und an der Unfähigkeit des Menschen, Chancen zu erkennen, offenbar ebenfalls nichts (auch das Internet, das sie jetzt fleißig nutzen, um gegen digitale Währungen anzuschreiben, wurde anfangs von den Medien schlecht geredet).
Auch wenn ich hier kurz abschweife: Was "finanzen.net" da abliefert, ist wirklich unsäglich: Zunächst wird über die Tulpenzwiebeln und andere Spekulationsblasen philosophiert ("99,9-prozentiger Wertverlust"), um sodann zum kühnen Schluss zu gelangen, der "Bitcoin toppt alle historischen Blasen". Aha, da liegt dann wohl ein hunderprozentiger Wertverlust vor? Ohne weitere Worte ...


Quelle: pixabay.


Wir sind aber noch nicht fertig, denn ein Totschlagargument fehlt noch ... ah, da isses schon: 'Terrorismus-Finanzierung, Geldwäsche oder andere Straftaten'. Brav, Herr Scholz, hast nichts vergessen. :-)
Wie gut, dass mit US-Dollars und Euros niemals illegale Geschäfte abgewickelt werden und niemals Fiatgeld im Rahmen dreckiger Waffendeals fließt, das wäre ja noch schöner ...
Tragisch übrigens, wie so viele Deutsche, die sich einerseits vehement für den Erhalt des Bargelds einsetzen, andererseits die 'bösen' Kryptowährungen aufgrund der Möglichkeit anonymen Zahlens ablehnen ...

Apropos Geldwäsche und anderer Straftaten, da bin ich mir ganz sicher, dass Scholz folgende Studien kennt:

Die kennt er doch, als Finanzexperte ...? Kennt er ganz sicher ... oder etwa doch nicht? :)

Chancen werden nicht erkannt und verstreichen ungenutzt.


Kamen in dem Bericht über den Bürgerdialog auch Worte wie "Chancen", "Innovationen", "faszinierende Möglichkeiten" vor? Habe ich nicht gründlich genug gelesen oder ging es tatsächlich ausschließlich um negative Aspekte?
Schlaf weiter, Deutschland, schlaf weiter, Scholz ...

P. S.: Mir geht es übrigens nicht darum, einen bestimmten Politiker bloßzustellen. Ich sehe Olaf Scholz vielmehr lediglich als einen Stellvertreter für viele seiner Art: von Lobbyisten (in diesem Fall Finanzexperten, Bankenvertreter, Medien, ...) beeinflusste Politiker, die Entscheidungen über Dinge treffen, von denen sie schlicht keine Ahnung haben und somit nicht dazu in der Lage sind, die Weichen im Land Richtung Zukunft zu stellen.

Sort:  

Nach DSGVO und Urheberrechtsreform wird "The next big thing" der EU die Besteuerung digitaler Dienstleistungen sein.

Geschäftsmodelle, die man im Neuland selbst nicht aufzugleisen vermocht hat, sollte man doch wenigstens anzapfen können...

Sowas haben wir schon mal erlebt....... getreu diesem alten Witz.......

"Die Lehrerin bittet ihre Schüler zu berichten, wie bei ihnen zu Hause Strom gespart wird. Viele gute Beispiele werden genannt. Da meldet sich klein Fritzchen: 'Wir schauen nur noch Westfernsehen, und woher die den Strom nehmen, ist mir egal."

Herr Scholz beweist hier zu diesem Thema nur die gleiche Kompetenz, die er als Finanzminister und SPD-Politiker zu anderen Fragen ökonomischer Wahrheiten und gesellschaftlicher Entwicklungen mit dem allgegenwärtigen "moral hazard" des unheilbar kranken Wohlfahrtstaates/Geldsystems etc. auch hat.
Was wäre anderes zu erwarten gewesen?
BGvB.

Ich war überrascht, wie viele Bitcoin-Automaten es in Österreich gibt. Zumindest diesbezüglich ist Österreich einen Schritt voraus. Wünschenswert wäre allerdings auch eine höhere Akzeptanz dieser Zahlungsmethode bei Einzelhändlern.

Hab mir mal die Freiheit genommen diesen Link bei Facebook zu posten, eine Spot On Analyse eines der Hauptprobleme im Land der Deutschen.

https://www.facebook.com/photo.php?fbid=10155775983912286&set=a.257183832285&type=3&theater

Danke fürs Verbreiten! :)

Aber gerne, ich find den toll, resteeme morgen, vielleicht gibt es noch bisserl mehr Verbreitung - auf LinkedIn ebenso - muss jetzt nur mal los

@jaki01, ich habe für mich eine einfache Lösung zum Umgang mit solchen Frusterlebnissen gefunden:

Ich habe meine Erwartungshaltung an dieses Land und seine politischen Repräsentanten und -onkel so weit heruntergefahren, daß (obwohl nach unten natürlich immer Luft ist), meine Enttäuschung beim nächsten Versagen zumindest deutlich kleiner ausfällt.

P. S.: Mir geht es übrigens nicht darum, einen bestimmten Politiker bloßzustellen. Ich sehe Olaf Scholz vielmehr lediglich als einen Stellvertreter für viele seiner Art:...

Exakt, deswegen wirkt mein Ansatz so universell.

Seit dem ich in meine Leben eine ordentliche Portion Zynismus hereingelassen habe, geht es mir deutlich besser. Ich gehe davon aus, dass man ab eine bestimmten Reife und Lebenserfahrung ohne Zynismus nicht auskommt.

Da hast Du alles richtig gemacht!

Garfield auf die Frage, ob er eine zynische Katze sei:

"Nein, ich bin ein Zyniker mit etwas Katze drumherum!"

Du weißt doch wie es heißt, nicht wahr?

Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß ihre Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist.

Max Planck, in Wissenschaftliche Selbstbiographie

Demzufolge sinngemäß gesprochen nützt es doch - witzigerweise - niemandem, wenn er denn Scholz, oder die momentane GroKo, eines besseren belehren will was generelle Neuerungen in Technologie angeht.

"Ham'wa imma schun so jemacht, so wird das ooh bleibn."


Leider(!) ist die momentane Regierung mit CDU/SPD derart festgefahren was Technologie, Internet und Kryptowährungen angeht, dass ich von dieser Regierung nur wenig Fortschritt im Bereich "Digitalisierung" erwarte, auch wenn ich es mir erhoffen würde.

Da hilft nur ein Umdenken der SPD und CDU - wie im Zitat beschrieben - durch das Nachrücken der jüngeren Generation, oder indem man mit dem momentanen Budget einfach etwas mehr in die Digitalisierung steckt. Mal den Haushalt angeguckt? Da geht ja fast nix für drauf.

Beispielsweise:
Teilgebiet Breitbandausbau - 200 Millionen Euro.
Klingt viel, oder? Auf ein Ausgabenbudget von 343 Milliarden sind das allerdings nur 0,06%. Da dürften doch mindestens 0,1% drin sein, oder? ;)

Vielleicht gibt es auch andere Parteien, welche Digitalisierung und Fortschritt nicht "fremd gegenüberstehen" sondern sogar begrüßen?

Kann dir voll und ganz beipflichten. Solange der Lobbyismus in Berlin weiter seine Fäden ziehen kann wird sich, egal wie die nächsten Wahlen ausgehen, nichts aber auch gar nichts ändern. Außerdem denkt man in Deutschland beim Geld verdienen nur an das JETZT und nicht in die Zukunft. Innovation fehlt an allen Ecken und Enden.

"Hey Horst, wollen wir nächstes Jahr einen Elektrowagen produzieren?" - "Neee Hans, wir machen das Selbe wie letztes Jahr - Facelifting vom Vorvorjahresmodell - Is günstiger und die Leute kaufens trotzdem, bleibt mehr für uns"