Mutterliebe

in #deutsch5 years ago

Wie soll man Gefühle beschreiben, die so überwältigend sind, dass Worte eigentlich nicht ausreichen? Gar nichts sagen? Schweigen und in den Gefühlen baden? Ich möchte so gerne meine Erlebnisse teilen mit der Welt da draußen und doch wird das immer nur ein "Auszug" sein, von dem, was ich wirklich für meine Tochter empfinde.

Der "Babyblues" hatte mich kurz nach der Geburt ordentlich im Griff. Aber es war keine Traurigkeit, die mich überkam, sondern eher eine Monsterwelle an Sentimentalität. Eine Hyperempfindlichkeit gegenüber den Widrigkeiten des Lebens. Die Mama, sonst immer tough und für alles eine Lösung parat, ist auf einmal so schwach. Denn da liegt so ein kleines, zartes Wesen vor dir, das atmet, das weint, das strampelt und du willst es beschützen... und fühlst dich plötzlich schuldig: oh mein Gott, was hab ich getan - in welche fürchterliche Welt hab ich dich hineingeboren? Ich hab sie oft so dicht an mich gepresst, dass die Hebamme meinte, ich wolle sie wieder in meinen Bauch hineinziehen. Ich glaube, sie hatte recht damit. Da wurde mir das erste mal - sehr schmerzhaft, weil hormon-verwirrt bewusst, was Loslassen wirklich bedeutet. Dieses Mädchen war von uns "geplant" von A-Z. Es wurde nichts dem Zufall überlassen. Wir hatten großes Glück, dass wir nicht lange "üben" mussten, was in unserem Alter (42 und 47) keine Selbstverständlichkeit ist. Viele halten mich für verrückt, wenn ich sage, ich habe mit ihr gesprochen noch bevor sie gezeugt wurde und ihr gesagt, "Du darfst jetzt zu uns kommen, wenn du willst". Und ja, sie wollte. Und wie sie wollte. Das, was am Zeugungstag begann, sich am 10. Mai in diese Welt bewegte und jetzt hier auf meinem Schoß liegt, ist ein eigener Wille, der mir einmal mehr klar gemacht hat, dass man die Dinge nur begrenzt kontrollieren kann. Meine Tochter J. ist ein Wunder, das ich "nur" begleiten darf. Sie will leben und sie will diese Erfahrungen hier machen, auch wenn die Welt nicht immer nur rosarot ist, so wie 80% ihrer Strampelanzüge. Sie ist stark und sie wird ihren eigenen Weg gehen. Und Mama muss hart lernen, dass die Bubble, in der das kleine Mädchen 9 Monate gewachsen ist, nicht mehr existiert. Ihre Welt wird täglich größer. Ihre braunen Reh-Augen bleiben länger offen. Sie lächelt zufrieden nach dem Stillen. Sie kann energisch quietschen, wenn sie Bauchweh hat. Sie hat Kraft in den kleinen Beinchen... Und sie möchte momentan überall dabei sein – das bedeutet Herumgetragen werden. Wo Mama ist, möchte Baby J. auch sein.

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Meinen Freunden schicke ich regelmässig Schnappschüsse von Baby J. Sie wollen ja "auf dem Laufenden" gehalten werden. Ich bin stolz, natürlich. Aber dann sende ich das Bild und denke im selben Moment: kann es dieses Glück ausdrücken, das ich empfinde? Ich kann es oft immer noch nicht recht glauben, dass wir dieses Wunder erleben dürfen. Unser kleiner Sohn Alexander, der am 23.4.2018 bei der Geburt verstarb (früher Blasensprung in der 19. Woche), hat den Weg bereitet. Er wird hier schmerzlich vermisst, und dennoch haben mir beide Kinder gezeigt, wie wichtig es ist, an das Leben zu glauben.

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Wunderbar. Herzlichen Glückwunsch, @laylahsophia. Ein neues Kind auf dem Steem. Alle Anstrengung hat sich gelohnt. Und so vornehm dolichocran.

Ohhh die ist so süüüß. Herzlichen Glückwunsch. Ich kann 100% deine Gefühle verstehen. Oh nein... jetzt denke ich wieder, ob noch ein Baby zu uns kommen sollte :-D.

Hahaha, pass auf - Schwangerschaften sind "ansteckend".🤩
Ich hab ja noch im Kreissaal gesagt "Ich will noch eiiiins!!" 😆 Aber die Ärztin meinte, ich muss mind. 1 Jahr pausieren aus gesundheitlichen Gründen und daran werden wir uns auch halten.

Willkommen, liebe J., auf dieser Welt.
Ich gratuliere dir und deinem Mann zu eurer Familie. Es wird ein aufregendes Abenteuer werden. Es ist schön, dass euer Mädchen zu euch gekommen ist und dass du jetzt alle diese Muttergefühle hast, ganz verständlich und natürlich. Du wirst viele Ratschläge bekommen, manche brauchbar, andere nicht :) Am meisten habe ich gelernt von anderen Müttern, die schon mehrere Kinder hatten oder von solchen, die sehr entspannt waren. Das Abgucken ist sehr hilfreich, wie ich finde. Die Arbeit der Hebammen so wichtig. Ich hoffe, deine Hebamme ist eine gute.

Alles Liebe von mir!

Dankeschön! Ja, ich hab ne Hebamme und die war mir schon oft ne wertvolle Hilfe. Und an Ratschlägen mangelt es tatsächlich nicht. Jeder weiß irgendwie ganz genau, wie es geht. Interessant auch der Unterschied zwischen den Generationen. (Nachbarin, 86: "Baby in der Trage? Kriegste doch Rücken!") :D
Naja, ich nehms gelassen und bin gespannt auf die kommende Zeit.

HaHa! "Rücken". Nun ja, manche kriegen den tatsächlich, aber es liegt wohl eher daran, dass wir ansonsten keine schweren Lasten zu tragen gewöhnt sind. Oder keinen Sport machen. Ich bekenne mich selbst schuldig. :-)

Bleibt gesund und munter.

Gratuliere!
Wir kriegen auch bald wieder Nachwuchs, aber ich kann mich nach wie vor an die Anfangsphase mit unserem Sohn erinnern. Genieße die Zeit trotz des ganzen Stresses, denn sie werden verdammt schnell groß.

Dankeschön @sco! :)

Gratuliere und alles Gute für deine Kleine! Sie sieht sehr süß aus. :)

Dankeschön! ;)