Mein Findelkind | Charity for a Babybird

Das Amselnest

Schon seit Wochen beobachtete ich 2 Amseln, welche über der Terasse ein Nest haben. Die Amseln scheinen sich dort sehr wohl zu fühlen, obwohl wir täglich auf der Terasse und im Garten sind.

Da das Nest vom letzten Jahr von einem Mader geplündert wurde, als schon Eier darin waren, war ich sehr froh zu sehen, dass das neue Nest auf einer Stelle im Gebälk war, welche sicher vor Räubern ist.

Frech, wie Amseln nunmal sind, laufen sie mit 1-2 Metern Abstand zu uns auf dem Rasen herum und holen sich Futter und Baumaterial für ihr Nest, sogar beim Rasenmähen laufen sie hinterher. Ich achte sehr auf einen halbwegs natürlichen Umgang mit Flora und Fauna im Garten (Schattenbereiche und hohe Grasbüschel, Mischrasen aus Blumenwiesen- und Schattenrasensamen, Trocken- und Feuchtbereiche, Hecken und Buschwerk und biologischem Dünger mit Mikroorganismen). Die Langjährige Kunstdüngung vom Rasen der Großmutter mit Blaukorn usw. hinterließ trotzdem merkbare Spuren im Bodenmilieu.

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Die Amselkinder

Vor ca 4-5 Wochen kamen die ersten Laute aus dem Nest und ich wusste, es gibt Nachwuchs. Welch eine Freude! Ich wusste zu der Zeit noch nicht wieviele Amselküken darin waren. Nach der Zeit sah man dann auch schon die ersten Schnäbel wenn die Eltern zum füttern kamen. Ich wollte auch nicht ins Nest schauen, da ich die Vögel kenne und sie lieber ihre Ruhe haben wollen (wie so manch anderer komische Vogel...), sogar wenn man nur einen Blick nach oben macht, sieht man, dass es den Amseln Stress bereitet. Das ist ganz normal, denn wenn Amseln mit großen Augen direkt beobachtet werden heißt das meistens von einem natürlichen Fressfeind gesehen zu werden. Schnabel halb auf, für mehr Luft und Energie zum Flüchten und trotzdem ruhig bleiben um nicht gesehen zu werden ist das normale Verhalten in solch einer Situation. Ungesunder Stress auf Dauer, darum nur selten kurz hingucken!

Da die letzten Woche bei uns sehr trocken waren ging ich täglich abends den Rasen und die Pflanzen gießen, genauso auch vor drei Tagen. Hinter dem Haus, beim Kompost im Schatten sah ich einen Erdbrocken und spritzte mit dem Schlauch in die Richtung um ihn in den Rasen zu waschen. Plötzlich bewegte sich der vermeintliche Erdbrocken und gab ein leises "FIEP FIEP" von sich!
"Der erste Nestflüchter!", dachte ich zuerst und wollte ihn in Ruhe lassen. Da ich einiges über Wildvögel und vor allem Amseln weiß, wollte ich das natürliche Geschehen nicht stören. Die Amseleltern füttern die Ästlinge brav am Boden weiter, solange die noch nicht genug eigene Nahrung finden.
Beim zweiten Blick fiel mir jedoch auf, dass das Vögelchen ziemlich struppig und schwach wirkte und sich nur einseitig bewegte. Nach kurzem anheben sah ich sofort, dass ein Bein verletzt war, da es nicht benutzt wurde und das Vögelchen es in Schutzhaltung an den Körper presste. Wir haben viele Katzen in der Nachbarschaft und ich wusste sofort, dass das Kleine gefundenes Fressen für die Schmusetiger in der Siedlung ist!

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Erste Hilfe

Als ich es dann hochnahm in meine Hand und schützend und wärmend hielt schlief es sofort ein. Total unterkühlt und hungrig, so dass es nichtmal schnabelte (nach Futter betteln). Nach etwa einer halben Stunde, welche ich mit Vögelchen in der Hand zur Wurmsuche verbrachte wurde es munter und hatte etwas Hunger. Der erste Wurm war schnell weg, dann wieder schlafen.
Ich holte danach sofort etwas, um ein Ersatznest zu basteln. Ein kleines Kübelchen, ein frisches Gescihrrtuch zusammengerollt und einige Taschentücher, das reicht für den Anfang!

Nun hatte ich endlich Zeit, weiter Würmer zu suchen und mir den Fundort mal genauer anzusehen. Eine kleine Mulde im feuchten Moos diente als Nestchen und rund herum 6 immer kleiner werdende Kloaken. Dieses arme Wesen musste demnach schon mindestens den ganzen Tag hier sitzen! Entweder fiel es von alleine aus dem Nest, da es mit 4 Geschwistern schon ziemlich eng wurde, oder wurde als kleinstes und schwächstes aus dem Nest gedrängt.

Wegen der Trockenheit war die Wurmsuche keine leichte Aufgabe. Die Würmer sind jetzt tief unten in der Erde und lassen sich nicht so einfach ausbuddeln! Hinter der Gartenlaube wurde ich im Schatten der Büsche findig, eine wahre Würmergoldgrube für mich! Der Rest vom Garten scheint ziemlich wurmlos zu sien, wegen dem Kunstdünger in der Vergangenheit.
Inzwischen bin ich schon auf Wurmjagd im Nachbargarten, welcher schon lange nur natürlch gedüngt wurde. Ein reisengroßer Unterschied! Viele Würmer mit ein paar Spatenstichen unter den Bäumen! Für mich wieder ein Beweis, dass Bio doch besser ist!

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Ein neues Zuhause

Da ich und meine Freundin schon mehrere Amseln und eine Rabenkrähe aufzogen und auch Gerbile (Wüstenspringmäuse) als Haustiere hatten, fand ich zum Glück im Keller noch den großen Käfig und einige weitere nützliche Utensilien! Unter anderem hatte ich noch mehrere Schamottsteine aus einem alten Elektro-Nachtspeicherofen welche ich für die Nacht im Backofen auf etwa 45°C erwärme.

Nachts wird der Käfig um ca 22:30 Uhr nach dem Abendmahl zugedeckt, damit das Vogelchen Ruhe hat und im Schlaf nicht so gestört wird.
Morgens um 06:00 Uhr gibt es Würmer und Ersatzfutter zum Frühstück.

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Was alles zu kaufen und beachten ist

Fressen will so ein Jungtier rund um die Uhr, jedoch sollte man nicht immer sobald geschnabelt wird, Futter geben. Natürlich bekommen sie in diesem Alter in etwa jede halbe is volle Stunde ein paar Würmer (1-3 je nach Größe). Zu Große Würmer oder andere Insekten sollen zerteilt werden (am Besten mit einer scharfen Schere) und dann bei einer Mahlzeit verfüttert werden (Kleintiere leiden auch!). Die Amseleltern bringen ihren Kleinen alles mögliche was so kreucht und fleucht wie Raupen, Maden, Fliegen, Larven, Heimchen und so weiter.

Die Kloake gibt sehr gute Auskunft, ob die Fütterung passt oder nicht. Es sollte ein weißer, weicher Kot sein, nicht zu hart, nicht flüßig, mit einem schwarzen Punkt dabei (Erdreste von den Würmern) umzogen mit einem Häutchen. Diese sollte womöglich sofort entfernt werden! Um die Nahrungsmenge zu bestimmen wird täglich gewogen und das Gewicht notiert.

Da wir Menschen oft ein Problem mit Lebendfütterung haben (wie auch meine Freundin) gibt es zum Glück Ersatzfuttermittel wie zum Beispiel Beo-Perlen und getrocknete Insekten welche ich fein zerdrücke zu "Insektenmehl". Zum Aufpeppeln habe ich noch einen Mineralreichen Vogel-Trank und ein spezielles Stärkungsmittel in Pulverform gekauft. Dazu kommen noch zerriebene Eierschalen von gekochten Eiern, um das Knochenwachstum zu fördern. Aus all diesen Zutaten wird ein weicher Brei gemacht. Dieser ist nur für 1-2 Mahlzeiten zu empfehlen, da er nicht dem normalen Futter entspricht.

Die Körpertemperatur der Amselkinder ist über 40°C im Normalfall, daher die Schamottsteine für die Nacht und tagsüber ist eine Wärmeflasche unter dem neuen Nestchen. Ich achte auch darauf, dass meistens ein Taschentuch als "Decke" zum Wärmen bereit ist.
Wegen dem verletztn Bein ist nicht einfach, ein Nest zu basteln und das Vogelchen braucht eine ziemlich weiche Unterlage, damit es sich nicht wund liegt am Brustbereich, daher habe ich noch einen Sack mit weichen Papierschnipseln gekauft. Zu grobes Material, wie Äste, aber auch zu feines, wie Stroh oder Holzfasern, sind nicht geeignet, da nur ein Bein belastet werden kann und es noch sehr tollpatschig ist, sich leicht verfängt und sich nicht lösen kann! Dies war die Erfahrung der ersten Nacht, wo genau das passierte, leider!
Kosten Tierbedarfshandlung etwa 10,-€

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Der Tierarztbesuch und die Zukunft

Die Fahrt zur Tierärztin war Stress pur für das Vogelchen. Die Untersuchung erst recht, da sie prüfen musste ob noch Gefühl in den Krallen des gebrochenen Beinchens ist. Nach einem herzhaften Zwicken fiepte das Amselkind und wir wußten, dass das Bein nicht amputiert werden muss. Also ist Genesung in Aussicht und Auswilderung möglich, ich freue mich sehr über diesen Befund. Das anlegen eines Verbandes zum Stützen schmerzte sehr und war schon wieder Stress, genauso wie die Heimfahrt. Vor lauter fiepen bringt es heute kaum mehr einen Ton raus und wenn, dann nur ein leises Krächzen.

Meine Aufgabe ist es jetzt mein Amselkind wieder fit zu bekommen. Die Tierärztin (Spezialisiert auf Reptilien und Wildvögel) hat mir einige Tipps gegeben. Ich sollte eine Art Hängematte basteln, um die Beine zu entlasten. Daheim sofort nach bestem Wissen umgesetzt, aber von "Fiepsy", wie wir das Vogelchen jetzt nennen, nicht angenommen. Ein zweiter Versuch schlug auch wieder fehl, also keine Reha-Hängematte. Dafür gibts die nächsten Tage eine leichte Art von Physiotherapie, damit die Sehnen nicht verkürzen und das Gefühl bis zu den Krallen erhalten bleibt und wieder besser wird.

Als Medizin bekommt es die nächsten Tage je ein Globuli-Kügelchen "Chamomilla C200" in einer Beo-Perle verpackt. Das hilft zur Entspannung und lindert den Schmerz etwas.
Wenn Fiepsy groß genug ist zum Futter selber suchen und schon fliegen kann, kommt es in ein Tierschutzheim mit Voliere zum Auswildern, was hoffentlich auch klappt!
Da es sich um einen Wildvogel handelt dürfenTierärzte keine Rechnung stellen und nichts verlangen, daher habe ich 10,-€ in die Spendenkasse fürs Tierheim gesteckt. Wenn Fiepsy dort hinkommt werde ich auf alle Fälle mehr Spenden, da es doch ein Lebewesen ist und als Jungvogel noch sehr viel Aufmerksamkeit braucht.
Ich selber habe die nächsten Tage alle Termine, Besuche usw. abgesagt um so viel wie möglich für Fiepsy sorgen zu können.

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Mein Fazit

Es ist einfach nur wunderbar, sehen zu können, welch Vertrauen so ein kleines Wesen in einen Menschen setzen kann, wenn man liebevoll hilft und das Beste zu geben versucht! Ich habe mit diesem Vogelchen auch ein Geschenk bekommen, da es auch therapeutischen Sinn macht, sich um ein lebendiges Wesen zu kümmern.
Ich liebe das Leben, vor allem das Juvenile, welches noch keine Chance hatte das Leben selber zu erfahren und würde immer wieder dasselbe für alle anderen Tiere tun, wie ich es für Fiepsy tue!

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Ich werde euch am laufenden halten und auch Bilder von der Fütterung machen, da das der wunderbarste Moment ist!
Wenn euch diese Story, mein Umgang mit Fiepsy und die Bilder gefallen dann hinterläßt mir bitte einen Kommentar. Ich nehme auch gerne Tipps und konstruktive Kritik an, damit ich meine Arbeit zukünftig besser machen kann!

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Dankeschön für deine Aufmerksamkeit!

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