Annales de Teutonicorum 50 v. Chr. bis Christi Geburt

in #deutsch6 months ago (edited)

Die germanische Kultur

Die germanische Kultur, soweit wir das bis heute rekonstruieren können, war um 200 v. Chr. voll entwickelt. Wobei man auch hier einen west-, ost- und nordgermanischen Kulturkreis unterscheidet. Vor allem bei den Westgermanen kann man eine Beeinflussung durch die Römer gut erkennen, genauso wie man einen starken skythischen Einfluss auf die Ostgermanen erkennen kann. Bei den Westgermanen wurde die "Verwaltungsstruktur" von den Römern beeinflusst genauso wie der Handel, bei den Ostgermanen waren es die nomadischen Gewohnheiten und die Reitkunst. Ein Grund warum die Goten später gute Erfolge gegen die Römer hatten lag in der Tatsache das sie eine kleine aber feine Reitertruppe besaßen die die Römer in der Art nicht kannten.

Bei den Germanen gab es eine einheitliche Religion mit Göttern und auch eine einheitliche Sagenwelt. Doch ähnlich wie in anderen antiken Kulturen auch, war die Wichtigkeit der einzelnen Götter von Stamm zu Stamm unterschiedlich.
Dabei kam ihre Religion ganz ohne Tempel aus. Ähnlich wie die Kelten, verehrten sie heilige Haine, Quellen, Sümpfe oder andere spirituell bedeutende Stellen als Begegnungsorte mit ihren Göttern.

Das Land war grundsätzlich agrarisch und ländlich geprägt. Städte gab es nicht. Was wohl daran lag, dass es kaum Siedlungsdruck gab. Die einzigen Ausnahmen waren so genannte Fluchtburgen und Fürstensitze. Später, im Frühmittelalter, werden einmal viele dieser Fluchtburgen zum Kern heutiger Ortschaften und Städte werden.
Fluchtburgen waren befestigte Plätze die an leicht zu verteidigenden Orten angelegt wurden um im Kriegsfall dem Volk Zuflucht zu bieten. Daher verwundert es auch nicht, dass die Germanen kein Geld kannten. Alle Münzen die man bis heute in germanischen, vorchristlichen, Siedlungen gefunden hat, stammten aus dem Ausland.
Das Leben meiner Vorfahren war gegliedert in Familie- Sippe- Dorfgemeinschaft- Stamm. Ein übergeordnetes Staatswesen im Sinn eines wie auch immer gearteten Staates gab es nicht. Die Ausnahme blieben dabei Krieg und Religion wo es sehr wohl vorkam, dass einzelne Personen das Land zu den Waffen rufen konnte wenn die Bedrohung groß war. Das beste Beispiel ist Armin der Cherusker, doch blieben sie die absolute Ausnahme. Ansonsten blieben die Stämme unter sich.
Die zentrale "Verwaltung" der Angelegenheiten wurde im sogenannten Thing beraten und beschlossen. Zu dieser Versammlung hatten alle freien Männer Zugang. Dies weniger aus frauenfeindlichen Motiven sondern einfach aus der Tatsache heraus, dass mitbestimmen durfte wer die Gemeinschaft, nicht die Gesellschaft, mit seinem Leben schützen würde.
Was ja bekanntermaßen auch die Grundlage für das heutige Wahlrecht in unseren modernen "Demokratien" ist.

Einschub:

Rechte folgen ja aus den Pflichten. Deshalb darf mitbestimmen, also Rechte ausüben, wer seine Pflichten der Gemeinschaft gegenüber erfüllt, also Recht spricht und in den Krieg zieht.
Kann es sein, dass in meiner Zeit Demagogen und Oligarchen immer mehr Macht generieren weil meine Landsleute sich aus Bequemlichkeit weigern ihre Pflichten zu erfüllen? Wir werden zu diesem Punkt am Beginn des Mittelalters und am Beginn der Neuzeit nochmal kommen.

In diesen Versammlungen wurde alles wichtige was die Gemeinschaft betraf beraten und beschlossen.
Es wurde auch genutzt um Recht zu sprechen und um die Oberhäupter von Dorf und Stamm zu wählen. Der Gedanke eines Königtums, noch dazu eines erblichen, kam erst nach Christi Geburt, wohl durch römischen Einfluss, auf. Und war auch dann, bis zur Völkerwanderung, nicht überall üblich. Die oft übliche Linde im Dorf dürfte auch auf das Thing zurück gehen. Da die Linde wie die Eiche den Germanen als heilig galt wurden oft solche Versammlungen unter solchen Bäumen oder innerhalb von kleinen Hainen abgehalten. Die Linden waren deshalb die Favoriten da der Baum als Symbol für Wahrheit und Weissagung galt.

Die Kunstfertigkeit war weit verbreitet. Schmuck, Keramik, Waffen, Häuser wurden alle kunstfertig und vielfältig verziert und angefertigt. Alles blieb allerdings dem Nützlichen und einfachen unterworfen.

Die Germanen waren eine stark oral geprägte Kultur. Das bezog sich auf das Recht und die Religion, genauso wie auf die Literatur.
In diesem Zusammenhang stellen die Runen eine Besonderheit dar. Einerseits konnte man sie wie Buchstaben verwenden, hauptsächlich allerdings, wurden sie als Wortsymbol genutzt. Eine Rune also für ein ganzes Wort stand, ähnlich wie die Hieroglyphen. Auch mehrere Bedeutungen sind möglich. Da die nutzende Kultur oral blieb, nutzte man die Runen als Unterstützung der Sprache, für Eigentum, Religion, Magie oder Medizin. Schwierig bleibt das Thema dennoch, da es keine Schriftzeugnisse aus frühgermanischer Zeit gibt. Erst die Mönche späterer Jahrhunderte werden das Wissen der Germanen aufschreiben.

49- 46 v. Chr.
Caesar überschreitet den Rubikon und löst damit einen ersten Bürgerkrieg aus. Nach mehreren Schlachten in Griechenland und dem heutigen Tunesien geht Caesar als Sieger aus diesem Ringen hervor. Er wird zum de facto Alleinherrscher in Rom.

44 v. Chr.
Julius Caesar wird ermordet. Beginn des Zweiten Bürgerkrieges. Caesars Sache wird von seinem Adoptivsohn Gaius Iulius Caesar Octavianus weitergeführt.

39/38 v. Chr.
Der Gallische Statthalter Agrippa überquert erneut den Rhein um den Angriffen der Sueben zu entgegnen. Auch lies er den römerfreundlichen Stamm der Ubier auf das linke Rheinufer umsiedeln. Er gründete für sie eine neue Hauptstadt, Oppidum Ubiorum, das spätere Colonia Claudia Ara Agrippinensium, Köln.

30 v. Chr.
Octavian nimmt Alexandria ein. Sein Widersacher Marcus Antonius und Kleopatra begehen Selbstmord. Ende des Bürgerkrieges. Octavian ist unumschränkter Herr Roms. 27 v. Chr.. wird ihm der Ehrentitel verliehen der ihn berühmt macht, Augustus, der Erhabene. Zugleich wurde der Prinzipat als neue Herrschaftsform eingeführt. Augustus war als Princeps der erste Bürger im Staat.

Marbod, 30 v. Chr.- 37 n. Chr.; König der Markomannen.

16 v. Chr.
Bisher waren die Römer am Rhein auf Defensive eingestellt. Doch in diesem Jahr ändert sich das. Die Sugambrer überqueren den Rhein und vernichten die 5. Legion vollständig. Daraufhin entschließt sich Augustus dazu Germanien zu erobern.

Hermann der Cherusker, 16 v. Chr.- 21 n. Chr.; Germanenfürst und Widerstandskämpfer.

15 v. Chr.
Das keltische Königreich Norikum, auf dem Gebiet des heutigen Österreich, wird von Augustus zum römischen Klientelstaat gemacht und damit römische Provinz. Dies war der erste Schritt zur Unterwerfung Germaniens.
In mehreren Schritten sollte die römische Grenze nach Osten geschoben werden. Der erste war Norikum und die Sicherung der Alpenpässe. Als zweites sollte Pannonien folgen um die Donau als Grenze zu erlangen. Und im dritten Schritt sollte schließlich Germanien selbst erobert werden.

14- 12 v. Chr.
Die Feldherren Agrippa und Tiberius erobern Pannonien und machen die Donau zur natürlichen Grenze Roms.

12- 9 v. Chr.
Drusus, und nach ihm sein Bruder Tiberius, marschieren in Germanien ein und erobern das ganze Land bis zur Elbe. Die Provinz Germania magna, entsteht.

9 v. Chr.
Der Stamm der Sugambrer wir auf das linke Rheinufer umgesiedelt um ihn besser unter Kontrolle halten zu könne.

5 v. Chr.
Tiberius bricht den letzten Widerstand gegen die römische Besatzung in Germanien.

2 v. Chr.
Die Römer führen einen ersten Feldzug gegen die Markomannen in Böhmen um ein Erstarken dieses Stammes zu verhindern. Erstmals wurden die Markomannen bei Caesar erwähnt, als Kampfgenossen des Ariovist. Vermutlich durch die Ankunft der Römer wurde der Stamm dazu bewogen nach Böhmen zu ziehen.

VERBUM CARO FACTUM EST - CHRISTUS NATUS EST ALLELUJA
Das Wort ist Fleisch geworden - Christ ist geboren, Halleluja

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Interessant ist auch, wie viele Worte verschwunden sind oder deren Bedeutung verändert wurde. Ein Verteidiger hieß "Wehrer". Die Frau war immer das "Weib". Heute ein Schimpfwort. Der Onkel war der "Oheim".

Stimmt.
Frau war die Bezeichnung für eine adelige Dame.
Das ist ja das Schade an den Runen, leider gibt es erst aus späterer Zeit schriftliche Überlieferungen. Es wäre schon interessant ob sich die Bedeutung stark geändert hat oder nicht. Wer weiß, vielleicht findet man mal einen germanischen Stein von Rosette.
Und die Tante war die Mume. Das weiß ich weil das in "Die Kleine Hexe" von Ottfried Preußler vorkommt und mein Sohn mich mal gefragt hat wer das sein soll, die Mume Rumpumpel.

Wie stehst du zum Vatikan? Viele interpretieren diesen als die Hure Babylon.

Aus der Sicht von wem?

Ist relativ leicht beantwortet, ich bin Katholik.

Der Vatikan wird auch nur von Menschen gelenkt. Es ist die gleiche Einstellung wie zu meinem Volk oder meiner Heimat, Regierungen kommen und gehen, das was zählt überdauert. So ist es auch beim Vatikan.
Wie alles was der Mensch in die Hand nimmt ist auch die Kirche gescheitert. Doch in ihrem Scheitern steht sie noch weit über den Erfolgen aller anderer!

Aber ohne den Vatikan gäbe es gar keine Katholische Kirche :-).

Nicht wirklich. Die Kirche Gottes ist die Katholische Kirche, was weltumspannend bedeutet. Von dieser haben sich alle anderen abgespalten. Und die Kirche bestand schon lange vor dem Vatikan. Den Vatikan als Staat gibt es erst seit dem 19. Jahrhundert.

Aber Päpste gibt es schon viel länger und der Petersdom (Die Basilika) wurde im 16. Jahhundert gebaut. Auf den Fresken der sixtinischen Kapelle gibt es ein Bild " Christus übergibt Petrus den Schlüssel zum Himmelreich". Also war Petrus der erste Papst.

Stimmt genau:
"Von nun an sollst du Petrus heißen. Auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und alle Mächte der Hölle können ihr nichts anhaben."
MAT 16, 18

Natürlich ist Petrus der erste Papst. Aber da gab es noch keinen Vatikan. Weil auch der Ort irrelevant ist.

"Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe hier! oder: da ist es! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch."
LUK 17, 21

Wer immer der ungebrochenen Lehre Petri folgt ist Teil der Kirche Gottes. Und die einzige Kirche die das von sich tatsächlich behaupten kann, ist die Katholische Kirche.
"Die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche“, so der ganze Name. Und Apostolisch deshalb weil sie in der Nachfolge der Apostel steht.
Die Kirche hat ihren Sitz zufällig in Rom weil dort die Apostel Petrus und Paulus das Martyrium erlitten haben.
Historisch ist es so gewesen, dass die Päpste deswegen nur einen Ehrenvorrang vor anderen Bischöfen gehabt haben. Zu entscheiden hatten sie eigentlich nur Streitfälle. Mit dem Zerfall des Römischen Reiches und der Völkerwanderung, später auch der Islamischen Expansion, konnten immer weniger Bistümer ordentlich arbeiten. Konzile waren wegen der prekären Lage unmöglich und so wandten sich immer mehr Bistümer bei Fragen und Problemen an den Bischof von Rom. So entstand das Papsttum wie wir es heute kennen.
Im übrigen wird nicht nur der Bischof von Rom als Papst bezeichnet. Es gibt nämlich noch einen Papst. Der Patriarch von Alexandria ist Papst und damit Oberhaupt der Koptischen Kirche in Ägypten.

Was den Vatikanstaat betrifft. Richtig ist das der Petersdom im 16. Jahrhundert gebaut wurde. Allerdings gab es damals keinen Vatikanstaat, sondern den Kirchenstaat, das Patrimonium Petri. So wie wir heute sagen "der Vatikan", hat man bis ins 19. Jahrhundert gesagt "in Rom".