📕 "Bis gleich und gute Nacht!" [2/2]
Hast du den ersten Teil noch nicht gelesen? - kein Problem:
Etwas geistesabwesend verlasse ich den Bahnhof und laufe weiter.
Der letzte Gedanke lässt mich entgleisen. Meine Beine tragen mich, ohne dass ich es von ihnen verlange. Meine Konzentration liegt in der Rundablage.
Es fühlt sich etwas an, als würde ich schweben.
Ich sehe jedem Baum nach, zähle die Schwellen unter mir und sehe Dinge am Wegrand. Doch bin ich nur ein Passagier.
Eine Stimme in der Ferne ruft etwas aber meine Beine hören es nicht. Sie tragen mich immer weiter. Immer weiter weg.
Gerade als ich mir denke, was wohl nach einem „Abstellgleis ohne Gleis?“ noch folgen kann. Höre ich die Stimme etwas deutlicher.
„Warte!“
„Bitte warte!“
„Nicht so schnell!“
Ich bleibe stehen, oder besser gesagt meine Beine tun es für mich.
-
Während ich ihrer Bitte nachkomme und verharre, bemerke ich, wie absonderlich dieser Moment gerade ist.
Sie trägt Schuhe mit kleinen Absätzen. Ihre gesamte Erscheinung hätte kaum unpassender in diese Umgebung passen können. Der dünne Stoff ihres Kleides liegt an den Stellen ihres Körpers an, die ihr Eleganz und Anmut verleihen, ohne zu aufreizend zu sein. Ihr Gang verstärkt dieses Bild, obwohl es angesichts des Untergrundes eigentlich unmöglich sein müsste. Ein angemessener Hintergrund wäre vielleicht eine Vernissage oder besser ein Ouvertüren-Abend. Aber doch nicht das hier?
Ganz in Gedanken, beobachte ich, wie sie zielstrebig zu mir kommt. Als sie kurz ihren Blick senkt, zuckt sie erschrocken zusammen und nimmt ihre Hände ganz nah an ihren Körper.
Ich weiß nicht was sie hat. Selbst erschrocken laufe ich ihr zögernd entgegen. Meine Gedanken überschlagen sich.
Als sie meinen besorgten Bilck bemerkt, läuft sie weiter, als wäre nichts gewesen, und strahlt mich unablässig an.
Als wir unsere Blicke lösen und bevor sie antworten kann, bemerken wir, dass wir von Stacheldraht umgeben sind. Unter unseren Füßen durchzogen im Gras, an den Seiten des Weges und dann vor uns diese Brücke.
Sie lacht und sagt leicht gelangweilt „Oh, so schnell vorbei?“
Ihr Lachen verstummt.
„Nein!?!“
„Halt, bleib bitte..“
Wir nähern uns der Brücke und sehen, dass der Boden fehlt. Die Brücke türmt sich wie ein riesen Stahlgebilde vor uns auf. Unter der Brücke scheint ein Fluss oder See(?) zu sein.
Mit kindlicher Neugier und fasziniert gehe ich mit ihr vorsichtig auf einem schmalen Stahlträger am Geländer entlang. Sie gibt sich meinem Willen hin, wenn auch etwas widerwillig.
-
Am Ende des Weges, auf der anderen Seite der Brücke, versperrt uns nur noch mehr Stacheldraht den Weg.
Ein lautes „Du kommst hier nicht vorbei“ prahlen die unzähligen scharfen Klingen.
Erst jetzt und viel zu spät bemerke ich ihr Schluchzen.
Ohne zu zögern drehe ich mich um.
Ihr Gesicht ist von Tränen erfüllt, ihr Kajal ist völlig verlaufen. Sie sieht zur Seite weg, als sie meinen erschrockenen Blick bemerkt. Sanft berühre ich ihr Kinn und mache ihr verständlich den Blick nicht abzuwenden.
„Hey……?“
Ein „Nicht weitergehen…“ verlässt vorsichtig ihre Lippen.
In einem Anflug völliger Klarheit gehe ich einen Schritt zurück und nehme Schwung, um auf das Geländer zu kommen. Sie hält den Atem an und sieht verwundert zu mir.
„Komm..“ – und reiche ihr meine Hand.
Auf dem Geländer stehend und nur aufeinander konzentrierend sage ich schließlich:
„Ich weiß wo wir sind. Ich weiß was los ist. Es ist alles gut.
Lass es uns beenden wie das eine Mal, weißt du noch?“
Mit strahlenden Augen nickt sie mir zu.
Hand in Hand springen wir in den unnatürlich klaren See.
Wieder wach, muss ich lächeln.
Wie bereits am Ende des ersten Teils geschildert, Waren diese Zeilen nur ein Training meiner Kreativität.
Ich weiß, dass sich hier auch einige Autoren tummeln und es würde mich riesig freuen eure Meinung zu hören. Was könnte ich besser machen?
Ich mein Stil zu eigenensinnig und verwirrend?
Abschließend könnt ihr gerne auch bei meinen anderen Beiträgen vorbeischauen:
Danke für deine Aufmerksamkeit =D
Du weisst auf jeden Fall wie man Bilder und Spannung aufbaut.
Ich fands am Ende beinahe schade, das es nur ein Traum zu sein scheint und mir keine tiefere Bedeutung offenbart wird :)
Gibt es Bücher von dir? Ich glaube die würde ich verschlingen 😄 schöne Umschreibungen mit kleinen Details aber keiner überladung. Freue mich auf mehr 👍
Nein, diese Zeilen entstanden während des Spaziergangs. Die Idee mehr als nur Bilder zu machen kam mir spontan. Damals hatte ich das letzte Bild mit Text noch in der UBahn fertiggestellt.
Es war nur ein kleines Training meiner Kreativität, doch vielleicht nehme ich deinen Kommentar zum Anlass und gehe mal wieder spazieren ;)
Ich muss gestehen, es ist zeitweise etwas sehr mysteriös und "verwirrend". Aber irgendwie passt es zusammen und ins Bild, ist also stimmig. So kann man es immer noch als lyrisches Werk verkaufen und angeben, es wäre für den Leser zur eigenen Interpretation vorgesehen. Aber ich bin auch kein professioneller Autor sondern nur Hobbyschreiberling :D
Auch wenn ich nicht wirklich den Eindruck habe, schlau daraus geworden zu sein, hat mir die Geschichte trotzdem gut gefallen.
Oh, habe ich gerade herzlich gelacht =D
Dankeschön.
Eigentlich habe ich bewusst diese Freiräume gelassen und nicht zu viel geschrieben. Ich erhoffte mir davon, dass die Bilder eine ähnlich große Bedeutung wie die geschriebenen Zeilen bekommen und so mehr Sinne angesprochen werden. Dieses "Ich möchte gerne, dass meine Kurzgeschichten so fesseln, wie es sonst ein Buch nur vermag." ist mir sehr wichtig.
Zu deiner Frage: Was habe ich mir bei der Geschichte gedacht?
Hier spielen mindestens drei Einflüsse eine Rolle.
1 Als ich losging, hörte ich im Radio EFF -Stimme
2 Zu der Zeit (Sommer 2016) hatte ich eine komplizierte Fernbeziehung. Wir sahen uns selten und schrieben jeden Tag fast den ganzen Tag. Oft fragten wir uns, bevor wir schlafen gingen, ob wir uns gleich im Traum sehen (darum der Titel und dieses "Warten auf jemanden" im ersten Teil).
3 Sie, die weibliche Person in dieser Geschichte, existiert nicht. Sie ist Teil des Unterbewusstseins, was dafür sorgt, dass man nichts schlechtes träumt. Es war ein spontaner Gedanke, als ich dort spazieren ging. Sie wollte ihm eigentlich nur etwas "Besseres" zeigen/träumen lassen =)
Deine Geschichte hatte von Anfang an so was poetisches und ich habe begonnen, es laut zu lesen, um die Melodie besser hören zu können. Es ist sehr schön ;)
Den Waschbär habe ich nicht gefunden
Danke liebe @nacktepoesie. Es ist ein wirklich schöner Gedanke (dass du das getan hast) und ein sehr schönes Kompliment =)
Ein klitzekleiner Hinweis:
Siehe dir das letzte Bild des ersten Teils genau an, wer da so in der Ecke sitzt und frech guckt ;D