Was passiert da im Königreich Spanien?

in #deutsch7 years ago (edited)

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Unverantwortlich - Spaniens König Felipe hat die Lage in Katalonien nach dem Unabhängigkeitsreferendum als sehr ernst bezeichnet. Scharfe Vorwürfe richtete er gegen die Regionalregierung. Die wiederum will in wenigen Tagen die Unabhängigkeit ausrufen.

Alles nur Schnee von gestern?

Bei der Diskussion um das Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien darf man einen wichtigen Punkt nicht vergessen: Spanien (amtlich Königreich Spanien) ist eine parlamentarische Erbmonarchie. Der "Menschenfreund" und Diktator Generalissimus Francisco Franco ernannte 1969 Juan Carlos I zu seinem Nachfolger. Dessen Sohn Felipe VI aus dem Königshaus Bourbon ist der aktuelle König in Spanien.

Seit dem Jahr 1700 sind die Vorfahren von Felipe VI nun also im Besitz des Zepters. Nur kurz war das Franco-Regime an der Macht und übergab dann den Vorsitz eben wieder an das Königshaus. Das spanisches Kolonialreich, eines der größten Reiche in der Menschheitsgeschichte, hatte noch bis in das 20. Jahrhundert bestand, Spanisch-Sahara wurde beispielsweise erst 1975 abgegeben.

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In den Wirren des spanischen Erbfolgekrieges eroberten die Briten 1704 Gibraltar und weite Teile Südspaniens. Halb Europa stritt damals um die Reste des Reiches der spanischen Habsburger. In dem 1713 in Utrecht geschlossenen Friedensvertrag setzte sich Frankreich weitgehend durch. Der von Frankreich unterstützte Philipp V. wurde als spanischer König international anerkannt. Die Dynastie der Bourbonen, der auch der heutige König Felipe VI angehört, begann. Noch eine Anekdote am Rande: Dem Friedensvertrag zufolge wurde Gibraltar offiziell britisch.

Seither will Spanien Gibraltar zurück haben. Die spanische Regierung betrachtet die britische Herrschaft auf dem Felsen als historischen Unglücksfall.

Katalonien hatte viele "Besitzer"

Auch Katalonien war einst eine spanischen Besitzung / Kolonie, bis 1640 der französischen König Ludwig XIII. zum Souverän in Katalonien erklärt wurde. In der Zweiten Republik (Epoche von 1931 bis 1936) wurde Katalonien zunächst 1931 eine provisorische Autonomie mit Wiedererrichtung der Generalitat gewährt. Von 1934 bis 1936 war die Autonomie jedoch suspendiert und wurde mit dem Sieg Francisco Francos im Spanischen Bürgerkrieg 1939 aufgehoben.

Aufgrund der historischen, sprachlichen und kulturellen Unterschiede zum übrigen Spanien sieht sich Katalonien als eine eigene Nation.

Die Untertanen des Königs rebellieren

Am 9. November 2014 hat sich bei einer Volksbefragung in Katalonien eine große Mehrheit von 80,1 % für die Unabhängigkeit Kataloniens ausgesprochen. Natürlich gefällt dem heutigen König solch eine Befragung nicht wirklich, deswegen wurde daraus auch schnell eine "inoffizielle" Volksbefragung.

Aktuell seht Ihr ja in den Medien, wie sich die spanischen und europäischen Feudalherren reihenweise in ihre Höschen machen. So ein Unabhängigkeitsreferendum ist natürlich genau das Gegenteil von dem, was sich unsere Großstaat-Europa verherrlichenden Politiker wünschen. Und so kommt es eben auch, dass sich nun der spanische Monarch zu Wort meldet und den Wunsch der Katalanen, sich für Unabhängig gegenüber der parlamentarischen Erbmonarchie zu erklären, für "Unverantwortlich" abstempelt.

Was sagt das Völkerrecht?

Hier braucht man nicht viel erklären, die Rechtslage ist eindeutig und sie steht über dem nationalen Recht!

Das Selbstbestimmungsrecht der Völker ist eines der Grundrechte des Völkerrechts. Es besagt, dass ein Volk das Recht hat, frei über seinen politischen Status, seine Staats- und Regierungsform und seine wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung zu entscheiden. Dies schließt seine Freiheit von Fremdherrschaft ein. Dieses Selbstbestimmungsrecht ermöglicht es einem Volk, eine Nation bzw. einen eigenen nationalen Staat zu bilden oder sich in freier Willensentscheidung einem anderen Staat anzuschließen. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Selbstbestimmungsrecht_der_V%C3%B6lker

Noch Fragen? Wir sehen also, wie eine kleine Gemeinschaft den Mächtigen gewaltig Angst einjagen kann. Wollen wir hoffen, das diese gesamte freiheitliche Aktion unblutig gelöst wird! Wir wissen ja wie schnell es gerade bei solchen Versuchen, die Unabhängigkeit eines Volkes wiederherzustellen, schnell zu gezielten und gesteuerten Unruhen kommen kann. Als gutes Beispiel sollte da der 5 Milliarden-Dollar Umsturz in der Ukraine dienen.

Ich wünsche den Katalanen viel Erfolg bei ihrer Freiheitsbewegung und hoffe das alle Gesund wieder nach Hause kommen. Vor solchen Menschen verbeuge ich mich und ziehe meinen Hut!

Sort:  

Ein Ruf nach Regionalität und Selbstbestimmungsrecht sollte ja mit gesunden Menschenverstand nicht zu viel verlangt sein.
Wieder mal ein Beispiel das genau das nicht gewollt ist. Brexit, Grexist und Krim haben das ja jüngst gezeigt.
Aber ist das aufbegehren gegen einen europäischen Superstaat der einzige Grund?

Nein, bedenke du hast da einen König sitzen, der will sein Staatsgebiet nicht wirklich zerteilt sehen. Auch mit dem Hintergrund das Katalonien zu den wirtschaftlich reichsten, von insgesamt 17, autonomen Gemeinschaften Spaniens gehört. Zudem macht sowas Schule, selbst in Bayern gibt es seriöse Bestrebungen, sich von der BRD zu lösen. Schau auf den Länderfinanzausgleich, Bayern zahlt jährlich Milliarden für andere Bundesländer. Da kommt die Mutti schnell ins schwitzen... :-)

Die Heuchelei der EU um die ganze Kataloniensache ist phänomenal. Die Entwicklungen der nächsten Tage werden hochinteressant.
Sollte die Autonomie Kataloniens gelingen, wird von manchen bereits ein Dominoeffekt vorhergesehen; Baskenland, Flandern, Wallonien und Färor (und vielleicht sogar Bayern ;) ) haben ähnliche Absichten.

Ja, diese Bayern. Als sie jahrzehntelang kassieren durften haben sie sich nicht so aufgeregt. Aber insgesamt kann ich den Wunsch nach Abspaltung von diesem unwürdigen Bund durchaus verstehen. Als Westfale habe ich da natürlich schlechte Karten da NRW ein Kunstgebilde ist und es sich mitnichten auch nur ansatzweise um eine homogene Volksgruppe handelt. Gerade deshalb wünsche ich aber allen Volksgruppen, die nach Eigenständigkeit und Selbstbestimmung streben, viel Erfolg!

Das es ein wirtschaftsstarkes gibt ist wusste ich nicht. Ich habe es aber geahnt.
Wichtige Info — danke

Genauso ist es mit dem Völkerrecht, auch wenn viele Staaten durch diese Gesetze arge Probleme bekommen würden.
Wie Spanien sich gegen diese "Probleme" stellt, wird hier anschaulich beschrieben.

Ich frage mich, wie viel Katalonien an den Zentralstaat zahlen muss und wie viel es als "souveränes" EU Mitglied an die Zentralbürokratur abgeben müsste plus die passive Entwertung der Sparguthaben durch die Einheitswährung. Laut Wikipedia sollen es "bis zu 16 Mrd Euro sein", die 8% des katalanischen BIP entsprechen.

Es ist nur ein Gefühl, aber ich würde sagen, als souveränes EU Mitglied wäre es nicht allzu viel weniger. Katalonien wäre in etwa vergleichbar mit Österreich, die aktuell brutto gut 3 Mrd an Brüssel überweisen. Dazu kommt dann nochmal eine einstellige Milliardensumme, die die Leute wegen der Gelddruckerei entwertet werden.

Mit Glück wird Katalonien die Hälfte zahlen dürfen und verliert im Gegenzug die Kontrolle über die Ausgaben komplett. Irgendwie kein so vorteilhafter Tausch.

Schöner Artikel.

Aber ich glaube, daß Zitieren von Gesetzen früher oder später überflüssig wird.
Denn wenn ich mir z.B. ausmale, daß es womöglich ein Monsanto-Gesetz geben könnte, welches es den Menschen verbietet Gemüse im eigenen Garten anzubauen, dann werden sie in Gedanken nach und nach lernen auf Kopfhöhe ihre Faust mit einem emporgestreckten Mittelfinger zu zeigen.

Sprich die Menschen werden für Gesetze immer weniger empfänglich und lernen immer öfter sich über die Regeln ihrer Obrigkeiten hinwegzusetzen.

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Sehr interessanter Artikel. In meinen Augen haben die Katalonier, wie es das Völkerrecht auch vorsieht, das absolute Recht sich unabhängig von Spanien zu regieren und den Status einer eigenen Nation zu tragen.
Jedoch habe ich bedenken, ob Katalonien sich auch wirklich selbst verwalten kann. Ich weiß nicht wie genau die wirtschaftliche Lage dort ist, aber Probleme gibt es in Spanien allgemein ja genug. Deshalb denke ich, dass Katalonien kaum die Fähigkeit haben wird unabhängig von Spanien zu existieren.

Wie dem auch sei, wünsche ich ihnen viel Glück und hoffe, dass sie es schaffen autonom zu werden!

Katalonien ist eine der wirtschaftlich reichsten, von 17 autonomen, Gemeinschaften Spaniens! Die werden sehr gut klar kommen, sonst könnte man sie ja lassen, 3 Jahre abwarten und dann "billig" wieder einkaufen. Das würde dann auch den anderen Gebieten eher als schlechtes Beispiel voran gehen und abschreckend wirken. Aber so ist es zum Glück nicht. Deswegen sind die gesamten Staatschef und EU-Vertreter auch momentan ein wenig angespannt.

Das klingt auf jeden Fall sehr vielversprechend, man muss aber auch bedenken, dass Katalonien stark verschuldet ist und dass mehr Unternehmen die Region verlassen, als sich neue ansiedeln.

Naja, man wird sehen.

Ok, da kommen viele Faktoren zusammen, stimmt.

Meine Meinung über Spanien und was mir dazu einfällt:
Ich finde die EU gehört abgeschafft und auch die Bundesländer müssen wieder viel mehr Eigenständigkeit erhalten - sich abspalten. Abkommen/ Verträge sind gut jedoch alles zu vereinheitlichen und so wenigen den Weg zu ebnen ALLES zu beherrschen kann ich nicht unterstützen. Ich frag mich wann die Sachsen sich lösen. Dezentralisierung stärkt den Einzelnen und schwächt die "ELITE".

ha, hab ich dich endlich hier gefunden. sehr schöner artikel, sie wenden ja noch einige der alten königlichen gesetze an, dann sollten sie sich auch an die subsidiarität von 1571 halten, die besagt: "alle regionalen komunen sollen sich selbst verwalten und versorgen." müßte könig felipe VI sich ja eigentlich dran halten :)

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