Das Ende ist am schönsten!

in #deutsch5 years ago

"Steemit ist todt! Steemit bleibt todt! Und wir haben es getödtet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?"


Wir schreiben das Jahr 2017. Kryptowährungen sind der letzte Schrei. Jeder hat sie, jeder will sie haben. Viele sehen darin den Weg zum schnellen Geld, andere sehen in ihnen Freiheit. Und ich? Ich dachte eine Möglichkeit gefunden zu haben, um mich selbst zu verwirklichen und herauszufinden was ich denn am besten kann, ob ich etwas neues über mich lernen kann. Selbstverwirklichung, kurz gesagt. Mit Steemit dachte ich zumindest eine – wenn nicht sogar die – Möglichkeit gefunden zu haben. Und dann sagte man mir, ich erhalte sogar noch Geld dafür? Da war ich natürlich sofort bereit mir einen Account anzulegen.

Gleich zu Beginn versuchte ich herauszufinden, was denn der Usus auf Steemit ist und startete sogleich mit einem Vorstellungspost. Daraufhin folgte kurz darauf, voller Enthusiasmus, ein Beitrag über Luchse – die ganz einfach tolle Tiere sind – und entsprechenden, selbst aufgenommenen, Fotografien dieser schönen Tiere. Sogleich fand ich auch schnell Anschluss in der DACH-Discord-Gruppe und, zugegebenermaßen, bin ich an den dort gefundenen Kontakten gewachsen. Wir hatten vielleicht nicht viel Gemeinsam, aber die Abende im Sprachkanal waren sehr erheiternd.

Kurz darauf nahm ich an der Neulingschallenge teil und veröffentlichte auch den ersten Beitrag mit teilweise-wissenschaftlichen Anspruch, was mir auch im Endeffekt die STEM-Community auf Steemit näher brachte. Auch eine Zeit, die ich teilweise nicht wirklich missen will.

Je länger man in einer Gemeinschaft ist und je länger man mitarbeitet, umso mehr gewinnt man einen Überblick und umso mehr flaut diese erste Begeisterung und Überwältigung ab. Mit zunehmenden Wochen und Monaten traf ich häufiger auf die politischen Beiträge – und ich als ein sehr politischer Mensch bin darauf natürlich eingegangen. Anfangs, so gebe ich gerne zu, dachte ich, dass ich nur ein paar unbedeutende Beiträge von unbedeutenden Probleme unter "Neue Beiträge" gefunden habe; denn hier kann jeder etwas schreiben und teilen. Vollkommen ungefiltert und ohne Zensur. Wenn es dir nicht passt, dann steht es trotzdem auf der Blockchain – für immer. Niemand kann das zurückziehen, revidieren, löschen.

Das politische Meinungsbild auf Steemit scheint, besonders in der deutschen Gemeinschaft, bereits sehr stark von einer Seite aus geprägt zu sein. Der rechts-libertären Seite. Was mich zu der Krux an der ganzen Sache bringt.

Mit Steemit verbinde ich bei weiten nicht nur schöne Erinnerungen. Im Gegenteil. Dieses "soziale Medium" ist wegen seiner behaupteten "Zensurfreiheit" und "Medienalternative" ein wahrer Magnet für all diese, die sich selbst "libertär-irgendwas" nennen möchten. Hauptsache, sie können hier irgendwie gegen Steuern und Staat wettern und geflissentlich die bestehende Infrastruktur für gegeben hinnehmen. Und man sage bitte nicht "soziale" Medien, denn "sozial" ist "Sozialismus" und der ist gefährlich und den wollen wir hier nicht haben, oder so. Man möge es lieber "freie Medien" nennen, weil "frei" natürlich inhärent gut ist. Ein solch absurder Vorschlag und eine solch abstruse Wortklauberei stößt hier bei Steemit nicht auf Verwirrung oder gar Ablehnung, sondern wird sogar befürwortet und unterstützt. Merkt ihr noch was, oder seid ihr schon so in eurer Blase gefangen?

Schlimmer noch ist der politisch-gemäßigte Teil der DACH-Community, welcher sich nicht traut die Schnauze aufzumachen. Stattdessen versteckt man sich hinter dem Mantel, dass man doch "keine Politik machen wolle" und lässt somit den rechtsesoterischen Spinnern freien Lauf. Im Geheimen sich darüber beschweren, wie das nicht sein kann, ist nur der erste Schritt in die richtige Richtung. Mir musst du nicht sagen, dass es dich genauso stört. Dann nutze deine "VP" und setze eine Flagge und schreibe einen Kommentar – aber oh schreck! Es ist zu spät und "es sind zu viele". Es sei "aussichtslos" und "nicht der Mühe wert" sagst du? Tja, wie kam es nur dazu. Wer jemandem willentlich und regelmäßig eine Bühne gibt, der muss sich nicht wundern, wenn diese Bühne erneut eingefordert wird. Die Plattform ist nun hier, wenngleich von ihr nichts mehr zu erwarten ist. Weder inhaltlich noch technologisch behaupte ich, dass irgendwelche Entwicklungen hier noch stattfinden werden. Steemit ist tot und vielleicht ist das besser so. Persönlich habe ich mit Steemit, spätestens mit diesem Beitrag, vollends abgeschlossen. Ein paar der Kontakte, die ich hier machen konnte, behalte ich jedoch in guter Erinnerung. Andere wiederum nicht. So ganz persönlich kann ich nur sagen, dass ich auf diese Zeit nun zurückblicke und aus meinen Erfahrungen durchaus gelernt habe. Für mich hat dies durchaus etwas positives, obwohl ich bisher nicht einen einzigen Cent Profit mit Steemit als solches machen konnte.

Und ihr, die ihr euch bereits wutentbrannt angesprochen fühlt, seid in eurer Blase gefangen. Für euch gibt es in eurer Blase scheinbar nur den Rand'schen Libertarismus und Kryptowährungen als wahre Lösung auf alle Probleme. Wer mal etwas auf neunmalklug machen möchte, der schlägt lieber die "österreichische Schule" vor. Manch einer von euch baut noch etwas Weltuntergangsfurcht, AfD-Polemik und Prepper-Beiträge mit ein, natürlich. Ist ja nicht alles eine homogene Masse. Manche fürchten den Kollaps mehr als andere, aber alle beschwören ihn herauf. Falls doch neue Leute dieser Community beitreten möchten, kommt ihr Spinner mit eurer Nischenideologie und vertreibt dann diejenigen willentlich, die sich gegen eure Ansichten aussprechen und nennt sie dazu noch "Denunzianten", "Blockwarte" und werft ihnen weitere, schlimmere Beleidigungen hinterher. Und das nur, damit ihr im gleichen Atemzug jammern könnt, wie nicht genügend Leute Steemit doch nutzen würden, als wüsstet ihr den Grund nicht. Schlimmer ist doch nur, dass ihr das wohl echt noch alles zu glauben scheint. Eure Menschenkenntnis ist jedenfalls nicht die beste, glimpflich ausgedrückt.
Zugegebenermaßen, ich rede hier mit einer Wand. Das habe ich schon lange vorher festgestellt.

Es ist aber dieser Hohn, den man oft von dieser politischen Nische um die ganzen "Libertären", "Rechts-Konservativen" oder schlichtweg holocaustverleugnenden Neo-Nationalsozialisten und Reichsbürgern sowie halb- bis ganz-wahnsinnigen Verschwörungstheoretikern und Rechtsesoterikern im "freiheitlichen, patriotischen" oder gar "skeptischen" oder "freigeistlichen" Gewand viel zu oft hört. Ihr mögt euch damit rausreden wollen, wie ihr doch nur "besorgte Bürger" oder "alternativ" seid, aber jeder Außenstehende, außerhalb eurer Blase, weiß ganz genau, dass ihr nichts mehr als ein billiger Haufen rechtsesoterischer Tastaturkrieger seid. Wenn ihr das nicht wärt, wärt ihr wohl auf der Straße mit Pegida und würdet Drohungen an Kindertagesstätten verschicken, weil sie kein Schweinefleisch mehr anbieten, da so scheinbar die "Islamisierung" vorangetrieben wird.

Wir werden sehen, ob ich jemals aktiv zu Steemit zurückkehren werde.
Wenn nicht, dann seid euch sicher, dass es mir gut geht. So ganz ohne Steemit. Es lebt sich ruhiger. :)

Sort:  

Die Steem Filterblase bleibt eben ein Nischenprodukt in einer Nische
:)

Weshalb ist hier eigentlich der schwarze Block nicht vertreten, sondern nur rechte Spinner?
3speak macht damit ja sogar Werbung..
Lol

!BEER

Was ist "der schwarze Block" ?
Der Schwarze Block ist eine Demonstrationstaktik.
Mehr dazu auf Wikihausen: Hier
Diese Demonstrationstaktik wird inzwischen selbst von den "Rechten" angewendet. Siehe hier

Für was genau sollte sich ein Antikapitalist, Anarchist oder Antispeziesist
sich auf einer zutiefst kapitalistische Plattform wie Steem anmelden?

Recherche und Observation im braunen(schwarz/gelb) Sumpf ist auch ohne eine Anmeldung möglich ;)

Kein Mensch braucht Steem,
Steem braucht Menschen.

Selbsternannte Anarchisten gibt es hier doch genügend ;)

Bei diesen "Anarchisten" kann ich gar nicht so viel saufen, wie ich ██████ möchte.

!BEER

Dass Anarchie Herrschaftslosigkeit und sonst nichts bedeutet, weißt du wahrscheinlich (ca. 99,5 % wissen das nicht).

Aber was du anscheinend noch nicht weißt (ich auch erst seit wenigen Jahren), dass sich die meist utopischen kollektivistisch-kommunistischen Anarchisten (Anarchosyndikalisten u. ä.) und die meist realitätsbezogenen, freiheitsliebenden individualistisch-libertären Anarchisten (Anarchokapitalisten [AnCap], Voluntaristen u. ä.) beim Ziel der Anarchie die Hand reichen können!!

Anarchokapitalisten [AnCap], Voluntaristen u. ä. kenne ich nicht,
bin halt doof, ich kenne nur die Autonomen Kapitalisten.

Doof bist du deswegen noch lang nicht, das gehört schließlich ganz und gar nicht zum Allgemeinwissen.

Und die Autonomen Kapitalisten kannte ich wiederum noch nicht (ich halte mich deshalb ebenso nicht für doof 😉). Danke für die Info!

Entweder sind das ziemliche Vollpfosten oder es ist eine False-Flag-Organisation zwecks Diffamierung und Verunglimpfung des Kapitalismus, wahrscheinlich beides.

Als seriöser Kapitalist, der das jahrelang studiert hat, distanziere ich mich ausdrücklich von solchem Unfug (auch wenn einzelne Punkte diskutabel sind)!

als wüssten die Leute was Kapitalismus ist..

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Glaube mir, Anarchisten wie Karl Hess oder SEK3 hätten eine “kapitalistische” Plattform wie Steemit geliebt.
Bestimmt auch Emma Goldman oder Bakunin.
Großkonzerne wie Facebook hätten sie bestimmt abgelehnt.

Nein, ich glaube dir nicht.
Aber danke für deinen erheiternden Kommentar.
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Hey Alter, was hast'n für ein Problem mit mir? Geht's noch??

Warum hast du dich dann hier angemeldet??? Mitteilungsbedürfnis war es wohl kaum, wenn man deinen Blog so anschaut.

Deine Kommentare waren für mich häufig inspirierend. Das werde ich sehr vermissen. Danke für Deinen Mut. Ich bin mir ganz sicher, dass Du dort, wo Du dich fortan einbringen wirst, eine Bereicherung darstellst. Ich wünsche Dir von ganzem Herzen alles Gute auf Deinem Weg.

Es gibt auch nicht libertäre und nicht-AfD-fans hier ;)

Man könnte natürlich sagen, wenn hier niemand mehr ist, der anderer Meinung ist, haben wir hier eine neue Blase - aber das ist ohnehin so, glaube ich. (Fast) jeder folgt nur denen, die seiner Meinung sind.

Sozial war Steemit noch nie, das ist purer Kapitalismus, und im K ist's halt auch: gleich und gleich gesellt sich gern ;)

Sozial und Kapitalismus sind keine Gegensätze.

Das ist eine Steile These wenn man bedenkt, dass generell je stärker der Kapitalismus ist, desto schwächer das Soziale.

Dann lass uns erstmal eine Begriffsklärung machen! „Kapitalismus” ist schon vielschichtig, weitläufig und ein ideologisch hochaufgeladener Kampfbegriff und damit schwer definierbar. Und für „sozial” gilt das noch sehr viel mehr, der ist für jeden ideologischen Gusto dehnbar wie ein Kaugummi! 😉

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du solltest mal ein Buch lesen, vielleicht von Hayek oder Mises?

Diskussion der Begrifflichkeiten an anderer Stelle

Jetzt bin ich überrascht über deinen Edit, damit hängt meine Antwort in der Luft, ist aber kein Problem. Mit Diskussion meinte ich hier eine mögliche Fortsetzung mit lennstar als Diskutanten.

Aber mit dir diskutiere ich solche Begriffe natürlich auch sehr gern, wo auch immer! Und von mir aus darfst gern mehr „schwafeln”. 😉

Da bin ich voll bei dir! Ich meide beide Begriffe so gut es geht aus den von dir genannten Gründen. „weasel word” und „Marktwirtschaft” hatte ich für den Fortgang der Diskussion schon im Hinterkopf.

Schade @serylt. Zum Artikel oder deiner politischen Einstellung mag ich mich gar nicht äussern. In jedem Fall finde ich es aber schade, das du die Chain verlässt bzw. Anderen Macht über dich und Steemit gibst. Dieser Satz soll dich nicht angreifen, sondern evtl. ist er dir ein Impuls, darüber nachzudenken, wen du dein Handeln bestimmen lässt.

Egal wie: alles Gute und stets besonnene Entscheidungen seien dir gewünscht! Evtl. sehen wir uns doch wieder. Es wäre doch wünschenswert, wenn wir hier Menschen aller Richtungen finden und uns gegenseitig respektieren, uns reflektieren und Fehlern vergeben. Die der Anderen und den Eigenen.

Alles Gute sei dir gewünscht!

Ich versteh nicht ganz was Du erwartet hattest. Das Internet war von Anfang an der Tummelplatz von Staatskritikern. Der Rest der Bevölkerung ist nach und nach dazu gekommen und die Staatskritiker haben sich ihre Nischen gesucht. Alles was mit Kryptos zu tun hat zieht Anarchisten an. Wie sollte es anders sein.
In meiner Jugend (80er und 90er Jahre) gab es ,bis auf die paar Oberministranten, praktisch keinen der nicht staatskritisch eingestellt war.
Heute ist das natürlich anders. Da schreit die Jugend nach noch mehr Staat. Wahrscheinlich nur so lange, bis sie die Rechnung präsentiert bekommen.

Hauptsache, sie können hier irgendwie gegen Steuern und Staat wettern und geflissentlich die bestehende Infrastruktur für gegeben hinnehmen

Nehmen wir an jemand liefert Dir eine Pizza, die Du nicht bestellt hast und zwingt dich unter Gewaltandrohung sie zu bezahlen.
Wäre es jetzt unmoralisch, die Pizza, nachdem Du sie unter Zwang bezahlt hast, auch zu essen?

sie lernen nicht drauß. Egal nach wie vielen Gulags..

Ich selber Prepper Leidenschaftlich gern für mich ist das ein Hobby und für sehr viele andere Prepper auch ....
Ist für dich alles schlecht was nicht in dein Weltbild passt ?
Soviel zur Demokratie ....

Eingangs dachte ich, es geht um Steemit und dich.
Ausgangs dachte ich:
Ich habe hier zwei Kämme liegen.
Einer mit feinen Bürsten und der Andere mit groben... :-P

Dann gute Reise.

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