Adolf Hitler / Mein Kampf (Band 2, Kapitel 11.)
11 . Kapitel
Propaganda und Organisation
Das Jahr 1921 hatte in mehrfacher Hinsicht für mich und die Bewegung eine besondere Bedeutung erhalten.
Nach meinem Eintritt in die Deutsche Arbeiterpartei übernahm ich sofort die Leitung der Propaganda. Ich hielt dieses Fach für das augenblicklich weitaus wichtigste. Es galt ja zunächst weniger, sich den Kopf über organisato-rische Fragen zu zerbrechen, als die Idee selbst einer größe-ren Zahl von Menschen zu vermitteln. Die Propaganda mußte der Organisation weit voraneilen und dieser erst das zu bearbeitende Menschenmaterial gewinnen. Auch bin ich ein Feind von zu schnellem und zu pedantischem Organi-sieren. Es kommt dabei meist nur ein toter Mechanismus heraus, aber selten eine lebendige Organisation. Denn Or-ganisation ist etwas, das dem organischen Leben, der orga-nischen Entwicklung sein Bestehen zu verdanken hat. Ideen, die eine bestimmte Anzahl von Menschen erfaßt haben, werden immer nach einer gewissen Ordnung stre- ben, und diesem inneren Ausgestalten kommt sehr großer Wert zu. Man hat aber auch hier mit der Schwäche der Menschen zu rechnen, die den einzelnen verleitet, sich wenigstens anfangs instinktiv gegen einen überlegenen Kopf zu stemmen. Sowie eine Organisation von oben herab mechanisch aufgezogen wird, besteht die große Gefahr, daß ein einmal eingesetzter, selbst noch nicht genau erkannter und vielleicht wenig fähiger Kopf aus Eifersucht das Empor-kommen tüchtigerer Elemente innerhalb der Bewegung zu hindern suchen wird. Der Schaden, der in einem solchen Falle entsteht, kann, besonders bei einer jungen Bewegung, von verhängnisvoller Bedeutung sein.
Theoretiker – Organisator – Agitator 650
Aus diesem Grunde ist es zweckmäßiger, eine Idee erst eine Zeitlang von einer Zentrale aus propagandistisch zu verbreiten und das sich allmählich ansammelnde Men-schenmaterial dann sorgfältig nach Führerköpfen durchzu-suchen und zu prüfen. Es wird sich dabei manches Mal herausstellen, daß an sich unscheinbare Menschen nichts-destoweniger als geborene Führer anzusehen sind.
Ganz falsch wäre es allerdings, im Reich-tum an theoretischen Erkenntnissen cha-rakteristische Beweise für Führereigen-schaft und Führertüchtigkeit erblicken zu wollen.
Das Gegenteil trifft häufig zu.
Die großen Theoretiker sind nur in den seltensten Fällen auch große Organisatoren, da die Größe des Theoretikers und Programmatikers in erster Linie in der Erkenntnis und Festlegung abstrakt richtiger Gesetze liegt, während der Organisator in erster Linie Psychologe sein muß. Er hat den Menschen zu nehmen, wie er ist, und muß ihn deshalb kennen. Er darf ihn ebensowenig überschätzen wie in seiner Masse zu gering achten. Er muß im Gegenteil versuchen, der Schwäche und der Bestialität gleichermaßen Rechnung zu tragen, um unter Berücksichtigung aller Fak-toren ein Gebilde zu schaffen, das als lebendiger Organis-mus von stärkster und stetiger Kraft erfüllt und so ge- eignet ist, eine Idee zu tragen und ihr den Weg zum Er- folg freizumachen.
Noch seltener aber ist ein großer Theoretiker ein großer Führer. Viel eher wird das der Agitator sein, was viele, die nur wissenschaftlich über eine Frage arbeiten, nicht gerne hören wollen; und doch ist das verständlich. Ein Agitator, der die Fähigkeit aufweist, eine Idee der breiten Masse zu vermitteln, muß immer Psychologe sein, sogar wenn er nur Demagoge wäre. Er wird dann immer noch besser zum Führer geeignet sein als der menschenfremde, weltferne Theoretiker. Denn Führen heißt: Mas-sen bewegen können. Die Gabe, Ideen zu gestalten, hat mit Führerfähigkeit gar nichts zu schaffen. Es ist dabei
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ganz müßig, darüber zu streiten, was von größerer Bedeu-tung ist, Menschheitsideale und Menschheitsziele aufzustel-len oder sie zu verwirklichen. Es geht hier wie so oft im Leben: das eine wäre vollkommen sinnlos ohne das andere. Die schönste theoretische Einsicht bleibt ohne Zweck und Wert, wenn nicht der Führer die Massen zu ihr hin in Be-wegung setzt. Und umgekehrt, was sollte alle Führergeniali-tät und aller Führerschwung, wenn nicht der geistvolle Theoretiker die Ziele für das menschliche Ringen aufstellen würde? Die Vereinigung aber von Theoretiker, Organisator und Führer in einer Person ist das Seltenste, was man auf dieser Erde finden kann; diese Vereinigung schafft den gro-ßen Mann.
Ich habe mich in der ersten Zeit meiner Tätigkeit in der Bewegung, wie schon bemerkt, der Propaganda gewidmet. Ihr mußte es gelingen, allmählich einen kleinen Kern von Menschen mit der neuen Lehre zu erfüllen, um so das Material heranzubilden, das später die ersten Elemente einer Organisation abgeben konnte. Dabei ging das Ziel der Propaganda meist über das der Organisation hinaus.
Wenn eine Bewegung die Absicht hegt, eine Welt ein-zureißen und eine neue an ihrer Stelle zu erbauen, dann muß in den Reihen ihrer eigenen Führerschaft über fol- gende Grundsätze vollkommene Klarheit herrschen: Jede Bewegung wird das von ihr gewonnene Men-schenmaterial zunächst in zwei große Grup-pen zu sichten haben: in Anhänger und Mit-glieder.
Aufgabe der Propaganda ist es, Anhän-ger zu werben, Aufgabe der Organisation, Mitglieder zu gewinnen.
Anhänger einer Bewegung ist, wer sich mit ihren Zielen einverstanden erklärt, Mitglied ist, wer für sie kämpft.
Der Anhänger wird einer Bewegung durch die Propaganda geneigt gemacht. Das Mitglied wird durch die Organi-sation veranlaßt, selbst mitzuwirken zur
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Werbung neuer Anhänger, aus denen sich dann wieder Mitglieder herausbilden können.
Da die Anhängerschaft nur eine passive Anerkennung einer Idee bedingt, während die Mitgliedschaft die aktive Vertretung und Verteidigung fordert, werden auf zehn Anhänger immer höchstens ein bis zwei Mitglieder treffen.
Die Anhängerschaft wurzelt nur in der Erkenntnis, die Mitgliedschaft in dem Mute, das Erkannte selbst zu vertreten und weiter zu verbreiten.
Die Erkenntnis in ihrer passiven Form entspricht der Majorität der Menschheit, die träge und feige ist. Die Mitgliedschaft bedingt aktivistische Gesinnung und ent-spricht damit nur der Minorität der Men-schen.
Die Propaganda wird demgemäß uner-müdlich dafür zu sorgen haben, daß eine Idee Anhänger gewinnt, während die Or-ganisation schärfstens darauf bedacht sein muß, aus der Anhängerschaft selbst nur das Wertvollste zum Mitglied zu ma-chen. Die Propaganda braucht sich deshalb nicht den Kopf zu zerbrechen über die Be-deutung jedes einzelnen der von ihr Be-lehrten, über Fähigkeit, Können und Ver-ständnis oder den Charakter derselben, während die Organisation aus der Masse dieser Elemente sorgfältigst zu sammeln hat, was den Sieg der Bewegung wirklich ermöglicht.
Die Propaganda versucht eine Lehre dem ganzen Volke aufzuzwingen, die Or-
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ganisation erfaßt in ihrem Rahmen nur diejenigen, die nicht aus psychologischen Gründen zum Hemmschuh für eine weitere Verbreitung der Idee zu werden drohen.
Die Propaganda bearbeitet die Gesamt-heit im Sinne einer Idee und macht sie reif für die Zeit des Sieges dieser Idee, während die Organisation den Sieg er-ficht durch den dauernden, organischen und kampffähigen Zusammenschluß der-jenigen Anhänger, die fähig und gewillt erscheinen, den Kampf für den Sieg zu führen.
Der Sieg einer Idee wird um so eher mög-lich sein, je umfassender die Propaganda die Menschen in ihrer Gesamtheit bearbei-tet hat und je ausschließlicher, straffer und fester die Organisation ist, die den Kampf praktisch durchführt.
Daraus ergibt sich, daß die Zahl der An-hänger nicht groß genug sein kann, die Zahl der Mitglieder aber leichter zu groß als zu klein sein wird.
Wenn die Propaganda ein ganzes Volk mit einer Idee erfüllt hat, kann die Or-ganisation mit einer Handvoll Menschen die Konsequenzen ziehen. Propaganda und Organisation, also Anhänger und Mitglie-der, stehen damit in einem bestimmten gegenseitigen Verhältnis. Je besser die Propaganda gearbeitet hat, um so kleiner kann die Organisation sein, und je grö-
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ßer die Zahl der Anhänger ist, um so be-scheidener kann die Zahl der Mitglieder sein und umgekehrt: Je schlechter die Propaganda ist, um so größer muß die Or-ganisation sein, und je kleiner die Anhän-gerschar einer Bewegung bleibt, um so um-fangreicher muß deren Mitgliederzahl sein, wenn sie überhaupt noch auf einen Er-folg rechnen will.
Die erste Aufgabe der Propaganda ist die Gewinnung von Menschen für die spä-tere Organisation; die erste Aufgabe der Organisation ist die Gewinnung von Men-schen zur Fortführung der Propaganda. Die zweite Aufgabe der Propaganda ist die Zersetzung des bestehenden Zustan-des und die Durchsetzung dieses Zustan-des mit der neuen Lehre, während die zweite Aufgabe der Organisation der Kampf um die Macht sein muß, um durch sie den endgültigen Erfolg der Lehre zu erreichen.
Der durchschlagendste Erfolg einer welt-anschaulichen Revolution wird immer dann erfochten werden, wenn die neue Weltan-schauung möglichst allen Menschen ge-lehrt und, wenn notwendig, später aufge-zwungen wird, während die Organisation der Idee, also die Bewegung, nur so viele erfassen soll, als zur Besetzung der Ner-venzentren des in Frage kommenden Staa-tes unbedingt erforderlich sind.
Das heißt mit anderen Worten folgendes:
In jeder wirklich großen weltumwälzenden Bewegung
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wird die Propaganda zunächst die Idee dieser Bewegung zu verbreiten haben. Sie wird also unermüdlich versuchen, die neuen Gedankengänge den andern klarzumachen, diese mit-hin auf ihren Boden herüberzuziehen oder doch in ihrer eigenen bisherigen Überzeugung unsicher zu machen. Da nun die Verbreitung einer Lehre, also die Propaganda, ein Rückgrat besitzen muß, so wird die Lehre sich eine feste Organisation geben müssen. Die Organisation erhält ihre Mitglieder aus der von der Propaganda gewonnenen all-gemeinen Anhängerschaft. Diese wird um so schneller wach-sen, je intensiver die Propaganda betrieben wird, und diese wieder vermag um so besser zu arbeiten, je stärker und kraftvoller die Organisation ist, die hinter ihr steht.
Höchste Aufgabe der Organisation ist es daher, dafür zu sorgen, daß nicht irgendwelche innere Uneinigkeiten innerhalb der Mitgliedschaft der Bewegung zu einer Spal-tung und damit zur Schwächung der Arbeit in der Bewe- gung führen; weiter, daß der Geist des entschlossenen An-griffs nicht ausstirbt, sondern sich dauernd erneuert und festigt. Die Zahl der Mitglieder braucht damit nicht ins Uferlose zu wachsen, im Gegenteil; da nur ein Bruchteil der Menschheit energisch und kühn veranlagt ist, würde eine Bewegung, die ihre Organisation endlos vergrößert, dadurch zwangsläufig eines Tages geschwächt werden. Organisa-tionen, also Mitgliederzahlen, die über eine gewisse Höhe hinauswachsen, ver-lieren allmählich ihre Kampfkraft und sind nicht mehr fähig, die Propaganda einer Idee entschlossen und angriffsweise zu unterstützen, beziehungsweise auszuwerten.
Je größer und innerlich revolutionärer nun eine Idee ist, um so aktivistischer wird deren Mitgliederstand werden, da mit der umstürzenden Kraft der Lehre eine Ge-fahr für deren Träger verbunden ist, die geeignet erscheint, kleine, feige Spießer von ihr fernzuhalten. Sie werden sich im stillen als Anhänger fühlen, aber ablehnen, dies durch die Mit-
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gliedschaft in aller Öffentlichkeit zu bekennen. Dadurch aber erhält die Organisation einer wirk-lich umwälzenden Idee nur die aktivsten der von der Propaganda gewonnenen An-hänger als Mitglieder. Gerade in dieser durch natürliche Auslese verbürgten Aktivität der Mitgliedschaft einer Bewegung liegt aber die Voraussetzung zu einer eben-so aktiven weiteren Propagierung derselben wie auch zum erfolgreichen Kampf um die Verwirklichung der Idee.
Die größte Gefahr, die einer Bewegung drohen kann, ist ein durch zu schnelle Erfolge abnorm angewachsener Mit-gliederstand. Denn so sehr auch eine Bewegung, solange sie bitter zu kämpfen hat, von allen feigen und egoistisch ver-anlagten Menschen gemieden wird, so schnell pflegen diese die Mitgliedschaft zu erwerben, wenn durch die Entwick-lung ein großer Erfolge der Partei wahrscheinlich gewor- den ist oder sich bereits eingestellt hat.
Dem ist es zuzuschreiben, warum viele siegreiche Be-wegungen vor dem Erfolg oder besser vor der letzten Voll-endung ihres Wollens aus unerklärlicher innerer Schwäche plötzlich zurückbleiben, den Kampf einstellen und endlich absterben. Infolge ihres ersten Sieges sind so viele schlechte, unwürdige, besonders aber feige Elemente in ihre Organi-sation gekommen, daß diese Minderwertigen über die Kampfkräftigen schließlich das Übergewicht erlangen und die Bewegung nun in den Dienst ihrer eigenen Interessen zwingen, sie auf das Niveau ihrer eigenen geringen Helden-haftigkeit herunterdrücken und nichts tun, den Sieg der ursprünglichen Idee zu vollenden. Das fanatische Ziel ist damit verwischt, die Kampfkraft gelähmt worden oder, wie die bürgerliche Welt in solchem Falle sehr richtig zu sagen pflegt: „In den Wein ist nun auch Wasser gekom-men.“ Und dann können allerdings die Bäume nicht mehr in den Himmel wachsen.
Es ist deshalb sehr notwendig, daß eine Bewegung aus reinem Selbsterhaltungs-trieb heraus, sowie sich der Erfolg auf ihre Seite stellt, sofort die Mitglieder-
Beschränkung der Mitgliederaufnahme 657
aufnahme sperrt und weiterhin nur mehr mit äußerster Vorsicht und nach gründlich-ster Prüfung eine Vergrößerung ihrer Organisation vornimmt. Sie wird nur dadurch den Kern der Bewegung unverfälscht frisch und gesund zu erhalten vermögen. Sie muß dafür sorgen, daß dann ausschließlich dieser Kern allein die Bewegung weiterleitet, d.h. die Propa-ganda bestimmt, die zu ihrer allgemeinen Anerkennung führen soll und als Inhabe-rin der Macht die Handlungen vornimmt, die zur praktischen Verwirklichung ihrer Ideen notwendig sind.
Aus dem Grundstamm der alten Bewegung hat sie nicht nur alle wichtigen Positionen des eroberten Gebildes zu besetzen, sondern auch die gesamte Leitung zu bilden. Und das so lange, bis die bisherigen Grundsätze und Lehren der Partei zum Fundament und Inhalt des neuen Staates ge-worden sind. Erst dann kann der aus ihrem Geiste gebore-nen besonderen Verfassung dieses Staates langsam der Zügel in die Hand gegeben werden. Das vollzieht sich mei-stens aber wieder nur in gegenseitigem Ringen, da es weni-ger eine Frage menschlicher Einsicht als des Spiels und Wirkens von Kräften ist, die im vornherein wohl erkannt, aber nicht für ewig gelenkt werden können.
Alle großen Bewegungen, mochten sie religiöser oder politischer Natur sein, haben ihre gewaltigen Erfolge nur der Erkenntnis und Anwendung dieser Grund-sätze zuzuschreiben, besonders aber alle dauerhaften Erfolge sind ohne Berück-sichtigung dieser Gesetze gar nicht denkbar.
Ich habe mich als Propagandaleiter der Partei sehr be-müht, nicht nur für die Größe der späteren Bewegung den Boden vorzubereiten, sondern durch eine sehr radikale Auf-fassung in dieser Arbeit auch dahin gewirkt, daß die Or-
Abschreckung der Lauen 658
ganisation nur bestes Material erhalte. Denn je radikaler und aufpeitschender meine Propaganda war, um so mehr schreckte dies Schwächlinge und zaghafte Naturen zurück und verhinderte deren Eindringen in den ersten Kern unserer Organisation. Sie sind vielleicht Anhänger geblieben, aber gewiß nicht mit lauter Betonung, sondern unter ängst- lichem Verschweigen dieser Tatsache. Wieviel Tausende haben mir nicht damals versichert, daß sie ja an sich ganz einverstanden mit allem wären, aber nichtsdestoweniger unter keinen Umständen Mitglied sein könnten. Die Bewe-gung wäre so radikal, daß eine Mitgliedschaft bei ihr den einzelnen wohl schwersten Beanstandungen, ja Gefahren aussetze, so daß man es dem ehrsamen, friedlichen Bürger nicht verdenken dürfe, wenigstens zunächst beiseitezustehen, wenn er auch mit dem Herzen vollkommen zur Sache gehöre.
Und das war gut so.
Wenn diese Menschen, die mit der Revolution innerlich nicht einverstanden waren, damals alle in unsere Partei gekommen wären, und zwar als Mitglieder, so könnten wir uns heute als fromme Bruderschaft, aber nicht mehr als junge kampfesfreudige Bewegung betrachten.
Die lebendige und draufgängerische Form, die ich damals unserer Propaganda gab, hat die radikale Tendenz unserer Bewegung gefestigt und garantiert, da nunmehr wirklich nur radikale Menschen – von Ausnahmen abgesehen – zur Mitgliedschaft bereit waren.
Dabei hat diese Propaganda doch so gewirkt, daß uns schon nach kurzer Zeit Hunderttausende innerlich nicht nur recht gaben, sondern unseren Sieg wünschten, wenn sie auch persönlich zu feige waren, dafür Opfer zu bringen oder gar einzutreten.
Bis Mitte 1921 konnte diese bloß werbende Tätigkeit noch genügen und der Bewegung von Nutzen sein. Besondere Ereignisse im Hochsommer dieses Jahres ließen es aber angezeigt erscheinen, daß nun nach dem langsam sichtbaren Erfolg der Propaganda die Organisation dem angepaßt und gleichgestellt werde.
Der Versuch einer Gruppe völkischer Phantasten, unter
Reorganisation der Bewegung 659
fördernder Unterstützung des damaligen Vorsitzenden der Partei, sich die Leitung derselben zu verschaffen, führte zum Zusammenbruch dieser kleinen Intrige und übergab mir in einer Generalmitgliederversammlung einstimmig die ge-samte Leitung der Bewegung. Zugleich erfolgte die An-nahme einer neuen Satzung, die dem ersten Vorsitzenden der Bewegung die volle Verantwortung überträgt, Ausschuß-beschlüsse grundsätzlich aufhebt und an Stelle dessen ein System von Arbeitsteilung einführt, das sich seitdem in der segensreichsten Weise bewährt hat.
Ich habe vom 1. August 1921 ab diese innere Reorgani-sation der Bewegung übernommen und dabei die Unter-stützung einer Reihe ausgezeichneter Kräfte gefunden, die ich in einem besonderen Anhange noch zu nennen für nötig halte.
Bei dem Versuch, die Ergebnisse der Propaganda nun organisatorisch zu verwerten und damit festzulegen, mußte ich mit einer Reihe von bisherigen Gewohnheiten aufräu-men und Grundsätze zur Einführung bringen, die keine der bestehenden Parteien besaß oder auch nur anerkannt hätte.
In den Jahren 1919 bis 1920 hatte die Bewegung zu ihrer Leitung einen Ausschuß, der durch Mitgliederver-sammlungen, die selber wieder durch das Gesetz vorgeschrie-ben wurden, gewählt war. Der Ausschuß bestand aus einem ersten und zweiten Kassierer, einem ersten und zweiten Schriftführer und als Kopf einem ersten und zweiten Vor-sitzenden. Dazu kamen noch ein Mitgliederwart, der Chef der Propaganda und verschiedene Beisitzer.
Dieser Ausschuß verkörperte, so komisch es war, eigentlich das, was die Bewegung selbst am schärfsten bekämpfen wollte, nämlich den Parlamentarismus. Denn es war selbstverständlich, daß es sich dabei um ein Prinzip handelte, das von der kleinsten Ortsgruppe über die spä- teren Bezirke, Gaue, Länder hinweg bis zur Reichsleitung ganz dasselbe System verkörperte, unter dem wir alle litten und auch heute noch leiden.
Es war dringend notwendig, eines Tages hier Wandel zu schaffen, wenn nicht die Bewegung infolge der schlechten
Aufhebung des „Parlamentarismus“ 660
Grundlage ihrer inneren Organisation für dauernd ver- dorben und dadurch unfähig werden sollte, einst ihrer hohen Mission zu genügen.
Die Ausschußsitzungen, über die ein Protokoll geführt wurde und in denen mit Majorität abgestimmt und Ent-scheidungen getroffen worden waren, stellten in Wirklich-keit ein Parlament im kleinen dar. Auch hier fehlte jede persönliche Verantwortung und Verantwortlichkeit. Auch hier regierten der gleiche Widersinn und dieselbe Unvernunft wie in unseren großen staatlichen Vertretungskörpern. Man ernannte für diesen Ausschuß Schriftführer, Männer für das Kassenwesen, Männer für die Mitgliederschaft der Or-ganisation, Männer für die Propaganda und für weiß Gott sonst noch was, ließ sie dann aber doch zu jeder einzelnen Frage alle gemeinsam Stellung nehmen und durch Abstim-mung entscheiden. Also der Mann, der für Propaganda da war, stimmte ab über eine Angelegenheit, die den Mann der Finanzen betraf, und dieser wieder stimmte ab über eine Angelegenheit, die die Organisation anging, und dieser wieder über eine Sache, die nur die Schriftführer hätte be-kümmern sollen usw.
Warum man dann aber erst einen besonderen Mann für Propaganda bestimmte, wenn Kassierer, Schriftwarte, Mit-gliederwarte usw. über diese angehenden Fragen zu urteilen hatten, erscheint einem gesunden Gehirn genau so unver-ständlich, wie es unverständlich wäre, wenn in einem gro-ßen Fabrikunternehmen immer die Vorstände oder Kon-strukteure anderer Abteilungen und anderer Zweige die Fragen entscheiden müßten, die mit ihren Angelegenheiten gar nichts zu tun haben.
Ich habe mich diesem Wahnsinn nicht gefügt, sondern bin schon nach ganz kurzer Zeit den Sitzungen ferngeblie-ben. Ich machte meine Propaganda und damit basta, und verbat es mir im übrigen, daß der nächstbeste Nichtskönner auf diesem Gebiet etwa versuchte, mir dreinzureden. Genau so wie ich umgekehrt auch den anderen nicht in den Kram hineinfuhr.
Als die Annahme der neuen Statuten und meine Be-
Verantwortlichkeit des Führers 661
rufung auf den Posten des ersten Vorsitzenden mir unter- des die notwendige Autorität und das entsprechende Recht gegeben hatten, fand dieser Unsinn auch sofort eine Ende. An Stelle von Ausschußbeschlüssen wurde das Prinzip der absoluten Verantwortlichkeit eingeführt.
Der erste Vorsitzende ist verantwortlich für die gesamte Leitung der Bewegung. Er teilt die unter ihm stehenden Kräfte des Ausschusses sowohl als die sonst noch notwen-digen Mitarbeiter in die zu leistende Arbeit ein. Jeder dieser Herren ist damit für die ihm übertragenen Aufgaben restlos verantwortlich. Er untersteht nur dem ersten Vor-sitzenden, der für das Zusammenwirken aller zu sorgen hat, beziehungsweise durch die Auswahl der Personen und die Ausgabe allgemeiner Richtlinien diese Zusammenarbeit selbst herbeiführen muß.
Dieses Gesetz der prinzipiellen Verantwortlichkeit ist all-mählich zur Selbstverständlichkeit innerhalb der Bewegung geworden, wenigstens soweit dies die Parteileitung betrifft. In den kleinen Ortsgruppen und vielleicht auch noch in Gauen und Bezirken wird es jahrelang dauern, bis man diese Grundsätze durchdrücken wird, da natürlich Angsthasen und Nichtskönner sich immer dagegen wehren werden; ihnen wird die alleinige Verantwortlichkeit für ein Unter-nehmen stets unangenehm sein; sie fühlen sich freier und wohler, wenn sie bei jeder schweren Entscheidung die Rücken-deckung durch die Majorität eines sogenannten Ausschusses haben. Es scheint mir aber notwendig, gegen solche Gesin-nung mit äußerster Schärfe Stellung zu nehmen, der Feig-heit vor der Verantwortlichkeit keine Konzession zu machen und dadurch, wenn auch erst nach langer Zeit, eine Auf-fassung von Führerpflicht und Führerkönnen zu erzielen, die ausschließlich diejenigen zur Führung bringen wird, die wirklich dazu berufen und auserwählt sind.
Jedenfalls muß aber eine Bewegung, die den parlamen-tarischen Wahnsinn bekämpfen will, selbst von ihm frei sein. Sie kann auch nur auf solcher Grundlage die Kraft zu ihrem Kampfe gewinnen.
Eine Bewegung, die in einer Zeit der
Der Embryo-Zustand der Bewegung 662
Herrschaft der Majorität in allem und jedem sich selbst grundsätzlich auf das Prinzip des Führergedankens und der daraus bedingten Verantwortlichkeit ein-stellt, wird eines Tages mit mathemati-scher Sicherheit den bisherigen Zustand überwinden und als Siegerin hervor-gehen.
Dieser Gedanke führte innerhalb der Bewegung zu einer vollständigen Neuorganisation derselben. Und in seiner logischen Auswirkung auch zu einer sehr scharfen Trennung der geschäftlichen Betriebe der Bewegung von der allgemein politischen Leitung. Grundsätzlich wurde der Gedanke der Verantwortlichkeit auch auf die gesamten Parteibetriebe ausgedehnt und führte nun zwangsläufig in eben dem Maße zu einer Gesundung derselben, in dem sie, von poli-tischen Einflüssen befreit, auf rein wirtschaftliche Gesichts-punkte eingestellt wurden.
Als ich im Herbst 1919 zur damaligen Sechsmännerpartei kam, hatte diese weder eine Geschäftsstelle noch einen An-gestellten, ja nicht einmal Formulare oder Stempel, nichts Gedrucktes war vorhanden. Ausschußlokal war erst ein Gast-hof in der Herrnstraße und später ein Café am Gasteig. Das war ein unmöglicher Zustand. Ich setzte mich denn auch kurze Zeit danach in Bewegung und suchte eine ganze An-zahl Münchener Restaurants und Gastwirtschaften ab, in der Absicht, ein Extrazimmer oder einen sonstigen Raum für die Partei mieten zu können. Im ehemaligen Sterneckerbräu im Tal befand sich ein kleiner gewölbeartiger Raum, der früher einmal den Reichsräten von Bayern als eine Art Kneipzimmer gedient hatte. Er war finster und dunkel und paßte dadurch ebensogut für seine frühere Bestimmung, als er wenig der ihm zugedachten neuen Verwendung entsprach. Das Gäßchen, in das sein einziges Fenster mündete, war so schmal, daß selbst am hellsten Sommertage das Zimmer düster und finster blieb. Dies wurde unsere erste Geschäfts-stelle. Da die Miete monatlich nur fünfzig Mark betrug (für uns damals eine Riesensumme!), konnten wir aber
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keine großen Anforderungen stellen und durften uns nicht einmal beklagen, als man vor unserem Einzug noch schnell die einst für die Reichsräte bestimmte Täfelung der Wände herausriß, so daß der Raum nun wirklich mehr den Ein- druck einer Gruft als den eines Büros hinterließ.
Und doch war dies schon ein ungeheurer Fortschritt. Langsam erhielten wir elektrisches Licht, noch langsamer ein Telephon; ein Tisch mit einigen geliehenen Stühlen kam hinein, endlich eine offene Stellage, noch etwas später ein Schrank; zwei Kredenzen, die dem Wirt gehörten, sollten zur Aufbewahrung von Flugblättern, Plakaten usw. dienen.
Der bisherige Betrieb, das heißt die Leitung der Bewe-gung durch eine in der Woche einmal stattfindende Sitzung des Ausschusses, war auf die Dauer unhaltbar. Nur ein von der Bewegung besoldeter Beamte konnte einen lau-fenden Geschäftsbetrieb garantieren.
Das war damals sehr schwer. Die Bewegung hatte noch so wenig Mitglieder, daß es eine Kunst war, unter ihnen einen geeigneten Mann ausfindig zu machen, der bei ge-ringsten Ansprüchen für seine eigene Person die vielfäl- tigsten Ansprüche der Bewegung befriedigen konnte.
In einem Soldaten, einem ehemaligen Kameraden von mir, Schüßler, wurde nach langem Suchen der erste Geschäftsführer der Partei gefunden. Er kam erst täglich zwischen sechs und acht Uhr in unser neues Büro, später zwischen fünf und acht Uhr, endlich jeden Nachmittag, und kurze Zeit darauf wurde er voll übernommen und ver- richtete nun vom Morgen bis in die späte Nacht hinein seinen Dienst. Er war ein ebenso fleißiger wie redlicher, grundehrlicher Mensch, der sich persönlich alle Mühe gab, und der besonders der Bewegung selbst treu anhing. Schüß-ler brachte eine kleine Adler-Schreibmaschine mit, die sein Eigentum war. Es war das erste derartige Instrument im Dienste unserer Bewegung. Sie wurde später durch Raten-zahlungen von der Partei erworben. Ein kleiner Kassen-schrank schien notwendig zu sein, um die Kartothek und die Mitgliedsbücher vor Diebesfingern zu sichern. Die Anschaf-fung erfolgte also nicht, um die großen Gelder zu deponieren,
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die wir damals etwa besessen hätten. Im Gegenteil, es war alles unendlich ärmlich, und ich habe oft von meinen kleinen Ersparnissen zugesetzt.
Eineinhalb Jahre später war die Geschäftsstelle zu klein, und es erfolgte der Umzug in das neue Lokal an der Corneliusstraße. Wieder war es eine Wirtschaft, in die wir zogen, allein wir besaßen nun nicht mehr bloß einen Raum, sondern bereits drei Räume und einen großen Schalter- raum dazu. Damals kam uns das schon als viel vor. Hier blieben wir bis zum November 1923.
Im Dezember 1920 erfolgte die Erwerbung des „Völki-schen Beobachter“. Dieser, der schon seinem Namen ent-sprechend im allgemeinen für völkische Belange eintrat, sollte nun zum Organ der NSDAP. umgestellt werden. Er erschien erst wöchentlich zweimal, wurde Anfang 1923 Tageszeitung und erhielt Ende August 1923 sein später bekanntes großes Format.
Ich habe damals als vollständiger Neuling auf dem Ge-biete des Zeitungswesens auch manches schlimme Lehrgeld bezahlen müssen.
An sich mußte einem die Tatsache, daß gegenüber der ungeheuren jüdischen Presse kaum eine einzige wirklich bedeutende völkische Zeitung bestand, zu denken geben. Es lag dies, wie ich dann in der Praxis unzählige Male selber feststellen konnte, zu seinem sehr großen Teil an der wenig geschäftstüchtigen Aufmachung der sogenannten völ-kischen Unternehmungen überhaupt. Sie wurden viel zu sehr nach dem Gesichtspunkt geführt, daß Gesinnung vor die Leistung zu treten hätte. Ein ganz falscher Standpunkt, insofern die Gesinnung ja nichts Äußerliches sein darf, sondern geradezu ihren schönsten Ausdruck in der Leistung findet. Wer für sein Volk wirklich Wertvolles schafft, be-kundet damit eine ebenso wertvolle Gesinnung, während ein anderer, der bloß Gesinnung heuchelt, ohne in Wirklich-keit seinem Volke nützliche Dienste zu verrichten, ein Schädling jeder wirklichen Gesinnung ist. Er belastet auch die Gemeinschaft mit seiner Gesinnung.
Auch der „Völkische Beobachter“ war, wie schon
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der Name sagt, ein sogenanntes „völkisches“ Organ mit all den Vorzügen und noch mehr Fehlern und Schwächen, die den völkischen Einrichtungen anhafteten. So ehrenhaft sein Inhalt war, so kaufmännisch unmöglich war die Verwaltung des Unternehmens. Auch bei ihm lag die Meinung zu- grunde, daß völkische Zeitungen durch völkische Spenden erhalten werden müßten, anstatt der, daß sie sich im Kon-kurrenzkampf mit den anderen eben durchzusetzen haben, und daß es eine Unanständigkeit ist, die Nachlässigkeiten oder Fehler der geschäftlichen Führung des Unternehmens durch Spenden gutgesinnter Patrioten decken zu wollen.
Ich habe mich jedenfalls bemüht, diesen Zustand, den ich in seiner Bedenklichkeit bald erkannt hatte, zu beseitigen, und das Glück half mir dabei insofern, als es mich den Mann kennenlernen ließ, der seitdem nicht nur als geschäft-licher Leiter der Zeitung, sondern auch als Geschäfts- führer der Partei für die Bewegung unendlich Verdienst-volles geleistet hat. Im Jahre 1914, also im Felde, lernte ich (damals noch als meinen Vorgesetzten) den heutigen Generalgeschäftsführer der Partei, Max Amann, kennen. In den vier Jahren Kriegszeit hatte ich Gelegenheit, fast dauernd die außerordentliche Fähigkeit, den Fleiß und die peinliche Gewissenhaftigkeit meines späteren Mitarbeiters zu beobachten.
Im Hochsommer 1921, als die Bewegung sich in einer schweren Krise befand und ich mit einer Anzahl von An-gestellten nicht mehr zufrieden sein konnte, ja mit einem einzelnen die bitterste Erfahrung gemacht hatte, wandte ich mich an meinen einstigen Regimentskameraden, den mir der Zufall eines Tages zuführte, mit der Bitte, er möge nun der Geschäftsführer der Bewegung werden. Nach lan-gem Zögern – Amann befand sich in einer aussichtsreichen Stellung – willigte er endlich ein, allerdings unter der ausdrücklichen Bedingung, daß er niemals einen Büttel für irgendwelche nichtskönnende Ausschüsse abzugeben haben würde, sondern ausschließlich nur einen einzigen Herrn anerkenne.
Es ist das unauslöschliche Verdienst dieses kaufmännisch
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wirklich umfassend gebildeten ersten Geschäftsführers der Bewegung, in die Parteibetriebe Ordnung und Sauberkeit hineingebracht zu haben. Sie sind seitdem vorbildlich ge-blieben und konnten von keiner der Untergliederungen der Bewegung erreicht, geschweige denn übertroffen werden. Wie immer im Leben ist aber überragende Tüchtigkeit nicht selten der Anlaß zu Neid und Mißgunst. Das mußte man natürlich auch in diesem Falle erwarten und geduldig in Kauf nehmen.
Schon im Jahre 1922 waren im allgemeinen feste Richt-linien sowohl für den geschäftlichen als auch rein organi-satorischen Ausbau der Bewegung vorhanden. Es bestand bereits eine vollständige Zentralkartothek, die sämtliche zur Bewegung gehörenden Mitglieder umfaßte. Ebenso war die Finanzierung der Bewegung in gesunde Bahnen gebracht worden. Laufende Ausgaben mußten durch laufende Ein-nahmen gedeckt werden, außerordentliche Einnahmen wurd-en nur für außerordentliche Ausgaben verwendet. Trotz der Schwere der Zeit blieb die Bewegung dadurch, ab-gesehen von kleineren laufenden Rechnungen, fast schulden-frei, ja es gelang ihr sogar, eine dauernde Vermehrung ihrer Werte vorzunehmen. Es wurde gearbeitet wie in einem Privatbetrieb: das angestellte Personal hatte sich durch Leistung auszuzeichnen und konnte sich keineswegs nur auf die berühmte „Gesinnung“ berufen. Die Gesinnung je- des Nationalsozialisten beweist sich zuerst in seiner Bereit-willigkeit, in seinem Fleiß und Können zur Leistung der ihm von der Volksgemeinschaft übertragenen Arbeit. Wer seine Pflicht hier nicht erfüllt, soll sich nicht einer Gesinnung rühmen, gegen die er selbst in Wahrheit sündigt. Von dem neuen Geschäftsführer der Partei wurde, entgegen allen möglichen Einflüssen, mit äußerster Energie der Stand- punkt vertreten, daß Parteibetriebe keine Sinekure für wenig arbeitsfreudige Anhänger oder Mitglieder sein dürfen. Eine Bewegung, die in so scharfer Form gegen die partei-mäßige Korruption unseres heutigen Verwaltungsapparates kämpft, muß ihren eigenen Apparat von solchen Lastern rein halten. Es kam der Fall vor, daß in die Verwal-
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tung der Zeitung Angestellte aufgenommen wurden, die ihrer früheren Gesinnung nach zur Bayerischen Volkspartei gehörten, allein an ihren Leistungen gemessen, sich als aus-gezeichnet qualifiziert erwiesen. Das Ergebnis dieses Ver-suches war im allgemeinen hervorragend. Gerade durch diese ehrliche und offene Anerkennung der wirklichen Lei-stung des einzelnen hat sich die Bewegung die Herzen dieser Angestellten schneller und gründlicher erobert, als dies sonst je der Fall gewesen wäre. Sie wurden später gute National-sozialisten und blieben dies, nicht nur dem Munde nach, sondern bezeugten es durch die gewissenhafte, ordentliche und redliche Arbeit, die sie im Dienste der neuen Bewegung vollbrachten. Es ist selbstverständlich, daß der gutqualifizierte Parteigenosse dem ebensogut angeschriebenen Nichtpartei-genossen vorgezogen wurde. Allein niemand erhielt eine Anstellung auf Grund seiner Parteizugehörigkeit allein. Die Entschiedenheit, mit welcher der neue Geschäftsführer diese Grundsätze vertrat und allmählich, allen Widerständen zum Trotz, durchsetzte, war später für die Bewegung von größtem Nutzen. Nur dadurch war es möglich, daß in der schwierigen Inflationszeit, da Zehntausende von Unter-nehmen zugrunde gingen und Tausende von Zeitungen schließen mußten, die Geschäftsleitung der Bewegung nicht nur stehenblieb und ihren Aufgaben genügen konnte, son-dern daß der „Völkische Beobachter“ einen immer größe- ren Ausbau erfuhr. Er war damals in die Reihe der großen Zeitungen eingetreten.
Das Jahr 1921 hatte weiter die Bedeutung, daß es mir durch meine Stellung als Vorsitzender der Partei langsam gelang, auch die einzelnen Parteibetriebe der Kritik und dem Hineinreden von soundso viel Ausschußmitgliedern zu entziehen. Es war dies wichtig, weil man einen wirklich fähigen Kopf für eine Aufgabe nicht gewinnen konnte, wenn ihm dauernd Nichtskönner dazwischenschwätzten, die alles besser verstanden, um in Wirklichkeit einen heillosen Wirrwarr zurückzulassen. Worauf sich dann allerdings diese Alleskönner meistens ganz bescheiden zurückzogen, um ein anderes Feld für ihre kontrollierende und inspirierende
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Tätigkeit auszuspionieren. Es gab Menschen, die von einer förmlichen Krankheit besessen waren, hinter allem und jedem etwas zu finden, und die sich in einer Art Dauer-schwangerschaft von ausgezeichneten Plänen, Gedanken, Projekten, Methoden befanden. Ihr idealstes und höchstes Ziel war dann meist die Bildung eines Ausschusses, der als Kontrollorgan die ordentliche Arbeit der anderen fach-männisch zu beschnüffeln hatte. Wie beleidigend und wie unnationalsozialistisch es aber ist, wenn Menschen, die eine Sache nicht verstehen, den wirklichen Fachleuten ununter-brochen dreinreden, kam manchem dieser Ausschüßler wohl nicht zum Bewußtsein. Ich habe es jedenfalls als meine Pflicht angesehen, in diesen Jahren alle ordentlich arbei-tenden und mit Verantwortung belasteten Kräfte der Be-wegung vor solchen Elementen in Schutz zu nehmen, ihnen die notwendige Rückendeckung und das freie Arbeitsfeld nach vorne zu verschaffen.
Das beste Mittel, solche Ausschüsse, die nichts taten oder nur praktisch undurchführbare Beschlüsse zusammenbrau-ten, unschädlich zu machen, war allerdings das, ihnen irgend-eine wirkliche Arbeit zuzuweisen. Es war zum Lachen, wie lautlos sich dann solch ein Verein verflüchtigte und plötz-lich ganz unauffindbar wurde. Ich gedachte dabei unserer größten derartigen Institution, des Reichstages. Wie wür- den da plötzlich alle verduften, wenn man ihnen nur statt des Geredes eine wirkliche Arbeit zuwiese, und zwar eine Arbeit, die jeder einzelne dieser Schwadroneure unter per-sönlichster Verantwortlichkeit zu leisten hätte.
Ich habe schon damals immer die Forderung gestellt, daß wie überall im privaten Leben auch in der Bewegung für die einzelnen Betriebe so lange gesucht werden müßte, bis der ersichtlich fähige und ehrliche Beamte, Verwalter oder Leiter sich gefunden hätte. Diesem war dann aber un-bedingte Autorität und Handlungsfreiheit nach unten zu geben bei Aufbürdung restloser Verantwortlichkeit nach oben, wobei niemand Autorität Untergebenen gegenüber erhält, der nicht selbst Besserkönner der betreffenden Arbeit ist. Im Verlaufe von zwei Jahren habe ich mich mit meiner
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Ansicht immer mehr durchgesetzt, und heute ist sie in der Bewegung, wenigstens soweit die oberste Leitung in Frage kommt, bereits selbstverständlich.
Der sichtbare Erfolg dieser Handlung aber zeigte sich am 9. November 1923: Als ich vier Jahre vorher zur Bewe- gung kam, war nicht einmal ein Stempel vorhanden. Am 9. November 1923 fand die Auflösung der Partei, die Be-schlagnahme ihres Vermögens statt. Dieses bezifferte sich einschließlich aller Wertobjekte und der Zeitung bereits auf über hundertsiebzigtausend Goldmark.
Werter stahlnetzrd-!
Sie können ja hier in die Blockchain einhacken was sie wollen, die reine Veröffentlichung der Thesen Adolf Hitlers erscheint zumindest mir irgendwie als ziemlich durchsichtiger Versuch, diese Plattform zu diskreditieren, eigene Gedanken äußern sie ja nicht.
Mit welcher Intention betreiben Sie das?
a. schlechter Historiker?
b. überzeugter National-Sozialist?
c. Agent provocateur?
d. Vollidiot?
Diese Plattform überlebt auch derartigen "Content", meine ich zumindest!
BGvB
Ungeachtet einer Wertung Veröffentliche ich hier Bücher aus dem 3. Reich.
Denn ich glaube das die Menschen ein recht auf die Wahrheit haben, auch wenn sie den Herrschern unbequem ist.
Es geht mir hier nicht um eine politische Wertung jener Sichtweisen und Ereignisse.
Es kann aber auch nicht sein, das Werke aus jener Zeit aus Angst unter der Zensur verschwinden, und die Menschen folglich der Interpretation und der Behauptung der Herrscher ausgeliefert sind, welche es ja bekanntermaßen auch nicht so genau mit der Wahrheit haben.
Bezüglich Ihrer Frage würde ich mit (a.) antworten. Wobei Ihre Wertung natürlich Ihre Meinung ist.
Das ich keine eigenen Gedanken dazu äußere hat eben den Grund, das ich nicht Werten will.
Der Begriff "Wahrheit" erscheint mir, zurückhaltend ausgedrückt, etwas unpassend in diesem Zusammenhang, Sie wollen offenbar die Worte der von Ihnen ausgewählten Werke direkt auf steemit veröffentlichen!
Orginalquellen aus dem dritten Reich sind nun aber ja auch durchaus breit verfügbar, wenn man das unbedingt persönlich oder aus wissenschaftlichen oder beruflichen Gründen haben will.
Das ist aber nicht Sinn und Zweck dieser Plattform- Sie müssen schon "eigenen Content" schaffen, dazu gehört das 1:1 Einhacken der Thesen Adolf Hitlers per copy and paste sicher nicht! Ist aber nur meine Meinung!
Das "Steemit-System" wird Sie dann wohl hier ziemlich zeitnah- und aus meiner Sicht in diesem Fall auch mal zurecht- entsprechend regulieren.
BGvB
Absolute Zustimmung meinerseits!
Richtig, ungeachtet jeder Wertung. Ist doch wichtig das auch dieses Werk Öffentlich zugänglich bleibt.
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