Adolf Hitler / Mein Kampf (Band 2, Kapitel 9.) Teil2steemCreated with Sketch.

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9 . Kapitel Teil 2
Versagen der Staatsorgane 602
ihnen selbst nicht bezwungen werden konnte, der sie viel-mehr selbst bezwang, auch von uns nicht zu brechen war. Was sollte man sagen zu Staatsbeamten, Polizeipräsidenten, ja selbst Ministern, die mit wirklich unanständiger Ge-sinnungslosigkeit sich nach außen als „nationale“ Männer hinzustellen beliebten, bei allen Auseinandersetzungen aber, die wir Nationalsozialisten mit dem Marxismus hatten, die-sem die schmählichsten Handlangerdienste leisteten! Was sollte man zu Menschen sagen, die in ihrer Selbsterniedri-gung so weit gingen, daß sie für ein erbärmliches Lob jüdischer Zeitungen ohne weiteres die Männer verfolgten, deren heldenmütigem Einsatz des eigenen Lebens sie es zum Teil zu verdanken hatten, wenn sie nicht wenige Jahre vorher von der roten Meute als zerfetzte Kadaver an Laternenpfähle gehängt worden waren!
Es waren dies so traurige Erscheinungen, daß sie einmal den unvergeßlichen verstorbenen Präsidenten Pöhner, der in seiner harten Geradlinigkeit alle Kriecher haßte, wie nur ein Mensch mit ehrlichem Herzen zu hassen vermag, zu dem derben Ausspruch hinrissen: „Ich wollte in meinem ganzen Leben nichts anderes sein als erst ein Deutscher und dann ein Beamter, und ich möchte niemals mit jenen Kreaturen verwechselt werden, die sich als Beamtenhuren jedem prostituieren, der augenblicklich den Herrn zu spie-len vermag.“ –
Es war dabei besonders traurig, daß diese Sorte von Men-schen allmählich Zehntausende der ehrlichsten und bravsten deutschen Staatsdiener nicht nur unter ihre Gewalt bekam, sondern auch noch mit ihrer eigenen Gesinnungslosigkeit langsam ansteckte, die redlichen dagegen mit grimmigem Haß verfolgte und endlich aus Amt und Stellung hinausbiß, während sie dabei sich selbst immer noch in heuchlerischer Verlogenheit als „nationale“ Männer präsentierte.
Von solchen Menschen durften wir irgendeine Unter-stützung niemals erhoffen, und wir haben sie auch nur in ganz seltenen Fällen erhalten. Lediglich der Ausbau eigenen Schutzes konnte die Tätigkeit der Bewegung sicherstellen und ihr zugleich jene öffentliche Aufmerksamkeit und allge-
Selbstschutz, nicht „Wehrverband“ 603
meine Achtung erringen, die man dem zollt, der sich, wenn angegriffen, selber zur Wehr setzt.
Als Leitgedanke für die innere Ausbildung dieser Sturm-abteilung war immer die Absicht vorherrschend, sie, neben aller körperlichen Ertüchtigung, zu einer unerschütterlich überzeugten Vertreterin der nationalsozialistischen Idee auszubilden und endlich ihre Disziplin im höchsten Aus- maß zu festigen. Sie sollte nichts zu tun haben mit einer Wehrorganisation bürgerlicher Auffassung, ebenso aber auch gar nichts mit einer Geheimorganisation.
Warum ich schon zu jener Zeit mich auf das schärfste dagegen verwahrte, die SA. der NSDAP. als sogenannten Wehrverband aufziehen zu lassen, hatte seinen Grund in folgender Erwägung:
Rein sachlich kann eine Wehrausbildung eines Volkes nicht durch private Verbände durchgeführt werden, außer unter Beihilfe ungeheuerster staatlicher Mittel. Jeder an- dere Glaube fußt auf großer Überschätzung des eigenen Kön-nens. Es ist nun einmal ausgeschlossen, daß man mit so-genannter „freiwilliger Disziplin“ über einen bestimmten Umfang hinaus Organisationen aufbauen kann, die mili-tärischen Wert besitzen. Es fehlt hier die wichtigste Stütze der Befehlsgewalt, nämlich die Strafgewalt. Wohl war es im Herbst oder besser noch im Frühjahr 1919 möglich, so-genannte „Freikorps“ aufzustellen, allein nicht nur, daß sie damals zum größten Teil durch die Schule des alten Heeres gegangene Frontkämpfer besaßen, sondern die Art der Ver-pflichtung, die sie den einzelnen auferlegten, unterwarf diese wenigstens auf befristete Zeit ebenso unbedingt dem militärischen Gehorsam.
Dies fehlt einer freiwilligen „Wehrorganisation“ von heute vollständig. Je größer ihr Verband wird, um so schwächer wird die Disziplin, um so geringer dürfen die An-forderungen sein, die man im einzelnen an die Leute stellt, und um so mehr wird das Ganze den Charakter der alten unpolitischen Krieger- und Veteranenvereine annehmen.
Eine freiwillige Erziehung zum Heeresdienst ohne sicher-gestellte unbedingte Befehlsgewalt wird in großen Massen
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nie durchzuführen sein. Es werden immer nur wenige die Bereitwilligkeit besitzen, sich aus freien Stücken einem Zwang zum Gehorsam zu unterwerfen, wie er beim Heere als selbstverständlich und natürlich galt.
Weiter läßt sich eine wirkliche Ausbildung nicht durch-führen infolge der lächerlich geringen Mittel, die für einen solchen Zweck einem sogenannten Wehrverbande zur Ver-fügung stehen. Die beste, zuverlässigste Ausbildung müßte aber gerade die Hauptaufgabe einer solchen Institution sein. Seit dem Kriege sind nun acht Jahre verflossen, und seit dieser Zeit ist kein Jahrgang unserer deutschen Jugend mehr planmäßig ausgebildet worden. Es kann aber doch nicht die Aufgabe eines Wehrverbandes sein, die bereits ausgebildeten Jahrgänge von einst zu erfassen, da man ihm sonst sofort mathematisch vorrechnen kann, wann das letzte Mitglied diese Korporation verlassen wird. Selbst der jüngste Soldat von 1918 wird in zwanzig Jahren kampf-unfähig sein, und wir nähern uns in bedenklicher Schnelle diesem Zeitpunkte. Damit wird jeder sogenannte Wehrver-band zwangsläufig immer mehr den Charakter einer alten Kriegervereinigung annehmen. Dies kann aber nicht der Sinn einer Einrichtung sein, sie sich eben nicht als Krie-ger-, sondern als Wehrverein bezeichnet, und die schon durch ihren Namen auszudrücken bestrebt ist, daß sie nicht nur in der Erhaltung der Tradition und der Zusammen-gehörigkeit ehemaliger Soldaten ihre Mission erblickt, son-dern in der Ausbildung des Wehrgedankens und in der praktischen Vertretung dieses Gedankens, also in der Schaf-fung eines wehrhaften Körpers.
Diese Aufgabe jedoch erfordert dann unbedingt die Aus-bildung der bisher noch nicht militärisch gedrillten Ele-mente, und dies ist in der Praxis tatsächlich unmöglich. Mit einer wöchentlich ein- oder zweistündigen Ausbildung kann man wirklich keinen Soldaten schaffen. Bei den heutigen enorm gesteigerten Anforderungen, die der Kriegsdienst an den einzelnen Mann stellt, ist eine zweijährige Dienst- zeit vielleicht gerade noch ausreichend, um den unausgebil-deten jungen Mann in einen gelernten Soldaten zu ver-
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wandeln. Wir haben ja alle im Felde die fürchterlichen Folgen vor Augen gehabt, die sich für junge, im Kriegs-handwerk nicht gründlich ausgebildete Soldaten ergaben. Freiwilligenformationen, die fünfzehn und zwanzig Wochen lang mit eiserner Entschlossenheit bei grenzenloser Hin- gabe gedrillt worden waren, stellten an der Front nichts-destoweniger nur Kanonenfutter dar. Nur in die Reihen erfahrener alter Soldaten eingeteilt, konnten jüngere, vier bis sechs Monate lang ausgebildete Rekruten nützliche Glieder eines Regiments abgeben; sie wurden hierbei von den „Alten“ geleitet und wuchsen sich dann allmählich in ihre Aufgaben hinein.
Wie aussichtslos aber wirkt demgegenüber der Versuch, ohne klare Befehlsgewalt und ohne umfassende Mittel durch eine wöchentlich ein- bis zweistündige sogenannte Ausbil-dung eine Truppe heranziehen zu wollen! Damit kann man vielleicht alte Soldaten wieder auffrischen, junge Menschen aber niemals zu Soldaten machen.
Wie gleichgültig und vollständig wertlos ein solches Vor-gehen in seinen Ergebnissen sein würde, kann noch beson-ders belegt werden durch die Tatsache, daß in derselben Zeit, in der ein sogenannter freiwilliger Wehrverband mit Ach und Krach und Mühe und Nöten ein paar tausend an sich gutwillige Menschen (an andere kommt er überhaupt nicht heran) im Wehrgedanken ausbildet oder auszubilden versucht, der Staat selber durch die pazifistisch-demokra-tische Art seiner Erziehung Millionen und Millionen junger Leute konsequent ihrer natürlichen Instinkte beraubt, ihr logisches vaterländisches Denken vergiftet und sie so all-mählich zu einer jeglichen Willkür gegenüber geduldigen Hammelherde verwandelt.
Wie lächerlich sind doch im Vergleich hierzu alle An-strengungen der Wehrverbände, ihre Gedanken der deut-schen Jugend vermitteln zu wollen!
Aber fast noch wichtiger ist folgender Gesichtspunkt, der mich schon immer gegen jeden Versuch einer sogenannten militärischen Wehrhaftmachung auf freiwilliger Verbands-grundlage Stellung nehmen ließ:
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Angenommen, es würde trotz der vorher erwähnten Schwierigkeiten dennoch einem Verbande gelingen, eine bestimmte Anzahl Deutscher Jahr für Jahr zu wehrhaften Männern auszubilden, und zwar sowohl im Hinblick auf ihre Gesinnung als auch auf ihre körperliche Tüchtigkeit und waffenmäßige Schulung, so müßte das Ergebnis den-noch gleich Null sein in einem Staat, der seiner ganzen Tendenz nach eine solche Wehrhaftmachung gar nicht wünscht, ja direkt haßt, da sie dem innersten Ziele seiner Leiter – der Verderber dieses Staates – vollständig widerspricht.
Auf alle Fälle aber würde ein solches Ergebnis wertlos sein unter Regierungen, die nicht nur durch die Tat be-wiesen haben, daß ihnen an der militärischen Kraft der Nation nichts liegt, sondern die vor allem auch gar nie gewillt sein würden, einen Appell an diese Kraft zu er-lassen, außer höchstens zur Stützung ihres eigenen verderb-lichen Daseins.
Und heute ist das doch so. Oder ist es nicht lächerlich, für ein Regiment einige zehntausend Mann im Zwielicht der Dämmerung militärisch ausbilden zu wollen, wenn der Staat wenige Jahre vorher achteinhalb Millionen best-ausgebildeter Soldaten schmählich preisgab, nicht nur sich ihrer nicht mehr bediente, sondern als Dank für ihre Opfer sogar noch der allgemeinen Beschimpfung aussetzte! Man will also Soldaten heranbilden für ein Staatsregiment, das die ruhmvollsten Soldaten von einst beschmutzte und bespuckte, ihnen die Ehrenzeichen von der Brust reißen ließ, die Kokarden wegnahm, die Fahnen zertrat und ihre Leitungen herabwürdigte? Oder hat dieses heutige Staats-regiment jemals auch nur einen Schritt unternommen, die Ehre der alten Armee wiederherzustellen, ihre Zersetzer und Beschimpfer zur Verantwortung zu ziehen? Nicht das geringste. Im Gegenteil: wir können letztere in höchsten Staatsämtern thronen sehen. – Wie sagte man doch zu Leipzig: „Das Recht geht mit der Macht.“ Da jedoch heute in unserer Republik die Macht in den Händen der gleichen Männer liegt, die einst die Revolution anzettelten, diese
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Revolution aber den gemeinsten Landesverrat, ja, die er-bärmlichste Schurkentat der deutschen Geschichte über-haupt darstellt, so läßt sich wirklich gar kein Grund dafür finden, daß die Macht gerade dieser Charaktere durch Bil-dung einer neuen jungen Armee erhöht werden sollte. Alle Gründe der Vernunft sprechen jedenfalls dagegen.
Was aber dieser Staat, auch nach der Revolution von 1918, der militärischen Stärkung seiner Position für einen Wert beimaß, ging noch einmal klar und eindeutig hervor aus seiner Stellungnahme zu den damals bestehenden gro-ßen Selbstschutzorganisationen. Solange sie zum Schutz per-sönlich feiger Revolutionskreaturen einzutreten hatten, waren sie nicht unwillkommen. Sowie aber, dank der all-mählichen Verlumpung unseres Volkes, die Gefahr für diese beseitigt schien und der Bestand der Verbände nun-mehr eine nationalpolitische Stärkung bedeutete, waren sie überflüssig, und man tat alles, um sie zu entwaffnen, ja, wenn möglich, auseinanderzujagen.
Die Geschichte weist Dankbarkeit von Fürsten nur in seltenen Beispielen nach. Aber gar auf Dankbarkeit revo-lutionärer Mordbrenner, Volksausplünderer und National-verräter zu rechnen, bringt nur ein neubürgerlicher Patriot fertig. Ich könnte mich jedenfalls bei einer Prüfung des Problems, ob freiwillige Wehrverbände zu schaffen seinen, niemals der Frage enthalten: Für wen bilde ich die jungen Leute aus? Zu welchem Zweck werden sie verwendet, und wann sollen sie aufgerufen werden? Die Antwort darauf gibt zugleich die besten Richtlinien für das eigene Ver-halten.
Wenn der heutige Staat auf ausgebildete Bestände die- ser Art je zurückgreifen würde, dann geschähe dies niemals zu einer Vertretung nationaler Interessen nach außen, son-dern immer nur zum Schutze der Vergewaltiger der Nation im Innern vor der vielleicht eines Tages aufflammenden allgemeinen Wut des betrogenen, verratenen und verkauf- ten Volkes.
Die SA. der NSDAP. durfte schon aus diesem Grunde mit einer militärischen Organisation gar nichts zu tun
Keine Geheimorganisationen 608
haben. Sie war ein Schutz- und Erziehungsmittel der natio-nalsozialistischen Bewegung, und ihre Aufgaben lagen auf einem ganz anderen Gebiet als auf dem sogenannter Wehr-verbände.
Sie sollte aber auch keine Geheimorganisation darstellen. Der Zweck von Geheimorganisationen kann nur ein gesetz-widriger sein. Damit aber beschränkt sich der Umfang einer solchen Organisation von selbst. Es ist nicht möglich, beson-ders angesichts der Schwatzhaftigkeit des deutschen Volkes, eine Organisation von einiger Größe aufzubauen und sie gleichzeitig nach außen geheimzuhalten oder auch nur ihre Ziele zu verschleiern. Jede solche Absicht wird tausendfältig vereitelt werden. Nicht nur, daß unseren Polizeibehörden heute ein Stab von Zuhältern und ähnlichem Gesindel zur Verfügung steht, die für den Judaslohn von dreißig Silber-lingen verraten, was sie finden können, und erfinden, was zu verraten wäre, sind die eigenen Anhänger selbst nie- mals zu einem in solchem Fall notwendigen Schweigen zu bringen. Nur ganz kleine Gruppen können durch jahre- langes Aussieben den Charakter wirklicher Geheimorgani-sationen annehmen. Doch schon die Kleinheit solcher Ge-bilde würde ihren Wert für die nationalsozialistische Be-wegung aufheben. Was wir brauchten und brau-chen, waren und sind nicht hundert oder zweihundert verwegene Verschwörer, son-dern hunderttausend und aber hundert-tausend fanatische Kämpfer für unsere Weltanschauung. Nicht in geheimen Kon-ventikeln soll gearbeitet werden, son-dern in gewaltigen Massenaufzügen, und nicht durch Dolch und Gift oder Pistole kann der Bewegung die Bahn freigemacht werden, sondern durch die Eroberung der Straße. Wir haben dem Marxismus beizubringen, daß der künftige Herr der Straße der Nationalsozialismus ist, ge-nau so, wie er einst der Herr des Staates sein wird.
Keine Geheimorganisationen 609
Die Gefahr von Geheimorganisationen liegt heute wei- ter noch darin, daß bei den Mitgliedern häufig die Größe der Aufgabe vollständig verkannt wird und sich statt dessen die Meinung bildet, es könnte das Schicksal eines Volkes wirklich durch eine einzelne Mordtat plötzlich im günstigen Sinne entschieden werden. Solch eine Meinung kann ihre geschichtliche Berechtigung haben, nämlich dann, wenn ein Volk unter der Tyrannei irgendeines genialen Unterdrük- kers schmachtet, von dem man weiß, daß nur seine über-ragende Persönlichkeit allein die innere Festigkeit und Furchtbarkeit des feindlichen Druckes gewährleistet. In solch einem Fall mag aus einem Volk ein opferwilliger Mann plötzlich hervorspringen, um den Todesstahl in die Brust des verhaßten Einzigen zu stoßen. Und nur das repu-blikanische Gemüt schuldbewußter kleiner Lumpen wird eine solche Tat als das Verabscheuungswürdigste ansehen, während der größte Freiheitssänger unseres Volkes sich unterstanden hat, in seinem „Tell“ eine Verherrlichung solchen Handelns zu geben.
In den Jahren 1919 und 1920 bestand die Gefahr, daß der Angehörige von Geheimorganisationen, mitgerissen von großen Vorbildern der Geschichte und durchschauert vom grenzenlosen Unglück des Vaterlandes, versuchte, sich an den Verderbern der Heimat zu rächen, in dem Glauben, da-durch der Not seines Volkes ein Ende zu bereiten. Jeder solche Versuch war aber ein Unsinn, deshalb, weil der Mar-xismus ja gar nicht dank der überlegenen Genialität und persönlichen Bedeutung eines einzelnen gesiegt hatte, son-dern vielmehr durch die grenzenlose Jämmerlichkeit, das feige Versagen der bürgerlichen Welt. Die grausamste Kritik, die man an unserem Bürgertum üben kann, ist die Feststel-lung, daß die Revolution selbst ja nicht einen einzigen Kopf von einiger Größe hervorgebracht und es sich ihr dennoch unterworfen hat. Es ist immer noch verständlich, vor einem Robespierre, einem Danton oder Marat zu kapitulieren, aber es ist vernichtend, vor dem dürren Scheidemann, dem feisten Herrn Erzberger und einem Friedrich Ebert und all den zahllosen anderen politischen Knirpsen zu Kreuz
21 Sind Landesverräter zu „beseitigen“? 610
gekrochen zu sein. Es war ja wirklich auch nicht ein Kopf da, in dem man etwa den genialen Mann der Revolution und damit das Unglück des Vaterlandes hätte sehen kön- nen, sondern da waren lauter Revolutionswanzen, Ruck-sackspartakisten en gros und en détail. Irgendeinen davon aus dem Wege schaffen, war vollkommen belanglos und hatte höchstens den einen Erfolg, daß ein paar andere eben-so große und ebenso durstige Blutsauger um so eher an seine Stelle kamen.
Man konnte in jenen Jahren gar nicht scharf genug gegen eine Auffassung einschreiten, die in wirklich großen Erscheinungen der Geschichte ihre Ursache und Begrün- dung hatte, aber nicht im geringsten auf das augenblick- liche Zwergenzeitalter paßte.
Auch bei der Frage der Beseitigung sogenann-ter Landesverräter ist die gleiche Betrachtung an-zustellen. Es ist lächerlich unlogisch, einen Burschen um-zubringen, der eine Kanone verraten hat, während nebenan in höchsten Würdenstellen Kanaillen sitzen, die ein ganzes Reich verkauften, das vergebliche Opfer von zwei Millionen Toten auf dem Gewissen haben, Millionen Krüppel verant-worten müssen, dabei aber seelenruhig ihre republikani-schen Geschäfte machen. Kleine Landesverräter beseitigen ist sinnlos in einem Staat, dessen Regierung selbst die Landesverräter von jeder Strafe befreit. Denn so kann es passieren, daß eines Tages der redliche Idealist, der für sein Volk einen schuftigen Waffenverräter beseitigt, von kapitalen Landesverrätern zur Verantwortung gezogen wird. Und da ist es doch eine wichtige Frage: Soll man solche eine verräterische kleine Kreatur wieder durch eine Kreatur beseitigen lassen oder durch einen Idealisten? In einem Fall ist der Erfolg zweifelhaft und der Verrat für später fast sicher; im anderen Fall wird ein kleiner Schuft be- seitigt und dabei das Leben eines vielleicht nicht zu er-setzenden Idealisten aufs Spiel gesetzt.
Im übrigen ist in dieser Frage meine Stellungnahme die, daß man nicht kleine Diebe hängen soll, um große laufen zu lassen, sondern daß einst ein deutscher Nationalgerichts-
Sportliche Ausbildung der SA. 611
hof etliche Zehntausend der organisierenden und damit ver-antwortlichen Verbrecher des Novemberverrats und alles dessen, was dazugehört, abzuurteilen und hinzurichten hat. Ein solches Exempel wird dann auch dem kleinsten Waffen-verräter einmal für immer die notwendige Lehre sein.
Das alles sind Erwägungen, die mich veranlaßten, immer wieder die Teilnahme an Geheimorganisationen zu ver- bieten und die SA. selbst vor dem Charakter solcher Orga-nisationen zu bewahren. Ich habe in jenen Jahren die natio-nalsozialistische Bewegung von Experimenten ferngehalten, deren Vollführer meistens herrliche idealistisch gesinnte junge Deutsche waren, deren Tat aber nur sie selbst zum Opfer werden ließ, indem sie das Schicksal des Vaterlandes nicht im geringsten zu bessern vermochten.
Wenn aber die SA. weder eine militärische Wehrorgani-sation noch ein Geheimverband sein durfte, dann mußten sich daraus folgende Konsequenzen ergeben:

  1. Ihre Ausbildung hat nicht nach mili-tärischen Gesichtspunkten, sondern nach parteizweckmäßigen zu erfolgen.
    Soweit die Mitglieder dabei körperlich zu ertüchtigen sind, darf der Hauptwert nicht auf militärisches Exer- zieren, sondern vielmehr auf sportliche Betätigung gelegt werden. Boxen und Jiu-Jitsu sind mir immer wichtiger er-schienen als irgendeine schlechte, weil doch nur halbe Schieß-ausbildung. Man gebe der deutschen Nation sechs Millionen sportlich tadellos trainierte Körper, alle von fanatischer Vaterlandsliebe durchglüht und zu höchstem Angriffsgeist erzogen, und ein nationaler Staat wird aus ihnen, wenn notwendig, in nicht einmal zwei Jahren, eine Armee ge-schaffen haben, wenigstens insofern ein gewisser Grund-stock für sie vorhanden ist. Dieser kann aber, wie heute die Verhältnisse liegen, nur die Reichswehr sein und nicht ein in Halbheiten steckengebliebener Wehrverband. Die körper-liche Ertüchtigung soll dem einzelnen die Überzeugung seiner Überlegenheit einimpfen und ihm jene Zuversicht
    Kennzeichnung der Öffentlichkeit 612
    geben, die ewig nur im Bewußtsein der eigenen Kraft liegt; zudem soll sie ihm jene sportlichen Fertigkeiten bei-bringen, die zur Verteidigung der Bewegung als Waffe dienen.
  2. Um von vornherein jeden geheimen Charakter der SA. zu verhüten, muß, ab-gesehen von ihrer sofort jedermann kennt-lichen Bekleidung, schon die Größe ihres Bestandes ihr selbst den Weg weisen, wel-cher der Bewegung nützt und aller Öffent-lichkeit bekannt ist. Sie darf nicht im Verborgenen tagen, sondern soll unter freiem Himmel marschieren und damit eindeutig einer Betätigung zugeführt werden, die alle Legenden von „Geheimorganisation“ endgültig zer- stört. Um sie auch geistig von allen Versuchen, durch kleine Verschwörungen ihren Aktivismus zu befriedigen, abzu-ziehen, mußte sie, von allem Anfang an, in die große Idee der Bewegung vollständig eingeweiht und in der Aufgabe, diese Idee zu vertreten, so restlos ausgebildet werden, daß von vornherein der Horizont sich weitete und der einzelne Mann seine Mission nicht in der Beseitigung irgendeines kleineren oder größeren Gauners sah, sondern in dem Sich-einsetzen für die Errichtung eines neuen nationalsozialisti-schen völkischen Staates. Dadurch aber wurde der Kampf gegen den heutigen Staat aus der Atmosphäre kleiner Rache- und Verschwörungsaktionen herausgehoben zur Größe eines weltanschaulichen Vernichtungskrieges gegen den Marxismus und sein Gebilde.
  3. Die organisatorische Formung der SA. sowie ihre Bekleidung und Ausrüstung ist sinngemäß nicht nach den Vorbildern der alten Armee, sondern nach einer durch ihre Aufgabe bestimmten Zweckmäßigkeit vorzunehmen.
    Diese Anschauungen, die mich im Jahre 1920 und 1921 leiteten, und die ich allmählich der jungen Organisation einzuimpfen versuchte, hatten den Erfolg, daß wir bis zum Hochsommer 1922 schon über eine stattliche Anzahl von
    Erster Aufmarsch in München 613
    Hundertschaften verfügten, die im Spätherbst 1922 nach und nach ihre besondere kennzeichnende Bekleidung er-hielten. Unendlich wichtig für die weitere Ausgestaltung der SA. waren drei Ereignisse.
  4. Die große allgemeine Demonstration aller vaterlän-dischen Verbände gegen das Republikschutzgesetz im Spät-sommer 1922 auf dem Königsplatz zu München.
    Die vaterländischen Verbände Münchens hatten damals den Aufruf erlassen, der als Protest gegen die Einführung des Republikschutzgesetzes zu einer riesenhaften Kundgebung in München aufforderte. Auch die nationalsozialistische Be-wegung sollte sich an ihr beteiligen. Der geschlossene Auf-marsch der Partei wurde eingeleitet durch sechs Münchener Hundertschaften, denen dann die Sektionen der politischen Partei folgten. Im Zuge selbst marschierten zwei Musik-kapellen, und ungefähr fünfzehn Fahnen wurden mit-getragen. Das Eintreffen der Nationalsozialisten auf dem bereits zur Hälfte gefüllten großen Platz, der sonst fahnen-leer war, erregte eine unermeßliche Begeisterung. Ich selbst hatte die Ehre, vor der nun sechzigtausend Köpfe zählenden Menschenmenge als einer der Redner sprechen zu dürfen.
    Der Erfolg der Veranstaltung war überwältigend, be-sonders deshalb, weil, allen roten Drohungen zum Trotz, zum erstenmal bewiesen wurde, daß auch das nationale München auf der Straße marschieren konnte. Rote republi-kanische Schutzbündler, die gegen anmarschierende Kolon-nen mit Terror vorzugehen versuchten, wurden binnen weniger Minuten von SA.-Hundertschaften mit blutigen Schädeln auseinandergetrieben. Die nationalsozialistische Bewegung hat damals zum ersten Male ihre Entschlossen-heit gezeigt, künftighin auch für sich das Recht auf die Straße in Anspruch zu nehmen und damit dieses Monopol den internationalen Volksverrätern und Vaterlandsfeinden aus der Hand zu winden.
    Das Ergebnis dieses Tages war der nicht mehr anzufech-tende Beweis für die psychologische und auch organisatorische Richtigkeit unserer Auffassungen über den Ausbau der SA.
    Sie wurde nun auf der so erfolgreich bewährten Grund-
    Zug nach Koburg 614
    lage energisch erweitert, so daß schon wenige Wochen spä-ter die doppelte Zahl an Hundertschaften in München auf-gestellt war.
  5. Der Zug nach Koburg im Oktober 1922.
    „Völkische“ Verbände beabsichtigten, in Koburg einen sogenannten „Deutschen Tag“ abzuhalten. Ich selbst er- hielt eine Einladung hierzu mit dem Vermerk, daß es er-wünscht wäre, wenn ich noch einige Begleitung mitbrächte. Dieses Ersuchen, daß ich vormittags um elf Uhr in die Hand erhielt, kam mir sehr gelegen. Schon eine Stunde später waren die Anordnungen zu einem Besuch dieses „Deutschen Tages“ hinausgegeben. Als „Begleitung“ bestimmte ich acht-hundert Mann der SA., die in ungefähr vierzehn Hundert-schaften von München aus durch Sonderzug nach dem baye-risch gewordenen Städtchen befördert werden sollten. Ent-sprechende Befehle gingen an nationalsozialistische SA.-Gruppen, die unterdes an anderen Orten gebildet worden waren, hinaus.
    Es war das erstemal, daß in Deutschland ein derartiger Sonderzug fuhr. An allen Orten, an denen neue SA.-Leute einstiegen, erregte der Transport größtes Aufsehen. Viele hatten unsere Fahnen noch nie vorher gesehen; der Ein- druck derselben war ein sehr großer.
    Als wir in Koburg auf dem Bahnhof eintrafen, empfing uns eine Deputation der Festleitung des „Deutschen Tages“, die uns einen als „Vereinbarung“ bezeichneten Befehl der dortigen Gewerkschaften beziehungsweise der Unabhängi-gen und Kommunistischen Partei übermittelte, des Inhalts, daß wir die Stadt nicht mit entrollten Fahnen, nicht mit Musik (wir hatten eine eigene zweiundvierzig Mann starke Kapelle mitgenommen) und nicht in geschlossenem Zuge betreten dürften.
    Ich lehnte diese schmählichen Bedingungen sofort glatt ab, versäumte aber nicht, den anwesenden Herren der Lei-tung dieser Tagung mein Befremden darüber auszudrücken, daß mit diesen Menschen Verhandlungen gepflogen und Abkommen getroffen würden, und erklärte, daß die SA. augenblicklich in Hundertschaften antreten und mit klingen-
    Zug nach Koburg 615
    der Musik und wehenden Fahnen in die Stadt marschieren werde.
    So geschah es dann auch.
    Schon auf dem Bahnhofsplatz empfing uns eine nach vielen Tausenden zählende, gröhlende und johlende Menschenmenge. „Mörder“, „Banditen“, „Räuber“, „Verbre-cher“, waren die Kosenamen, mit denen uns die vorbildlichen Begründer der deutschen Republik liebreich überschütteten. Die junge SA. hielt mustergültige Ordnung, die Hundert-schaften formierten sich auf dem Platz vor dem Bahnhof und nahmen zunächst von den Anpöbelungen keine Notiz. Durch ängstliche Polizeiorgane wurde der abmarschierende Zug in der für uns alle ganz fremden Stadt nicht, wie be-stimmt, in unser Quartier, eine an der Peripherie Koburgs liegende Schützenhalle, sondern in den Hofbräuhauskeller, nahe dem Zentrum der Stadt, geleitet. Links und rechts vom Zuge nahm das Toben der begleitenden Volksmassen immer mehr zu. Kaum daß die letzte Hundertschaft in den Hof des Kellers eingebogen war, versuchten auch schon große Massen, unter ohrenbetäubendem Geschrei nach-zurücken. Um dies zu verhüten, schloß die Polizei den Keller ab. Da dieser Zustand ein unerträglicher war, ließ ich nun die SA. noch einmal antreten, ermahnte sie kurz und forderte von der Polizei die augenblickliche Öffnung der Tore. Nach längerem Zögern kam sie dem auch nach.
    Wir marschierten nun den Weg, den wir gekommen waren, wieder zurück, um zu unserem Quartier zu gelan- gen, und da mußte nun allerdings endlich Front gemacht werden. Nachdem man durch Schreien und beleidigende Zurufe die Hundertschaften nicht aus der Ruhe hatte brin-gen können, griffen die Vertreter des wahren Sozialismus, der Gleichheit und Brüderlichkeit, zu Steinen. Damit war unsere Geduld zu Ende, und so hagelte es zehn Minuten lang links und rechts vernichtend nieder, und eine Viertel-stunde später war nichts Rotes mehr auf den Straßen zu sehen.
    Nachts kam es noch zu schweren Zusammenstößen. Pa-trouillen der SA. hatten Nationalsozialisten, die einzeln
    Zug nach Koburg 616
    überfallen worden waren, in gräßlichem Zustande auf-gefunden. Daraufhin wurde mit den Gegnern kurzer Pro- zeß gemacht. Schon am nächsten Morgen war der rote Ter-ror, unter dem Koburg schon seit Jahren gelitten hatte, niedergebrochen.
    Mit echt marxistisch-jüdischer Verlogenheit versuchte man nun durch Handzettel die „Genossen und Genossinnen des internationalen Proletariats“ noch einmal auf die Straße zu hetzen, indem man, unter vollständiger Verdrehung der Tatsachen, behauptete, daß unsere „Mordbanden“ den „Ausrottungskrieg gegen friedliche Arbeiter“ in Koburg begonnen hätten. Um halb zwei Uhr sollte die große „Volks-demonstration“, zu der man Zehntausende von Arbeitern aus der ganzen Umgebung erhoffte, stattfinden. Ich ließ deshalb, fest entschlossen, den roten Terror endgültig zu erledigen, um zwölf Uhr die SA. antreten, die unterdes auf fast eineinhalbtausend Mann angeschwollen war, und setzte mich mit ihr in Marsch zur Feste Koburg, über den großen Platz, auf dem die rote Demonstration stattfinden sollte. Ich wollte sehen, ob sie es noch einmal wagen würden, uns zu belästigen. Als wir den Platz betraten, waren anstatt der angekündigten Zehntausend nur wenige Hundert an-wesend, die bei unserem Nahen sich im allgemeinen still verhielten, teilweise ausrissen. Nur an einigen Stellen ver-suchten rote Trupps, die unterdessen von außen ge- kommen waren und uns noch nicht kannten, uns wieder anzustänkern; aber im Handumdrehen wurde ihnen gründ-lich die Lust dazu genommen. Und nun konnte man sehen, wie die bisher ängstlich eingeschüchterte Bevölkerung lang-sam aufwachte, Mut bekam, durch Zurufe uns zu begrüßen wagte und abends bei unserem Abzug an vielen Stellen in spontanen Jubel ausbrach.
    Plötzlich erklärte uns am Bahnhof das Eisenbahnper- sonal, daß es den Zug nicht fahren würde. Ich ließ darauf einigen Rädelsführern mitteilen, daß ich in diesem Falle zusammenzufangen gedächte, was mir an roten Bonzen in die Hände fiele, und daß wir dann eben selbst fah- ren würden, allerdings auf Lokomotive und Tender und
    Bewährung der SA. als Kampforganisation 617
    in jedem Wagen ein paar Dutzend von Brüdern der inter-nationalen Solidarität mitzunehmen vorhätten. Ich ver-säumte auch nicht, die Herren aufmerksam zu machen, daß die Fahrt mit unseren eigenen Kräften selbst-verständlich ein unendlich riskantes Unternehmen sein würde und es nicht ausgeschlossen wäre, daß wir uns alle zusammen Genick und Knochen brächen. Freuen würde uns aber, dann wenigstens nicht allein, sondern in Gleichheit und Brüderlichkeit mit den roten Herrschaften ins Jenseits zu wandern.
    Daraufhin fuhr der Zug sehr pünktlich ab, und wir kamen am nächsten Morgen wieder heil in München an.
    In Koburg wurde damit zum ersten Male seit dem Jahre 1914 die Gleichheit der Staatsbürger vor dem Gesetz wie-derhergestellt. Denn wenn heute irgendein gimpelhafter höherer Beamter sich zu der Behauptung versteigt, daß der Staat das Leben seiner Bürger beschütze, dann traf dies für damals jedenfalls nicht zu; denn die Bürger mußten sich in jener Zeit vor den Repräsentanten des heutigen Staates verteidigen.
    Die Bedeutung dieses Tages konnte in ihren Folgen zu-nächst gar nicht voll eingeschätzt werden. Nicht nur, daß die sieghafte SA. in ihrem Selbstvertrauen und im Glauben an die Richtigkeit ihrer Führung außerordentlich gehoben wurde, begann auch die Umwelt, sich mit uns eingehender zu beschäftigen, und viele erkannten zum ersten Male in der nationalsozialistischen Bewegung die Institution, die aller Wahrscheinlichkeit nach dereinst berufen sein würde, dem marxistischen Wahnsinn ein entsprechendes Ende zu bereiten.
    Nur die Demokratie stöhnte, daß man es wagen konnte, sich nicht friedlich den Schädel einschlagen zu lassen, son-dern daß wir uns in einer demokratischen Republik unter-standen hatten, einem brutalen Angriff mit Fäusten und Stöcken statt mit pazifistischen Gesängen entgegenzutreten.
    Die bürgerliche Presse im allgemeinen war teils jämmer-lich, teils gemein, wie immer, und nur wenige aufrichtige Zeitungen begrüßten es, daß man wenigstens an einer
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    Stelle den marxistischen Wegelagerern endlich das Hand-werk gelegt hatte.
    In Koburg selbst aber hat immerhin ein Teil der mar-xistischen Arbeiterschaft, der übrigens selbst nur als ver-führt angesehen werden mußte, durch die Fäuste national-sozialistischer Arbeiter belehrt, einsehen gelernt, daß auch diese Arbeiter für Ideale kämpfen, da man sich erfahrungs-gemäß nur für etwas, an das man glaubt und das man liebt, auch schlägt.
    Den größten Nutzen hatte allerdings die SA. selbst. Sie wuchs nun sehr schnell an, so daß beim Parteitag am 27. Januar 1923 bereits gegen sechstausend Mann an der Fahnenweihe teilnehmen konnten und dabei die ersten Hundertschaften in ihrer neuen Tracht vollkommen ein-gekleidet waren.
    Die Erfahrungen in Koburg hatten eben gezeigt, wie notwendig es ist, und zwar nicht nur um den Korpsgeist zu stärken, sondern auch, um Verwechslungen zu vermei- den und dem gegenseitigen Nichterkennen vorzubeugen, eine einheitliche Bekleidung der SA. einzuführen. Bis dahin trug sie nur die Armbinde, nun kamen die Windjacke und die bekannte Mütze dazu.
    Die Erfahrungen von Koburg hatten aber noch weiter die Bedeutung, daß wir nun darangingen, planmäßig in allen Orten, in denen der rote Terror seit vielen Jahren jede Versammlung Andersdenkender verhindert hatte, die-sen zu brechen und die Versammlungsfreiheit herzustellen. Ab jetzt wurden immer wieder nationalsozialistische Ba-taillone in solchen Orten zusammengezogen, und allmählich fiel in Bayern eine rote Hochburg nach der anderen der nationalsozialistischen Propaganda zum Opfer. Die SA. hatte sich immer mehr in ihre Aufgabe hineingewachsen, und sie war damit von dem Charakter einer sinnlosen und lebensunwichtigen Wehrbewegung immer weiter weg-gerückt und zu einer lebendigen Kampforganisation für die Errichtung eines neuen deutschen Staates empor-gestiegen.
    Bis zum März 1923 währte diese logische Entwicklung.
    Der Abschluß 1923 619
    Dann trat ein Ereignis ein, das mich zwang, die Bewegung aus ihrer bisherigen Bahn zu nehmen und einer Um-gestaltung zuzuführen.
  6. Die in den ersten Monaten des Jahres 1923 erfolgte Besetzung des Ruhrgebietes durch die Franzosen hatte in der Folgezeit eine große Bedeutung für die Ent-wicklung der SA.
    Es ist auch heute noch nicht möglich und besonders aus nationalem Interesse nicht zweckmäßig, in aller Öffentlich-keit darüber zu reden oder zu schreiben. Ich kann mich nur so weit äußern, als in öffentlichen Verhandlungen dieses Thema schon berührt und der Öffentlichkeit dadurch zur Kenntnis gebracht ist.
    Die Besetzung des Ruhrgebietes, die uns nicht über-raschend kam, ließ die begründete Hoffnung erstehen, daß nunmehr endgültig mit der feigen Politik des Zurück-weichens gebrochen und damit den Wehrverbänden eine ganz bestimmte Aufgabe zufallen würde. Auch die SA., die damals schon viele Tausende junger, kraftvoller Männer umfaßte, durfte dann diesem nationalen Dienst nicht ent-zogen werden. Im Frühjahr und im Hochsommer des Jahres 1923 erfolgte ihre Umstellung zu einer militärischen Kampf-organisation. Ihr war zum großen Teil die spätere Ent-wicklung des Jahres 1923 zuzuschreiben, soweit sie unsere Bewegung betraf.
    Da ich an anderer Stelle in großen Zügen die Entwick- lung des Jahres 1923 behandle, will ich hier nur feststel- len, daß die Umgestaltung der damaligen SA., wenn die Voraussetzungen, die zu ihrer Umgestaltung geführt hatten, also die Aufnahme des aktiven Widerstandes gegen Frank-reich, nicht zutrafen, vom Gesichtspunkt der Bewegung aus eine schädliche war.
    Der Abschluß des Jahres 1923 war, so entsetzlich er im ersten Augenblick erscheinen mag, von einer höheren Warte aus betrachtet, insofern ein nahezu notwendiger, als er die durch die Haltung der deutschen Reichsregierung gegen-standslos gemachte, für die Bewegung aber nun schädliche Umstellung der SA. mit einem Schlage beendete und damit
    Die neue SA. von 1925 620
    die Möglichkeit schuf, eines Tages dort wieder aufzubauen, wo man einst den richtigen Weg verlassen mußte.
    Die im Jahre 1925 neugegründete NSDAP. hat ihre SA. nun wieder nach den eingangs erwähnten Grundsätzen auf-zustellen, auszubilden und zu organisieren. Sie muß damit wieder zurückkehren zu den ursprünglich gesunden An-schauungen und hat es nun wieder als ihre höchste Aufgabe anzusehen, in ihrer SA. ein Instrument zur Vertretung und Stärkung des Weltanschauungskampfes der Bewegung zu schaffen.
    Sie darf weder dulden, daß die SA. zu einer Art Wehr-verband noch zu einer Geheimorganisation herabsinkt; sie muß sich vielmehr bemühen, in ihr eine Hunderttausend-manngarde der nationalsozialistischen und damit zutiefst völkischen Idee heranzubilden.
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Richtig, ungeachtet jeder Wertung. Ist doch wichtig das auch dieses Werk Öffentlich zugänglich bleibt.