Zahnarzt in Uruguay
Die Geschichte meines Backenzahns.
Hallo aus Uruguay,
sehr viele Menschen denken nur in Deutschland gibt es gute Ärzte oder gar Zahnärzte. Da dem aber nicht so ist, möchte ich nun die Geschichte meines Backenzahns erzählen.
Dieser Backenzahn verdient es, dass über ihn berichtet wird.
In Deutschland machte mir dieser Zahn schon recht früh Probleme. Der Lochfraß auch Karies genannt, breitete sich bei ihm aus und so musste er plombiert werden. Ist ja fast normal. Dies ging dann bis ca. kurz vor meiner Auswanderung 2009 gut. Da fing dieser Zahn wieder an Probleme zu bereiten. Da ich damals ein recht gutes Verhältnis zu meinem Zahnarzt hatte bekam ich noch schnell, vor dem Abflug nach Südamerika, einen Termin um diesen Zahn zu reparieren. Aus dieser Reparatur wurde doch glatt ein Wurzelbehandlung vom feinsten. Anschließend gab es eine anständige Füllung, so wie ich dies von meinem schickimicki Zahnarzt gewohnt war.
Eine Wurzelbehandlung.
Schickimicki?
Nun, die Praxis, aller Erste Sahne, da passte alles. Musikberieselung, Klimaanlage alle Geräte auf dem neusten Stand sowie hübsche junge Mädels die dem Doktor zur Hand gingen und auch schon mal ne Zahnreinigung alleine machen konnten. So wie die Praxis, so waren auch die Preise. Da ich privat versichert war, wars fast egal. Er war nicht schlecht und wir haben uns verstanden, also vertraute ich ihm.
Einen Tag später war der Abflug nach Buenos Aires.
Es war ein schöner Tag und ein noch schönerer Start. Der Flieger gewann stetig an Höhe und ich konnte die Aussicht von meinem Fensterplatz aus genießen. Doch was war denn das auf einmal? Je höher wir stiegen, bekam ich Zahnschmerzen an eben genau dem Zahn den man mir einen Tag vorher noch reparierte. Da war wohl etwas Luft unter der Füllung geblieben welche sich nun in der Höhe ausdehnte und mir diese Scherzen bereitete.
Ok. Der Stewart hatte Schmerztabletten und nach einiger Zeit ließ der Schmerz nach und somit war es dann halb so schlimm.
Ca. 1.5 Jahre später!
Der Rest vom Zahn
Da war ich gerade zu dieser Zeit etwas sehr knapp bei Kasse und konnte mir einen Zahnarzt in Uruguay nicht leisten, da fiel aus dem besagten Backenzahn die Füllung raus. Sie klebte einfach an einem Stück Weißbrot und beim kauen und beißen hatte ich diese im Mund. Ohne Kohle musste ich so weiter machen. Es tat ja nicht weh. Der Nerv war ja draußen dachte ich. So lebte ich lange Zeit, bis mir dann irgendwann beim Fleischessen der Rand abbrach. Nun ja, das ist wie wenn etwas langsam weg bröselt. Man spuckt es aus und kaut halt weiter. Die Zunge hatte wieder ne neue Ecke zum spielen gefunden. Irgendwann brach der Zahn wohl in zwei Teile.
Nach dem dritten Jahr hatte ich mich finanziell soweit erholt, das ich mir einen Gang zu einem Zahnarzt in Uruguay leisten konnte. Es ist im Gegensatz zu Deutschland richtig preiswert wenn man auf das ganze Schickimicki verzichtet und zu einem "normalen" Zahnarzt geht. Dieser Zahnarzt, ich bin heute noch mit ihm, nach dem er leider in den verdienten Ruhestand ging, befreundet, machte mir aus meinem zerbrochenen Zahn, der ja in der Mitte durchgebrochen war, einen funktionierenden Zahn indem er die eine Hälfte zog und die Andere stehen ließ. Über die erhaltene Hälfte passte er eine Provisorische Krone an mit der ich ca. 6 Monate ohne Problem leben konnte. Danach ließ er eine feste Krone anfertigen und setzte diese mir ein.
Die Krone habe ich auch schon durchgebissen.
Ja das ging dann ca. 3 Jahre gut und vorletzte Woche biss ich auf ein Stück Rindfleisch und dieses setzte sich zum Teil in den Zahnzwischenraum fest, es war wohl ein etwas zähes Stückchen gewesen. Als ich es entfernen wollte merkte ich, dass die Krone nun anfing zu wackeln. Es war jetzt nicht die Krone, sondern der halbe Backenzahn der nun nicht mehr halten wollte. Nun war es an der Zeit sich von diesem zu verabschieden. Er musste raus.
Da mein Freund nicht mehr arbeitet und ich seinen Nachfolger zwar kannte aber nicht unbedingt schätzte, folgte ich der Empfehlung meiner Liebsten und Sie machte einen Termin bei Ihrer Zahnärztin aus. Dieser war vor 2 Tagen.
Die Ärztin schaute sich das Malheur an und war mit mir einer Meinung: Das Teil muss raus.
In den acht Tagen des Wartens hatte sich eine leichte Entzündung gebildet. Sie nahm eine Creme und schmierte mir das Zahnfleisch damit ein. Ein betäubende Wirkung setzte sofort ein, sodass sie eine Spritze aufziehen konnte für die örtliche Betäubung. Den Einstich selbst merkte ich nicht. Die Betäubung fing an zu wirken und sie griff zu Ihrem Werkzeug. Sie wackelte an der Krone und schwubs war sie unten. Sie griff den Restzahn der noch vorhanden war, ein Ruck und das Ding war draußen.
Doch was war das?
Ich dachte der Nerv wäre draußen, es zog trotz der Betäubung noch ganz schön. Also war noch ein kleiner Rest des Nerves drin und der musste unbedingt auch noch raus. Also nahm sie ihre Werkzeuge um das Loch zu vergrößern um mit einem anderen Werkzeug an den restlichen Nerv zu kommen. Das war nicht angenehm aber nicht zu vermeiden. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, es waren aber höchstens ein paar Minuten und sie zeigte mir das Ergebnis.
Das was vom Zahn übrig blieb
Dann Watte drauf zubeißen und tschüß. Doch es kam noch die Rechnung. In Uruguay geht das alles bar und ich zahlte mal eben 1000,--Pesos, umgerechnet sind das weniger als 30,--€ zur Zeit. Das ist nicht viel.
Wir, meine Liebste war bei der Behandlung anwesend, was in Deutschland undenkbar wäre, gingen dann nach Hause und ich legte mich für ne Stunde hin. Als die Betäubung nachließ rechnete ich schon mit irgendwelchen Schmerzen. Doch diese blieben bis heute aus. Ich konnte schon am Abend wieder essen und heute kann ich am verblieben Loch mit der Zunge rumspielen ohne das etwas weh tut. Auch von der Entzündung ist nichts mehr zu spüren.
Es fehlt mir lediglich mal wieder ein Zahn.
Mein Fazit:
Zahnärzte in Uruguay sind gut. Es muss kein Schickimicki sein. Wer sich auf eine normale Praxis in der es menschlich zu geht und die vielleicht nicht unbedingt der einer Deutschen entspricht, einlässt wird nicht enttäuscht werden. Vor allem am Preis sieht man was in good old Germany so falsch läuft.
5000€ kann jeder gebrauchen!
Anzumerken wäre dann noch, dass man natürlich in Punta del Este auch Praxen wie in Deutschland findet. Deren Preise sind dann genauso gepfeffert. Man muss aber das Geld nicht auf diese Weise zum Fenster raus werfen.
Liebe Grüße aus Uruguay
Peter
Posted from my blog with SteemPress : http://www.uru-guru.de/zahnarzt-in-uruguay/
Wenn ich richtig gerechnet habe, ist die Geschichte schon 2015 oder 2016 passiert. Stimmt's? ;)
Der Zahnrest sieht echt krass aus. Rauchst Du?
Ja der Zeitraum ist zwischen 2009 und heute. Am letzten Freitag wurde mir der Rest entfernt.
Ich habe 27 Jahre geraucht und vor ca. 20 Jahren aufgehört.
Heute rauche ich nur am Abend bevor ich ins Bett gehe etwas Cannabis.
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