Verschleissplan und der geplante Verschleiß

Verschleissplan und der geplante Verschleiß
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Ein gängige Methode zur Profitoptimierung ist seit über 100 Jahren, neue Produkte nicht mehr so lange wie alte Produkte halten zu lassen.
Auf http://www.murks-nein-danke.de können Konsumenten Ihren Unmut über die stark reduzierte Lebenszeit von Produkten von der Seele schreiben. Wissenschaftlicher und als Buchtipp ging das Thema Prof. Christian Kreiß in seinem Bestseller: Geplanter Verschleiß - Wie die Industrie uns zu immer mehr und immer schnellerem Konsum antreibt und wie wir uns dagegen wehren können.

Im Interview mit den Nachdenkseiten las Prof. Kreiß aus einer 104 Seiten umfassenden Studie des Umweltbundesamtes vom Februar 2015 vor:

„Das Durchschnittsalter ‚kaputter Geräte‘ beträgt in den Jahren 2012/113 12,5 Jahre, in den Jahren 2004 und 2008 lag dies noch bei 13,9 bzw. 13,5 Jahren.“ Oder: „Außerdem kann der Tabelle 8 entnommen werden, dass alle Haushaltsgroßgeräte (…) in 2012/13 etwas früher aufgrund eines Defektes (…) getauscht werden mussten als im Jahre 2004.“ Und noch eindeutiger: „Zwischen 2004 und 2012 stieg der Anteil der Haushaltsgroßgeräte, die nach weniger als 5 Jahren aufgrund eines Defektes ausgetauscht werden mussten, von 3,5 Prozent auf 8,3 Prozent der Gesamtersatzkäufe“.

Es lassen sich noch zahlreichere weitere Fakten und Strategien aufzählen. Hier eine aktuelle Meldungen:

• Nach Ansicht von Italiens Wettbewerbsbehörde haben Apple und Samsung per Software-Update Smartphones beeinträchtigt und so frühere Neukäufe bewirkt. Die iPhone-Drosselung hat ebenfalls in den USA ein juristisches Nachspiel, da Nutzer zahlreiche Sammelklagen gegen den iPhone-Hersteller einreichten

Apple hatte die Leistung der iPhones nach rund anderthalb Jahren gedrosselt und dies mit dem Alter des Akkus begründet. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Geplante Obsoleszenz

Zur Vernebelung der Massen gibt es auch Fremdwörter. Auf Lateinisch klingen die größten Schweinereien eben besser. (Und falls nicht, dann gibt es noch Englisch.)

Der Erfinder

Als Erfinder der geplanten Lebensdauerverkürzung gilt Alfred P. Sloan. Er war in den 1920er Jahren Präsident von General Motors und führte jährliche Veränderungen an seinen Automobilen ein. Ziel war, Kunden zum Kauf neuer Modelle zu animieren, sogar wenn deren alten Karossen noch gut funktionierten. Die List klappte. Schnell war Ford als Konkurrent abgehängt und stand kurz vor der Pleite. Ford hatte nämlich mit Robustheit und Langlebigkeit für sein preiswertes Model T geworben und den Auto-Massenmarkt erst erschaffen.

Das Glühlampenkartell

Ein weiteres historisches Beispiel betrifft das Glühlampenkartell. Genf 1926: Alle namhaften Glühbirnenhersteller beschlossen, die Lebensdauer ihrer Glühbirnen zu halbieren - nachzulesen in diversen Akten. Leider wird dieses System noch bis heute angewandt - und nicht nur bei diesen Leuchtmitteln, sondern eigentlich bei allen elektrischen Geräten.

Es gibt längst Patente, die eine Brenndauer von 100.000 Stunden und mehr versprechen. Diese Patente seien von Marktführern für viel Geld aufgekauft und unter Verschluss gehalten.

Zitat von https://www.n-tv.de/wissen/Geplante-Obsoleszenz-article6582066.html:

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Elektronik und Digitales

Noch besser lassen sich elektronische Geräte manipulieren. So berichten diverse Reparatur-Cafes von zahlreichen Druckern, die nach einer bestimmten bedruckten Blattzahl leere Toner signalisieren und den Betrieb einstellen. Durch Rücksetzen des Zählers - welche Wunder - lassen sich noch einmal genauso viele Blätter bedrucken, ohne das Toner ausgeht.

Die Antifeature-Methode

Die Autoren der von den Grünen beauftragten Studie geht auf eine gewisse Ähnlichkeit mit geplantem Verschleiß ein, nämlich die Integration von so genannten Antifeatures.

Den Begriff prägte Benjamin Hill, indem er den Einbau bestimmter technischer
Funktionen in Geräten oder Software bezeichnete, um deren optimale Nutzung bewusst einzuschränken.

Hill verwies auf eine Microsoft-Software, die in zwei Versionen zu sehr
verschiedenen Preisen veräußert wurde. Die Billigversion enthielt Funktionalitäten, die eine vollständige Nutzung aller Möglichkeiten der Software verhinderten.

Die Scheibchen-Methode

Eine ähnliche Spielart besteht darin, technische Steigerungsraten von beispielsweise IT-Geräten
nur scheibchenweise in neue Geräte zu integrieren, d.h. künstlich zurückzuhalten, obwohl
größere Techniksprünge möglich wären. Dadurch werden Modellzyklen bewusst verkürzt und Umsatz gesteigert.

Was tun?

Was man dagegen tun kann, ist eigentlich nicht sehr viel. Hinweise gab es zu Interviewende durch Prof. Dr. Niko Paech leitet den Lehrstuhl für Produktion und Umwelt an der Universität Oldenburg und ist Vorsitzender der Vereinigung für Ökologische Ökonomie (VÖÖ):

Ich prognostiziere eine Entwicklung, die getrieben wird von den Energiepreisen und den nächsten Finanzkrisen. Das wird über Teilzusammenbrüche unseres ökonomischen Systems dazu führen, dass die Kaufkraft der Menschen sinkt. Damit steigt die Motivation, die Rolle des Konsumenten zu verlassen und die eines Prosumenten einzunehmen, in dem sich die Eigenschaften eines Produzenten und Konsumenten vereinen. Weil er gar nicht das Geld hat, ständig Geräte auszurangieren und sich neue zu kaufen, bemüht sich der Prosument, sein Thinkpad 10 oder 15 Jahre am Laufen zu halten. Dafür wird er sich mit anderen zusammentun und Digital Commons nutzen, etwa um die nötige Software für so ein altes Gerät zu beschaffen. Ein Prosument, der die Dinge in die Hand nimmt, könnte zu einer Identifikationsfigur werden. Gegenseitige Hilfe wird zur gelebten Antithese gegen das Produktdesign der Vergänglichkeit. Jeder kann sofort damit anfangen. Wenn Sie mir helfen, meinen Computer wieder zum Laufen zu kriegen, kann ich Ihnen vielleicht das Tretlager vom Fahrrad wechseln oder das Hinterrad richten. Wenn die Kaufkraft schwindet, werden wir in einer solidarischen Ökonomie gar nicht anders können, als uns gegenseitig zu helfen. Prosumenten sind nicht nur ökonomisch souverän, sondern tragen dazu bei, die Ökonomie wieder sozial einzubetten. (Dr. Hans-Arthur Marsiske/pmz)

„Die Digitalisierung ist die größte ökologische Katastrophe im Konsumgüterbereich.“

„Ein Prosument, der die Dinge in die Hand nimmt, könnte zu einer Identifikationsfigur werden.“

Nachteil dieser Idee ist, dass Tretlager bereits mit einer herabgesetzten Lebensdauer in den Handel kommen - - ähnlich den kaputten Webcams zur Überwachung der Jahrhundertglühbirne.

Studenten des Maschinenbaus werden inzwischen im geplanten Verschleiß unterrichtet, da die Verschleißdauer-getriebene Konstruktion in der Industrie längst Alltag ist. Hier kann der informierte Leser sich selbst in der Lebensdauerberechnung üben: Werkzeuge zur Lebensdauerberechnung

Schaut Euch das Video an

KenFM im Gespräch mit Dr. Christian Kreiß ("Geplanter Verschleiß"):

Alle Quellen auf einem Blick

• Murks? Nein, Danke. http://www.murks-nein-danke.de
• Buch kaufen: https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/Christian-Krei%C3%9F+Geplanter-Verschlei%C3%9F-Wie-die-Industrie-uns-zu-immer-mehr-und-immer-schnellerem/isbn/9783944305516
• Nachdenkseiten: Geplanter Verschleiß als organisierter Betrug
• c't: Verstecktes Verfallsdatum - Wirkprinzipien der geplanten Obsoleszenz
• Berechnung von Tragfähigkeit und Lebensdauer
  Schaeffler führte 1997 die „Erweiterte Berechnung der modifizierten Lebensdauer“ ein. Dieses Verfahren wurde erstmals in DIN ISO 281 Beiblatt 1 genormt und ist seit 2007 Bestandteil der inter­nationalen Norm ISO 281.
• Werkzeuge zur Lebensdauerberechnung
• Gibt es die Kaputtmacher wirklich? - Geplante Obsoleszenz
• Geplante Obsoleszenz (Entstehungsursachen, Konkrete Beispiele, Schadensfolgen, Handlungsprogramm), 103-seitiges Gutachten im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen

Verschleissplan

Um auf diese Verschwendung von Ressourcen wie

• Arbeitskräfte
• Know-how
• Energie
• Transportkapazitäten und Müllbehandlung
• sowie natürliche Rohstoffe

hinzuweisen, wählte ich den Steemit-Namen verschleissplan.

Was ging bei Euch vor Gewährleistungsende kaputt?