Couturiers unter Druck

in #fashion6 years ago (edited)

Couturiers unter Druck

John Galliano schrie vollkommen betrunken und unter den Einfluss von unzähligen anderen Drogen in seiner Pariser Stammbar, „I love Hitler“ und wurde über Nacht vom gefeierten Star der Pariser Modeszene zum geächteten und psychisch kaputten Antisemitin. Natürlich mag vielleicht oberflächlich betrachtet ein Künstler mit Alkohol und Drogenproblemen nichts besonderes sein. Genauso wie der zweifellos dramatische aber wie bei genialen Künstlern bedauerlicherweise häufige der unerwartete Freitot Alexander McQueens auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Natürlich sind die eben genannten Beispiele alles Extreme vom menschlichen Verfall, jedoch ist es erschreckend wie viele erfolgreiche, talentierte und oft noch junge Designer ihren Posten bei den größten Modehäuser der Welt nur nach kurzer Zeit und trotz immensen Erfolges freiwillig räumen.

Sie geben Posten auf  welche für tausende junge Designer ein Lebenstraum wäre. In den letzten Jahrzehnt zieht sich durch all die Begründungen der Designer und der von ihnen verlassenen Modehäusern nach ihrem Abgang ein erschreckender roter Faden. Fast alle ließen durch die Zeilen ihrer vorgeschobenen Begründungen hindurch blicken wie sehr die Arbeitsumstände, das vernachlässigte Privatleben und der immense Druck welcher von allen Seiten auf ihn laste sie innerlich und körperlich nach und nach ruiniert hatte.

Aber warum kommt es bei den großen Modehäusern vermehrt zu solchen Absagen und was muss gemacht werden um dies in Zukunft zu verhindern und die Designer zu schützen?


Druck der größten Luxusgüter Firmen der Welt


Die Globalisierung schreitet tagtäglich weiter voran, erst recht in der Modebranche wo jede Marke versucht als nächstes einen neuen Kontinent zu erobern und neue Kunden für sich zu gewinnen. Das man da nicht mehr mit den Strategien der Anfänge der Modehäuser fahren kann, wo mann nur auf einen kleinen exklusiven Teil von sehr gut betuchten Kunden setzten kann ist selbsterklärend. Die hohe Kaufkraft der Kunden in den USA und speziell in einigen Ländern Asiens ist für die beiden Branchenführer LVMH und Kering ein Geldsegen und beide konkurrierende Firmen kämpfen Tag für Tag um jeden einzelnen neuen Kunden. Kering und LVMH in wessen Besitz fast ausnahmslos alle Big Player der Modebranche sind. Zu ihnen gehören unteranderem auch Dior (LVMH) und Alexander McQueen und Balenciaga (beide Kering). LVMH Besitzer Bernard Arnault holte ende der 90er John Galliano von Tochterunternehmen Givenchy als Chefdesigner zu Dior, Nachfolger von Galliano war 1997 der junge Alexander McQueen. Bei Dior wurde Galliano ein absoluter Star. Er war der Paradiesvogel von Paris und das Aushängeschild des neuen Diors. Arnault förderte seinen Schützling überall und versuchte ihm jeden Wunsch zu erfüllen und selbst nach den zahlreichen Vorwürfen gegen Galliano versuchte Bernard Arnault ihn solang wie möglich zu halten. Auch wenn es die Spatzen von den Dächern von Paris pfiffen das John Galliano an manchen Abenden vom Einfluss von Alkohol und Tabletten kaum noch laufen konnte, haben Gallianos zahlreiche genialen Kreationen und die stetig wachsenden Umsatzzahlen vom Menschen John Galliano ab. John Galliano sagte nach seiner Zeit bei Dior, zahlreichen Entzügen und  genug zeitlichen Abstand nach seinen Eklat das er wenn er nicht bei Dior rausgeworfen geworfen sei mittlerweile tot sei. Auch sein Nachfolger Raf Simons gab seinen Posten nach knapp drei Jahren wider auf weil er statt auf ein Burn out zu zu arbeite lieber eine gesunde Work-Life Balance haben möchte und sich zudem auch auf sein eigenes Label konzentrieren möchte.


Ein ebenfalls sehr großes Problem für viele Designer ist das die Firmen aus ihnen oft versuchen große Rockstars zu machen. Statt nur unscheinbar im Hintergrund werden sie zum neuen Gesichte ihrer Marke. John Galliano war wie geschaffen dafür, zusammen mit LVMH Boss Bernard Arnault baute er Dior neu auf, ab da an war Dior untrennbar mit den Auftritten und groß inszenierten Shows ihres Designers verbunden. Aber auch er litt unter der riesigen medialen Aufmerksamkeit. Genauso wie alexander McQueen welcher nach seiner Zeit bei Givenchy bei auf seinem eignes Label arbeitete welches zum großen Konkurrenten Kehring gerhört. Nach seinen Weggang von Givenchy war für viele seine Zukunft ungewiss umso mehr überraschte es das McQueen ab da an bei der  Londoner Fashion Week Jahr für Jahr das Highlight darstellte und zu einen der wichtigsten britischen Designer des Jahrzehnts aufstieg. Aber Alexander McQueen belastete die Mediale Aufmerksamkeit und sein von Kering befeuerten Hype um seine Person. Das Gefühl besser zu sein, sich selbst vier mal im Jahr übertreffen zu müssen und das Wissen immer nur nach seiner letzten Kollektion beurteilt zu werden waren in Verbindung mit einigen privaten Rückschlägen ohne Zweifel ein Grund für seinen Freitot im Februar 2011.


Diese mediale Aufmerksamkeit nimmt für zukünftige Designer gewiss nicht ab. Dadurch das durch Instagram eines der Hauptinstrumente für mediales Marketing ist und durch Influencer und co. die Aufmerksamkeit auf die Kreativenköpfe noch größer wird. Außerdem hat dadurch auch jeder die Möglichkeit seine Meinung über die neuste Kollektion für alle zugänglich zu posten was garantiert nicht dazu beiträgt das Designer in Zukunft geringeren Druck auf sich ausüben. 

Die gefährliche Mischung zwischen den hohen Druck der finanziell motivierten Branchen Riesen LVMH und Kering, den Druck der Öffentlichkeit, einer dadurch verzerrten Selbstwahrnehmung und das Gefühl sich selbst übertreffen zu müssen sind mit die Gründe warum in den letzten Jahren so häufig Designer den Job ihres Lebens abtraten.


In Zukunft sollten daher Arnault und Pinault die Menschlichkeit und den Designer über finanzielle Motive stellen. Außerdem sollte die Öffentliche Wahrnehmung durch Sozialenetzwerke mehr Verständnis zeigen und sein Werk und nicht mit ihm Geld verdienen. 



Das Karl Lagerfeld zwei große Labels mit weltweit gigantischen Absatzzahlen leiten kann und warum das auch seine Nachteile haben kann haben ich in meinen morgen erscheinenden Artikel geschrieben.