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RE: Geldgier – Wenn man nicht genug bekommt!

in #gier6 years ago

Hallo,

sehr schöner Beitrag! Mir gefällt deine Denkweise und auch dein Standpunkt. Ich selbst überlege aktuell auch, mich etwas mehr in diesem Bereich ausbreiten, möchte aber keine anfänglichen und sinnlosen Fehler machen.

Ich habe nun deine Beiträge ein wenig durchgescrollt (folge dir auch nun) und konnte keine Einsteigertipps finden; vielleicht habe ich aber auch nicht weit genug geblättert. Hast du da etwas parat? Auch generell, wie und wo man optimalerweise investiert und auch (vielleicht mit expliziten Beispielen?) wie man solche möglichen 2+2 Optionen erkennen kann?

Liebe Grüße

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Konkrete Beispiele gebe ich üblicherweise nicht, da ich eben keine Anlageberatung machen kann und darf. Ich konzentriere mich daher normalerweise auf Themen bei denen ich denke, dass es den Leuten Lust auf "Mehr" macht und man sich dann weiter mit den Themen beschäftigt.

Dabei ist natürlich gerade der erste Schritt in ein solch neues Thema immer jener der am Schwierigsten ist. Wie man sich ihm herantastet hängt immer viel auch vom Alter, der eigenen Erfahrung und auch dem Vermögen ab. Gerade wenn diese Positionen mit "jung" und 2x "wenig" beantwortet wird, empfehle ich immer sich zunächst mit ETF-Sparplänen zu befassen. Der Sparplan verhindert, dass man zum falschen Zeitpunkt einsteigt bzw. das ein falscher Einstieg gedämpft wird (https://steemit.com/investition/@gammastern/cost-average-effect-senkung-des-risikos-oder-augenwischerei).

Gerade wenn man den ETF auf den DAX oder World Index bespart kann man gar nicht so viel falsch machen, da es bei einer richtigen Krise dort für alle ohnehin unangenehm werden würde. Selbst wenn man mit einem Betrag von monatlich 50€ reingeht, kann man sich so mit wenig einsatz dem Thema annähren und ein wenig sich selbst erkunden. Wie geht man selbst mit den Kursschwankungen um. Lassen sie einen kalt oder kann man nachts nicht mehr schlafen? Weckt es irgend etwas in einem oder findet man die Themen einfach nur belastend.

Selbst bei kleinen Beträgen schauen die Leute meist doch wesentlich häufiger mal auf den Index oder in die Nachrichten um zu verstehen wieso sich der Kurs so entwickelt wie er sich entwickelt hat. Ich denke, dass man alleine dadurch bereits sehr viel lernt und ein wesentlich solideres Verständnis dafür entwickelt. Meist kommt nach einem Jahr dann von ganz alleine das Verlangen es auch mal mit Wertpapieren zu probieren. Ich habe ja dieses Jahr einige "Postmortems" geschrieben, wo ich ein paar AGs vorstelle in denen ich investiert bin. Würde die nicht alle durchweg jedem empfehlen, aber dadurch das ich sie habe, stehe ich natürlich auch irgendwie hinter und man kann sie vielleicht als Ideengeber nehmen.

Mittelsfristig sollte man zusehen, dass mna nicht auf einezelne Titel setzt, sondern ein wenig in die Breite geht. 10 Titel, ein guter Anteil in ETFs als Basisinvest und ein paar gute Aktientitel und man wird auch die nächste Krise durchleben. Ansonsten eben nicht so einfach nervös machen und einfach mal ein paar Jahre halten.

Bei den 2+2... nun da schaut man sich einfach ein wenig die Titel an. Dafür gibt es gute Seiten die Kennzahlen zusammen fassen. Nehmen wir mal etwas allgemeines: https://www.finanzen.net/aktien/Unilever-Aktie
Gut, dieses Jahr lief nicht so gut, auf 3 Jahres Sicht sind aber 16% drin, also weit über den Ziel. Gleichzeitig eine Dividendenrentabilität von 3%. Damit wäre der Titel klar auf einer "Will haben!"-Seite. Insbesondere da er eben nicht ein einzelnes Geschäftsfeld hat, sondern als Konsumunternehmen eine breite Produktpalette hat.

Dies vielleicht als erste Orientierung. Ansonsten ruhig nochmal konkret nach etwas was Dir auf dem Herzen brennt nachfragen und ich kann versuchen es zu beantworten. Unterm Strich kann ich immer nur sagen, nicht soviel Angst und keine Konzentration auf einen Titel. Soviel kann man dann IMHO gar nicht falsch machen. Wenn bisher keine Kapitalerträge anliegen, mächtest Du vermutlich ausschüttende ETFs und starke Dividendentitel bevorzugen, damit du den Freibetrag von der Steuer möglichst schnell voll hast.

Besten Dank für die ausführliche Antwort! Auf deine Frage kann ich auch gerne anworten: Ich bin doch noch recht jung, Erfahrung hab ich allerdings im Kryptobereich doch überdurchschnittlich viel gemacht und das Kapital ist auch um einiges höher, als man es vermuten würde.

Nun ist mir klar, dass sich die Märkte in den Zahlen doch unterscheiden und ich will hier auch nicht wie der klassische Crypto-Noob rüberkommen, der durch frühes Investieren viel Geld gemacht hat. Meine Mentalität ist sehr stark und ich bin nicht "verwöhnt".

Bevor ich aber nun wirklich loslege und mich weiter einlese, würde mich interessieren, ob du irgendwelche umfangreichen Einstiegshilfen bezüglich Limits und Versteuerung hast, die du empfehlen würdest; eventuell mit einigen legalen Tipps und Tricks (ich lebe allerdings in Österreich)?

Okay, die Frage war eigentlich eher für sich selbst gemeint ;) Aber wenn Du erfolgreich im Kryptobereich unterwegs gewesen bist, dann wirst Du schon gewohnt sein einiges auszuhalten. Grundsätzlich gilt zu sagen, dass Krypto wie Wertpapier auf Speed ist. Man muss bei Wertpapieren also wesentlich geduldiger sein und darf eben auch nicht eben mal einen Faktor 1000 erwarten.

Also bei österreichischen Steuern muss ich ein wenig passen, da ich mich nie tiefgehend damit befasst habe. In Deutschland ist es recht simple. 801€ pro Kopf sind absolut steuerfrei bei Kapitalerträgen. Darüber wird bei Kursgewinnen 25% (+Soli +Kirche) gezahlt, bei Dividenden genauso.

Auf den ersten Blick (https://testsieger.at/wertpapiere/kapitalertragsteuer/) sieht das in Österreich nicht ganz unähnlich aus. Wobei ihr 27,5% zahlt (also in etwa bei uns mit Soli). Dafür scheint es leider aber keine Freibeträge zu geben, was natürlich gerade für kleinere Sparer schon recht hart ist. Ob Du dann ausschüttende oder thesaurierende nimmst, spielt nicht mehr so eine Rolle und ist Geschmack. Ausschüttend gibt halt regelmäßig Geld, während beim Thesaurierenden immer wieder reinvestiert wird. Dividende ermöglichen halt die Steuer im jetzt zu zahlen, während beim Thesaurierend die Rechnung am Ende kommt. Ist also immer ein wenig Spekulation darauf, ob die Kapitalerträge sinken oder steigen ;)

Zumindest hier in Deutschland gibt es kaum Möglichkeiten seine Kapitalerträge zu senken, außer eben Verluste geltend zu machen. Was man dann bei der Einkommenssteuer in Österreich machen kann... da muss ich passen.

Was meinst mit Limits? Steuerlimits oder Tradinglimits? Limits bei den Wertpapieren setze ich üblicherweise nicht. Alle reden davon, aber ich halte sie für völlig überbewertet. Ein Titel der stark schwankt ist etwas für Trader und nicht langfristige Anlagen. Im Vergleich mit Kollegen bin ich unterm Strich mit "Aussitzen" besser gefahren als sie mit Kauf und Verkauf. Leglich bei Titeln, die stark angestiegen sind und ein enormer Abfall wahrscheinlich ist, setze ich tatsächlich Limits. In dem Fall habe ich mich vom Titel aber auch schon innerlich getrennt.

Gerade bei Sparplänen macht es nicht wirklich Sinn. Dort kaufst Du ja gerade zeitversetzt ein, um den Kurs besser abzubilden. Die Idee dahinter ist halt, dass man etwas anspart, darauf setzt das langfristig die Kurse steigen und dann wenn man das Geld braucht, es irgendwann veräußert.

Gerade wenn Du im Kryptobereich Geld gemacht hast, ist es IMHO eine gute Idee auch ein wenig in den Kapitalmarkt zu gehen und somit ein wenig das Risiko zu diversifizieren. Grundsätzlich sollte man sich aber vor Augen halten, dass das eine Hochrisiko ist, während das andere eben nur Risiko ist.

Besten Dank für den erneut sehr ausführlichen Beitrag. Es ist immer spannend, die Sichtweise eines (in dieser Sparte) erfolgreichen Investors zu sehen. Ich werde mich nun noch selber sehr genau informieren und vielleicht in ein paar Monaten einsteigen.

Bis dahin werde ich ja sicherlich noch die einen oder anderen interessanten Beiträge von dir zu lesen bekommen. Weiter so! :)