Eine Antwort die etwas länger wurde....
Unter dem Beitrag von dirkzett „Erkenntnisse aus einer Wahl“ gab es einen Kommentar, den ich so nicht stehen lassen wollte. Ich antwortete dem User twinner, recht deutlich, dass er die Sache mit den offenen Grenzen und den Anarchokapitalisten (AnCap) doch falsch sehe und verlinkte einen kurzen aber doch recht einprägsamen Artikel der die Sicht auf die Asylkrise aus den Augen der Libertären recht gut darstellt. Nicht nur dass mein Kommentar positiv bewertet wurde, twinner bedankte sich auch noch und erklärte seine Verwirrung den der Begriff Anarchismus bei ihm ausgelöst hatte. Meine Antwort darauf ist, ohne dass ich es wollte, ein wenig länger geworden. Ihr findet sie hier:
Sehr gerne twinner. Erst mal Hut ab vor so viel Fähigkeit zur Selbstkritik. Vielleicht ist es das kapitalistische Steemit das Freundlichkeit erzwingt, oder du bist eben so cool, was es auch ist, so macht es Spaß Kommentare zu schreiben.
Tatsächlich ist das Thema staatliche Grenze ein sehr kontroverses Thema unter Anarchokapitalisten, Libertären und freiheitlich denkenden Menschen generell. Aufgrund der Zwickmühle in die man gebracht wird, dass die staatlichen Grenzen die Einzigen sind die einen und sein Eigentum schützen, während man die Grenzen seines Privateigentums, zumindest in Europa, nicht wirklich schützen darf. So wird man in den Spagat getrieben eine Institution zu unterstützen die ein Gebilde konstituiert, das man grundsätzlich ablehnt. Das hat der Staat schon sehr geschickt gemacht.
Die Asylkrise hat dieses Thema sehr sehr hochkochen lassen. Meines Wissens nach ist es, im Gegensatz zum Ukraine-Konflikt, aber nun weitestgehend geklärt, wie in dem Artikel kurz angerissen wird und hat NICHT zur einer Spaltung der AnCap geführt. Sonder zu einer, meiner Meinung nach sehr gesunden, Emanzipation der AnCap von linken Ideen und der Wiederentdeckung natürlicher und freiwilliger Verbände wie Familie Sprach- und Interessengemeinschaften.
Zur Namensdebatte bleibt anzumerken, dass Namen für mich Schall und Rauch sind. Jede Bezeichnung der Anarchokapitalisten bringt eigene Probleme mit sich.
„Libertäre“ ist ein Oberbegriff und wird von unterschiedlichen Gruppen für sich okkupiert. Die Extremsten sind meines Wissens nach die NeoCons und die Grünen/Linksextremen.
Den Begriff „Anarchismus“ wird für ein paar Dutzend sehr unterschiedlicher Denkschulen gebraucht. Wenn man nicht bis zu den Griechen zurückgeht, wie Rahim Taghizadegan in diesem hervorragenden Vortrag, sondern sich auf die letzten 200 Jahre beschränkt, dann bezeichnet Anarchismus tatsächlich eine Bewegung, die aus dem chaotischen linken Milieu heraus geboren wurde.
Im starken Kontrast dazu steht der Anarchokapitalismus. Dieser ist sicherlich eine sehr Wichtige und sich schnell Verbreitetende Art des Anarchismuses und für mich die einzig logische, konsistente und moralische Gesellschaftsform/Philosophie.
Der Anarchokapitalismus, besitzt zwar ebenfalls Vorläufer im 19. Jahrhundert hat, wie den großen Gustave de Molinari, die größere Verbreitung der Idee im 20. Jahrhundert ist sehr wahrscheinlich auf Murray Rothbard zurückzuführen. Rothbard gilt als Initiator der neueren AnCap Bewegung, die noch ein paar artverwandte anarchistische Bewegungen, wie Teile der Transhumanisten um sich scharrt.
Es gibt jedoch eine Menge verschiedenster kommunistischer Geschmacksrichtungen, wie Syndikalismus oder der direkte kommunistische Anarchismus, wie immer das gehen soll. Diese bezeichnen sich ebenfalls als Anarchisten, auch wenn der wohl prominenteste Vertreter dieser Richtung, Noam Chomsky, einige Widersprüche dieser Arten des Anarchismuses nicht aufklären kann. Trotz dieses Lapsus halte ich Noam Chomsky für einen genialen Denker und muss anderen Beiträge von ihm Respekt zollen.
Diese große Anzahl der Gruppen die den Begriff für sich verwenden erklärt wohl eine Verwirrung. Dann gebe es noch den Begriff Voluntarismus. Dieser gefällt mir ganz gut. Er soll aber explizit eine über den rein wirtschaftlichen Ansatz des Anarchokapitalismuses herausgehende Bedeutung haben.
Kurz: Es gibt keinen treffende, allgemeine akzeptierten und nicht anderweitig besetzen Begriff, den man verwenden könnte. Das macht aber nichts. Wenn man selber denkt und offen für Neues ist, wird man schon zum Kern der Dinge vordringende, egal welche Etiketten drauf geklebt werden.
Zu guter Letzt ist es schwer, etwas anders zu bezeichnen, was niemanden und allen gehört. Wenn für dich die Initiierung von Gewalt gegen Menschen grundsätzlich falsch ist, bist du schon ein AnCap, bislang ohne es zu wissen. Zum Glück musst du dafür nirgendwo eintreten, keinen Beitrag zahlen und keine Verordnung beachten. Außer diesem moralischen Prinzip dass du dir selbst erarbeitest hast, und an dass du dich freiwillig halten möchtest.
Gruß
Hallo frankcorvus,
das mit der Umbenennung war nur ein gutgemeinter Rat.
Gehe einfach raus auf die Straße, und frage die Leute, was Ihnen zu Anarchie/Anarchisten in den Kopf kommt, und die Antworten werden in der Regel sein
Der Wortstamm "Anarch-" ist einfach zu sehr belastet, nur darauf wollte ich Euch eventuell "betriebsblinde" da "over-biased'te" AnarchoCaps mal hinweisen.
Und Namen sind in dem Fall eben gerade nicht "Schall und Rauch", wenn Ihr mit Euren guten Ideen mehr Leute erreichen wollt.
Gruß,
twinner
Ja, du hast du natürlich recht was den Mann auf der Straße betrifft.
Gerade zur Geschichte (der Politik); kurz zu diesem Thema gibt es einen hervorragenden Beitrag von Rahim der in meinen Augen die Stunde die er dauert mehr als Wert ist.
Have fun!
Sehr guter Post, schön Zusammengefasst.
Direkt gefolgt und gevoted, mach weiter so :)
Dank der Perlen von @knozaki2015 diese Perle entdeckt und gevoted!
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