Troja (Teil 2): Heinrich Schliemann – Entdecker Trojas
Quelle:Maske des Agamemnon, Archäologisches Nationalmuseum [CC0], vom Wikimedia Commons
Im ersten Teil dieses Artikels habe ich Euch das Epos von Homer (die Ilias) in einer Kurzfassung erzählt. Diese faszinierende und spannende Geschichte hat natürlich im Laufe der Zeit viele Gemüter zum Überlegen gebracht, ob es diese Stadt wirklich gegeben hat. Einer davon war der Deutsche Heinrich Schliemann, der schließlich als der Entdecker Trojas bezeichnet wurde.
Heinrich Schliemann (6. Jänner 1822 - †26. Dezember 1890)
Schliemann wurde als fünftes von neun Kindern in eine Pastorenfamilie hinein geboren. Von seinem Vater bekam er im Alter von 6 Jahren ein Buch „Weltgeschichte für Kinder“ vorgelesen, woraufhin er den Entschluss fasste, die antike Stadt Troja zu suchen.
Schliemann beginnt eine Kaufmannslehre. Er entwickelte sich zu einem hochbegabten Geschäftsmann und lernte im Laufe seines Lebens 7 Sprachen. In Russland macht er beachtliche Gewinne mit Indigo und Salpeter für die Pulver-Herstellung. In späteren Jahren vervielfachte er in den Zeiten des Goldrausches als Bankier in Kalifornien sein Vermögen.
Heinrich Schliemann ist 46 Jahre alt und bereits vielfacher Millionär, als er 1868 seine erste Bildungsreise auf den Spuren des griechischen Altertums antritt. Diese lenkt ihn an die Westküste Anatoliens (das frühere Troas), wobei er sich genau an die Sage von Homer orientiert. Unter Zugrundelegung der geographischen Angaben in der Erzählung versucht er das antike Troja zu lokalisieren.
Durch Zufall trifft der dort auf den britischen Diplomaten Frank Calvert. Sie kommen ins Gespräch und Calvert überzeugte Schliemann mit seinen akribisch recherchierten Hinweisen davon, rund um den Hisarlikhügel südwestlich der Stadt Burnabaschi das alte Troja entdeckt zu haben. Calvert hatte dort bereits Land gekauft und mit Grabungen begonnen, jedoch ohne Erfolg. Seine finanziellen Mittel waren aufgebraucht und so überredete er Schliemann dort weiter zu graben.
Die Ausgrabungen beginnen
Drei Jahre später – 1871 erhält er seine Grabungslizenz. Schliemann schlägt einen Kanal quer durch die Anhöhe des Hügels Hisarlik. Dieser war 40 m lang, 20 m breit und 17 m tief. Anfangs zeigen sich kaum Erfolge, so dass er nach zwei Jahren beschließt, die Ausgrabungen einzustellen. Kurz davor findet er jedoch einen kupfernen Gegenstand am Fuße der Umgebungsmauer. Sofort erkennt er, hier einen prunkvollen Gegenstand gefunden zu haben. Er legt mit seiner Frau einen prächtigen Schatz der Antike frei. Schliemann benennt den Schatz als den „Goldschatz des Priamos“.
Der berühmte Goldschatz des Priamos
Ohne Erlaubnis der Regierung des Osmanischen Reiches bringt Schliemann den Schatz zuerst nach London, stellt ihn dort 3 Jahre aus, und letztlich nach Berlin und macht diesen dem deutschen Volk zum Geschenk.
Der Goldschatz wird im 2. Weltkrieg von der roten Armee als Kriegsbeute beschlagnahmt und galt für viele Jahrzehnte als verschollen, bis die Russen bestätigen, dass der Schatz des Priamos im Moskauer Puschkin Museum verwahrt wird.
Heinrich Schliemann hatte nun seinen Kindheitstraum erfüllt. Er hatte Troja entdeckt und hatte Ruhm und Berühmtheit erlangt. Doch sein Entdeckergeist führte ihn weiter nach Mykene in Griechenland, wo er nach weiteren Orten und Personen aus der Ilias von Homer suchte. Er wollte den Beweis antreten, dass Homers Epos auf einer wahren Begebenheit beruhte. Auch hier waren seine Grabungen von Erfolg gekrönt. Er fand eine Goldmaske und war überzeugt, dass es die Maske des Königs von Mykene – Agamemnon sei (heute im Archäologischen Nationalmuseum in Athen zu besichtigen). Sogar auf der griechischen Insel Ithaka suchte er nach dem Palast des Odysseus, jedoch vergeblich.
Ironie des Schicksals
In seinem letzten Lebensjahr – bevor er 1890 verstarb - muss Heinrich Schliemann jedoch erfahren, dass der von ihm entdeckte Goldschatz nicht vom trojanischen König Priamos stammte. Dieser Goldschatz war rund 120 Jahr älter als die von Homer beschriebene Zeit des trojanischen Krieges. Er war Teil einer Hochkultur die um das Jahr 2500 vor Christus die Stadt Troja besiedelte. Auch die in Mykene gefundene Goldmaske stammte nicht von Agamemnon, sondern war eine Grabbeigabe aus der Zeit ca. 300 Jahre vor Troja.
Doch obwohl er sich hier irrte, blieb der Name Heinrich Schliemann bis heute untrennbar mit der Entdeckung Trojas verbunden. Er ist einer der bekanntesten Archäologen der Welt.
Troja - Wahrheit oder Dichtung?
Nach Schliemann führte 1893 bis 1894 der Deutsche Wilhelm Dörpfeld die Ausgrabungen fort. Er fand jedoch nicht das historische Troja, sondern erkannte, dass der Hügel Hisarlik über 3000 Jahre lang immer wieder neu besiedelt worden war. Insgesamt neun Stadt-„Schichten“ wurden festgestellt, welche zwischen der frühen Bronzezeit ab 2920 v. Chr. begann und mit einer römischen Schicht bis ca. 500 n. Chr. endet. Das bronzezeitliche Troja des Homer wird in der Schicht VI vermutet.
Von 1932 bis 1938 arbeitete der US-Amerikaner Carl William Blegen (von der Universität Cincinnati) an den Ausgrabungen weiter.
Erst 50 Jahre später bekam der deutsche Archäologe Professor Manfred Korfmann wieder eine Grabungslizenz. Er führte die Ausgrabungen jeden Sommer bis zu seinem Tod im Jahr 2005 durch und versammelte dabei ein Team von rund 80 Wissenschaftlern und Technikern um sich.
Was das Team herausfand war folgendes: Das bronzezeitliche Troja VI war eine bedeutende und reiche Stadt, die ausgedehnten Handel trieb und durch seine 5 m dicken und 8 m hohen Stadtmauern hervorragend vor feindlichen Angriffen geschützt war. Um die Stadt führte ein Wehrgraben. Ihre Blütezeit endete abrupt zwischen 1190 und 1180 v. Chr. Es liegen viele Beweise für einen großen Brand in der Stadt vor und es wurden zahlreiche Wurfgeschosse gefunden. Die Toten waren nur flüchtig begraben worden. Korfmann sah zahlreiche Anzeichen dafür, dass es ein kriegerisches Ereignis gewesen sein musste - und zwar ein verlorener Krieg, so wie Homer dies in seiner Ilias schilderte.
So wird bis heute eifrig über einen möglichen historischen Kern in den Erzählungen Homers spekuliert. Gründe für einen Krieg, wie Homer ihn beschreibt, mag es viele gegeben haben. Die Interpretationen sind keineswegs eindeutig, sie lassen Raum für vielseitige Spekulationen.
Aber sind es nicht gerade diese Art von Geschichten – die auch einen Funken Wahrheit in sich tragen - die die Menschen bis heute am meisten faszinieren?
Teil 1 meines Troja-Artikels findet ihr hier: Troja - eine große Liebe und Tragödie!
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Toll wie immer .Lg
Sehr interessant!