VerrottetsteemCreated with Sketch.

in Steem 💥 Explosiv3 days ago


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Die Tage verschwimmen, die Nächte ersticken mich, und ich spüre, wie etwas in mir zerfällt. Nicht nur mein Körper, nein, es ist mehr, etwas Tieferes, das ich nicht greifen kann. Der Wald um mich herum atmet Fäulnis. Die Bäume scheinen zu flüstern, als ob sie wüssten, dass ich längst verloren bin. Seit Tagen hänge ich hier, an diesem Ort des Stillstands, an diesem Ort des Todes. Der Wind, der mich umschlingt, ist kalt, doch es ist nicht die Kälte, die mich durchdringt, es ist der Verfall.

Jede Bewegung meines schlaffen Körpers fühlt sich an, als würden Stücke von mir abbröckeln. Vielleicht ist das so. Vielleicht verrotte ich hier, ohne dass ich es sehe. Die Dunkelheit hat mich umfangen, und die Einsamkeit frisst an mir wie ein Tier, das nie satt wird. Mein Herz, einst ein lebendiges Ding, ist nichts weiter als ein zerbrochener Klumpen, der langsam verfault.

Doch dann kommt die Nacht, diese gottlose Nacht, in der das Chaos nach mir greift. Es beginnt mit einem Summen, tief in meinem Kopf, und endet in einem Tanz, den ich nicht kontrollieren kann. Im flackernden Licht der Kerzen scheinen die Schatten um mich herum zu leben, ihre Umrisse zuckend und verzerrt. Es ist kein Tanz des Lebens, sondern ein grausames Ritual. Jeder Schritt, den ich mache, fühlt sich an wie eine Verbeugung vor etwas Uraltem, Dunklem, das schon immer da war.

Die Kerzen werfen Licht auf das, was ich geworden bin. Meine Haut, blass und durchzogen von Narben, sieht aus wie etwas, das längst tot sein sollte. Meine Knochen sind schwer, als würden sie das Gewicht meines zerfallenden Verstandes tragen. Ich schlage gegen die Wände, harte, kalte Wände, die nicht nachgeben, nur um sicherzugehen, dass ich noch existiere. Doch selbst das fühlt sich hohl an.

Es ist das Glas, das mich am meisten verstört. Die Splitter, die auf dem Boden liegen, reflektieren ein Gesicht, das mir fremd ist. Blut rinnt darüber, ein Rot, das viel zu lebendig wirkt für jemanden, der längst tot ist. Ich sehe in diese Augen, tote, leere Augen, und erkenne nichts. Es ist, als hätte ich mich selbst verloren, als hätte mich der Verfall schon vor Jahren verschluckt.

Die Wahrheit ist, dass ich schon immer hässlich war. Nicht äußerlich, sondern tief in meinem Inneren. Es ist eine Hässlichkeit, die nicht verblasst, sondern wuchert, wie ein Geschwür, das alles um sich herum verschlingt. Mein Verstand, mein Körper, mein Sein, alles ist verrottet, alles ist kaputt.

Hier bin ich also, gefangen in einer Existenz, die keine Bedeutung mehr hat. Die Einsamkeit, das Ritual, das zerbrochene Glas, sie sind nicht nur Symbole. Sie sind ich. Ich bin der Verfall, der an diesem Ort haust, das Echo eines Lebens, das längst hätte enden sollen.

Herr Grau


Am Strick

Seit Tagen hänge ich hier, wortwörtlich und sinnbildlich. Die Welt um mich herum ist still, nur der Wind rauscht leise durch die Bäume. Ich spüre ihn, wie er an mir zerrt, mich sanft hin und her schwingt. Doch nichts daran fühlt sich lebendig an. Mein Herz, so sagt man, sei der Sitz aller Gefühle, und doch ist es das Einzige, was in mir gebrochen ist. Nicht mein Körper, nicht mein Stolz, nur dieses pochende Ding, das einst nach Leben suchte.

Der Wald, der mich umgibt, ist düster und kalt. Die Kälte kriecht in jede Faser meiner Existenz, und die Einsamkeit ist wie ein stummer Begleiter. Ich hätte gedacht, dass die Zeit hier oben stillstehen würde, dass es keine Tage und Nächte mehr geben würde, keine Momente, die vergehen. Doch stattdessen fühle ich jeden einzelnen Moment. Tagaus, tagein. Der Wind, der durch die Äste weht, erinnert mich daran, dass die Welt sich weiterdreht, auch wenn ich es nicht tue.

Wie lange noch? Diese Frage hallt in mir wider wie ein Echo, das niemand hört. Wie lange werde ich noch hier hängen? Ist das meine Strafe? Ein selbstgewähltes Exil in der Dunkelheit, ein Ort, an dem mich niemand finden kann? Ich bin so allein. Dieses Gefühl drückt schwerer als das Seil um meinen Hals.

Manchmal höre ich die Geräusche des Waldes, das Knacken eines Astes, das Rascheln von Blättern, und ich stelle mir vor, jemand würde kommen. Jemand würde mich sehen, mich berühren, mir zeigen, dass ich nicht vergessen bin. Doch es bleibt bei diesen Gedanken. Der Wald bleibt leer, und ich bleibe allein.

Die Tage verschwimmen ineinander, doch die Kälte bleibt. Die Einsamkeit bleibt. Der Strick bleibt. Und ich... ich bin einfach nur hier.


Ritual

Heute ist die Nacht gekommen. Eine Nacht, die die Schatten länger und die Dunkelheit tiefer macht. Es liegt etwas in der Luft, etwas Schweres, das den Atem dämpft und die Sinne schärft. Ich spüre es in meinen Adern, wie ein giftiges Feuer, das sich ausbreitet. Schärft eure Klingen, sage ich mir, nicht nur die aus Stahl, sondern auch die, die in der Seele verankert sind. Heute Nacht wird Blut fließen, und ich werde es begrüßen wie einen alten Freund.

Was ist das Leben, wenn nicht eine Bürde, die wir schleppen? Die Tage sind ein endloser Marsch durch die Qual, und die Nächte, oh, die Nächte, sind die einzigen Momente, in denen wir wirklich frei sein können. Doch Freiheit hat einen Preis. Immer. Heute Nacht wird der Preis gezahlt, und ein Leben wird den Boden dieser Welt verlassen.

Im Kerzenschein, dieser flackernden, vergänglichen Lichtquelle, tanzen wir. Es ist kein Tanz der Freude oder der Liebe, sondern ein Tanz der Verzweiflung, des Chaos. Jede Bewegung trägt die Last von Jahrhunderten, von gebrochenen Versprechen, von nicht eingestandenen Sünden. Die Flamme einer Kerze kann nicht ewig brennen, genauso wenig wie unser Fleisch ewig existieren kann. Fleisch ist vergänglich. Das Leben ist vergänglich.

Und so tanzen wir, ich tanze, wie in einem Ritual, das niemand je vergessen wird. Ein alter böser Tanz, der das Chaos ruft, der alles, was wir kennen, erschüttert. Es ist wie ein schwarzes Ritual, das die Dunkelheit anzieht und sie um uns legt wie einen schützenden Mantel. Was bleibt, wenn das Licht erlischt? Nur wir, die Schatten, und das Blut, das die Erde tränkt.

Das Leben ist eine Last, die uns niederdrückt, und doch tanze ich weiter. Denn was bleibt, außer dem Moment? Morgen wird kommen, oder auch nicht. Es spielt keine Rolle. Heute Nacht gehört dem Chaos, dem Verfall, und mir.


H​ä​sslich

Es gibt keine Masken mehr. Kein Verstecken, kein Verschönern. Nur die Wahrheit, kalt und rau wie das Glas, das eben zersprang. Die Splitter liegen um mich herum wie stumme Zeugen meines inneren Chaos. Das Blut, das über mein Gesicht rinnt, fühlt sich warm an, ein seltsamer Kontrast zur Kälte, die mich seit Tagen umgibt. Aber was macht das schon? Was macht es aus, wenn alles zerbricht?

Die Welt hat mir immer den Rücken gekehrt, und ich habe gelernt, zurück zu starren, mit toten Augen, die nichts mehr sehen wollen. Ich bin hässlich, sage ich mir. Nicht nur äußerlich. Es ist eine Hässlichkeit, die tiefer geht, die bis ins Mark reicht. In meinen Gedanken wohnt ein Sturm, ein ewiges Tosen, das nie ruht. Geisteskrank, so würden andere es nennen. Für mich ist es einfach nur... ich.

Meine Haut ist übersät mit Narben, Landkarten eines Lebens, das nie heil war. Blass, müde, gezeichnet. Seit Tagen habe ich keinen Schlaf gefunden. Jede Stunde zieht sich wie ein Jahr hin, und die Dunkelheit, die mich umgibt, ist ebenso sehr ein Zustand meiner Seele wie der Raum, in dem ich sitze. Meine Knochen, kaputt und müde, prallen gegen die Wand. Manchmal nur, um zu spüren, dass sie noch da sind, dass ich noch da bin.

Es gibt nichts mehr, das mich hält, nichts mehr, das mich heilt. Die schwarzen Löcher in meinem Kopf haben jede Erinnerung verbrannt, jede Hoffnung verschlungen. Ich schaue in den Spiegel und sehe nichts als ein verzerrtes Abbild eines Menschen, der längst verloren ist. Hässlich. Geisteskrank. Das bin ich.

Die Narben, das Glas, das Blut, es spielt keine Rolle mehr. Alles ist zerbrochen, und vielleicht war es das schon immer. Es tut nicht mehr weh, und vielleicht ist das das Schlimmste.