Achterbahn an der Börse

in Wirtschaft&Finanzen4 years ago

roller-coaster-4830861_640.jpg

Die ersten Reden schon vom „schwarzen Montag“. Gleich ein Doppelschlag ereignete sich heute an der Börse. Der DAX und viele andere Werte stürzten um über teilweise 10% in den Abgrund hinab. Gleichzeitig führte eine ungünstige Situation am Ölmarkt zu fiesen Zerwürfnissen. Öl unter 35 USD hatten wir bereits eine ganze Weile nicht mehr. Und ja, heute trifft es auch Deutschland, da wir die ersten zwei Todesfälle zu verzeichnen haben. Es macht also durchaus Sinn von einem schwarzen Tag zu reden.

Dabei merkt man schon spürbar, dass die Stimmung bei den meisten Leuten beginnt zu kippen. So mancher privater Anleger scheint nun endgültig am persönlichen Limit angekommen zu sein. Nun zeigt sich, wer die letzten Jahre Wachstum wirklich sinnvoll investiert hat und einen entsprechenden Masterplan zur Seite gelegt hat.

Es hat meiner Meinung nach durchaus System, dass gerade zum Abend hin, die Kurse noch einmal einbrechen. Nicht wenige Privatanleger scheinen nun nach einem desolaten Tag noch einmal schnell verkaufen zu wollen, um noch schlimmeres zu verhindern. Die meisten Profis werden heute bereits tagsüber geblutet haben, da ist es naiv zu denken, dass man Abends noch etwas retten kann.

Eine solche Philosophie ist immer ein wenig vergleichbar mit einer Person, die nun da man mit der Achterbahn nach unten rattert, beginnt den Bügel zu öffnen und auszusteigen. Mag dies vielleicht noch instinktiv sinnvoll sein, ist die Landung dabei meist dann doch sehr hart, weil viele Menschen beginnen das zu verspielen, was sie die Jahre zuvor über eingesammelt haben.

Ja, wir sind an der Börse vom Erfolg verwöhnt! Seit der Finanzkrise 2008/2009 ging es fast nur nach oben. Okay, da war irgendwann dazwischen noch die Griechenlandkrise. Aber Hand aufs Herz: Hat die jemand die letzten Jahre noch gespürt? Wohl kaum, den sie war zwar zunächst schmerzhaft und hat alle in ihren Bann gezogen, aber es taugte nicht als echte Krise.

Was dort aktuell abgeht hat schon eher das Zeug eines echten Crashs. Die Kurse fallen innerhalb kürzester Zeit enorm ab, dass einem da schon ein wenig schwindelig wird. Gerade die recht kurze Zeit und Intensität ist etwas, dass man in den letzten Jahren eben nicht mehr zu Gesicht bekommen hat. Dazu eben eine wunderbare Story: Die Welt kurz vor dem Untergang durch einen bösen Virus! Das ist der Stoff aus dem die Alpträume sind.

Dies führt nun zu einer gefährlichen Kettenreaktion, da die Kursstürze immer wieder erneut Panik anwerfen lassen und sich somit weiter verstärkt. Nicht ohne Grund blicken momentan viele auf die Cashflows der Unternehmen. Und gerade jene mit starken Fremdkapitalhebel, fallen schnell unten durch.

Denn was auch immer dort noch hinter dem Horizont lauern mag, es ist bereits jetzt klar: Cash ist King! Eine Sache, die im Zeitalter der niedrigen Zinsen schon fast ein wenig wie Hohn wirkt und viele Leute nicht verstehen. Solange das Depot gut ist, kann jeder sehr leicht seine Bestände liquidieren und somit zu Cash kommen. Stürzen diese allerdings massiv ab, wird es sehr ungünstig diese zu verkaufen.

Wer nun also zuviel mit Fremdkapital unterwegs ist und ggf. einen Gläubiger bedienen lässt, bekommt nicht ohne Grund langsam große Augen. Und somit beschleunigt sich der Effekt weiterhin. Gelobt sind jene, die ausschließlich mit Eigenkapital unterwegs sind und entsprechend das fetteste Sitzfleisch unter dem Hintern haben.

Gerade in diesen Zeiten kommt oft der Spott und Hohn der finanziellen Unterschicht zu tragen, die dann auf die Börsen anfangen zu schimpfen und die Investoren noch mit Eiern bewerfen, weil diese ja Schuld an der Krise sind. Ein vollkommendes Unverständnis der Lage, wie ich in der letzten Woche versuchte aufzuzeigen. Auch hier wird irgendwann die Erkenntnis kommen, dass dies nicht nur eine Börsenkrise bleiben kann, sondern die Wirtschaft oft Zeit versetzt nachzieht.

Ist weniger Geld da, wird auch weniger konsumiert. Ist die Stimmung schlecht, wird noch weniger konsuminiert und irgendwann guckt der Arbeiter eben in die Röhre, weil er nichts mehr zu tun hat. Gerade im Bereich der Automobilbranche würde ich momentan schon ein wenig bessere Rücklagen bilden. So leid wie es einem tut, es wird vermutlich nicht nur bei einem Blitzcrash an der Börse gehen.

Dabei könnte auch dies natürlich sein. Vielleicht ist die Panik schlichtweg zu groß. Vielleicht klettern die Kurse bereits morgen genauso schnell wieder nach oben wie sie gefallen sind. Macht es Euch wirklich bewusst: Absolut niemand weiß dies! NIEMAND!

Ja, mein Gefühl ist nicht gut und ich wette darauf, dass es noch weiter abwärts gehen wird. Nicht weil die Korrektur nicht bereits hart war, sondern weil die grundlegende Story des Virus weiterhin intakt ist und auch weiterhin als Schreckgespenst taugt. Solange die Anzahl der Infizierten und damit verbundene Nachrichten nicht abreißen, wird es als Schocker taugen.

Genau hier liegt das Dilemma des Buy & Hold-Anlegers. Obwohl man vom Gefühl her denkt, dass alles noch schlimmer wird, ist man doch dazu verdammt die Füsse ruhig zu halten. Weil man es eben nicht besser weiß! Ja und weil einem kurzfristiges Marktgeschehen nicht interessiert. Mögen an der Börse die Kanonen donnern, es wird schon wieder Sonnenschein kommen! Niemand hat gesagt, dass man vor die Tür gehen soll, wenn das Blut in den Straßen fließt. Erst recht dann nicht, wenn die Pest noch die Stadt einheim gefallen ist.

Somit bleibt einem nur übrig die Gefühle in einem sehr genau zu analyisieren und selbst zu reflektieren. Ja, es ist natürlich Angst da! Wer dies leugnet, sollte dringend zum Neurologen gehen. Der Unterschied ist aber eben, dass man nicht in Panik bewegt. Wie ein Polizist oder Soldat der auf Extremsituationen vorbereitet wurde, muss man sich nun auf sein Training verlassen und einen ruhigen Kopf behalten.

Dazu gehört mitunter auch nicht gleich seine ganzen Geldladungen zu verschießen und damit ins fallende Messer zu greifen. Sondern eben an einem schwarzen Montag auch mal eine Niederlage zu akzeptieren und sich einfach einen guten Tropfen in sein Glas fühlen. Einfach einmal auf die Welt, die Kräfte des Bösen oder dem fliegenden Spagetti-Monster prosten! Oder gerne auch einmal in Gedenken an die Opfer des Virus und sich ein wenig in Demut ergeben, dass es vielleicht doch ein wenig arrogant ist zu glauben, dass man gegen alles gepfeilt sei.

Mehr kann man an einem solchen Tag eben nicht machen. Ja, selbst das Suchen nach guten Werten, die man vielleicht nachlegt (wenn man Cash hat), sollte man durchaus einmal vertagen, da man sonst leicht von der Auswahl erschlagen wird und am Ende in blinden Aktionismus verfällt.

In diesem Sinne einen schönen Abend an alle Börsianer. Möget ihr die entsprechende Ruhe und Gelassenheit haben oder zumindest Eure Wetten wie gewünscht aufgehen! ;)

Sort:  

Vielen Dank! Und keine Sorge falls Finanzen für einem ein Buch mit sieben Siegeln sind. Am Ende ist es durchaus eine Materie, wo man durch Lernen wesentlich mehr wett machen kann als 90% der Menschen je in ihren Leben erreichen könnten.

Bitte zögere also nicht, falls Dir irgendwelche Fragen unter den Fingernägeln brennen. Ich freue mich immer über Anregungen, da ich meist ja aus Impuls heraus schreibe und dabei vermutlich eher an Fortgeschrittenere wende. Dabei gehe ich trotzdem gerne auch auf Einstiegerthemen aus.

Zögere also nicht zu fragen. Selbst eine Empfehlung für ein gutes krisensicheres Whisky-Depot ist immer drin ;)

Ich hoffe doch sehr, dass sie das nicht machen werden ;)

Ich zähle mich auch zu den Buy-and-Hold Anlegern und es ist mein erster großer Verlust seit dem ich in April 2019 strukturiert an die Sache rangehe. Ich freue mich einerseits, andererseits bin ich nun mit etwas mehr als 10% Minus mit meinem Depot.
Wieso freue ich mich? Wenn es noch weiter mach unten geht, was ich glaube, gibt es unfassbar geile Nachkaufgelegenheiten. In 10 Jahren ist das vergessen...

Ich freue mich einerseits, andererseits bin ich nun mit etwas mehr als 10% Minus mit meinem Depot.

Tatsächlich bist Du mit 10% dann noch ziemlich gut dabei für den Zeitraum. Rein aus Interesse, darf man fragen, welche Titel Du im Depot führst?

Wieso freue ich mich? Wenn es noch weiter mach unten geht, was ich glaube, gibt es unfassbar geile Nachkaufgelegenheiten.

Oh weia! Da bin ich ja fast gewillt den Artikel für die nächsten Tage zu löschen ;) Du hast absolut die richtige Einstellung, die man aktuell wirklich braucht.

Im Kern gibt es momentan einen wunderbaren Discount auf viele interessante Titel. Im Kern ist es ja nicht so, dass alle Unternehmen heute in Flammen aufgegangen sind. Natürlich wird der Virus auf einige Branchen verherrende Auswirkung haben. Bei Anderen ist aber definitiv Panik am Werk und Überziehung.

Wer jetzt Cash hat und sich auf wirklich gute Unternehmen fokusiert, wird sicherlich in ein paar Jahren auf die aktuelle Zeit zurückblicken und sagen: Da gab es wirklich gute Chancen zum Kauf!

Fast jeder Buy & Hold-Anleger nimmt sich vor in der nächsten Krise zu kaufen. Kaum ist sie allerdings da, verharren alle in der Angst und keiner traut sich mehr. Im Kern würde ich raten, dass man ein wenig Geduld übt und abwartet. Es geht nicht darum eine Punktlandung zu erzielen. Vielleicht geht es noch weiter abwärts. Sobald der Markt klar signalisiert, dass die Krise vorbei ist, gibt es immer noch gute Preise.

In jedem Fall super, wenn Du als Neuling nicht nur Risiken siehst, sondern eben auch gute Chancen. Wer jung ist für den kann eine solche Krise durchaus eine sehr gute Nachricht sein ;)

Mein Depot besteht aus "einigen" Aktien. Zielzustand soll swin: 40% Nordamerika, 40% Asien, 20% Europa. Asien hinkt noch etwas hinterher. Davon 90% Dividendenwerte, 10% Wachstum.

Dividendenwerte: u.a. 3M, J&J, Tyson Food, CVS, Cisco, Modi, Microsoft, Philip Morris, Procter & G., Sberbank (😖), Red Electica, usw. ..seit neuestem Kroger.
Wachstum: Servicenow, Luckin coffee, Sunny Optical, TSMC, ...

Naja... 10% Minus seit ich das Depot habe. Nicht seitdem es den Kursrutsch gab. Also meine Einzahlungen -10%... alle Kursgewinne sind weg. 😟. Aber selbst wenn es nochmals um 20% runtergeht - was soll's. Es ist Geld das ich zum investieren nutze, ich bin nicht darauf angewiesen. Ich kaufe jeden Monat nach... meine Ziel-Investrate von meinen Einnahmen beträgt 30%. Wenn ich in der Krise einfach nachkaufen dreht es sich irgendwann um, und durch den Zinseszins wird es in 10 Jahren richtig gut. So zumindest der Plan ;-). Sodass ich mein Ziel 50-59 erreiche. Mit 50 nur noch 50% arbeiten 😍

Naja... 10% Minus seit ich das Depot habe. Nicht seitdem es den Kursrutsch gab. Also meine Einzahlungen -10%... alle Kursgewinne sind weg. 😟

Ah, okay. Da war das Missverständnis ;) Wollte gerade sagen mit -10% hättest Du Dich wirklich sehr wacker geschlagen. Nun Kopf hoch. Die Gewinne für 2019 sind weg und nun eben der Crash. Muss man positiv sehen. Vermutlich ist es besser dies am Anfang einmal mit zu machen und zu durchleben.

Bei den Dividendenwerten sind einige Klassiker dabei, die ich auch selbst halte. J&J und PG halte ich selbst. 3M, Cisco, Microsoft und Morris sind zumindest bei anderen auch sehr beliebt. Da sind aber auch einige dabei, die ich so nicht kenne und mir mal ansehen werde. Ist immer interessant zu sehen, worauf andere so setzen.

Ich kaufe jeden Monat nach... meine Ziel-Investrate von meinen Einnahmen beträgt 30%. Wenn ich in der Krise einfach nachkaufen dreht es sich irgendwann um, und durch den Zinseszins wird es in 10 Jahren richtig gut. So zumindest der Plan ;-)

This! Wer regelmäßig mit Plan nachlegt, wird am Ende ein Ergebnis erreichen, dass nicht schlimmer sein wird als von jenen, die einfach so glauben mit 25€ am Ende des Monats in Rente gehen zu können. Gerade wenn man dies eine Weile macht, kommen einem ja auch neue Ideen in den Kopf und man lernt schnell etwas dazu. In diesem Sinne willkommen im Team jener, die nach finanzieller Freiheit streben ;)

Du wurdest als Member von @investinthefutur gevotet! ---> Wer ist investinthefutur ?
Eine kleine Dividende a little bit !BEER


Hey @gammastern, here is a little bit of BEER from @investinthefutur for you. Enjoy it!

Learn how to earn FREE BEER each day by staking.