Dem Tod von der Schippe gesprungen
Oder eher gekrochen
Mit Springen war nichts mehr...
Tag -2
So lag sie da. 30 Meter von meinem Tor entfernt direkt an der Strasse. Nur noch Haut & Knochen. Das rechte Auge schon von einem großen Loch von Fliegenmaden geziert, voller Hautparasiten, fast verhungert und im Grunde dem Tode geweiht.
Tag -1
So lag sie am 24. Mai schon ganz apathisch direkt an der Strasse. Sie war schon so schwach, dass sie gar nicht mehr aufstehen konnte. Ich habe ihr an dem Tag erst mal Wasser gegeben. Das Trockenfutter konnte sie gar nicht mehr kauen. Selbst zum Fressen war sie schon zu schwach. Dann habe ich ihr ein weiches Brötchen klein gemacht mit etwas Streichwurst. Das ging dann.
Auch wenn es sich hart anhört, aber das passiert eben öfter mal und wenn man jeden Strassenhund mitnehmen würde, dann hätte ich schon einen ganzen Zoo hier. So schwer es auch fällt, aber man kann leider nicht alle retten.
Am nächsten Tag lag sie ein paar Meter weiter schon halb auf der Strasse. Dann habe ich sie von dort auf das unbewohnte Nachbargrundstück getragen und ihr nochmal Wasser und Futter hingestellt.
Ich hatte sie dort zur Überbrückung erst mal mit einem langen Seil an einen Baum gebunden, damit sie nicht auf der Strasse überfahren wird, aber sie ist so dürr und abgemagert, dass sie den Kopf aus der Schlaufe ziehen konnte, während ich weg war und mich um eine Unterbringungsmöglichkeit gekümmert habe.
Bzw wollte, denn ich habe 3 Tierärzte und auch die Tierhilfe, die von einer Deutschen Betreiberin organisiert wird, abgeklappert, aber da konnte keiner helfen, weil alles überlastet.
Sie hat sich dann später wieder auf die Strasse geschleppt. Nachts ist es im Moment ja schon sehr kalt und der Asphalt, wenn tagsüber die Sonne geschienen hat, dann eine halbwegs warme Stelle.
Tag 0
Dann habe ich mit meiner Vermieterin gesprochen. Die hat noch einen leer stehenden Zwinger auf dem Gelände, in dem auch noch eine Hundetransportbox stand. Dort konnte ich sie dann erstmal unterbringen. Aber auch erst mal nur zur Überbrückung, denn auch sie hat 2 Hunde und man will ja seine Tiere nicht gefährden, was eventuelle Krankheiten betrifft, die man mit einem solchen Tier einschleppen könnte.
Sie war natürlich in einem desaströsen Zustand. Schon von Fliegenlarven befallen, die sich an Schnauze und unter dem Auge schon tief ins Fleisch gefressen hatten. Genau wie an den Pfoten.
Tag 2
Die Box mit der Decke hat sie aber sofort angenommen. Dort hat sie sich gleich hineingelegt als ruhiger Rückzugsort, um Ruhe zu finden.
Tag 4
Mittlerweile kann sie sogar wieder halbwegs aufstehen und auch zum pinkeln und Kacki machen, einige Meter laufen, um dann wieder in ihre geschützte Box zu gehen.
Reis, Nudeln, Brötchen mit Ei und Moringablättern helfen wieder zu Kräften zu kommen. Das Antiparasitario und auch das antibiotische Spray für Nase und Pfoten, das ich dankenswerter weise von der Tierhilfe bekommen habe, zeigen Wirkung. Es geht langsam, aber beständig weiter in die positive Richtung.
Das offen Loch unter dem Auge ist schon fast abgeheilt, die Würmer soweit ausgeschieden und die Kraft reicht schon, um etwas mit dem Schwanz zu wedeln und mich mit zwar noch leisem und schwachem Fiepen zu begrüßen, aber immerhin geht es merklich bergauf.
Sie war halt komplett ausgehungert, um nicht zu sagen verhungert. Das war auf den letzten Drücker.
"La Afortunada" ( Die Glückliche)
So habe ich das arme Hundetier genannt. Zuerst wollte ich sie ja Cabañas nennen, weil das Stadtviertel hier so heißt, wo ich sie vor meinem Tor eingesammelt habe. Aber das heißt übersetzt "Hütten". Hier gibt es viele Städte, die einen solchen Ortsteil haben, der so heißt. Meistens in den Rand-, bzw Aussenbezirken.
Dann stand noch Callejera zur Auswahl, was Strassenmädchen oder Streunerin bedeutet, aber weil ein Doppel L als J ausgesprochen wird ist das eher ein Zungenbrecher :D
Also habe ich mich für "Die Glückliche" entschieden, denn das werde ich aus ihr machen. So, wie aus den anderen beiden, denn das waren/sind ja auch beides Hunde von der Strasse.
Als Rufname passt dann Fortuna auch ganz gut.
Tag 5-10 dann im nächsten Teil.
Fortunas Historie
Dem Tod von der Schippe gesprungen - 6.6.2023 - Link
Kraftfutter für alle 21.6.2023 - Link
Wurmproblem - 24.6.2023 - Link
Natürliche Wurmbekämpfung - 29.6.2023 - Link
Ob der Placebo-Effekt übertragbar ist? - 24.7.2023 - Link
Zwischenergebnis nach 2 Wochen Beifuss Behandlung -2.8.2023 - Link
"Großeinkauf" in der Naturapotheke und ein kurzes Aktivitätsvideo - 5.8.2023 - Link
Gute Entwicklung. Vom "Hyänenkopf" zum Hund. Ein paar Vergleichsbilder - 13.8.2023 - Link
Fortunchen ist läufig - Stressprogramm pur - 13.8.2023 - Link
Rückfall?! Leishmaniose-Kit - Next Level - 07.9.2023 - Link
Rund ein Jahr später - Flohwalzer Party beenden - 25.7.2024 - Link
Die Bilder sind schon harter Tobak, da kam mir schon der Gedanke, ob es nicht besser wäre dem ein Ende zu machen. Gleich beim ersten Bild dachte ich, die wäre bereits hinübergetreten. Aber...
Respekt! Dazu wünsche ich dir gutes Gelingen und La Afortunada drücke ich die Daumen, dass es weiter so gut bergauf geht.
Den Gedanken kann ich verstehen und nachvollziehen.
Diese Überlegung muss man als rationaler Mensch auch mal in Betracht ziehen.
Aber manchmal ist es besser, nicht alles rational anzugehen.
Das wäre die letzte Option gewesen sie beim letzten Gang zu einem Tierarzt zu begleiten. Aber noch sind nicht alle Karten gelegt. Obwohl völlig kraftlos konnte man den Überlebenswillen in den schon getrübten und verklebten Augen aufblitzen sehen. Never give up.
Ich hatte mich innerlich nach den ersten Zeilen schon darauf eingestellt, dass du schreibst, sie habe es nicht geschafft.
Gut, dass auch du durchgehalten und dem Glück ein wenig nachgeholfen hast.
Kämpferin trifft auf Kämpfer. Solange sie sich nicht selbst aufgegeben hat, tue ich es auch nicht. Und das hat sie nicht. Noch viel zu jung, um zu sterben. Den Zähnen nach zu urteilen 1,5 bis 2 Jahre alt.
Es ist echt beeindruckend, in welch erbärmlichen Zustand sich die Tiere befinden und sich dann wieder ins Leben zurück kämpfen.
Uffff.... harter Tobak mein lieber, und dabei eigentlich eine Erfolgsgeschichte !
Aber gut sowas ist für den Durchschnitts-Industrielandsbewohner wohl eher eine Situation die er nicht wirklich kennt in dieser Form, ausgesetzte Hunde schon, aber sowas !?
Das kennt man schon eher aus dem Hinterland in Spanien oder den Südlichsten sprich ärmsten Provinzen dort und den Inseln.
Es gibt echt verschiedene Prioritäten wo mal ein Hundeleben in Luxus stattfindet in Cartiertragetaschen und goldenen Hundebettchen, und dann das krasse Gegenteil wo der Hund eigentlich das ist was er mal war nämlich Aufpasser für Haus und oder Hof.
Der eine muss sich um nichts kümmern hat sogar habe ich gelernt sein eigenes Badezimmer im Haus und muss nichts leisten der einzige Nutzen den er hat ist eine Art Spielzeug und Schaustück darzustellen, der andere muss sich sein Futter verdienen wird nur selten gehätschelt und wenn er nicht mehr richtig funktioniert dann wird er eben ersetzt, einen Hund zum Arzt bringen oder pflegen ist in vielen Fällen bei der zweiten Kategorie nicht normalund vielfach auch nicht leistbar weil zu teuer.
...und trotzdem ist es ein Lebewesen was das selbe Recht auf Leben, Liebe und Achtung hat, nur weil es kein Geld verdient ist es nicht wertlos im Gegenteil, es ist dankbar für Zuwendung und treu ganz ohne Hintergedanken.
Das stimmt wohl. Ob man den verhätschelten Prada Teppichhupen damit allerdings Gutes tut sei dahin gestellt.
Mit der medizinischen Versorgung gebe ich dir Recht. Im nächsten Teil werde ich da mal ein paar Vergleichszahlen aufführen. Da wird dem Industrielandbewohner klar werden, warum hier diesbezüglich manche Dinge sind, wie sie sind.
...ich denke eher nicht
...bin gespannt !
es gibt sie noch
die tollen herzmenschen
ja,man kann nicht alle retten
aber weggehen auch nicht
wenn ich tiere bekomme und ich sie nicht retten kann,dann überlasse ich sie nicht ihrem schicksal,sondern erlöse sie
damit das leid jetzt und sofort für das tier,beendet ist
hast ein liebevolles händchen
bin gespannt wie die story weiter geht
das hat grade mein herz berührt
Das wäre die worst case Lösung gewesen sie notfalls einschläfern zu lassen, wenn es gar nicht mehr anders geht. Aber sie sich dort selbst zu überlassen ging gar nicht.
Absolut richtig! Das ist es, was es braucht. Die Rationalität, zu entscheiden, dass es so nichts mehr bringt. Und nur das Tier leiden zu lassen, weil man es selbst nicht übers Herz bringt ist am Ende auch nichts.
Sicherlich nicht einfach, aber wenn damit das Leid ein Ende hat, ist es sicherlich besser so.
wenn man einen tierarzt hat der die T61 setzen kann,ist das in dem falle dann gold wert
ich habe keinen TA
muss das selber machen und da kommst an deine grenzen
aber leiden lassen-nein
Ist bei vielen einfach falsch verstandene Tierliebe.
Das Tier nur am Leben zu halten, aus eigenem Egoismus ist falsch.
Und hat mit Liebe nichts zu tun.
Aber das erklär mal dem einen oder anderen... Katastrophe.
das zu beurteilen ist mega schwer
grade für den der das tier liebt und auch pflegt
jeder hat eine andere sichtweise
habe mal jemanden kennengelernt,die trulla war mit einem beinbruch vom huhn so überfordert,dass sie es erlösen ließ :
das ist auch eine form von egoismus,denn das tier hätte einer gasnz normal gute chance gehabt,sie aber keine lust sich zu kümmern.....
ich erlöse ohne tierarzt
das ist nochmal ne spur heftiger
die frage ist auch: was bin ich bereit genau für dieses tier zu tun,oder da zu sein,damit es gut klar kommt
tiere sind so dankbar und lieben mt haut und haaren,auch wenn sie gelähmt sind und nen rolly haben
sie haben trotzdem lust am leben
ich jedoch schaue mir das tier an....die merkmale ob es ihnen nach der behandlung,oder behütung,schlecht oder den umständen entsprechend gut geht....wie sie sich weiter entwickeln,ob sie sich zurück ziehen
und genau das kann kein aussenstehender beurteilen
man darf natürlich nie seinen ego dareinfließen lassen,sondern wirklich das tier im auge behalten
denn genau das liefert dir den startschuss zum erlösen oder weiter behandeln
nicht der nachbar und auch nicht irgendein anderer---nur das tier selber
Ach Du meine Güte, was für ein armes Wesen...! Ich habe auf Reisen viele Straßenhunde und -katzen gesehen, denen es trotzdem vergleichsweise recht gut ging. In Thailand oder der Türkei werden sie von der Gemeinschaft versorgt und von der Gemeinde medizinisch betreut. Das funktioniert einigermaßen. Solche Bilder sind da schon anders... Gut, daß die Maus sich bei Dir vor der Tür abgelegt hat.
Da gibts deutlich schlimmere... Klingt jetzt hart und abgeklärt, aber das geht deutlich schlimmer.
Und auch hier ist es immer wieder erstaunlich, wie sich die Tiere ins Leben zurück kämpfen. Vor allem, wenn jemand da ist, der Zuneigung und Aufmerksamkeit spendet.
Das stimmt definitiv. Die sind zäh wie Leder. Mehr oder weniger Wildtiere. Wenn sie nicht angefahren oder sonst schwer verletzt wurden, dann sind die auch in einem guten Zustand, wenn sie genug zu fressen haben.
Die von dir angesprochene Sorte Strassenhund gibt es hier zu Hauf. Die gehören niemandem, aber haben ihre feste Strassenzüge oder Viertel. Da fällt dann von allen Anwohnern immer mal etwas Futter ab. Dafür bewachen und schützen die Hunde ihr Gebiet. Besonders in der Nacht. Da verbellen die alles, was dort nicht hingehört. Das wissen die sehr genau. Würde ich auch niemandem empfehlen nach Einbruch der Dunkelheit in unbekannten Ecken rum zu geistern, wenn man die Tiere nicht kennt.
Das sind Wildtiere, die aber in der Regel gut und gesund aussehen, wenn sie denn genug Futter und Wasser haben. Wie @hasenmann erwähnt hat. Da gibt es wesentlich schlimmere Fälle.
Also Hundemensch bin ich bei sowas auch immer emotionaler als bei Katzen. Ist vielleicht halbherzig, aber ist eben so.
Freut mich, dass Du Dir ein Herz genommen hast und dem Wau geholfen hast.
resteemed
Mir ist ganz anders geworden als ich die ersten Bilder von ihr sah - und ich bin sehr froh, dass du dich um sie gekümmert hast. Danke dafür. <3
Ich hab auch schon mal einen ausgesetzten Hund mitten in Brooklyn gefunden. Den haben wir in ein Tierheim bringen können. Das war ein großes Abenteuer damals. Unsere Hündin wurde von Menschen als Brutmaschine missbraucht und als die Welpen dann da waren, wurde die Mutter ausgesetzt. Sie hat in der Zwischenzeit ein ganz wundervolles Herrchen gefunden. Ich bin ihr noch einige Zeit auf Instagram gefolgt und hab beobachten können, wie gut es ihr heute geht.
Ich hoffe, dass Fortuna ihrem Namen alle Ehre macht und bald auch ein gutes und liebevolles Zuhause findet. <3 Wenn du sie in ein Tierheim bringen kannst oder zu einer Organisation, sag mir bitte, ob wir dorthin etwas spenden können.