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RE: YOLO - Endlich kommt der Gender-Stein!
Wenn ich eine Bäckerin legen möchte, dann mit den Buchstaben IN und nicht mit Gendersternchen. Wenn schon gendern, dann bitte beide Bezeichnungen vollständig aussprechen oder ausschreiben und nicht mit irgendwelchen Pausen oder Sternchen...
Eben! Zumal es ja auch gegen die Grundregel der Sonderzeichen verstösst. :D
Gibt's das auch in anderen Sprachen?
Keine Ahnung ob es da in Spanien Ansätze gibt, aber eins steht fest: Hier in Südamerika ist das weder im Spanischen noch im Portugiesischen angekommen. Ich glaube das ist eher so ein weiteres rein deutsches Phänomen, um die Welt zu retten. :)
Das befürchte ich allerdings auch.
Es könnte aber auch dem geschuldet sein, dass es im Deutschen häufiger unterschiedliche Wörter für die Berufsbezeichnungen etc. gibt und dazu noch die unterschiedlichen Artikel. Die gibt es z. B. im Englischen nicht und da sind sowohl der Bäcker als auch die Bäckerin the baker...
So war es bei uns ja auch. Damals, als man noch dazu in der Lage war, den biologischen Sexus vom grammatischen Genus zu unterscheiden…
Verstehe mich nicht falsch: Es ist toll, dass es „die Bäckerin“ gibt, weil es unsere Sprache hergibt! Viel besser als "the female baker". Es ist auch toll, dass wir uns angewöhnt haben, eben diese feminine Form zu benutzen, wenn wir von bestimmten Personen sprechen. Das ist aus der Entwicklung von Sprache und natürlich auch der Gesellschaft von ganz alleine entstanden…
Alles andere ist künstlich. Mit Folgen, die vermutlich überhaupt niemand in voller Gänze überblickt. Man kann nicht einfach festlegen, dass der Plural eines (grammatisch) maskulinen Worten nun einen anderen Genus haben soll. Doch. kann man natürlich. Das entspricht jedoch meiner Meinung nach der Vergewaltigung einer Sprache, nicht ihrer lebendigen Entwicklung.
Hey, man ey. Genau DAS ist doch das YOLO Prinzip. Das Leben ist kurz und was soll man Zeit mit so einem Weitblick Murks verschwenden? Einfach mal MACHEN und was raus hauen, was sich in einer Power Point Präsentation geil anhört.
Dann kommst du wieder mit deinen pessimistischen Bremsklotz Einwänden. SO wird das nix mit der lebendigen Entwicklung.
So sehe ich das auch. Wenn sich das aus dem "Sprech" heraus entwickelt hätte, dann wäre das ja irgendwie noch nachvollziehbar. Es gibt zwar auch sprachlich Unterschiede zwischen den Menschen. Aber das, was sich eben durchsetzt, fließt in die Entwicklung ein. Im Falle des Genderns ist das aber nicht so. Da wurde es, von wem auch immer, verordnet.
"Liebe Bürgerinnen und Bürger" ging ja immer, generisch ist es halt das Bürgerhaus. Bürger*innenhaus? Hm. Das Sternchen "bedenkt" weniger als 1% der Bevölkerung - und davon sind die meisten noch gegen das sprachliche Gendern, weil das nicht die "Aufmerksamkeit" bzw. Art der Gleichstellung ist, die sie gesellschaftlich - zu recht - gern hätten.
Im Spanischen ist fast immer die Regel - Männlich mit O und weiblich mit A. Wobei oft das A einfach angehängt wird. Panadero ist der Bäcker, Panadera die Bäckerin. Canicero der Metzger, Canicera die Metzgerin. Schwierig wirds bei den Artikeln. Das ist irgendwie auch an das Wort selbst gebunden mit der Wortendung a oder o.
Der Tisch ist LA Mesa - wäre Wortwörtlich übersetzt - Die Tisch
Die Katze ist EL Gato - wäre - Der Katze
DAS gibt es in dem Zusammenhang wohl gar nicht.
Das Schaf ist z.B. LA Oveja - also weiblich weil es mit a endet.
Das macht es natürlich nicht ganz so einfach mit dem Umdenken. Eigentlich ist sind die Regeln einfacher, als im Deutschen, aber das ist ja mehr eine eingeprägte und auswendig gelernte Sache. Wenn für dich in deiner Muttersprache der Tisch eben männlich ist, dann denkst du nicht darüber nach, wie das spanische Wort geschrieben wird, um den Artikel zu bestimmen. Genauso bei einer Katze. Die ist im Deutschen eben weiblich.
Weil aber der Tisch, Mesa mit a endet und die Katze, Gato mit o ist eben die wortwörtliche Übersetzung dann die Tisch oder der Katze.
Zum Glück freuen sich die Menschen hier, wenn du überhaupt ein wenig ihrer Sprache sprichst/verstehst. Da würde keiner auf die Idee kommen, dein ungehobeltes falsches "Gegendere" zu bemängeln.
Hier gilt noch: "The message is the key"
Das ist ja bei den Deutschen ohnhin immer ein Problem mit den Fremdsprachen. Anstatt die fremde Sprache einfach zu sprechen und dabei zu lernen (Stichwort: the message), ist man vorsichtig, will das perfekt und nichts verkehrt machen...
Danke für deinen kleinen Spanisch-Kurs! Da wird der von chriddi beschriebene Unterschied zwischen dem biologischen Sexus und dem grammatischen Genus sehr deutlich. Grammatikalisch ist die Katze eben ein "Kater". Was aber noch lange nicht heißt, dass sie keine kleinen Kätzchen mehr bekommen kann. :-)
Der Witz ist, es gibt auch Fälle in umgekehrter Richtung. Die wenigen Ausländer, die dann relativ "perfekt" Spanisch sprechen, regen sich dann diesbezüglich über die paraguayische Bevölkerung auf, besonders auf dem Land, sie wären so ungebildet, dass sie ihre eigene Sprache nicht richtig beherrschen.
Setz mal jemanden in Passau in eine Dorfkneipe, der nicht aus dem tiefsten Bayern kommt. Da fühlt sich selbst der Muttersprachler wie auf einem anderen Planeten.
Zudem vergessen die immer, dass Spanisch eben NICHT ihre eigene Sprache ist, sondern ebenso eine Fremdsprache, die sie dann in der Schule lernen, wie man in Dland z.B. Englisch, alternativ Russisch, jenachdem wann und wo man gelebt hat, gelernt hat.
Spanisch ist zwar auch Amtssprache, genau wie ihre eigentliche Sprache Guarani, aber Spanisch sprechen die Paraguayer eber untereinander kaum und zu Hause sowieso nicht. Das ist eher ein Mischmasch, weil es für bestimmte Dinge, besonders die aus "der Neuzeit" kommen, eben kein passendes Wort in ihrer Sprache gibt.
Auch interessant zur Sichtweise einer sich lebendig weiter entwickelnden Sprache. Müsste ich mich mal gezielt hier mit auseinander setzen, aber so aus Erfahrungswerten gibt es eben beispielsweise kein Wort in Guarani für Motorsäge. Da wird dann das spanische Wort genutzt oder irgendwie umschrieben.
Zumal ihre Sprache auch einige Jahrzehnte zu Dikaturzeiten bis 1989 offiziell untersagt war und bestimmte indigene Gruppen diskriminiert und auch verfolgt wurden.
Mittlerweile ist PY soweit ich weiß das einzige Land, in dem ihre indigene Sprache ebenso als Amtssprache gilt. Darauf sind die Einwohner mit südamerikanischen Wurzeln auch sehr stolz, sich das wieder erkämpft zu haben.
Stimmt. Dass Spanisch dort auch "nur" eine Fremdsprache ist, war mir gar nicht bewusst. Umso mehr verdient die Rückgewinnung der eigentlich ursprünglichen Sprache Respekt und Anerkennung.
Die Weiterentwicklung einer lebendigen Sprache ist doch genau das, was die Menschen brauchen, und was wohl auch niemand in Frage stellen wird. Wobei Weiterentwicklung jedoch an der Sprachverwendung gemessen werden muss und nicht an gesellschaftlichen Zwängen oder Vorgaben... Wenn die meisten nun mal keine Motorsäge kennen/benutzen, wird sich auch kein Wort dafür entwickeln... Naja, man könnte das wohl ewig diskutieren...
Die Motorsäge ist ein super Beispiel. Kennt UND nutzt hier quasi jedes Kind. Halt NOCH relativ viele Bäume hier und das Stromnetz bis zum Endverbraucher überirdisch. Sprich du hörst ständig mal irgendwo so ein ein Fichtenmoped plärren. Besonders, wenn mal Starkregen/Sturm war und dicke Äste oder ganze Bäume auf Stromleitungen oder die Strasse gebrettert sind.
Trotzdem sieht da wohl niemand eine Veranlassung jetzt ein Wort in Guarani dafür zu "erfinden". Die sehen das hier eher als Hauptbestandteil der alten Kultur. Die schützen sie und deswegen wird da wohl auch nicht dran herum gefummelt bezüglich Updates und Spracherweiterungen.
OK, besonders als Deutscher ist das natürlich ein Nogo. Noch mehr Nazi ging kaum noch, wenn du so argumentieren würdest :D