Aufreger der Woche / Irritant of the week

english below...

Jemand aus Schleswig-Holstein oder Niedersachsen unter uns...? Ah, ganz gewiß sogar. Also besonders für Euch, aber auch für den ganzen Rest, finde ich folgendes gerade... fragwürdig? Unerträglich? Deppert? Idiotisch? Ja, das alles - und mittlerweile irgendwie sogar typisch deutsch... ;-((

Also genauer nachlesen könnt Ihr den Hintergrund zu meinem Aufreger in der Frankfurter Rundschau:

https://www.fr.de/politik/deutschland-fackelt-biogas-ab-91801028.html

Sinngemäß steht da drin, daß Biogas per Definition zu den Erneuerbaren Energien zählt und daß diese abgeriegelt werden, wenn es eine Überproduktion an Strom gibt, die das Netz überlasten könnte. Das ist gesetzlich geregelt und gründet im Wesentlichen darauf, daß ein Windrad einfach aus und wieder an geschaltet werden kann, ohne daß sich Probleme ergeben. Kohle- und Atomkraftwerke brauchen dagegen längere Vorlaufzeiten und verlieren erheblich an Effizienz dadurch.

Okay so weit; bei Biogas-Anlagen bedeutet das dann, daß überschüssiges Gas für kurze Zeit abgebrannt wird. Vielleicht kennt Ihr so kleine Kaminzüge an diesen Betrieben, aus denen manchmal eine Art Fackel wird. Davon ist also gerade die Rede.

Ich mag keine Verschwendung, aber hier scheint sie einem höheren Ziel zu dienen - der Herstellung der Versorgungssicherheit. Also: akzeptiert für den Moment, bis zur Bereitstellung besserer Speichermedien.

Nun kommt es aber lt. Bericht zu einer absurden Situation: diese Biogas-Anlagen liefern nicht nur Strom und speisen den ein, sie dienen auch der Wärmeversorgung, meist lokal oder im näheren Umkreis. Mit den entsprechenden Versorgungsverträgen sind sie verpflichtet, dieser Aufgabe in jedem Fall nachzukommen. Auch, wenn sie ihr selbst produziertes Biogas nach Anordnung durch die Bundesnetzagentur, die für die Überwachung des "großen Ganzen" zuständig und befugt ist, abfackeln müssen. Gesetzlich vorgeschrieben und alternativlos!

Ja, und dann... kaufen die Biogas-Anbieter fossiles Gas, um mit diesem die Wärme zu erzeugen, auf die ihre Kunden vertraglich gesicherten Anspruch haben.

Ganz kurz auf der Zunge zergehen lassen: das wertvolle, weil quasi extrem (künstlich) knappe Zeug, das wir alle sparen sollen durch nicht duschen, nicht heizen und am besten gar nicht darüber nachdenken, wird zwangsweise dafür verwendet, Wärme zu erzeugen, nachdem das ursächlich dafür vorgesehene Biogas ebenso zwangsweise vernichtet wurde.

Ja nee, is klar. Leute, das ist ein Schlag ins Gesicht. In jedes Gesicht, hinter dem ein Mensch steckt, der sich Sorgen macht, ob denn das Gas in Deutschland reichen wird, um den Winter ohne Frieren zu überstehen. Ob denn genug Strom verfügbar sein wird, um ohne große Ausfälle über die kalte, dunkle Jahreszeit zu kommen. Ein Schlag in jedes afrikanische oder südamerikanische oder fernöstliche Gesicht, dessen zugehöriger Mensch verzweifelt nach einem Weg sucht, sichere Stromquellen für Kühlschrank oder Computer zu generieren.

So will es das Gesetz. Dann muß das halt so bleiben. Kann man ja nicht ändern, so ein (erwiesenermaßen deppertes, fragwürdiges,... - lest einfach die Attribute am Anfang des Textes nach...) Gesetz. Und wenn, dann dauert das Jahre. Kostet Millionen und Milliarden. Also... außer, wenn es um ein Infektionsschutzgesetz geht. Dann reichen auch 'mal drei Wochen dafür. Konservativ geschätzt, versteht sich.

Mein Plädoyer an dieser Stelle ein weiteres Mal: es braucht dezentrale Versorgungsmöglichkeiten. Insellösungen, die der einfache Verbraucher ebenso einfach betreiben und nutzen kann. Zum Thema Biogas gibt es dazu eine ausgereifte und zugelassene Technik:

https://www.agrarheute.com/energie/mini-biogasanlage-fuer-privathaushalt-552731

Die Anlage habe ich selber schon meinen Kunden empfohlen und bekam sehr positive Resonanz, nachdem sie diesen Schritt gegangen sind und etwas Neues gewagt haben. Noch sympathischer, weil flexibler und irgendwie näher an meinen eigenen Ideen präsentiert sich mit ihrer Variante eine junge Frau und ihr Start-Up:

Erlaubt ist das in Deutschland noch nicht: es gibt kein Normprüfverfahren, also keine DIN-Norm. Das bedeutet aber nicht, daß es verboten wäre, so eine Anlage zu betreiben (auch, wenn die örtlichen Versorger das gerne genau so formulieren...) Insofern darf sich jeder Nutzer gerne als Vorreiter für eine wirklich sinnvolle Energiewende verstehen: und es ist dabei ausgeschlossen, daß man sich in einer absurden Situation wiederfindet, wie sie eingangs beschrieben wurde. Laßt uns einfach was verändern, wenn die Leute am langen Hebel das schon nicht gebacken kriegen!

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english version:

Anyone from Schleswig-Holstein or Lower Saxony among us...? Ah, most certainly. So especially for you, but also for all the rest, I find the following just... questionable? Unbearable? Stupid? Idiotic? Yes, all that - and meanwhile somehow even typically German... ;-((

So you can read more about the background to my uproar in the "Frankfurter Rundschau":

https://www.fr.de/politik/deutschland-fackelt-biogas-ab-91801028.html

It says that biogas is by definition a renewable energy and that it will be shut off if there is an overproduction of electricity that could overload the grid. This is regulated by law and is essentially based on the fact that a wind turbine, for example, can simply be switched off and on again without causing problems. Coal and nuclear power plants, on the other hand, need longer lead times and lose considerable efficiency as a result.

Okay, so far; for biogas plants this means that excess gas is burnt off for a short time. Maybe you know such small chimney flues at these plants, which sometimes turn into a kind of flare. So that is what we are talking about.

I don't like waste, but here it seems to serve a higher purpose - to establish security of supply. So: accepted for the moment, until better storage media are available.

Now, according to the report, an absurd situation arises: these biogas plants not only supply electricity and feed it in, they also serve to supply heat, mostly locally or in the immediate vicinity. With the corresponding supply contracts, they are obliged to fulfil this task in any case. Even if they have to flare their self-produced biogas after being ordered to do so by the Federal Network Agency, which is responsible and authorised to monitor the "big picture". Required by law and without alternative!

Yes, and then... the biogas suppliers buy fossil gas to generate the heat that their customers are contractually entitled to.

Let it melt in your mouth for a moment: the valuable stuff that we are all supposed to economise on by not showering, not heating and, best of all, not even thinking about it, because it is in extremely (artificially) short supply, is forcibly used to generate heat after the biogas that was originally intended for this purpose has also been forcibly destroyed.

Yeah, no, it's clear. People, this is a slap in the face. It's a slap in the face of anyone who is worried about whether there will be enough gas in Germany to get through the winter without freezing. Whether there will be enough electricity to get through the cold, dark season without major outages. A slap in the face of every African or South American or Far Eastern person who is desperately looking for a way to generate safe sources of electricity for the refrigerator or computer.

That's the way the law wants it. Then it has to stay that way. You can't change such a (demonstrably stupid, questionable,...- just read the attributes at the beginning of the text...) law. And if you try to do, it will take years. Costs millions and billions. So... except when it comes to an infection control law. Then three weeks are enough. Conservatively estimated, of course.

My plea at this point is once again: decentralised supply options are needed. Isolated solutions that simple consumers can operate and use just as easily. In the case of biogas, there is a mature and approved technology for this purpose:

https://www.agrarheute.com/energie/mini-biogasanlage-fuer-privathaushalt-552731

I have already recommended this system to my customers and received very positive feedback after they took this step and dared to do something new. Even more likeable, because it is more flexible and somehow closer to my own ideas, is the variant presented by a young woman and her start-up:

Video embedded in the German part above...

Both is not yet allowed in Germany: there is no standard test procedure, i.e. no DIN standard. But that does not mean that it is forbidden to operate such a system (even if the local utilities like to put it exactly that way...) In this respect, every user is welcome to see himself as a pioneer for a really sensible energy turnaround: and it is impossible to find oneself in an absurd situation like the one described at the beginning. Let's just change something, if the people at the long end of the stick can't manage it!