Befindlichkeit und so... / Sensitivity and so on...

in Deutsch Unplugged2 years ago

english below...

Die letzten Tage und Wochen habe ich es wieder übertrieben – einen Auftrag nach dem anderen angenommen, die nicht unbedingt der sprudelnde Quell reiner Freude waren. Zeit, Aufwand und vor allem Nerven investiert und meinem Sprachfehler gefrönt (manchmal kann eben ich nicht „nein“ sagen ;-)) Natürlich gemerkt, daß ich mich übernehme und teilweise nur noch halbwach wankend durch den Tag komme.

Warum? Na ja, da waren diese gut anderthalb Jahre Coronapause, in denen normale Arbeit für mich so gut wie nicht möglich war. Ich habe vom „Polster“ gelebt. Ja, es aufgebraucht. Das verursacht mir schon Bauchgrimmen – immerhin wollte ich eigentlich die nächsten Jahre anfangen, weniger zu arbeiten (zumindest gegen Bezahlung ;-)) Es war eine Art Sicherheit, daß Unvorhergesehenes passieren darf, ohne mich aus der Bahn zu schmeißen… Nun – diese hat sich als belastbar erwiesen. Aber sie ist schlicht nicht mehr vorhanden. Ich hätte sie gerne wieder auf dem Stand von Ende 2019. Zumal in absehbarer Zeit große Veränderungen anstehen werden, wie ich an früherer Stelle andeutete. Auch die werden, neben gutem Willen und innerer Überzeugung, auf jeden Fall Geld kosten. Solche Gedanken machen mich momentan recht eifrig, okay – besser: übereifrig. Trotzdem dürfte es eine Illusion sein, innerhalb kurzer Zeit – zumal angesichts unkontrolliert steigender Preise in allen Bereichen - eine Reserve wieder aufzubauen, für deren Schaffung ich zuvor viele Jahre gebraucht habe.

Existenzangst? Nein. Nie gehabt und anfällig dafür bin ich offensichtlich nicht. Ich bleibe sehr sicher, daß alles irgendwie weiter laufen wird und ich mich an die Gegebenheiten anpassen, meinen Weg finden werde. Aber: schon die Beschäftigung mit solchen Überlegungen, Zukunftsfragen, Plänen, Problemen und Berechnungen, kann lähmend wirken. Noch bemerke ich das nicht bei mir, eher das Gegenteil, wie beschrieben: Aktionismus, Übermotivation und ggf. Selbstüberschätzung. Nun kenne ich Leute zur Genüge, die solche Phasen durchlebt haben und bei denen das an irgendeiner Stelle rapide gekippt ist. Das würde ich sehr gerne vermeiden!

Heute wäre nun ein Tag gewesen, an dem ich hätte ausschlafen und alle Fünfe gerade sein lassen können. Zack – gegen jeden Plan um 10 nach 8 wach und die Skype-Nachricht von @ty-ty auf dem Handy: „Hast Du den Schnee schon gesehen?“

What??? Nee, ich habe erst ein Auge offen und noch keinen Kaffee intus. Schnee? Wie jetzt… Berlin, Flachland, mildes Wetter… Weißes Zeug von oben? Es brauchte mehr Kaffee! ;-)) Viel mehr. Nach der dritten Tasse war allerdings kein Schnee (mehr) zu finden ;-))

Meldungen aus dem Umfeld und dem Umland besagen aber, daß da etwas war! Heute früh.

Warum erzähle ich das? Ich hätte es mit eigenen Augen sehen können – wenn ich die Gelegenheit nicht verschlafen hätte. Das trifft, glaube ich, auf ganz viele andere Gelegenheiten ebenfalls zu. Man verpaßt sie, weil gerade Streßvermeidung oder Unaufmerksamkeit, Abschalten oder aber Überlastung angesagt war. Es erinnert mich daran, daß ich immer ein großer Freund der Balance war, des Gleichgewichts. Zwischen Anstrengungen, die man gezielt unternimmt und dem Ausgleich, den man ebenso bewußt schafft. Zwischen Planen und Loslassen, zwischen Action und Ruhe. Zwischen Selbstfürsorge und dem Kümmern um andere. Verdammt – ich habe mein inneres Gleichgewicht aus den Augen verloren, ohne es zu bemerken!

Durch den Schritt nach Berlin hat sich bei mir einiges auf den Kopf gestellt. Das wäre nicht groß ins Gewicht gefallen, wenn meine Einsatzwechseltätigkeit wie früher stets weiter gegangen wäre und ich nur Zaungast geblieben. Aber, aber… Es kam anders. Fakt. Ich muß wohl etwas unternehmen.

Früher war mehr Sport. Ich war unheimlich aktiv unterwegs. Hier – seit fünf Jahren näherungsweise: Null. Probehalber war ich 'mal auf drei Strecken Joggen. An einem Kanal lang – Weg zu beschädigt, gefährlich für mich, weil meine Augen da nicht sicher genug mitspielen. In einem Park in der Nähe – ganz okay, aber zu viele Leute für meinen Bedarf. Habe mich also unter‘m Strich mehr damit beschäftigt, den Menschen auszuweichen oder mich mit vergeblichen Ignorierungsversuchen herumzuplagen, als mit dem Training an sich: Frust ohne Ende. Und Laufen auf Beton und Pflastersteinen mögen meine Beine gar nicht. Also einfach eine Runde ums Haus kommt definitv nicht in Frage…

Mein Pflegepferd hat von Anfang an deutlich zu einem mentalen Ausgleich beigetragen. Dafür bin ich dankbar, mag aber die gemächlichen Ausritte, die an seinen guten Tagen möglich sind, nicht als Sport bezeichnen. Nein, in ein Fitneßstudio bekommt man mich wiederum nicht – sowohl die Tatsache, daß ich dort nicht alleine wäre als auch die Idee, mit Geräten zu trainieren, die eigentlich kein Mensch braucht… Nein. Das bin ich nicht.

Regelmäßige körperliche Arbeit wäre auch fein. Dafür sollte man aber fit sein – momentan fühle ich mich nicht so. Verdammt…!

Das Jahr geht zu Ende, die Adventszeit steht vor der Tür. Und vielleicht, ganz vielleicht ist es an der Zeit für ein Novum. Ich hatte noch nie gute Vorsätze für ein Neues Jahr. Muß 'mal darüber nachdenken...

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english version:

The last few days and weeks I've been overdoing it again - taking on one project after another that weren't necessarily the bubbling source of pure joy. I invested time, effort and above all nerves and indulged in my speech impediment (sometimes I can't say "no" ;-)). Of course, I noticed that I was overdoing it and sometimes only got through the day half-awake and staggering.

Why? Well, there was this one and a half year break at Corona-time when my normal working routine wasn't permitted longer. I lived off the "cushion". Yes, I used it up. That makes me sick to my stomach - after all, I actually wanted to start working less for the next few years (at least for pay ;-)). It was a kind of security that the unexpected may happen without throwing me off track... Well - this has proven to be resilient. But it is simply no longer there. I'd like it back to where it was at the end of 2019. Especially as there are big changes coming in the foreseeable future, as I hinted at earlier. Those too, apart from goodwill and inner conviction, will definitely cost money. Such thoughts make me quite eager at the moment, okay - better: overzealous. Nevertheless, it might be an illusion to rebuild within a short time - especially in view of uncontrollably rising prices in all areas - a reserve that previously took me many years to create.

Fear of existence? No. Never had it and I am obviously not prone to it. I remain very sure that everything will continue somehow and that I will adapt to the circumstances, find my way. But: even the preoccupation with such considerations, questions about the future, plans, problems and calculations can have a paralysing effect. I don't notice this in myself yet, rather the opposite, as described: Actionism, over-motivation and possibly overestimation of one's own capabilities. Now I know plenty of people who have gone through such phases and for whom this has rapidly changed at some point. I would very much like to avoid that!

Today would have been a day on which I could have slept in and let my hair down. Zack - awake against all plans at 10 past 8 and the Skype message from @ty-ty on my mobile: "Have you seen the snow yet?"

What??? No, I've only got one eye open and haven't had my coffee yet. Snow? How now... Berlin, lowlands, mild weather... White stuff from above? It needed more coffee! ;-)) Much more. After the third cup, however, there was no (more) snow to be found ;-))

But reports from the surroundings and the surrounding area say that there was something! This morning.

Why am I telling you this? I could have seen it with my own eyes - if I hadn't slept through the opportunity. I think that applies to many other opportunities as well. You miss them because you were avoiding stress or being inattentive, switching off or being overworked. It reminds me that I have always been a great friend of balance, of equilibrium. Between efforts that one makes deliberately and the balance that one creates just as consciously. Between planning and letting go, between action and rest. Between self-care and caring for others. Damn it - I lost sight of my inner balance without realising it!

The move to Berlin has turned a lot of things upside down for me. It wouldn't have mattered much if I had continued to change assignments as I used to and just remained an onlooker. But, but... It turned out differently. Fact. I must do something about it.

There used to be more sport. Earlier I was incredibly active on the road. Here - for five years approximately: Zero. On a trial basis I went jogging on three routes. Along a canal - the path was too damaged, dangerous for me because my eyes weren't sure enough. In a park nearby - quite okay, but too many people for my needs. So all in all, I spent more time avoiding people or dealing with futile attempts to ignore them, than on the training itself: frustration without end. And my legs don't like running on concrete and cobblestones at all. So just running around the house is definitely out of the question....

My foster horse has clearly contributed to a mental balance right from the start. I am grateful for that, but I don't like to call the leisurely rides that are possible on his good days sport. No, you can't get me into a gym - both the fact that I wouldn't be alone there and the idea of working out with equipment that nobody really needs... No. That's not me.

Regular physical work would also be fine. But you should be fit for that - at the moment I don't feel like that. Damn...!

The year is coming to an end, Advent is just around the corner. And maybe, just maybe, it's time for a novelty. I've never had good New Year's resolutions before. I'll have to think about it...

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 2 years ago (edited)

Ich finde das interessant: Ich kann deine Artikel immer bis zum Ende lesen, ohne dass sich auch nur ein Anflug von Langeweile zeigt.

Ich hege normalerweise eine gewisse Skepsis gegenüber Usern, die so häufig schreiben wie du. Da entsteht bei mir oft der Eindruck von Massenware, bei der Quantität Qualität übergeordnet wird.
Einigen merkt man den Zwang, täglich schreiben zu wollen (um ein selbst gesetztes Soll zu erfüllen, nicht aus Lust am Schreiben), zu sehr an.

Bei dir ist das nicht der Fall. Ich habe mich schon dabei ertappt, darauf zu warten, wann deiner Tastatur 'endlich' mal so ein billiger, inhaltsleerer Artikel entspringt, wie das laut meiner Massentheorie eigentlich der Fall sein müsste. Tut es aber nie.

Du schreibst wohl einfach gern und machst es deshalb gut! :)

Bezüglich dem Thema "Dinge verpassen" beichte ich einfach mal, wie schwer mir als extremem Spätaufsteher und Langsamstarter derzeit der Kampf fällt, rechtzeitig die Liegestühle im Garten zu erreichen, bevor die Sonne schon wieder untergegangen ist! Die kürzer werdenden Tage sowie die verdammte Zeitumstellung lassen diesen Wettlauf gegen die Sonnenuntergangszeit immer aussichsloser erscheinen. :)

 2 years ago (edited)

Das sind ernste Probleme, die Du da beichtest ;-)) Nach dem extrem lieben Kompliment - besser geht's gar nicht für mich!

 2 years ago 

Jo, hier hat's gestern auch geschneit. Blieb aber nicht liegen. Bitter der Nachtfrost: -5° C! Die dummen Schafe, die hätten im Stall schlafen können, hatten einen kleinen Eispanzer auf dem Pelz... ;-D

Ich konnte auch nie "nein" sagen. Zwischen der Erkenntnis sowie Aufarbeitung dessen und dem ganz großen "NEIN" war der Leidensweg nicht sehr angenehm. Also pass gut auf dich auf!

 2 years ago 

Normal mache ich das ja. Momentan hat's mich irgendwie erwischt...

Minus 5°C und die Böcke haben Bock auf draußen schlafen...? Sind von der ganz harten Truppe ;-))

 2 years ago 

Sind von der ganz harten Truppe

Jupp. Heute früh hatte ich zwei weiße Böcke... 🤦‍♀️

 2 years ago 

Nun,
von einem logischen Standpunkt aus betrachtet, kann das Licht ja auch am Anfang des Tunnels scheinen.
Das Nicht-nein-sagen-können wäre in dieser Perspektive nicht das Problem, sondern die Auswahl der Fragen:
"Möchtest du heute einen Ruhetag machen?" ==>> Ja.
"Ist dir dieser zusätzliche Auftrag zu viel?" ==> Ja.
Usw.

Jedem Ja zu etwas wohnt ein Nein zu etwas anderem inne.(Bloggomos Sprüche, Vers Nullhochnull)

 2 years ago 

Mein Rumpelstilz!

 2 years ago 

Das hat dir der ....... STAMPF!

 2 years ago 

Ich kann mich in den ersten Absätzen sehr gut mit Ihnen identifizieren. Ich erinnere mich, dass ich Ende 2019 ein sehr gut gefülltes Finanzpolster hatte.

Was dann kam, war ebenso unerwartet wie perfekt, um mich in den Bankrott zu treiben.

Nach drei Jahren bin ich immer noch arbeitslos und nicht in der Lage, eine verlässliche Einkommensquelle zu finden, so dass ich mich Tag für Tag abmühen muss, um meine Familie zu unterstützen.

Trotzdem habe ich Frieden, keinen unverantwortlichen Frieden, sondern einen Seelenfrieden, weil ich auf Gott vertraue, denn obwohl wir durch verschiedene Umstände gegangen sind, hat es uns nie an Brot gefehlt.

Was den Rest betrifft, würde ich gerne einmal Schnee sehen! (Fällt nicht in mein Land) 😄

Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)

 2 years ago 

Lamento mucho leer que la normalidad, si se quiere llamar así, aún no ha vuelto a ti. Tengo mucho trabajo, aunque en las nuevas circunstancias es igual de incierto si mis clientes tendrán que retirar sus pedidos por razones de costes o si no podrán pagar sus facturas cuando llegue el momento... Así que nada es fiable en este sentido.

Suelo tener la tranquilidad que describes. Estoy agradecido por ello. En este momento se está tomando un descanso... Estoy seguro de que encontrará el camino de vuelta ;-))

Es tut mir sehr leid zu lesen, daß bei Euch die Normalität, wenn man sie denn so nennen will, noch nicht wieder Einzug gehalten hat. Ich habe sehr viel zu tun - auch wenn es unter den neuen Vorzeichen ebenso unsicher ist, ob meine Kunden ihre Aufträge vielleicht aus Kostengründen zurückziehen müssen oder ihre Rechnung nicht bezahlen können, wenn es so weit ist... Verläßlich ist also in dieser Hinsicht gar nichts.

Den Seelenfrieden, den Du beschreibst, habe ich normalerweise auch. Dafür bin ich dankbar. Momentan macht er irgendwie Pause... Ich bin sicher, er findet sich wieder an ;-))

I am so familiar with this post of you as I am also one of those who finds it hard to say... no.
BUT, sometimes we need to draw a line and not just make the decision but to take action.
Good luck!

Thank you!
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 2 years ago 

#GRUNZ und #GRUNZEPIEPZ .

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