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RE: Was man über Deutschland beim Einkaufen lernen kann...

in #samstagabend4 years ago (edited)

Menschen, die tatsächlich Samstags kurz vor 22:00 Uhr noch einkaufen wollen, werden als störende Sonderlinge (ich hoffen weibliche Sonderlinge fühlen sich auch angesprochen) angesehen. Man kann sich als Supermarktangestellte oder als Supermarktangestellter (die, deren Geschlecht unklar ist lasse ich unkorrekterweise weg) natürlich trefflich fragen, warum dieser lästige Mensch (gilt für alle Geschlechter) nicht lieber auf der Couch liegt, statt ihr/ihm mit Fragen oder leeren Flaschen oder dem Wunsch nach Bezahlung der Ware auf den Sack zu gehen. Schließlich ist die Angestellte und der Angestellte doch schon genug gestraft; wird sie/er doch bis in den späten Abend von ihrer/seiner Familie ferngehalten.........

Wie sagte schon Cristoph Maria Herbst: Arbeit heisst Arbeit, weil sie Arbeit macht.

Und das gilt Samstags um 21:52 ganz besonders. Also liebe Kunden und Kundinnen, geht einfach nicht mehr nach 18:30 einkaufen und wenn ihr wirklich was für die Lebensqualität in Deutschland tun wollt, setzt Euch für ein Ladenschlussgesetz "wie früher" ein.

liebe Grüße
gernfried2000

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Ich hoffe doch sehr, dass dies Satire darstellt. Ansonsten kann ich dort nur energisch widersprechen. Der Kunde hat Schuld, weil er zu den Öffnungszeiten einkaufen geht? Genau mit einer solchen Einstellung wird das Problem offenkundig dokumentiert. Es mag einige Arbeitnehmer schockieren, dass es gerade diese Leute sind, die am Ende ihr Brot bezahlen.

Ich kann es absolut nachvollziehen, wenn diese oft prekären Arbeitskräfte einen Hass auf ihre Arbeitgeber schieben. Aber wenn sie dies gegenüber dem Kunden tun, haben sie offenkundig sehr wenig verstanden. Für ein früheren Landenschluss werde ich mich nicht einsetzen. Zum einen weil diese Leute sich nicht für einen früheren "Ladenschluss" in meiner Branche einsetzen. Ich sitze ja auch nicht um 18:30 auf der Couch, sondern bin froh, wenn ich es vor 22 Uhr schaffe einkaufen gehen zu können. Es gibt leider eben Berufe in denen man nicht nach Stechuhr arbeiten kann.

Zum anderen kann man mit etwas Reisen in der Welt durchaus sehen, dass Ladenschlussgesetze kein Problem ist. Schweden hat üblicherweise 24/7 auf (zumindest in den größeren Städten). Nirgendwo sonst bin ich bisher so freundlich und zuvorkommend behandelt worden. Klar ist Nachts über dann weniger los und entsprechend weniger Personal da. Man wurde aber stets freundlich behandelt und sogar die Einkaufstasche wurde gepackt, während man ein wenig Smalltalk machen konnte. Durchweg nette junge Blondinnen. Nicht das ich darauf irgend einen Wert lege.

Aber wir schaffen es hier nicht einmal mit einem normalen Querschnitt aus der Gesellschaft ähnliches zu leisten? Ein solches Arbeitsbild ist in sich bereits kaputt. Gerade junge Leute oder junge Mütter nehmen in den Ländern nämlich gerne die abendlichen Stunden auf sich um mehr Zeit mit ihrer Familie zu haben und auch kürzere Schichten scheinen dort keinerlei Problem zu sein. Als Deutscher wundert man sich dann immer wieder darüber, dass die sehr zufrieden mit ihrem System sind.

Und hier soll der Ladenschluss der Grund dafür sein, dass man sich als Kunde mies behandeln lassen muss? Wer dies glaubt, wird bald eine böse Überraschung erleben. Ich vermute, dass der Unterschied am Ende nicht nur einer der Mentalität ist, sondern auch der Bezahlung. Ich würde jedem Verkäufer da eher empfehlen an diesem Hebel anzusetzen. Niemand hat einen so sicheren Arbeitsplatz wie jemand von dem der Kunde bei seinem Chef schwärmt...

Fast traurig empfinde ich es, dass mein Post eventuell nicht als Satire durchgehen könnte...... Ich dachte, die übertrieben gendergerechte Schreibweise habe eine gewisse Ironie herausgestellt. Man kann sie natürlich auch als "gewerkschaftsnah" deuten und dann den anderen Text als ernst gemeint ansehen. Da muss ich wohl in Zukunft etwas deutlicher werden....

liebe Grüße
gernfried2000

p.S. Ich bin seit 42 Jahren Krankenpfleger und kenne Feiertags-, Sonntags- und Nachtdienste ausgesprochen gut. Allerdings ist die Wichtigkeit der Arbeit an einem "aus allen Knopflöchern blutenden Unfallopfer" an einem Samstagabend um 21:50 durchaus höher und erklärbarer, als das Vorrätighalten von Personal für Dinge, die ebenso tagsüber erledigt werden können. Und das verstehe ich sogar.

Tatsächlich habe ich es eher als "gewerkschaftsnah" verstanden und hätte mich über die Einstellung dazu keineswegs gewundert, da es sie eben durchaus in unserer Gesellschaft gibt. Völlig sicher war ich mir am Ende dennoch nicht. ;)

Ansonsten in jedem Fall mein Dank für deine Arbeit in deiner Profession. Tatsächlich ist dies ein gutes Beispiel dafür, dass eine immens wichtige Arbeit nicht in der Form von der Gesellschaft wertgeschätzt wird, wie man es eigentlich tun sollte.

Schlechte Laune, Freudlosigkeit und eine fast pervers ausgelebte Bürokratie habe ich in diesem Bereich durchaus auch schon kennengelernt. Für all dies kann ich aber angesichts der üblichen Situation Verständnis aufbringen. Offene Feindschaft gegenüber den Patienten habe ich allerdings (zumindest bisher) nie erleben müssen.

Gerade in den Bereichen in denen eine ständige Bereitschaft erforderlich ist hat man eben zumeist einen sehr (ich nenne es mal) pragmatischen Umgang mit der Situation gefunden und meist leider nicht einmal mehr die Zeit um sich über mangelnde Kollegen an der Seite zu beschweren. :-/