Von der Entropie zum Bewusstsein [Teil 2]

in #science6 years ago (edited)

Nun kommen wir von Entropie (im letzten Artikel) zur Wahrnehmung und im nächsten und letzten Teil zu äußeren Ereignissen (wie unserem Cryptocrash oder jedem anderen mysteriösen Entropieverzweigungspunkt aka. Katastrophe wie ihn Chapper in seinem Artikel ansprach).


[Von Charles Lowe, CC0 Wikipedia]
Nur zur Orientierung: Kognitionswissenschaften sind diese hier, (u.a. auch künstliche Intelligenzforschung). Erkenntnisse über unser Hirn und unsere Wahrnehmung kommen also längst nicht mehr nur aus der Biologie.

Der Sinn des Lebens ist lokal Entropie zu vermindern um weiterzuleben...

Hast du dich schon mal gefragt ob die Natur eigentlich mathematisch ist? Wo doch unsere Wissenschaft und Mathematik darauf so gut anzuwenden ist?

Biotische-lebende Systeme sind thermodynamisch offene Systeme, in dem Sinne als dass ein Austausch von Energie und Entropie mit der Umwelt statt findet. Wir sind selbst organisiert, dissipativ und agieren weit vom Gleichgewicht ((Ashby, 1947; Nicolis und Prigogine, 1977; Haken, 1983; Kauffman, 1993)). Wir mindern lokal Entropie und wehren uns gegen die Zerstreuung. Wir halten uns also in festen Grenzen. Mehr noch, wir navigieren uns selbst so durch die Umwelt, so dass wir Phasenübergänge vermeiden die unsere physische Integrität gefährden.


[Pixabay CC0]

Ein Tropfen Farbe in einem Wasserglas wird sich dispers verteilen. Würde er sich hin zu seinem Zentrum organisieren und sich immer wieder zusammenziehen und sich gegen die Zerstreuung wehren, würde man meinen, dass der Tropfen lebt. Das wäre eine lokale Entropie-Minderung, entgegen der Tendenz, dass die Entropie/Zerstreuung im Universum immer zunimmt.

Bayesian Brain Hypothesis und Free-Energy-Principle

Mathematisch ein nach oben Klettern auf der Wahrscheinlichkeitsverteilung von der Position, wo das einzelne Farbmolekül eigentlich sein sollte. Und diese Wahrscheinlichkeitsverteilung ist die selbe, wie jene die wir in der Wissenschaft Baysian-Model-Evidence nennen. Also die Dynamik eines jeden Systems welches über eine gewisse Zeit sich nicht der Zerstreuung hingibt (also alles was wir Leben nennen), ergibt im Schnitt, dass die Zustände die das System ausmachen und von seiner Umwelt unterscheiden, sich so verändern/fließen, dass sie die Model-Evidenz maximieren. (Friston et al. 2006)

Das bedeutet, dass wenn ein solches System existiert (so wie wir) wird es den Anschein machen, als hätte es ein Model von der Welt, als würde es Baysian-Model-Evidence maximieren. Das bedeutet auch, dass wenn wir es untersuchen, es (z.B. unser Hirn) die selben Modele zu nutzen scheint, die wir nutzen um sein Model-Verhalten zu modellieren... Hier kann man sich fragen wer hier wen verarscht.

Unser Hirn so scheint es, ist auf allen Ebenen ein Statistisches Modell seiner Umwelt.

Der Fakt dass du als lebendes System existierst, führt dazu, dass du so lebst als würdest du Model-Evidenz für deine eigene Existenz maximieren.

Das bedeutet, es gibt Modelle mit denen wir die Modelle beschreiben können, mit denen wir den Anschein machen, die Evidenz für unsere eigene Existenz zu maximieren (darum funzt Mathe und Wissenschaft so gut). Diese Bayesian-Brain-Hypothesis findet tatsächlich starke Evidenz in den Modellen mit denen wir unsere inneren Modelle beschreiben. Künstliche Intelligenz und künstliche Neugierde ist somit kein Problem, da es definitiv Modelle gibt die beschreibbar sind, wir brauchen sie nur aufzusammeln. (Friston et al. 2006; Friston et al. 2013)

Wahrnehmen heißt phantasieren, einfach weil wir es können und müssen.

Der Zusammenhang von Entropie und Wahrnehmung ist zunächst nicht wirklich klar gebe ich zu. Er resultiert daraus, dass wir bestrebt sind uns selbst zu erhalten. Das geht jedoch nicht, wenn man verschwenderisch ist. Darum ist es günstiger mit statistischen Modellen die wir per Evolution in uns tragen und die wir selbst verkörpern, eine Realität zu phantasieren die statistisch gesehen auf das passen könnte was da draußen sein soll.

Und wenn es mal nicht passt und wir dahinter kommen

Daraus ergeben sich auch jene Einschränkungen die wir als Illusionen bezeichnen. Wie unsere Unfähigkeit hohle Gesichter sehen zu können oder die Illusion Farbunterschiede zu erkennen, wo keine sind.

[Wikipedia. By derivative work, CC0]

Statistisch ist das was du siehst, die beste Erklärung für das, was laut Plan und oder Gelerntem die Ursache sein könnte. Dein sensorischer Input wird also überhaupt nicht für die Generierung des inneren Bildes direkt heran gezogen. Der Input deiner Netzhaut wird nur Stichproben-artig beprobt und zum Abgleich herangezogen und nicht zur Erstellung des inneren Bildes genutzt.

Sehen und generell Wahrnehmen hat also nicht soviel mit den Augen und Sinnesorganen zutun, wie uns die Schulbücher immer glauben machen wollten. Es ist eine durch das Model ("by evolutionary design and lerning") antizipierte/vorweggenommene Phantasie, welche absolut ausreicht bzw. sogar unsere physische Integrität maximal sichert wie es "richtige Wahrnehmung" nicht könnte.

Quellen:

Friston et al. 2013. Active Inference a Process Theory

Friston et al. 2006. A free energy principle for the brain

Ashby, W.R., 1947. Principles of the self-organising dynamic system

Nicolis, G., Prigogine, I., 1977. Self-organisation in Non-equilibrium
Systems

Haken, H., 1983. Synergistics: An introduction. Non-equilibrium Phase
Transition and Self-organisation in Physics, Chemistry and Biology

Kauffman, S., 1993. Self-organisation on Selection in Evolution

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Sehr nice Weiterführung des Themas, cool gemacht!
Darf ich weiterspinnen: Das ganze Universum erscheint uns als Anomalie, man kann es genau so wie unseren (oder jeden anderen) Planeten oder auch das Leben als "lokale Entropieverminderung" sehen. Was aber, wenn es eine Art Gesetz der lokalen Entropieverminderung gibt? Was, wenn sich diese sowohl im Kleinen als auch im Großen immer wiederholt, nur dass wir mit unserem beschränkten Bewusstsein nur einen gewissen Bereich (vom Elementarteilchen bzw. Quant zum Universum) erkennen können, und daher fälschlicherweise an die gesamtheitliche Zunahme der Entropie glauben? Denkbar oder unsinniger Brainfuck?

ok jetzt muss ich drauf bestehen dass die Wirkung meines Biers nachlässt :D

meee also ja das wäre doch das Problem dessen, dass wir nie wahrheit finden können :S Denkkbar und Brainfuck! :D

Übrigens: Steemstem fragt nach der Lizenz des verwendeten Gifs.

habe ein video verlinked aus dem das GIF generiert ist. Haben GIFs von Free GIF seiten wie GIPHY oder Meems überhaupt eine Lizenz?

Teilweise ja, aber das Thema ist sehr komplex. Ich schau mal ob's ihnen reicht.

Hab mich nochmal mit meinem Cousin über das Thema unterhalten und noch ein paar Erkenntnisse klarer formuliert bekommen:

Im Grunde ist das ganze eine Art Erklärung für unsere Suche, denn wir versuchen dadurch quasi nur Entropie zu vermindern
Das Universum ist so riesig und verwirrend..
Mit Wissenschaft schaffen wir eine Ordnung in das ganze Chaos.
Wenn auch nur gefühlt..
Wobei wir wieder bei meiner Kritik mit der Wissenschaft sind, welche ich schon oft erwähnt habe. (Zuletzt in Wissenschaft ist (nur) ein Werkzeug!)
Wissenschaft erscheint mir oft zu beschränkt oder in seinem eigenen bias gefangen.
Vor allem weil Menschen schnell dazu tendieren mit der Wissenschaft leichtfertig zu argumentieren. Durch Verallgemeinerungen oder die Beharrung auf die herausgefundene 'Wahrheit' (wobei da eben nicht beachtet wird, daß selbst das aktuellste Modell (immer noch) nur Theorie und nicht Realität ist. Sobald ein anderes Modell die Realität besser beschreibt, ist dieses 'wahr' und das alte 'falsch' - das ist ja im Grunde die Hauptmethode der Wissenschaft)

Hinter der Markierung im Text liegt ein System..

Super Artikel! Leider wollen gerade viele Wissenschaftler GENAU DAS nicht hören. Selbstkritik und das Wissen, dass man nichts wei, ist daher teilweise schon sehr gesund für gute Entscheidungen.

Es gibt natürlich sehr gute Theorien welche Angriffen schon lange stand halten können und mit denen wir Dinge bauen und schaffen. Das sind aber nur eine Hand voll offensichtlicher Dinge.

Der Rest der Studienergebnisse ist zum großen Teil falsch und nur Meinungsmache der Pharma und Co. . Eigentlich hat die Wissenschaft ein riesiges Problem mit Fehlbefunden die nicht sein müssten.

Danke für dein Feedback und den Link zu deinem Artikel den ich damals nicht gesehen habe. PS. stimmt Wissenschaft hat (neben den ganzen menschlichen Trugschlüssen) echt eigenen zentralen Bias der sich Anthropisches Prinzip/Beobachter-Selektions Bias nennt..aber wirklich verstehen tuh ich das nicht. Etwas philosophisch

Hast du den damals wirklich nicht mitbekommen? :O jaa gut.. dafür hab ich aus anderen Richtungen Aufmerksamkeit bekommen :)

Leider wollen gerade viele Wissenschaftler GENAU DAS nicht hören. Selbstkritik und das Wissen, dass man nichts wei, ist daher teilweise schon sehr gesund für gute Entscheidungen.

GENAU DAS wollen eben auch viele Wissenschafts-Jünger nicht einsehen.
Indem sie sich auf eine bestimmte "unwiderlegbare und verifizierte Wahrheit" beziehen.
Da will man mal ordentlich diskutieren und dann findet man nichtmal common ground, weil sie scheinbar Wissenschaft nicht verstanden haben.
Und wenn ich dann mal gegen Wissenschaft und die religionsähnliche Behandlung spreche, gehen die direkt komplett ab.
Dabei liebe ich die Wissenschaft, aber eben nur als Werkzeug.

Ja die ganzen 'fake studien' die letzte Zeit hab ich mitbekommen..

Anthropisches Prinzip/Beobachter-Selektions Bias

Hast du dazu gute Quellen? Irgend ne Seite die das wichtigste erklärt?
Kann mir jetzt eigentlich schon ungefährt vorstellen, was damit gemeint ist :D
Ich lieeeeebe Philosophie!

https://de.wikipedia.org/wiki/Anthropisches_Prinzip

Dann ist das ja was für dich :D. Deutsches Wikipedia ist hier überraschend ausführlich...was bei mir Kopfschmerz bedeutet, vielleicht hilft Kaffee, verstehe schon die einfache Definition nicht :D

besagt, dass das beobachtbare Universum nur deshalb beobachtbar ist, weil es alle Eigenschaften hat, die dem Beobachter ein Leben ermöglichen. Wäre es nicht für die Entwicklung bewusstseinsfähigen Lebens geeignet, so wäre auch niemand da, der es beschreiben könnte.

Whuut?

Ist doch in sich sehr schlüssig. :)

Das anthropische Prinzip belegt ja wieder, dass wir genau so auch eben nicht real sein könnten. Beispielsweise als Boltzmann Gehirn :)
Bzw in dem Sinne schon real, aber eben nur als Gedanke..

Aber habe mich jetzt auch noch nicht so krass in das Prinzip eingelesen.. Muss mir das mal alles in Ruhe anschauen :)

Schon wieder ein neuer Artikel von dir, freut mich sehr!:D

Super interessantes Thema," was du siehst, zeigt wer du bist"/"das was du siehst hängt davon ab, wer du bist"...
Da sieht man mal wieder, dass alles nur eine Frage des Standpunktes ist.

Jedes lebende Wesen versucht also die Entropie zu vermindern?
Weil Leben eine art gegenteil von Entropie ist?
Ist das auch eine Erklärung dafür, warum wir Menschen unser Leben(alltag usw) so gerne regeln und in festen Grenzen planen wollen?

Nimmt die Entropie im Universum tatsächlich immer zu und heißt das, dass es irgendwann kein Leben im Universum mehr geben wird und alles "maximal zerstreut" sein wird?

Grüße!

Jedes lebende Wesen versucht also die Entropie zu vermindern?
Weil Leben eine art gegenteil von Entropie ist?
Ist das auch eine Erklärung dafür, warum wir Menschen unser Leben(alltag usw) so gerne regeln und in festen Grenzen planen wollen?

oh ja! Der "apple" (vom Baum) und der "apple" (aus dem Mac Store) sind beides hoch organisierte Strukturen mit negativer Entropie. Der eine kristalisiert seine Ordnung aus der Natur und der andere aus der Vorstellung des Menschen (der wiederum nicht anderes ist als der Apfel am Baum. 80% genetisch identisch mit der Banane oder wie war das? also letzten Endes auch aus der Natur heraus)

Nimmt die Entropie im Universum tatsächlich immer zu und heißt das, dass es irgendwann kein Leben im Universum mehr geben wird und alles "maximal zerstreut" sein wird?

das wäre so, wenn das zweite Gesetzt der Thermodynamik stimmen würde. Die meiste Zeit über wird es auch so sein. Das Universum kommt in einen dunklen, kalten Bereich in dem auf Partikel-Ebene nicht mehr viel Spannendes passiert. Doch allein durch Zufall, muss es sich (wenn man lang genug wartet) wieder zum Anfang zurück entwickeln.

Neben der Realität gibt es so oder so auch noch eine Virtualität. Das "Nichts" (was nicht wirklich nichts ist). Das, wo das Universum heraus entstand. Das Vakuum. Es ist ein Quantenfeld auf dem ständig Fluktuationen stattfinden (immer und überall). Dort werden virtuelle Teilchen für extrem kurze Zeit real und zerfallen wieder (das ist eine Fluktuation). Diese Zeiträume sind so kurz, dass diese Teilchen nicht zu unserer Realität gezählt werden. Aber manchmal, nur allein durch Zufall, da bleibt ein Teilchen in der Realität und dadurch wird alles möglich. Auch so etwas unwahrscheinliches wie unser Universum und wir. Man muss nur lang genug warten. Wirklich tot ist nichts. Selbst schwarze Löcher strahlen.

" was du siehst, zeigt wer du bist"/"das was du siehst hängt davon ab, wer du bist"...

isso! ^^

Woah! Ich liebe diesen Artikel soo sehr!
Habe ihn nun zum 6. Mal gelesen..^^
Bitte mehr! :)

danke freut mich ^^
morgen gehts wieder an. Steemit braucht generell mal wieder nen kleinen Schub an Beiträgen.

Da kommt chappers Aktion gerade gelegen :)

Posted using Partiko Android

... mit denen wir den Anschein machen ...

Ich hatte zunächst "... mit denen wir den Anschein erwecken ..." gelesen, was für die These spricht, häufig Dinge genauso zu sehen (also auch zu lesen), wie sie gemäß vorher Gelerntem aus statistischer Sicht am wahrscheinlichsten sein sollten. :-)

haha genial, stimmt

jetzt zwingst du mich aber auch mein model zu updaten, weil es mir den Anschein erweckt als wäre deine Version wahrscheinlicher die richtige :-/

Ist alles Statistik?

:D es scheint, als würde alles Statistik sein. Was generell da draußen (bzw. "in" uns) ist, das bleibt uns verschlossen.
die Modelle die die Kognitionsbiologen nutzen, sagen nur sehr genau voraus, was das System empirisch betrachtet macht.

Eine Maus wie sie Wahrscheinlichkeiten wahrnimmt (die es da draußen vielleicht nicht mal gibt) lässt sich in ihrem Verhalten wie sie Wahrscheinlichkeiten wahrzunehmen scheint mit einem Modell vorhersagen, welches zeigt, dass diese Maus jenes Modell nutzen müsste.

Daher schließen wir darauf, dass lebende Systeme so agieren, als würden sie Model-Evidenz für ihre eigene Existenz maximieren. Was evolutionsbiologisch und physikalisch auch Sinn ergibt. (so weit wie ich es verstanden habe. Lasse mich gerne verbessern!)

*aber auch anatomisch scheint das Hirn ein statistisches Model der Welt zu sein, in welche es eingebettet/emersiert ist

Danke für die Antwort.
Euch geht es um die Gesamtheit der Modelle ("Daher schließen wir darauf, dass lebende Systeme so agieren, als würden sie Model-Evidenz für ihre eigene Existenz maximieren."), nicht so sehr um die einzelnen Bestandteile der Modelle (z.B. die Maus hat bestimmte Antriebsstrukturen=Bestandteile; das wäre eher die Herangehensweise des Autoren des Zürcher Modells), oder?
Nicht dass das eine jetzt generell weniger legitim sein soll als das andere...

Achja, alles ist Statistik wäre natürlich nicht möglich.
Statistik selbst baut auf feste Identitäten auf. Eine Variable in einer Formel ist nicht einfach mit einer Wahrscheinlichkeit diese Variable, sondern immer diese Variable.

Okay, du hast wohl noch ein paar Mal editiert. Das schau ich mir jetzt an.

Üff guter Einwand. Also Modele hier sind eher Gleichungen, deren Lösungen Systemverhalten beschreiben (so dass man das Verhalten der Maus im Vorhinein simulieren kann)

[blablabla]

...und mit ihrem tatsächlichen Verhalten bzw. einer empirischen Kurve vergleicht. Stupst die Maus einen Wasserspender an weil sie eine hohe Wahrscheinlichkeit damit assoziiert (Prior), dann lässt sich das ja verfolgen und aufzeichnen.

Beim Züricher Modell werden Objekte definiert (jene Antriebsstrukturen) die Bestandteile beobachtbaren Verhaltens sind (oder?) also auch diese sind vorhersagend, wenn sie gute Modelle sind.

Nur hat das psychologische Modell einen Abstraktionsgrad oder eine gewisse ontologische Unabhängigkeit. (*Kahnemans System1 existiert ja auch nicht als echtes System)

All diese Antriebsstrukturen gibt es ja nicht wirklich. Die Dynamik hingegen die nur durch bestimmte informationstheoretische und mathematische formale Strukturen beschrieben werden kann (stellt schon einen ontologischen Bezug her)...also ja, man kann zeigen (über informations-theoretische Divergenzmessungen), dass das Model (aka. die Formel) identisch mit jener ist, welche vom Organismus "angewendet wird" bzw. strenggenommen: nach der sich der Organismus zu verhalten scheint. Daher existiert sie nicht in der Form (nur informationstheoretisch).

Ist halt schwierig, da ich nicht die ganzen Fachworte verstehen kann und dafür Stunden über Stunden erst euer Fachgebiet studieren müsste.

Die Maus verhält sich nach dem Modell, das Modell ist identisch mit ihrem Verhalten, dieses Modell sei also die Realität (des Verhaltens der Maus) und demnach echt/wirklich.
Mittels der Abweichungsmessungen (Divergenz) reduziert man die Abweichungen verschiedener Modelle, die schon sehr ähnlich sind gen null, die Modelle werden dadurch zu einem identischen Modell.
So verstehe ich den letzten Absatz und euren Versuch der Herangehensweise.

Kahneman ist ja null Systemtheorie.
Das Zürcher Modell hingegen voll und ganz. (Ich bin mir nicht sicher, ob du beides gleichstellen oder vergleichen wolltest.)

Von Beobachtungen mit Tieren (das Laufverhalten der bekannten Gänse Lorenz', aber auch Gnus (glaube, evtl. war es eine andere Tierart) und anderen in spezifischen Situationen) 'demiurgisch' weiterentwickelt und gedacht zum Menschen und mit bestehenden (Alltags-)Begriffen (wie Unternehmungslust, Macht, Geltung usw.) belegt statt neuen fremden Fachwörtern.
S.7ff. https://core.ac.uk/download/pdf/12163760.pdf
die Vorgänger lassen sich m.W. auch im Web finden mit etwas Suche.

Seine Tochter hat eine Vorlesungsreihe (in Englisch) von ihm hochgeladen:
https://www.youtube.com/channel/UCZEUl6sNQBo56WA-lzPLVCw
Diese gibt es auch zum Herunterladen; das wird wohl auf der Webseite http://www.bischof.com/ gewesen sein.
Skippen kann ich nie empfehlen, auch wenn für einen Fachkundigen da wohl einiges redundant sein wird. 1,5x Geschwindigkeit mag hingegen schon gehen.

Nach deinem letzten Kommentar scheint mir eher die zentrale Frage zu sein:

Hast du dich schon mal gefragt ob die Natur eigentlich mathematisch ist? Wo doch unsere Wissenschaft und Mathematik darauf so gut anzuwenden ist?

Dazu:
Is math god or logos, (the eternal)? Or are we simply living in a simulation?
(Keine Fragen im eigentlichen Sinne, einfach so in den Raum gestellt.)

Gut also ja das Züricher Modell oder Attachment Theory ist systemtheoretisch und es beschreibt eine Dynamik und somit eine Entwicklung (eben unsere psychische Entwicklung).

Diese ist aber nicht vergleichbar mit der Dynamik die durch Differentialgleichungen beschrieben werden kann.

Kahneman nannte ich als extremes Beispiel, da er wissentlich etwas System nannte, was kein System ist (weil wir gerne in Systemen denken). Der unterschied zwischen euren Systemen und denen der modernen Kognitions-Wissenschaft und -Psychologie ist erstmal der formale. Da ich frisch in dem Bereich bin und hier keine Scheiße erzählen möchte, lass ich das erstmal so oberflächlich stehen und danke dir erstmal für die Hinweise.

Also es gibt einen Unterschied und dieser ist in der oben genannten Divergenz (Kulback-Leibler-Divergenz) begründet und hat auch was mit Entropie zu tun, bzw. es lässt sich quantifizieren welches Model informationtheoretisch "wirklicher" ist.

Danke für die Rückmeldung.
So wie ich es sehe, werden da schon auch Differentialgleichungen verwendet.
Aber sei's drum.

Kulback-Leibler-Divergenz schaue ich mal nach und gucke, ob ich das verstehen kann.

Bin gespannt auf den 3., nächsten Teil!

Du haust super Artikel raus :)

Hey Lauch,

warum Part2 auf deutsch?

Egal.

Ich finde solche interdisziplinären Ansätze ja immer richtig cool.

Vielen Dank, dass du es weitertreibst.

Leider bin ich aktuell schwer beschäftigt.

Ich werde mal resteem und beschäftige mich in einer Musestunde, dann ausführlicher mit dem Thema.

Vielen Dank

Gruß

Chapper

hast du gute Resonanz durch den Aufwand (zumindest für mich ist es schwer) auf english zu schreiben?. Ich glaub einfach wir DACHs sind die beste Community auf Steemit :D Nein es war schon wegen den Fachbegriffen die es teilweise gar nicht auf deutsch zu geben scheint :-/ Den Verzweigungspunkt hast du doch auch übersetzt?

Liebe Grüße

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Der Sinn des Lebens ist lokal Entropie zu vermindern um weiterzuleben...

Dem muss ich nach weiterem überlegen nun doch widersprechen..
Ist es nicht so, dass durch Zerlegung, sowie auch chemische Reaktionen Entropie stets zunimmt?
Außerdem will der Mensch sich ja auch Fortpflanzen, bzw die Gene weitergeben ist das Ziel des Lebens.. wodurch wiederrum Entropie erhöht wird.
Mit jeder Fortpflanzung wird der Gen-Pool weiter vermischt und verändert.

Für das Individuum kann es subjektiv so wirken als ob Entropie verringert wird (Essen, Aufräumen, Ordnen, auch Denken, ...) aber objektiv wird diese doch nur weiter erhöht?
Aus Chaos kann nur noch mehr Chaos kommen oder so ähnlich..

du hast vollkommen recht (das hätte aber die Leser vermutlich verwirrt). Du definierst ein anderes "Leben". Es gibt zum einen Leben als System/Prozess. Du, wie du als Prozess statt findest. "leben bedeutet...atmen, scheiße bauen, entropie mindern" (wie auch immer)

dann dein Leben oder "das Leben" als Historie oder Schicksal. "Er hatte ein erfülltes Leben", "das Leben ist ne Bitch"

Und dann das Spannende was du meinst: hier gibts Leben als den Virus welcher auf der informellen Ebene stattfindet. Dessen Neben-Produkt "das Leben auf Erden", also die Gesamtheit aller Lebewesen und ihr Handeln ist. "Das Leben ist zahlreich"

Eigentlich sind wir als Lebewesen für das Leben nur die Vehikel. Wenn eine Weide im Frühjahr ihre Samen verliert, sind das für uns zwar Zellen aber an sich doch nur Datenträger, viele kleine SD-Karten. Als Lebewesen sind wir aber mal wieder total auf uns bezogen und sehen uns als diejenigen, welche Gene weiter geben. Dabei geben Gene uns aus damit wir sie weiter geben. ("the selfish Gene" nach Richard Dawkins).

Unsere Väter und wir, sind zwar aus unserer Sicht das Spektakuläre aber genauso gut könnten auch die Meta-Schritte dazwischen das eigentliche Spektakel sein. Du hast Recht, wenn das der höhere "Sinn" ist, dann gehts in Richtung Durchmischung und Unordnung die sich in der hohen (bio-)Diversität dieses Planeten zeigt (geht es ja auch).

Ja ganz genau lokal im Individuum wird Entropie gemindert (heißt ja nur "Ordnung erzeugt", Organstrukturen, Denken, Aufräumen und so) im Gesamt-Trend und in der gesamt Perspektive wird sie durchs leben aber zusätzlich erhöht.

Das Chaos wiederum ist oft missverstanden und eine höhere Form der Ordnung die schwer mit unser Mathematik zu begreifen ist. Wenn du z.B. das Chaosspiel (Chaos-Game) spielst, mit Würfel und Stift, dann ergibt sich aus Zufall ein extrem geordnetes Musters was nichts mit Zufall zutun hat.

Genaugenommen kann so alles aus Zufall erzeugt werden was dich umgibt. So machen es auch Fraktal-Generatoren in Computer Spielen. Sie erzeugen Bäume, Berge, Steine, Wasser allein durch Würfeln. Wäre alles aus geometrischen Blöcken aufgebaut hätten wird nicht die Grafik die wir heute sehen. Denn in der Natur besteht ein Baum aus kleinen leicht abweichenden Kopien von sich selbst. Auch Farne oder Bergketten, Küstenlinien, Wolken, Wellen.

so jetzt verschwinde ich wieder ins Exil, lese aber heimlich und interessiert deine letzten Artikel ^^

Huch? Habe ich dich etwa geweckt :D
Danke dir für die Antwort :)

Fraktale haben mich schon immer beeindruckt, noch lange bevor ich den Begriff kennenlernte.. :)
Emergenz ist auch extrem interessant.. Ähnlich zu Fraktalen, nur aus Lebewesen bestehend.
Und es geht nicht primär um das Muster (Naja Proteine könnte man auch als Muster sehen.. Egal :D)
Viele kleine Dinge haben zusammen ganz andere Eigenschaften