Tim / Der Keller (joru007)
Tim
Viele kleine Windhosen zogen durch den Sand. Kaum einer der nicht mal metergroßen Luftstrudel, die durch diese leere verwüstete Landschaft wanderten, war stark genug um hin und wieder einen kleinen Stein oder ausgedörrten Ast aufzusaugen und am oberen Ende wieder auszuspucken.
Die Luft war tief gelb und staubig unter dunklen Wolken, die nur diesen diffusen gelben Schein durchließen. Nach wenigen Minuten im Freien, aus welch unerfindlichem Grunde man auch die schützenden Höhlen und Keller der vereinzelten Ruinen auch verlassen musste, begannen die Ohren zu summen und wenn man eine ältere oder nicht richtig passende Gasmaske aufhatte, wenn sie denn überhaupt noch funktionierte, tränten die Augen und die Nase brannte. Aber das waren die Menschen schon lange gewohnt.
Und dieser bittere Geschmack, der aus der Luft kam und einfach nicht herausgefiltert werden konnte, klebte noch lange auf der Zunge. Die Radioaktivität war schon fast nicht mehr messbar, doch die anderen Gifte und gefährlichen Gase im Boden und in der Luft wollten nicht vergehen solange kein Regen sie wegwusch. Manchmal donnerte und blitzte es, die Erde dröhnte wie damals im Krieg, doch kein Tropfen fiel.
Der Morgennebel, der jetzt fast den ganzen Tag blieb – die Temperaturen hatten um einige Grad abgenommen – verätzte die Haut.
Als der Krieg begann, hatte er nicht daran geglaubt, hatte nicht an ihn geglaubt. Es war nicht seiner und auch sein Land hatte nichts damit zu tun gehabt. Dieser Diktator war ein Teufel gewesen und man hatte ihn nur aufhalten wollen. So kam es zu einem Krieg, der eigentlich nur in dem weit entfernten Land hätte stattfinden sollen. Kurz hätte er sein sollen. Frieden hätte er bringen sollen, Freiheit – auch für dieses Land und seine gepeinigten Bewohner. Aber der Krieg dauerte an, breitete sich aus und er vernichtete die Rohstoffe, die für die Welt so wichtig waren, wichtig für das Leben waren.
Als die Wolken kamen und das Atmen schmerzte, wollte Tim sterben. Nicht, weil die Welt starb, sondern weil seine einzige Liebe durch diesen Krieg ums Leben gekommen war – unschuldig wie alle, die dieser Krieg getötet hatte.
Das hatte ihm so weh getan.
Und Tim lief hinaus als, seine Freunde ihn in ihrem Keller nicht mehr halten zu müssen glaubten. Seine Augen brannten, wurden blind und seine Haut sah aus wie mit heißem Wasser überbrüht. Sie zogen ihn rein, halbtot. Sie weinten um seine Einsamkeit und ihre hilflose Ausweglosigkeit.
Tim sitzt jetzt in der Ecke hinten im Keller, sieht nur ihr Gesicht vor seinen geblendeten Augen und weiß nicht mehr, wie er nun zu ihr kommen kann.
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