Allgemeines + Ground #1 und #2: Vélez und Atlanta

in #travel7 years ago

Allgemeines

Auswärtsfans sind im Ligabetrieb (momentan) tragischerweise nicht erlaubt. Liga, Polizei und Security lassen keinen Awaysupport zu.

Ticket-Probleme gibt es in Argentinien selten. Die Preise liegen im Normalfall zwischen 10-40€.
Ausnahme dafür ist der bekannteste Verein in Südamerika: Boca Juniors. Ein Verein, den sich auch Backpackerhosteltouristen aus den USA in Großgruppen ansehen und Popcorn+Bud light vergeblich im Stadion suchen. Dementsprechend beliebt sind die Karten am Markt und man kommt lediglich meist nur über Agenturen zu einem Spiel (Preise zwischen 80-400€).

Bei anfallenden Feiertagen oder komplett willkürlich haben manche Vereine eine nervige Angewohnheit das Spiel als "solo socio" auszuweisen. Sprich, man kommt nur mit Mitgliedschaft, Schwarzmarkt-Ticket oder mit dem Presse-Schmäh ins Stadion.

Sich als ausländischer Journalist auszugeben funktioniert überwiegend gut bei Mittel- bis Kleinvereinen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man durchgewunken, wenn man seinen europäischen Führerschein herzeigt und ihn als Presseausweis verwendet.

Vélez (1) und Atlanta (2)

CA Vélez Sársfield 2 - 0 Atlético Tucumán 08.09.2017 (Primera División)

Das erste Spiel in Argentinien. Bei einem Verein der zwar in jüngerer Vergangenheit 10 nationale Ligatitel (sechst meisten) geholt hat, aber den man so gut wie nirgends mag. Ausgenommen dafür sind die Einwohner, welche um das Estadio José Amalfitani wohnen und den Verein durchschnittlich gut unterstützen.
Benannt wurde der Club nach Dalmacio Vélez Sársfield. Dieser war Politiker und Jurist, er schrieb die Verfassung von Buenos Aires und arbeitete an Argentiniens erstem bürgerlichen Gesetzbuch mit. 

Das Stadion ist etwas abgelegen von der Stadt Buenos Aires, im Westen. Es ist entweder mit Bus (für Ortsunkundige sehr unübersichtlich) oder Taxi erreichbar.
Motiviert mit dem Bus anzureisen merkte ich, wie kompliziert das Bussystem ist. Nach einer halbstündigen Suche nach der richtigen Buslinie ließ ich es bleiben und fuhr mit dem Taxi Richtung Stadion. 

Angekommen mit 0 spanischen Sprachkenntnissen kaufte ich mir das billigste Ticket, ohne zu wissen was ich da genau kaufte. Es war die Fankurve. Ohne großen Erwartungen betrat ich das Stadion und wurde nicht enttäuscht. 

Der Sektor war gut gefüllt und feinen spanischen  Gesang gab es über die vollen 90 Minuten. Ein angenehmer Einstieg in die Fußballwelt von Buenos Aires.


CA Atlanta - CA Platense  09.09.2017 (Primera B Metropolitana - 2.Liga)

Einen Tag nach Velez ging es zu Atlanta. Man könnte sagen ein Gegenpart zu Velez. Der Verein ist bekannt für seine ältere Vergangenheit.  Zuletzt erstklassig war man in den frühen 80ern, obwohl der Club einer von den 18 Mitgründerteams war, welcher den professionellen Spielbetrieb in Argentinien gründete. 

Die Vereinslegende besagt, dass der Vereinsname von der US-amerikanischen Stadt Atlanta herrührt, die in der Gründungszeit von einem Erdbeben heimgesucht wurde und daher in aller Munde war. Atlanta wird auch „Los Bohemios“ oder „El Bohemio“. genannt, da die Mannschaft bis zur Fertigstellung des eigenen Stadions 1960 seine Heimspiele in häufig wechselnden Spielstätten anderer Vereine austrug. Traditionell besteht zu den Chacarita Juniors aus einem Nachbarviertel eine große Rivalität. Da die beiden Klubs aber dieser Tage meist in verschiedenen Ligen spielen hat sich mittlerweile auch der CA All Boys (Stadion #10 auf der Karte) zu einem „Lieblingsgegner“ entwickelt.

Neben dem jetzigen Stadion liegt ein Zweites (Ruine wäre treffender), welches sich entweder im Rohbau oder im Abbruch befindet. Keine Ahnung welche der Varianten zutrifft.

Das Spiel selbst hatte was von einer Regionalliga Ost Stimmung in argentinisch.
Das Wetter eine Katastrophe. Schwere Gewitter mit heftigen Wind und Regen. Gefühlte 5°C, aber eine Fankurve die sich nicht unterkriegen lässt und bei Blitz und Donner noch motivierter an die Sache heran geht.

Nach einem Spielstand von 1 zu 1 musste die Partie in der 65.Minute abgebrochen werden. Die eingefleischten Barras feierten weiter.

im Hintergrund, die angesprochene Ruine