TRANSENS, oder: Wo soll nun der ganze Atommüll hin? / TRANSENS, or: Where should all the nuclear waste go now?
english below...
Nach dem Urteil des BVG vor einigen Jahren stand fest, daß der bisherige "Entsorgungspfad", sprich die vorgesehenen Zwischen- und Endlager in Deutschland, unrechtmäßig bestimmt wurden und eine komplette Neuregelung notwendig ist. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung hat sich neu aufgestellt und ist seitdem mehr oder weniger unbemerkt auf die Suche nach neuen Lagerstätten gegangen. 99 potentielle Standorte wurden im vergangenen Jahr veröffentlicht. Aus diesen soll nun bis spätestens 2033 der bestmögliche ausgewählt und dort bis spätestens 2050 Ausbau und Einbringung abgeschlossen sein. Bereits Anfang diesen Jahres wurde verkündet, daß mit Verzögerungen zu rechnen sei...
2019 wurde ich für ein Projekt namens TRANSENS gecastet: transdisziplinäre Begleitforschung zur Atommüll-Endlagerung. Erstmals sind fachübergreifend Spezialisten aus vielen verschiedenen Gebieten - Atomphysiker, Geologen, Radioökologen, Umwelttechnologen, Ingenieure, Psychologen, Philosophen, Pädagogen, Agrarökonomen, Bergleute, Forstwirte, Juristen, auch völlig fachfremde Vertreter der Bevölkerung mit der Arbeitsgruppe Bevölkerung und der Laienbegleitgruppe - eingebunden in die Lösung eins der größten hausgemachten Probleme unserer Zeit. Auf diese Geschichte war ich unglaublich gespannt und wurde in meinem Enthusiasmus und der unbedingten Bereitschaft, mich sinnvoll einzubringen, durch den Corona-Wahnsinn ausgebremst...
Was es trotzdem bis jetzt gab: unglaublich viel Wissenserwerb. Ebenfalls branchenübergreifend und multidimensional. Einige online-Konferenzen zum Abgleich der jeweiligen Kenntnisstände. Leider keine Bürgerfragestunden, leider kein Bürgermonitoring, keine Bürgerlabore - nichts, was offline-Kontakte erfordert. Auch die Arbeitsgruppenbildung haben wir nicht so recht realisieren können, weil die effektive Kollaboration doch Vor-Ort-Termine erfordert. Also insgesamt eher unbefriedigend (für mich zumindest). Einige Fragen, die sich mir stellten (Warum wurde seinerzeit beschlossen, daß deutscher Atommüll auf deutschem Boden bleibt? Immerhin gibt es für lange Zeit verseuchte und unbewohnbare Gebiete auf der Erde, wo also im Worst-Case-Szenario bei einer Undichtigkeit im Endlager kein unmittelbarer Schaden entstehen würde, weil sich die weitere Erhöhung der Strahlenbelastung dort nur marginal bemerkbar machen würde und keine Menschen im Umfeld betroffen wären...) mit Formalien beantwortet: es wurde damals halt so beschlossen. Ob das für gut oder richtig befunden wird, ist irrelevant, weil der Beschluß ja nun mal feststeht... Andere Fragen (Warum endlagern - man könnte doch durch Transmutation oder Kernfusion die Reststrahlung weiter in Energie umwandeln und so die Kontaminationen verringern?) wurden fachlich hochkomplex, aber dabei einleuchtend und ein wenig ernüchternd erörtert...
Zur Zeit stagniert alles irgendwie. Genauso, wie die Menschen und die ganze Gesellschaft müde und matt geworden sind, stecken wir in einer Phase der Planlosigkeit fest. Die BGE macht Probebohrungen an den verschiedenen potentiellen Standorten, holt Umweltgutachten ein. Damit läuft aber wieder alles so hinter verschlossenen Türen wie schon in den 70-ern. Das wollten wir eigentlich verhindern... Neuer Impuls wird gebraucht! Ich bin total offen für Anregungen, welche Überlegungen ich ins Spiel bringen könnte oder welche Hemmnisse wir vielleicht aus Betriebsblindheit bisher übersehen haben. Die Diskussion ist hiermit eröffnet ;-))
english version:
After the BVG ruling a few years ago, it was clear that the previous "disposal path", i.e. the intended interim and final storage sites in Germany, had been determined unlawfully and that a completely new regulation was necessary. The Federal Company for Final Disposal has reorganised itself and since then has gone more or less unnoticed in its search for new storage sites. 99 potential sites were published last year. From these, the best possible one is to be selected by 2033 at the latest, and expansion and emplacement are to be completed there by 2050 at the latest. Already at the beginning of this year it was announced that delays were to be expected...
In 2019, I was cast for a project called TRANSENS: transdisciplinary accompanying research on nuclear waste final disposal. For the first time, interdisciplinary specialists from many different fields - nuclear physicists, geologists, radioecologists, environmental technologists, engineers, psychologists, philosophers, educators, agricultural economists, miners, foresters, lawyers, and also representatives of the population completely outside the field with the working group on the population and the lay support group - are involved in solving one of the biggest homemade problems of our time. I was incredibly excited about this story and was thwarted in my enthusiasm and unconditional willingness to contribute meaningfully by the Corona madness....
What there has nevertheless been so far: an incredible amount of knowledge acquisition. Also cross-sectoral and multidimensional. Some online conferences to compare the respective levels of knowledge. Unfortunately, no citizens' question time, no citizens' monitoring, no citizens' labs - nothing that requires offline contacts. Even the formation of working groups was not really possible, because effective collaboration requires on-site meetings. So all in all, it was rather unsatisfactory (for me at least). Some questions that came to my mind (Why was it decided at the time that German nuclear waste should remain on German soil? After all, there are contaminated and uninhabitable areas on earth for a long time, where, in a worst-case scenario, no immediate damage would occur in the event of a leak in the repository, because the further increase in radiation exposure there would only be marginally noticeable and no people in the vicinity would be affected...) were answered with formalities: it was just decided that way at the time. Whether this is considered good or right is irrelevant, because the decision has now been made... Other questions (why dispose of nuclear waste - it would be possible to convert the residual radiation into energy through transmutation or nuclear fusion and thus reduce the contamination?
At the moment everything is kind of stagnating. Just as people and the whole society have become tired and dull, we are stuck in a phase of planlessness. The BGE is doing test drillings at the various potential sites, obtaining environmental reports. But this means that everything is going on behind closed doors, just as it did in the 1970s. That's what we actually wanted to prevent... New impetus is needed! I am totally open to suggestions as to which considerations I could bring into play or which obstacles we have perhaps overlooked so far due to operational blindness. The discussion is hereby opened ;-))
Letztens habe ich an anderer Stelle spannendes gelesen. Die in Deuschland um sich greifende radikale Umstellung auf Elektrizität aus Wind- und Sonnenenergie, sowie der Verzicht auf Kohle- und Atomstrom war das Thema. In diesem Zusammenhang wurde auch erläutert, welche negativen Auswirkungen die schwankenden Strommengen aus erneuerbaren Quellen auf die Grundlast und die Stabilität der Stromnetze haben.
Neben diesen Ausführungen wurde darauf hingewiesen, dass der beschlossene Ausstieg aus der Atomstromerzeugung kurz gedacht sein könnte und dass es durchaus zuverlässige Technologie (Brüter) gibt, mit deren Hilfe
a) die Grundlast der Netze mit Atomstrom sichergestellt werden könnte und
b) der bisher angefallenen Atommüll weiter genutzt werden könnte, sodass nur noch recht kurz strahlender Restmüll übrig bliebe (200-300 Jahre sind im Vergleich zu 100000 Jahren eine doch überschaubare Zeit).
Dummerweise sind in Deutschland die Forschungen an Brütern eingestellt worden. Unsere russischen Nachbaren haben die Technik jedoch weiter entwickelt und nutzen sie auch.
Unter der Annahme, dass in Deutschland, anstelle der vorhandenen Leichtwasserreaktoren, schnelle Brüter für die Stromerzeugung genutzt würden, könnte der bis heute angefallene Atommüll weiter verwendet werden und eine Endlagersuche müsste sich nur noch mit einem Zeithorizont für die Einlagerung von 300 Jahren beschäfigen.
Guten Morgen! Ja, in vielen Punkten hast Du recht. Ich habe selbst auch diese Fragen, nach Transmission, nach Kernfusion als Chance, nach Energiesicherheit...
Mir wurde überzeugend, im Sinne von: ich bin wirklich überzeugt, die Richtigkeit des Atomausstiegs erklärt.
Zum einen ist es Umsetzung des erklärten Mehrheitswillens: die Risisken, die sich aus der Nutzung der nicht vollends beherrschten Atomkraft ergeben und die Gefahren im Nachhinein, sind nicht zu rechtfertigen. Aus diesem Grund wurde eine politische Entscheidung getroffen, die verbindlich durch entsprechende Gesetzgebung fixiert ist.
Dieses Gesetz über die Endlagerung beinhaltet eine Rückholbarkeit und Bergung der endgelagerten Materialien. Sollte der wissenschaftliche Erkenntnisstand kommender Generationen also wirklich sichere Möglichkeiten offenbaren und der politische Wille sich in dieser Richtung entwickeln, ist das Zeug noch da und strahlt. Spätere Nutzung nicht ausgeschlossen...
Fusionsreaktoren sind gegenwärtig im Forschungsstadium und funktionieren mit Kleinstmengen unter Laborbedingungen. ITER soll in Frankreich 2025 an den Start gehen. Unsere Experten bezweifeln das. An der Forschung sind wir gemeinsam mit anderen europäischen Ländern weiter beteiligt.
Transmutation führt zur Nutzung der Restenergie aus verbrauchten Brennstäben und zu weniger lange strahlenden Müllmengen. Die Halbwertzeit würde sich von ca. 120.000 Jahren auf 300-600 Jahre verringern. Wäre wunderbar, wenn die Bestande an hochradioaktivem Müll, die wir haben, nicht relativ stabil und durch Castorbehälter plus Ummantelung durch Betonit in Trägergestein sehr sicher und gut überwachbar gelagert werden könnten, im Gegensatz dazu aber die neu entstehenden Müllkategorien leicht flüchtig und diffus wären, mit uns bekannten Materialien nicht über lange Zeit einzudämmen und damit ein Übergang in Wasser und Atmosphäre äußerst wahrscheinlich wäre.
Ich weiß so wenig wie irgend jemand, wie die wirklich RICHTIGE Entscheidung aussieht. Aber die hier getroffene ist die, die sich für mich besser anfühlt.
Die Erzeugung von Strom aus Erneuerbaren Energien im ausreichenden Maß auch für Lastspitzen ist nicht das Problem; bereits die heute vorhandenen Anlagen liefern genug Strom - der leider nicht gespeichert werden kann für wind- und sonnenarme Zeit. Was wir an Pumpwerken und Speicherlösungen haben, wirkt rudimentär zum gigantischen Bedarf. Da sehe ich dringenden Foschungsbedarf und mehr Flexibilität in den Regularien geboten. Vielleicht kann der neue Grün-Anteil unserer Regierung dazu beitragen. Vielleicht wird wieder einmal alles schlimmer gemacht, bevor es besser werden kann. Vielleicht...
...nun denn dann sollte dich dieser Artikel wohl brennend (oder soll ich sagen strahlend) interessieren, Link ....hier werden nun endgültig alle Bedenkenträger ausgesperrt, es sei denn, ja es sei denn es gibt noch ein Wunder und irgendjemand verhindert mit einem Bombenalarm oder einer Viren-Verseuchung die Abstimmung bzw. den Beschluss !!!
Steem on und weiter viel Erfolg...
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Und gecheckt: der verlinkte Artikel ist eine echt schlechte Zusammenfassung inhaltlich richtiger Fakten - ich hänge mal für Interessierte die Originaltexte an und eine Veröffentlichung vom BUND dazu:
https://www.bmu.de/gesetz/referentenentwurf-eines-siebzehnten-gesetzes-zur-aenderung-des-atomgesetzes/
Hier besonders verstörend, daß die Bundesländer dem Entwurf mehrheitlich zustimmen...
Und:
https://www.bund.net/service/presse/pressemitteilungen/detail/news/bund-und-greenpeace-lehnen-17-novelle-des-atomgesetzes-ab-gesetzgeber-darf-gerichte-nicht-entmachten/
na super, siehst du so wird richtig gearbeitet, super reagiert ---> Bonuspunkte ;)
Danke - hab's gelesen. War mir nicht bekannt, daß so etwas in Arbeit wäre. Alle Hinweise im Netz gehen auch auf diese eine Veröffentlichung zurück - weiß nicht, ob da wirklich was dran ist. Ich recherchiere mal im Bundesanzeiger und aktualisiere dann hier...
Ich habe mal gehört, und du lässt es ja auch anklingen, das man den Müll zur Stromproduktion durchaus verwenden kann. Es würde zum Beispiel ein Auto "unendlich" damit laufen. Es gab glaube ich in den 60ern auch ein Auto mit einem Thoriumreaktor.... Vielleicht gibt es Gründe wieso das nicht sinnvoll ist, aber dazu weiß ich leider zu wenig darüber.
In der heutigen Zeit mit den online Mitteln die wir haben, ist es doch möglich eine Diskussion in der Öffentlichkeit zu haben. Aber in D läuft schon sehr viele Jahrzehnte so einiges schief ohne das man so recht sagen kann ob Absicht dahinter steckt oder einfach die Systeme total im kaputt.