Keyword of the Week: DOUBTS / Schlüsselwort der Woche: ZWEIFEL

Deutsch im Anschluß...

From a man who set out to unlearn doubt...

Steve was a born doubter. His motto in life seemed to be: "I fundamentally doubt everything and everyone." He questioned every piece of news, every rumour, every story, every information and every instruction. Some people around him admired his critical way of thinking, while others found his constant scepticism a hindrance.

After many years of doubt, but also constant dissatisfaction, Steve decided to go on a journey to finally find out the truth about the nature of the world. He wanted to discover whether all his doubts were justified or whether there were perhaps things he could accept without having to constantly verify them. So, with a rucksack and his unshakeable spirit, he set off...

The wise old man

On his hike, Steve came across an old man sitting under a tree. He seemed wise and experienced, and Steve decided to have a chat with him.

"And why are you so sceptical anyway?" asked the old man after Steve had told him his story. "I believe that doubt protects me from costly mistakes and lies," Steve replied. The old man nodded in understanding. "Doubt can be a shield. But also a prison. Let me tell you a story...

The story of the palace with three doors

There was once a special king whose palace had three different entrance doors. Each door led to a different path in life. The first door promised knowledge, the second confidence and the third security. Many people came to this palace, but they all had to choose which door they wanted to enter through.

A young man called Quintus Fabius Maximus[1] once came to the palace and stood in front of the three doors. He was just as sceptical as you, Steve. He doubted the authenticity of the promises behind the doors and spent days examining them thoroughly without making a decision. His doubts paralysed him and he couldn't take one step further.

Another man, Georg Simmel[2], also came to the palace. He chose the door of trust without hesitation. He entered and found himself in a world full of people who relied on him and helped him at all times in return. Through his trust, he gained knowledge and security that went far beyond the promises of the doors.

A third, Christian Morgenstern[3], chose the door of knowledge. He investigated and scrutinised everything he found, and through his search for knowledge he found confidence and security in his own wisdom."

The lesson

After the old man finished his story, he looked deep into Steve's eyes. "Doubt is useful, Steve, but it shouldn't stop you from making decisions. Sometimes you have to trust and take a step forward to find out what you're really looking for...!"

Steve thought long and hard about the story he had heard. He realised that although his doubts had saved him from many mistakes, they had also prevented him from really living. He thanked the old man from the bottom of his heart and continued his journey, this time with a new approach.

The change

As he continued on his path, Steve began to use his doubts purposefully. He still questioned things that seemed dodgy, but he also practised having confidence and making confident decisions. He discovered new friends, learnt from different cultures and ultimately found a deeper understanding of the world.

Eventually Steve returned home, no longer the eternal sceptic, but a smarter man who knew when it was time to doubt and when it was time to trust. Neighbours and colleagues admiringly noticed the change and began to appreciate him as a source of wisdom and balance.

Steve went on to live happier with his realisation that doubt and trust must go hand in hand to make a truly fulfilling life possible.

==============

[1] Senator and general of the Roman Republic, five times consul (233, 228, 215, 214 and 209 BC) and twice dictator (221 and 217 BC). His nickname "the cunctator" refers to his tactics of stalling resistance...

[2] Georg Simmel, German philosopher and sociologist (1858-1918), distinguishes the "mystical" belief of man in man from the social form of trust. The latter is a middle state between knowing and not knowing, i.e. a "hypothesis of future behaviour". This must be certain enough to "base practical action on it."

[3] Christian Morgenstern, German poet (1871-1914), dedicates a poem to knowledge: "The Knower" - The KNOWER from the poem is in a testing situation. The - even one-time - look into the empty eye of the Sphinx has changed his entire world view...

Deutsche Version:

Von einem, der auszog, das Zweifeln zu verlernen…

Steve war ein geborener Zweifler. Sein Lebensmotto lautete scheinbar: "Ich zweifle grundsätzlich an allem und jedem." Er hinterfragte jede Nachricht, jedes Gerücht, jede Geschichte, jede Information und jede Anweisung. Einige Leute in seinem Umfeld bewunderten seine kritische Denkweise, während andere seine ständige Skepsis als hinderlich empfanden.

Nach vielen Jahren des Zweifelns, aber auch der ständigen Unzufriedenheit, beschloß Steve, sich auf eine Reise zu begeben, um endlich die Wahrheit über das Wesen der Welt zu herauszufinden. Er wollte ergründen, ob all seine Zweifel berechtigt waren oder ob es vielleicht doch Dinge gab, die er akzeptieren könnte, ohne sie ständig zu verifizieren. Mit einem Rucksack und seinem unerschütterlichen Geist machte er sich also auf den Weg…

Der weise alte Mann

Auf seiner Wanderung traf Steve auf einen alten Mann, der unter einem Baum saß. Der Greis schien weise und erfahren zu sein, und Steve entschied, sich mit ihm zu unterhalten.

"Und warum bist Du überhaupt so skeptisch?" fragte der alte Mann, nachdem Steve ihm seine Geschichte erzählt hatte. "Ich glaube, daß Zweifel mich vor teuren Irrtümern und Lügen schützen", antwortete Steve. Der alte Mann nickte verständnisvoll. "Zweifel können ein Schutzschild sein. Aber auch ein Gefängnis. Laß mich Dir eine Geschichte erzählen:…

Die Geschichte von dem Palast mit drei Türen

Es gab einmal einen besonderen König, in dessen Schloß drei verschiedene Türen führten. Durch jede Tür kam man zu einem anderen Weg im Leben. Die erste Tür versprach Wissen, die zweite Vertrauen und die dritte Sicherheit. Viele Menschen kamen zu diesem Palast, aber sie alle mußten wählen, durch welche Tür sie hinein wollten.

Ein junger Mann namens Quintus Fabius Maximus[1] kam so einst zum Palast und stand vor den drei Türen. Er war genauso skeptisch wie Du, Steve. Er zweifelte an der Echtheit der Versprechen hinter den Türen und verbrachte Tage damit, sie gründlich zu untersuchen, ohne eine Entscheidung zu treffen. Seine Zweifel lähmten ihn, und er konnte keinen Schritt weitergehen.

Ein anderer Mann, Georg Simmel[2], kam ebenfalls zum Palast. Er wählte die Tür des Vertrauens, ohne zu zögern. Er trat ein und fand sich in einer Welt voller Menschen, die auf ihn bauten und ihm im Gegenzug jederzeit halfen. Durch sein Vertrauen erlangte er Wissen und Sicherheit, die über die Türversprechen weit hinausgingen.

Ein dritter, Christian Morgenstern[3], wählte die Tür des Wissens. Er ergründete und untersuchte alles, was er fand, und durch seine Suche nach Wissen fand er Vertrauen und Sicherheit in seine eigene Weisheit.“

Die Lektion

Nachdem der alte Mann seine Geschichte beendet hatte, schaute er Steve tief in die Augen. "Zweifel sind nützlich, Steve, aber sie sollten Dich nicht davon abhalten, Entscheidungen zu treffen. Manchmal mußt Du vertrauen und einen Schritt nach vorne wagen, um herauszufinden, wonach Du tatsächlich suchst…!“

Steve dachte lange über die gehörte Geschichte nach. Er erkannte, daß seine Zweifel ihm zwar viele Irrtümer erspart hatten, ihn aber auch davon abhielten, wirklich zu leben. Er dankte dem alten Mann von Herzen und setzte seine Reise fort, diesmal mit einem neuen Ansatz.

Der Wandel

Auf seinem weiteren Weg begann Steve, seine Zweifel gezielt einzusetzen. Er hinterfragte immer noch Dinge, die ihm suspekt erschienen, aber er übte auch, Vertrauen zu haben und sichere Entscheidungen zu treffen. Er entdeckte dabei neue Freunde, lernte aus verschiedenen Kulturen und fand letztendlich ein tieferes Verständnis für die Welt.

Schließlich kehrte Steve in seine Heimat zurück, nicht mehr als der ewige Skeptiker, sondern als klügerer Mann, der wußte, wann es Zeit war zu zweifeln und wann es Zeit war zu vertrauen. Die Nachbarn und Kollegen bemerkten bewundernd die Veränderung und begannen, ihn als Quell der Lebensklugheit und der Ausgewogenheit zu schätzen.

Steve lebte fortan glücklicher mit seiner Erkenntnis, daß Zweifel und Vertrauen Hand in Hand gehen müssen, um ein wirklich erfülltes Leben zu ermöglichen.

==============

[1] Senator und Feldherr der römischen Republik, fünfmal Konsul (233, 228, 215, 214 und 209 v. Chr.) und zweimal Diktator (221 und 217 v. Chr.). Sein Beiname "der Zögerer" weist auf seine Taktik des hinhaltenden Widerstandes hin...

[2] Georg Simmel, deutscher Philosoph und Soziologe (1858-1918) unterscheidet den „mystischen“ Glauben des Menschen an den Menschen von der sozialen Form des Vertrauens. Bei dieser handelt es sich um einen mittleren Zustand zwischen Wissen und Nichtwissen, also um eine „Hypothese künftigen Verhaltens“. Diese muß sicher genug sein, um „praktisches Handeln darauf zu gründen."

[3] Christian Morgenstern, deutscher Dichter (1871-1914), widmet der Erkenntnis ein Gedicht: "Der Wissende" - Der WISSENDE aus dem Poem ist in einer Prüfungssituation. Der – selbst nur einmalige – Blick ins leere Auge der Sphinx hat seine ganze Weltsicht verändert...