Logbuch Blauzungenkrankheit (Bluetongue Disease), BTV-3
Kaum hatten wir Ende August nach dem Eintreffen des Autopsieberichts von Knöpchen die Gewissheit, dass Grinsi, Linus und Jim Knopf am Befall von Haemonchus contortus (Roter Gedrehter Magenwurm) gestorben sind, und lebensrettende Maßnahmen für den restlichen Bestand ergriffen, erreichte unsere kleine Schafherde die nächste Katastrophe: Blauzungenkrankheit. Am Bluetongue Virus (BTV-3) verendeten drei unserer Lämmer qualvoll.
Die folgenden Aufzeichnungen dienen als meine eigene Erinnerungsstütze. Wer - verständlicherweise - keine Lust mehr auf negativ belegte Posts hat, möge ganz schnell hinunter scrollen, denn die trotz Impfung ganz offensichtlich tödliche Tierseuche scheint in der hiesigen Herde überwunden zu sein!
Blauzungenkrankheit
Die Blauzungenkrankheit (englisch Bluetongue) ist eine durch Gnitzen übertragene virale Infektionskrankheit von Wiederkäuern wie Schafen, Rindern und Ziegen. Zu ihren Leitsymptomen gehört eine durch Zyanose blaugefärbte Zunge bei Krankheitsausbruch. Die Erkrankung ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Für den Menschen besteht keine Ansteckungsgefahr, weshalb Fleisch- und Milchprodukte ohne Bedenken verzehrt werden können.
[...]
Nach einer Inkubationszeit von 7–8 Tagen kommt es zu ersten Krankheitszeichen. Die Tiere zeigen eine erhöhte Körpertemperatur, Apathie und Absonderung von der Herde. Kurz nach dem Einsetzen des Fiebers schwellen die Mundschleimhäute an und zeigen eine Rötung. Damit einher geht vermehrter Speichelfluss und Schaumbildung vor dem Maul. Die charakteristische Blaufärbung der Zunge ist sehr selten und nur bei gewissen Schafrassen zu erwarten. Am Klauensaum kommt es zu einer Entzündung, die auch zu Lahmheit führen kann.
Wikipedia
Die Symptome der Blauzungenkrankheit bei Schafen lassen sich wie folgt in Stichworten zusammenfassen:
- Fieber
- Schwellungen an Lippen, Zunge und Maul
- Atembeschwerden
- Husten und Schnupfen
- Nasen- und Augenausfluss
- Lahmheit
- Geschwüre oder Wunden im Maulbereich
- Gewichtsverlust
- Schmerzhafte Entzündungen an den Hufen
- Bläuliche Verfärbung der Zunge
Es gibt derzeit kein explizit gegen die Blauzungenkrankheit wirkendes Medikament, das Leid der Tiere ist einzig durch Schmerzmittel und Fiebersenker zu mildern. Mit Nahrungsergänzungsmitteln und komplexen Vitaminpräparaten können Gesamtzustand und Immunsystem der Wiederkäuer gestärkt werden. Wichtig sind zudem Pansenanreger, damit der Vormagen bei andauernder Appetitlosigkeit weiter arbeitet und das Schaf nicht übersäuert, gegebenenfalls bei überwundener Infektion letztlich an einer akuten Acidose stirbt.
Einen wirksamen Schutz vor schweren Verläufen der Blauzungenkrankheit bietet nur eine Impfung. Sie verhindert zwar nicht sicher die Infektion der Tiere, verringert oder verhindert aber klinische Symptome und die Anzahl der Todesfälle. Landwirtschaftsstaatsekretärin Anne Benett-Sturies appelliert daher erneut: „Die durch das Blauzungenvirus verursachte Erkrankung kann großes Tierleid verursachen. Tierhalterinnen und Tierhalter in Schleswig-Holstein sind aufgerufen, ihre Bestände aufmerksam zu beobachten und zu impfen.“ Damit die Impfung wirken kann, ist es wichtig, dass die Grundimmunisierung einschließlich eines je nach Hersteller unterschiedlichen Zusatzzeitraumes von drei bis vier Wochen nach der Impfung abgeschlossen ist. Insbesondere in Beständen, in denen dies noch nicht geschehen ist, kann es hilfreich sein die Tiere durch eine Aufstallung bzw. eine Behandlung mit Repellentien gegen die Überträger der Erkrankung, die Gnitzen, zu schützen.
Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
Juni 2024
Im Schafhalterlehrgang erfahre ich, dass im Herbst 2023 in den Niederlanden 50.000 Schafe durch das von Gnitzen (kleine Mücken) übertragene Blauzungenvirus (BTV-2) an der Blauzungenkrankheit gestorben sind (und dass deshalb die Lammfleischpreise gerade sehr hoch sind, weil Holland nicht liefern kann...).
Erste Blauzungenfälle seien nun bei kleinen Wiederkäuern in Süddeutschland und auch in Niedersachsen aufgetreten. Das die Krankheit übertragende Virus sei mutiert, gegen den neuen Serotyp 3 gäbe es bislang nur einen Lebendimpfstoff, welcher nicht besonders empfehlenswert ist, könne er doch dazu führen, dass die Krankheit erst ausgelöst wird.
"Keine Panik, das Virus ist noch weit weg." Der Wind, der befallene Gnitze in andere Regionen befördern kann, stünde für uns in Schleswig-Holstein günstig.
3. Juli 2024
Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) hat auf Basis der per Eilverordnung zur Anwendung gestatteten BTV-3-Impfstoffe eine Stellungnahme zur Impfung gegen BTV-3 veröffentlicht. Darin wird der Einsatz der Impfstoffe bei empfänglichen Wiederkäuern dringend empfohlen. Die Impfung gegen BTV biete „den einzigen sicheren Schutz der Tiere vor einem schweren Verlauf und sollte bis zum Beginn der Hauptflugzeit der übertragenden Gnitzen im Sommer abgeschlossen sein."
Ende Juli 2024
Die Blauzungenkrankheit wird in den Medien erwähnt. Anfragen besorgter Freunde häufen sich. Schleswig-Holstein sei noch nicht betroffen.
Die Tierärztin erhält keine ausreichende Menge Impfstoff und meint, wenn überhaupt, könne sie nur die potentiellen Muttertiere und Deckböcke der Betriebe impfen.
8. August 2024
Das Infektionsgeschehen der Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 (BTV-3) breitet sich deutschlandweit aus: Auch in Schleswig-Holstein wurde heute (8. August 2024) die Infektion mit dem Virus der Blauzungenkrankheit in den Kreisen Steinburg, Nordfriesland und Schleswig-Flensburg vom Friedrich-Loeffler-Institut bestätigt. Das Landwirtschaftsministerium empfiehlt eine Impfung.
Im Kreis Segeberg liegen wir genau mittig zwischen den betroffenen Gebieten, in denen auf einer Karte des Landwirtschaftsministeriums nur vereinzelte rote Punkte markiert sind.
12. August 2024
Anruf der Tierärztin. Sie könne eine größere Menge Impfstoff erhalten, wenn sie genügend zu impfende Tiere nachweist.
Die roten Punkte auf der Ministeriumskarte häufen sich.
16. August 2024
Der gesamte Bestand wird gegen BTV geimpft. Nein, 21 von 22 Tieren, denn Knöpfchen geht es bereits schlecht und kranke Tiere sollten vorsichtshalber nicht geimpft werden, weil dadurch Kreislauf und Immunsystem geschwächt werden (können).
20. August 2024
Knöpfchen ist gestorben. Seinen Körper bringen wir in die Pathologie des Landeslabors in Neumünster.
24. August 2024
Bockauktion Husum. Ich treffe einen "Klassenkameraden" aus dem Schafhalterlehrgang. Er hält auf dem Deich in Dithmarschen etwa 1000 Schafe. Er braucht neue Böcke. Bisher sind über 50 seiner Tiere an der Blauzungenkrankheit verendet, darunter alle Deckböcke. In Dithmarschen und Angeln gäbe es halt die größten Schafbestände des Landes, ich solle mir mal keine Sorgen machen. Mache ich auch nicht, ich denke momentan eher an den "Parasitenhorror".
26. August 2024
Der Autopsiebericht trifft ein.
Umgehend werden alle Lämmer mit Flukiver Combi gegen den Roten Gedrehten Magenwurm behandelt. Erstmal nur die Lämmer: Aufgrund der starken Nebenwirkungen ist eine auf fünf Kilogramm genaue Körpergewichtsbestimmung nötig, um das Medikament exakt dosieren zu können. Die Lämmer kann Ralf noch auf dem Arm mit auf die Personenwaage nehmen und durch Subtraktion seines eigenen Gewichts deren Masse bestimmen. Für die erwachsenen Tiere muss ich eine Viehwaage besorgen.
Die Auenlämmer werden abgesetzt, damit die mittlerweile recht großen Tiere ihre Mütter durchs Milch saugen nicht schwächen.
In Ermangelung einer Ausweichweide werden die Tiere nur durch einen Zaun voneinander getrennt. Das Geschrei ist auf Seiten der Lämmer recht groß und hält drei Tage an. Die Mütter antworten nur sporadisch. Sie scheinen ganz froh zu sein, sich ohne nimmersatte Teenies etwas erholen zu können.
29. August 2024
Die Viehwaage ist eingetroffen. Mit Hilfe von Freunden werden alle Tiere gewogen und behandelt.
Kein weiteres Tier erkrankt durch den tödlichen Parasitenbefall. Nebenwirkungen des Medikaments wie Übelkeit, Blindheit, Herzinfarkt bleiben aus.
31. August 2024
Blanca zieht sich von der Herde zurück. Sie hustet trocken und die Nase läuft. Ich habe Blauzunge zwar im Hinterkopf (gleichzeitig die Nebenwirkungen des Entwurmungsmittels), das Schaf kann sich jedoch auch ganz einfach erkältet haben, die Symptome sind nicht sehr gravierend. Ich zwinge Blanca, immer mal wieder aufzustehen. Sie frisst wenig, aber sie frisst. Das leichte Lahmen schiebe ich auf Kreislaufbeschwerden nach dem erzwungenen Aufstehen. Am zweiten Tag fiebert Blanca etwas. Nach drei Tagen bei gleich bleibenden Beschwerden ist das Schaf wieder topfit.
Anfang September 2024
Einige Auen lahmen leicht, dies ohne ersichtlichen Grund. Keine weiteren Symptome. Oder haben Kleiner Onkel, Blanca und Smilla doch eine leicht geschwollene Schnauze?
Insgesamt sind die erwachsenen Auen eher wenig aktiv, ruhen viel. Die Auenlämmer sind sämtlichst vital und gut drauf.
In meiner "Schafhalter-WhatsApp-Gruppe" häufen sich die Berichte von Blauzungenfällen. Einige wenige tödlich. Alle Halter stehen hilflos vor dem Leid ihrer Tiere. Hier ein kleiner Rat, dort ein vermeintlich guter Tipp - nichts wirkt! Wir können einander nur trösten und zum Durchhalten motivieren.
2. September 2024
Frank (auf der Bockweide, etwa 700 Meter von den Auen entfernt) hat starken Schnupfen, niest viel und schleckt sich ständig Schleim vom leicht geschwollenen Muffel.
Nappo ist ungewöhnlich träge.
3. September 2024
Balboa hat starken Schnupfen, niest viel und schleckt sich ständig Schleim vom leicht geschwollenen Muffel... Er hat Fieber.
Elton humpelt relativ stark ohne ersichtlichen Grund. Die Klauen sind in Ordnung, beim Betasten der Gelenke weist kein Zucken auf Schmerzen hin.
4. September 2024
Elton ist sehr unwohl. Er frisst nicht, steht kaum auf, hat trübe Augen, etwas Fieber. Im Laufe der Tage verstärkt sich das Humpeln und sein Muffel schwillt leicht an. Weder Husten noch Schnupfen, aber häufiges Schmatzen mit der Zunge ohne Nahrung im Maul.
7. September 2024
Lucy hustet stark, kommt ihrer Auenlammherde nur langsam und lustlos hinterher. Sie frisst ganz langsam Kraftfutter und knabbert einzelne Grashalme. Leicht geschwollener Muffel.
8. September 2024
Lucy hustet und schnoddert mit starkem Schleimauswurf. Als Ralf dem völlig erschöpften Lamm den zähen Schleim aus dem Maul ziehen will, bricht es leblos zusammen. Ralf ergreift Wiederbelebungsmaßnahmen und rettet Lucy durch rhythmische Brustkorbmassage und Mund-zu-Schnauze-Beatmung.
Lucy lahmt ihrer kleinen Herde hinterher, dabei hustet sie unentwegt "literweise" Schleim. Ihr geschwollener Muffel wird grün-grau. Die Färbung kommt vom Panseninhalt: die hochgewürgte Nahrung klebt an der Zunge, mit der die Tiere ununterbrochen versuchen, den Schleim von der Schnauze zu schlecken.
🖤Lucy🖤, 25. April - 9. September 2024
Am nächsten Morgen lagst du tot im Weidezelt, kleine Lucy. Dass du es in dieser regnerischen Nacht alleine ins Zelt geschafft hast und so in deinen letzten Stunden nicht völlig durchnässt warst, ist nur ein schwacher Trost. Eine furchtbare Schleimblase deutet darauf hin, dass du erstickt bist. So ein qualvolles Ende hat natürlich niemand verdient, aber du erst recht nicht! Du hast dich so tapfer durch dein kurzes Leben von nicht einmal fünf Monaten geschlagen, viele Verlassensängste durchgemacht, doch dabei nie deine Lebensfreude und putzige Neugier verloren. Erst erkrankte Mama Grinsi schwer und du kamst mit deinen Brüdern zusammen in unseren Garten. Nach Grinsis Tod solltest du rasch in die Auenherde integriert werden und wir nahmen dir deine Jungs. Du liefst mit den anderen Auenlämmern mit, welche allerdings keine Freundschaft mehr kannten, sobald ihre Mütter zum Tränken nach ihnen riefen. Du standest oft orientierungslos herum bis Kleiner Onkel sich etwas um dich kümmerte - die Milch behielt sie natürlich ihren großen Mädchen Grace und Tuca vor. Lange hielt dann auch diese Familienbande nicht an und du geselltest dich in den Kreis der abgesetzten, schreienden Lämmer. Ich denke, du wusstest, weshalb du mitschreist... Irgendwie bist du bezüglich unserer Aufmerksamkeit immer etwas untergegangen. Du warst ein kerngesundes Lamm, das größte und kräftigste Drillingsgeschwisterchen, während deine Brüder eher die Sorgenknaben waren. Aber nun warst du gerade dabei, unsere Herzen ganz tief zu erobern. Immerhin hattest du bereits das Prädikat "Einziges zutrauliches Auenlamm" inne. Und nun musst du mit Grinsi und Linus viel zu früh als Wolkenschaf auf den letzten Muck der Familie aufpassen. Danke, großes Mädchen!
9. September 2024
Lucy ist tot. Grace steht mit "dunkler Blauzungenschnauze" daneben. Sie schleckt sich ständig den Muffel, schleimiger starker Husten setzt erst am nächsten Tag ein.
10. September 2024
Hustensaft, Fiebersenker, Schmerzmittel für Grace abgeholt - die Tierärztin kann heute nicht kommen.
Wir treffen auf den Fahrer des Tierkörperentsorgers (früher: Abdecker). Er berichtet von Überstunden in den Kreisen Segeberg und Ostholstein. Hier hielte sich die Seuche aber noch in Grenzen. In Angeln und Dithmarschen würden keine Einzelbetriebe mehr angefahren werden: Es werden an Sammelstellen Container aufgestellt, in die die Schafhalter die Kadaver ihrer toten Tiere selbst hineinlegen müssten. Anders sei die Menge an zu entsorgenden Tierkörpern nicht mehr zu bewältigen.
11. September 2024
Grace quält sich weiter hustend durch den Tag. Abends sondert sie sich von ihren Mädels ab.
Der NDR Niedersachsen berichtet im TV von der Blauzungenkrankheit.
🖤Grace🖤, 14. April - 12. September 2024
Du warst so ein schönes Schaf, kleine Grace! Weißt du, dass du ganz am Anfang als Pendant zu deiner Zwillingsschwester Tuca "Taca" geheißen hast? Ja, klar, deine Mami Kleiner Onkel hat ihren Namen aus den Pipi-Langstrumpf-Romanen erhalten. Da liegt das Taka-Tuka-Land nahe. Aber deine Augen wirkten wie durch Kajalstift betont. Und dein graziles Auftreten. Was weiß ich, weshalb ich bei so viel Schönheit und Eleganz an Fürstin Grace Kelly denken musste? Du hattest das Glück, in einer unheimlich starken Familie mit sehr mütterlicher, behütender Schafmami aufzuwachsen. Es gab Kleiner Onkel, Tuca und dich und dann ganz lange nichts in eurer kleinen Herdenwelt. Das hat dich zu einem sehr selbstbewussten und stets präsenten Schäfchen werden lassen. Bei deiner Charakterstärke war uns ganz früh klar, dass wir Tuca und dich zur Bereicherung der Herde auf jeden Fall behalten werden. Nun dürfen wir nur Tuca behalten und du wartest auf deiner Wolke bitte ganz, ganz lange auf sie! Kaum zu glauben, aber du fehlst deiner Zwillingsschwester (und uns) noch immer, süße Maus!
12. September 2024
Grace liegt tot mitten auf der Weide. Da sie noch warm ist, als ich sie finde, benachrichtige ich die Tierärztin. Diese entnimmt zwecks amtlicher Blutprobe mit einer langen Kanüle Blut aus der Herzkammer des verendeten Lamms. ich bringe die Probe noch am selben Tag ins Landeslabor, um vor dem Wochenende ein Ergebnis zu erhalten.
Knut wird untersucht, auch er schleckt sich den dunklen Muffel. Die Tierärztin beginnt zu weinen: Sie mag nicht mehr zur Arbeit gehen - nur noch Einschläferungen oder Behandlungen, die doch nichts bringen. "Knut erlösen?" - "Der sieht doch noch einigermaßen gut aus, es haben doch schon viele überlebt. Die Vermutung liegt sehr nah, aber noch wissen wir doch gar nicht genau, dass es sich im Bestand um Blauzunge handelt." Knut erhält das ganze Schmerzmittel-Vitamin-Programm. Das war um 11:00 Uhr morgens. Gegen 18:00 Uhr habe ich die rapide Verschlechterung von Knuts Gesundheitszustand dokumentiert.
🖤Knut🖤, 14. März - 13. September 2024
Lieber kleiner Eisbär, du bist das erste eigene Lamm, das ich ans Euter seiner Mutter gehalten habe. Oh, war ich verzückt vom ersten Wurf! Und ich habe mir solche Sorgen gemacht, dass du nicht satt wirst. War Quatsch - deine Mami Freckles hat euch Drillinge Mascha, Nappo und dich bestens groß gekriegt. So prächtige und stets gesunde Lämmer wie ihr, sind bei Drillingen wirklich selten.
An deinem allerersten Lebenstag habe ich ein kurzes Video gedreht und dies sogar in meinem Blog veröffentlicht. Ihr wart halt die ersten Babys und ich somit zum ersten Mal... Schafsmami. Es ist sehr traurig, aber du bleibst auch posthum ein Videostar: ich musste auch deinen letzten Lebenstag aufnehmen.
Du warst ein recht zurückhaltendes Böckchen, deine quirligen Geschwister stahlen dir oft die Show. Aber du warst sehr, sehr lieb, niemals aggressiv, nicht einmal im "Ich hau dir auf die Hörner"-Macho-Spiel. Und auch du warst sehr hübsch. Du warst ein weißer Bock mit schwarzen Klauen. Sehr gut, denn schwarze Klauen sind nicht so anfällig für die Moderhinke. Unter Zuchtkriterien ist das schon mal ein positives Selektionsmerkmal. So gut, dass wir sogar überlegten, ob nicht du zwei oder drei Auen decken solltest. Nun muss diese Aufgabe wohl doch Elton übernehmen, so er denn irgendwann wieder richtig laufen kann. Danke für all die Freude, die du uns von Anfang an bereitet hast, Knutchen. Und werde bitte keine Regenwolke - wir hatten wahrlich genug Tränen!
Freitag, 13. September 2024
Knut ist tot.
Elton erhält den fünften Tag Schmerzmittel, sein Humpeln verstärkt sich. Mittlerweile ist der Kronensaum des rechten Vorderlaufs wund.
Wie erwartet ist Grace's Blutprobe "positiv". Das Veterinäramt informiert, dass mein Betrieb ab sofort amtlich als geschlossen gilt. Zum Glück konnte die Tierärztin meine Panik über diese (mögliche) Maßnahme bereits im Vorwege aus der Welt schaffen. Es bedeutet nur, dass kein Tier den Bestand verlassen darf und auch keines neu in die Herde aufgenommen werden darf, solange es noch BTV-Indizien gibt.
16. September 2024
Elton bewegt sich kaum noch, sein ganzes Bein ist geschwollen. Er erhält für drei Tage Antibiotikum.
17. September 2024
Die Blauzungenkrankheit ist in Schleswig-Holstein nun flächendeckend verbreitet. An der Nordseeküste werden die Deiche für Radfahrer und Fußgänger gesperrt. Das NDR-Schleswig-Holstein-Magazin berichtet mit einer Videosequenz.
19. September 2024
Balboa humpelt.
Eltons Entzündung sucht sich ihren Weg durch den Kronensaum, Eiter tritt aus.
24. September 2024
Böckchen geht es schlecht. Sein Gesicht ist sehr geschwollen, er frisst wenig und hustet trocken. Ihn schmerzen alle vier Füße, er torkelt.
26. September 2024
Böckchen hat Fieber, sein Gesicht ist regelrecht aufgequollen. Er erhält das gesamte Medikamentendepot.
29. September 2024
Elton erhält nochmals Antibiotikum, Böckchen nochmals Schmerzmittel.
2. Oktober 2024
Nücki weist dieselben Symptome auf wie Böckchen. Letzterem geht es endlich wieder gut.
Nücki bekommt Schmerzmittel und Vitamine, wir machen uns aber nicht mehr so viele Sorgen: Die großen, starken Böcke haben mit ihren jeweils über 100 kg Körpergewicht dem Virus offensichtlich viel entgegenzusetzen und überleben.
3. Oktober 2024
Eltons Fuß muss stärker entlastet werden. Vermutlich rechtzeitig vor einer Sepsis, schneiden wir ihm die Sohle auf. Was da herauskommt ist weder schön anzusehen noch riecht es gesund.
4. Oktober 2024
Tuca hustet, schnupft, schleimt und lahmt wie ihre verstorbene Schwester. Sie wird eingepfercht und umsorgt. Sie frisst und trinkt, ruht viel.
Nachmittags beginnt Tuca zu schreien, weil sie alleine ist.
Abends ist Tuca ausgebrochen und tut, als sei nie etwas gewesen.
8. Oktober 2024
Elton benötigt keinen Verband mehr.
Er flehmt bereits nach den Damen, haut kleinere Böcke von der Futterrinne weg und rammt seiner Schäferin den Oberschenkel blau. Wir sind sehr glücklich...
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Das ist sehr traurig 😢
Leider kann man das, was dir und deiner Herde widerfahren ist, nicht mit Worten sagen.
Fühle dich lieb umarmt.
Das ist leider der einzige Trost, den ich dir rüber schicken kann.
Das ist doch ein super lieber Trost, so eine virtuelle Umarmung... 😊
Bei mir sind es ja "nur" drei Schafe (was prozentual trotzdem hoch ist). Was meinst du, wie gruselig es in den großen Betrieben zugeht? Wenn so ein Betrieb "geschlossen" wird (also kein Tier rein, keines raus), kann einen das Virus das wirtschaftliche Genick brechen.
Okay, da wird aber auch nicht um jedes Individuum getrauert, bei mir ging ja jedesmal ein tausendfach durchgekuscheltes Haustier...
Was für eine Odyssee! Ich war schon sehr gespannt, wie es bei dir weitergeht und vor allem mit Elton. Oh, das feut mich, das der alte Bursche wieder nach seinen Mädl's määht!
Vielleicht vom "Fernstreicheln" inspiriert, hatte ich am Freitag von zwei Schafen geträumt. Zu Beginn ein grauslicher Traum, beängstigend, aber am Ende ging ich an einem Flusslauf entlang, dem überraschend zwei Schafe entstiegen, zu mir herkamen und ihre Köpfe an mich drückten. Es war wie eine Umarmung, so als ob sie mir sagen wollten, alles in Ordnung!
Du hast wirklich alles menschenmögliche getan und ich hoffe, ja ich vermute, dass deine verbleibende Herde dich mindestens so trösten kann, wie es meine Traumschafe getan haben.
Jo, der ferngekraulte Patient ist wieder ganz gut drauf, aber keineswegs der alte Elton. Die Behandlung dauerte echt zu lange, er wirkt irgendwie so unsicher, ist viel allein und will (als ehemaliger Boss) gar nicht mehr so viel mit den anderen Jungs zu tun haben. Und er guckt uns nur noch skeptisch an, wenn wir die Bockweide betreten. "Geh' mit vom Fuß oder ich vergesse mich!" Naja, vielleicht fängt er sich wieder. Grundsätzlich sind Schafe nämlich überhaupt nicht nachtragend - was ja auch zu deinem schönen Traum passt.
Es ist tatsächlich so: Wenn ich ein paar Minuten innehalte und einfach nur die Schafe drücke (besser noch: ich lasse sie kommen und sie drücken ihren Kopf in mein Gesicht, lehnen sich vielleicht an), entsteht eine ganz entspannte "Leere", gemütliche Ruhe und definitiv nichts, was auf der Welt gerade wichtig sein könnte. Erst heute Morgen (als Böckchen mich auf diese Weise vom Kacki-Sammeln abhielt) dachte ich, ich muss die tiergestützte Therapie doch irgendwie ermöglichen. Und wenn ich so ein quirliges Kind einfach mal eine halbe Stunde mit dem riesigen Kuschelhammel "einpferche"... ;-)
Ja, nee, ist nicht negativ, eher traurig.
Das so auf einen Schlag zu lesen, macht schon sehr betroffen. Umso verständlicher, dass dir an vielen Tagen der Sinn nicht nach Steemit stand. Und noch betroffener macht es, wenn ich mir überlege, dass du Tag für Tag mit weiteren Hiobsbotschaften rechnen musstest.
Aber es muntert mich ein wenig auf, dass in deinem Stallbuch noch (oder zumindest jetzt) ein paar lachtende Smileys auftauchen :-)
Traurig? Ich hab' den Text - bis auf die Nachrufe -doch so schön sachlich gehalten... Nee, schon klar. Ralf konnte ihn gar nicht ohne feuchte Augen lesen, weil alles wieder hochkam (ist ja auch noch nicht sehr lange her und Elton gefällt uns immer noch nicht (obwohl wir natürlich nicht von seinem Ableben ausgehen). Insofern einen herzlichen Dank für dein Mitgefühl.
Die lachenden Smileys gibt's nur im Oktober im Stallbuch - in August u. September war ich zu sehr mit schwarzen Kreuzen beschäftigt... Nein, ich habe natürlich aufgeschrieben, was welches Tier wann hatte und welche Medikamente es bekommen hat (ist übrigens Pflicht, solch ein detailliertes Stallbuch zu führen), aber ich bin in der Tat meist nicht dazu gekommen, die Gesundung zu markieren. Sollte ich mir angewöhnen, ist ja viel positiver. Die Smileys und vor allem das Herzchen hinter "Ende BTV?!" waren aber echte Impulse... :-))
sende euch ganz viel positive energie
ein virus ist eine mega herausforderung
oft endet es im chaos und mega traurig,dann ist man sofort wieder für die anderen tiere da,die noch atmen
ich kenne solchne situationen zu hauf
in einem jashr habe ich über 350 tiere in den tot begleitet
pocken und herpes virus
man entwickelt sein wissen weiter
heute behandel ich mit reinem oreganoöl
ist ein natürliches ATB
kleiner trost,der vieleicht bei schafen auch wirkt
bei menschen wirkt es super
es tut mir so unendlich leid
fühl dich ganz lieb umärmelt
und nie den mut verlieren,die anderen brauchen dich noch
alles erdenklich liebe sende ich
Vielen Dank für deinen super lieben Kommentar.
Ist natürlich richtig übel, aber irgendwie auch gut zu wissen, dass es andere Menschen gibt, die die Situation genau so kennen und gefühlt haben. Deine Tweeties sind ja auch alles Individuen mit Namen und nicht bloß Vieh.
Oreganoöl kenne ich auch als alternatives Heilmittel. Übrigens kriegen die Tiere jetzt Papayakerne unters Futter. Die werden mich auf Dauer allerdings arm machen...
Positive Energie ist angekommen - kann schon wieder richtig lächeln, gar lachen, wenn ich die Atmenden versorge und sie ihre Späße treiben.
Fest gedrückt zurück... :-))
fühl dich lieb umärmelt
alz ersatz für die papayakerne kannst auch blaumohn nehmen
hab mir überlegt,meine kerne zu sammeln,die hälfte für mich abzunehmen und dann die andere hälfte dir zu zu senden,dann machst immer zwischendurch kuren
was auch bestens hilft ist apfelessig ins wasser zum saufen,denn parasieten,egal welche art,mögen keinen basischen körper
vieleicht saufen deine hübschen das wasser ja,dann hast viel gewonnen
natron mit beimischen zwischendurch und man kommt den plagegeistern gut zu nahe
Ach, das ist ja lieb... :-))
Okay, dann versuche ich auch mal Blaumohn.
Apfelessig, ja. Zunächst war ich etwas skeptisch, weil der Pansen so super empfindlich bei PH-Wertschwankungen ist. Etwas Apfelessig können Schafe aber durchaus ab. Problem: Sie mögen das Wasser nicht trinken, wenn da etwas drin ist. Klar, manche schon, andere verdursten lieber.
Dasselbe habe ich auch mit einem Vitamin-Mineralstoff-Präparat: Einige würden übers Wasser zu viel aufnehmen (sei bei dem für Schafe so wichtigen Selen wohl gar nicht ungefährlich), andere bekämen gar nichts.
Also heißt es ab und zu: "Alle antreten, Mami hat was Leckeres für euch!" Dann gibt es per Spritze ein paar Milliliter ins Maul. Klappt ganz gut. Nur Nücki, The Brain, spuckt alles, was ihm nicht schmeckt, wieder aus. Denke, in ihm steckt ein Lama. Egal. The Brain wird schon wissen, was gut für ihn ist.
jetzt sind wir dran mit einem mycoplasmose virus,
haben meine abundan,doch jetzt wo sie in der mauser sind,und eh geschwächt
sind mir heute 9 tiere verstorben,
ein erpel steht vor seinen toten damen und bleibt alleine zurück :-(
ich heule grade rotz und wasser
diesesmal hat es geklatscht,immer hatte ich es im griff,doch jetzt traf es wie ein schlag
Oh nein, das tut mir furchtbar leid.
Schlimm genug, die Tiere zu verlieren, wenn man dann aber an den Erpel denkt, ist es echt herzzerreißend. Gerade Vögel sind doch sehr treu. Puh, bitter!
Dann drücke ich dich diesmal tröstend ganz fest.
Ihr packt das! Und die Tiere auch... 😘
Sorry for these difficult months. I'm reading with a translator, so not sure I totally followed, but the last entries seem more optimistic. If so, fingers crossed for continuing improvement.
Off-topic, but Grace Kelly was originally from Roxborough, Pennsylvania. I have a great-Aunt who was her neighbor. It's about an hour from me.
Thank you for your compassion. Yes, those were tough weeks. But there is indeed improvement in sight. In any case, no animal is acutely ill any more and the midges that transmit the virus should all be dead (we already have frost at night).
Ah, it's always exciting when you know someone who knows world-famous celebrities personally. Did you ever meet/see Grace Kelly at your great aunt's house? She really was a beautiful woman. I hope it doesn't reveal too much about my age if I think of Grace Kelly of all people when I see an exceptionally elegant “lady”... ;-)
I'm glad for that.
No, I never saw her. I'm pretty sure she had moved away before I was born, but every time we visited my aunt, the family would make it a point to point out the house where Grace Kelly used to live. Sadly, I haven't been down that way in years, and I'm sure I couldn't find it on my own nowadays. But it's one of those childhood memories that sticks with me.
I wasn't thinking of your age, but it was definitely a surprise to see her name in a post about goats and sheep in Germany. I understood when you explained the reasoning, though. I guess that says something about my age, too😉.
I have now looked it up: when Gracia Patricia Grimaldi died, I was 12 years old... ;-)
But for a while I actually liked watching old movies with Grace Kelly and Gary Cooper (I liked him a lot, very handsome...).
Maybe Grace Kelly is also more present here because she married an Eoropean prince ages ago. The tabloids regularly report(ed) on the royal family in Monaco. The prince and an US actress?! Is that possible?!
Who's Grace Kelly? 😜
Ah, you never gambled your money away at the Monaco casino, young fellow.... 😎
I suspect that getting to Monaco would require all of my money 😅
I beat you by two years. I looked it up, too, and I was 14. I don't think I've ever seen any of her movies, though... or Gary Cooper, either. Maybe she was a role model for Meghan Markle. ;-)
Oha, Christiane was kann man da schreiben nachdem man diese Zeilen gelesen hat, der Don hat echt Pipi in den Augen gehabt dabei, so sehrnsind einem die Herdenmitglieder aus deinen Erzählungen ans Herz gewachsen und dann das.
Mit Freude habe ich natürlich auch die guten Nachrichten aufgesaugt das Tuca zu denken scheint es wäre nix passiert, und Elton wieder im wahrtsen Sinne des Wortes bockig wird, ich würde mir wünschen es gibt bald nur noch solch positve Meldungen.
un fuerte abrazo desde Andalucía
Und ich wollte doch so sachlich bleiben...
Nee, das funzt natürlich nicht. Wenn die Herdenmitglieder dir schon nur durch Schrift und (vereinzelt) Bild ans Herz gewachsen sind, kannst du dir das Drama hier ja vorstellen... Menno...
Wichtig ist aber in erster Linie: Weitermachen!
"Bockig" trifft es auf den Punkt. Tztztz, das Tier ist weder böse noch rüpelhaft, es ist bockig... ;-)
Bisschen bockiger muss der gute aber noch werden. Hat immer noch Schmerzen und nun kommt zusätzlich die Psyche ins Spiel: Er sieht die Jungböcke ihre in der Brunst typischen Kämpfe austragen und ausgerechnet der Deckbock, der größte und schönste mit allen Altersrechten, darf/kann nicht mitspielen.
Wird schon noch!
Another sad moment!
Honestly, this doesn't sound so cool seeing these innocent creatures giving up after such terrible fights. It's so disheartening that they had to go through all these painful disease and I know these are tough times to you too.
But you know what they say...?
Tough times don't last. So i am sure, this too, would be bye-gone.
So sorry for all the tough time.
Good to hear about Elton's progress!
Yes, terrible times. So many shepherds are/were going through truly difficult times, and for me (and I'm sure some other colleagues too) there's also the fact that every single animal, every single one, is loved. The animals sense this and when they look at you trustingly, their eyes say “Help me!” but you can't do anything, nothing at all, it tears your heart twice as much.
Elton is still too weak on his feet. His psyche is also suffering: all the bucks that are now in their “full youth” are fighting (as is usual in heat), but the top buck of all bucks, the boss, the biggest with seniority rights, has to lie around out of necessity... That really annoys him!
Animals too are flesh and blood like us. It's terrible to see tgem go through this. I hope and wish things tuns out good soon.
I wouldn't want to go through that. I can imagine how difficult the last months have been for you. I am sure that the level of veterinary medicine, and access to it, in Germany is much higher than in Ukraine. But even in spite of this, it is impossible to escape from many diseases. Undoubtedly, these are economic losses, but they are not in the first place. It's hard to lose animals you love and I understand that well.
But the end of the post inspires hope 🙂
That's right, an animal owner doesn't want to experience something like that, it was terrible. To make matters worse, this is my first year as a sheep farmer. The plans for 2024 were somehow different... I am totally insecure.
I can't judge to what extent veterinary skills differ between Ukraine and Germany. The fact is that there is still no medication for BTV and all alternative treatment options take too long. There are already some good vets, but the problem is that only a few are familiar with small ruminants (sheep are not small cows), which, as potential prey, are almost dead before they show that they are not well.
Regarding Elton's claw, the doctors are at a loss. I now plan to ask an experienced shepherd to take a look at the animal (I don't know the man, hope he comes). Otherwise we'll have to take Elton to the clinic. But then you have to ask yourself at some point with livestock... Most shepherds wouldn't (be able to) pay all those high vet bills...
But we continue to hope optimistically!
I hope you understand that this is an unfortunate coincidence. It so happened that it was your fate to encounter a rather new and dangerous disease of sheep. Perhaps many generations of shepherds have not gone through something like you. It's not your fault. It's natural to be insecure, but it's better for the sheep that you pull yourself together and adopt this approach:
That's much better 🙂. I wish you that your flock of sheep grows, but not so much that you are completely exhausted 😄
Liebe Christiane,
ich hab dein Logbuch des Schreckens gelesen, und dann auch mal was über Blauzungenkrankheit gelesen. Es ist ja noch nicht so lange her, daß diese Krankheit über Griechenland langsam, aber sicher auch in Deutschland einzog. Ließ sich nicht vermeiden, da sie durch kleine Mücken übertragn wird. Bisher gibt es noch keine wirksamen Medikamente und die Impfung ist auch nur schwach vorbeugend. Das gemeine ist, daß die Krankheit nach Ausbruch 100 Tage dauern kann. Und das Ende der Tiere ist oft schrecklich, erstickt am eigenen Schleim. Welche Krankheit müßte ein Mensch haben, um so mit dem Tod ringen zu müssen. Mukoviscidose ist ja eine Verschleimung der Atemwege mit einem sehr zähen Schleim, der sich nur mühevoll abhusten läßt und meistens lebensverkürzende Auswirkung hat. Ich denke deine Lieblinge und auch du, ihr habt genug gelitten und das Schlimmste hinter euch.
"Logbuch des Schreckens" - jo, so kam es mir auch vor, als ich das Stallbuch nochmal chronologisch durchgegangen bin. Und dabei habe ich den Text do so schön sachlich gehalten, habe weggelassen, dass ich mich nicht mehr auf die Weide traute, bei jedem Husten zusammengezuckt bin und so viel geweint habe. Letzteres nicht nur um die toten Tiere...
100 Tage können in einer großen Herde natürlich zusammenkommen - man sieht ja bereits hier, dass das nächste Tier krank wird, kaum ist das erste einigermaßen gesund. Die Dauer der Krankheit im Bestand liegt halt ein bisschen am Lebenszyklus dieser Gnitzen. Ein Individuum selbst ist zum Glück niemals 100 Tage krank. Und wenn die Schafe einmal durch sind, seien sie immun. Eine Weile beängstigte mich, dass mindestens vier Tiere so gar keine Symptome aufwiesen. Ist hoffentlich wie bei uns Menschen: der eine wird durch ein bestimmtes Virus schwer krank, den anderen lässt es völlig kalt. Ansonsten gehe ich ganz optimistisch davon aus, dass für die Gnitzen der Sommer definitiv vorbei ist und ihre möglicherweise angesteckte Brut beim Nachtfrost, den wir schon ein paar Tage haben, elendig, elendigst und qualvoll erfroren ist...
Logisch, daß du einen Haß hast auf die Gnitzen, aber die wissen ja auch nicht was sie anrichten. Die tun das beste für ihren Nachwuchs. Aber das hilft dir auch nicht. Es ist wie mit dem Unkraut, Pflanzen die für uns keinen Nutzen haben sind Unkraut. Ihre Bedeutung in der Natur werden sie haben, sonst wären sie nicht da.
Och, so einen Hass habe ich gar nicht auf die Gnitzen. Eher auf das Virus selbst. Nee, es überwiegt die Enttäuschung, dass mensch kein Medikament erforscht hat.
Im Endeffekt... alles ein natürlicher Kreislauf... :-(
Wir nennen die beschriebenen Pflanzen tatsächlich Beikraut. Bei vielen handelt es sich ja auch um "Heilpflanzen", die haben schon alle irgendwie Sinn. Das ist übrigens besonders gut durch die Schafe zu beobachten: Wenn möglich, suchen sie sich schon das passende Kraut zu bestimmten Wehwehchen aus.
Gnitzen, Mücken (und derartige Plagegeister) nenne ich Biomasse oder Vogelfutter. Schon wichtig... ;-)
Das ist goldrichtig. Beikraut statt Unkraut das paßt. Ein Hoch auf die Vögel, daß sie viel Geister die uns plagen verspeisen.
Was soll ich sagen? Was hilft gegen den Herzschmerz?
Vielleicht die Gewissheit, dass Du Dein bestes gegeben und alles versucht hast.
Ich meine mich zu erinnern, wie du in einem anderen Beitrag erwähnt hast, wie Schafe mit den Verlust ihrer Begleiter umgehen.
In dem Sie weiter leben und es als gegeben ansehen.
Der Begriff Pandemie findet hier in diesem Fall tatsächlich seine Berechtigung auch wenn er nicht verwendet wurde.
Licht & Liebe
In diesem Fall tatsächlich der dankbare, treue Blick aus braunen Kulleraugen mit waagerechter, eckiger Pupille, das Ankuscheln, selbst ein heftiges Anrülpsen vor dem genüsslichen, beruhigenden Wiederkäuen mit angeschmiegter Wange all der (über)lebenden Tiere... :-))
Ja, bei der Blauzungenkrankheit handelt es sich um eine furchtbare Pandemie. Der einzige Grund, weshalb diese nicht stärker durch die Presse geht (anders als z.B. Schweinepest, Vogelgrippe oder BSE), ist, dass man die Schafe auch essen kann, wenn sie das Virus in sich tragen aber noch nicht akut erkrankt sind... :-((
Ich denke, daß man eine Therapie Option hat.
Zumindest hypothetisch.
Werde dazu noch einen Blogbeitrag schreiben.